Ist die Elektrische Muskelsimulation (EMS) – eine geeignete Methode Muskeln aufzubauen?
Muskelaufbau ohne schweißtreibende Trainingseinheiten ist der Traum vieler Fitnessbegeisterter. Durch die elektrische Muskelsimulation (EMS) scheint diese Möglichkeit in greifbare Nähe gerückt. Sie verspricht einen Muskelaufbau ohne körperliche Anstrengung, nur durch die Stimulation der Muskeln. Dieses Training ist zwar sehr wirkungsvoll, trotzdem müssen ein paar Dinge beachtet werden. Bei richtiger Anwendung erleben Sie innerhalb kurzer Zeit einen signifikanten Zuwachs an Muskelmasse.
Was versteht man unter EMS?
Wenn Sie im Fitnessstudio auf klassischem Weg Ihre Muskeln trainieren, bekommen Ihre Muskeln vom Gehirn den Impuls sich zusammenzuziehen. Die EMS umgeht dabei das Gehirn. Eine Maschine erzeugt die Impulse und regt dabei die Muskeln an. Es handelt sich bei den Impulsen um einen Strom niedriger Spannung. Beim Training tragen Sie eine Funktionskleidung, die mit Elektroden bestückt ist. Diese ist so angepasst, dass genau die gewünschten Muskelpartien stimuliert werden. Die Muskeln ziehen sich dabei zusammen, als würden Sie eine Hantel stemmen. Durch den Reiz erfolgt ein Wachstum des Muskels, ohne dass Sie sich anstrengen müssen. Neben der Funktionskleidung ist ein sogenanntes EMS-Gerät notwendig. Dieses erzeugt den benötigen niederfrequenten Strom.
Nutzen und Wirksamkeit von EMS-Training
Obwohl EMS ohne schweißtreibende Kraftanstrengung auskommt, ist sie dennoch sehr effektiv. Durch die elektrische Stimulation ziehen sich die Muskeln sogar stärker als bei einem herkömmlichen Training zusammen, da die EMS tiefere Muskelschichten erreicht. Wenn Sie nur zwanzig Minuten den Anzug anziehen erreichen Sie eine Stimulation der Muskel wie nach einem Training von mehr als zwei Stunden. Sie können entweder den ganzen Körper trainieren oder sich nur einzelnen Muskelgruppen zuwenden. Wie beim „normalen“ Training im Studio können Sie gezielt bestimmte Muskelgruppen ansprechen. So ist es kein Problem durch Muskelaufbau Rückenproblemen vorzubeugen. EMS stimuliert außerdem den Stoffwechsel. Dadurch steigt der Grundumsatz, sodass Abnehmen leichter fällt.
Welche Muskelgruppen kann man mit EMS trainieren?
EMS wurde für Patienten in der Reha entwickelt. Wer sich selbst nicht gut bewegen kann, verliert schnell an Muskelmasse. Das verhindert EMS, denn es wird Muskelmasse ohne Anstrengung aufgebaut. Dieses Prinzip lässt sich auf unterschiedliche Muskelgruppen anwenden. Sie können die Oberarmmuskeln, die Bauchmuskeln oder die Rückenmuskeln trainieren. Sogar Fettabbau ist durch Muskelsimulation möglich. An dieser Stelle stellt man sich unwillkürlich die Frage, ob EMS nicht sportliche Betätigung unnötig macht. Sicherlich, durch EMS kann ein Muskelaufbau erreicht werden. Sport ist allerdings nicht nur der Aufbau von Muskeln. Mindestens genauso wichtig ist ein Herz-Kreislauf-Training. Das kann EMS nicht leisten. Wollen Sie Ihre Kondition verbessern, müssen Sie in die Joggingschuhe schlüpfen und täglich ihre Trainingseinheiten absolvieren.
Ebenso wenig erfolgt ein Training der Koordination. Sie werden durch EMS-Training zwar kräftiger, doch die Muskeln richtig einzusetzen, lernen Sie nicht. Sie können zum Beispiel durch EMS ihre Oberschenkelmuskel aufbauen, trotzdem kann es sein, dass Sie beim Weitsprung nicht das gewünschte Resultat erzielen. Sie müssen gleichzeitig noch die Technik üben.
Was kostet mich ein EMS-Training? Werden Kosten durch meine Krankenkasse übernommen?
Ein Gerät zur elektrischen Muskelstimulation selbst zu kaufen ist kaum eine Alternative. Gute Geräte inklusive Anzug kosten von 7.500,00 EUR aufwärts. Die richtige Anwendung gehört in die Hand eines Fachmanns. Diesen können Sie zu sich nach Hause kommen lassen. Sie bringen das Gerät mit und trainieren mit Ihnen die gewünschte Muskelpartie. Das kostet je nach Angebot zwischen 40,00 EUR und 90,00 EUR. Günstiger ist das Training in einem Fitnessstudio. Dort kostet eine Übungseinheit von 20 Minuten ungefähr 25,00 EUR. Im Internet finden sich viele entsprechende Angebote. Vergleichen Sie zunächst die Preise, bevor Sie sich entscheiden.
Krankenkassen übernehmen auch die Kosten von Rehamaßnahmen und zur Vorbeugung von Krankheiten. Ob sie die EMS übernehmen, lässt sich pauschal nicht sagen. Es kommt immer auf den Einzelfall an. Wenn Sie nur Muskel aufbauen wollen, um einen schöneren Körper zu haben, dann wird das kaum übernommen. Haben Sie schon Rückenschmerzen, sieht die Situation anders aus. Sie sollten auf jeden Fall vor dem Training mit Ihrer Krankenkasse sprechen. In der Regel müssen Sie ein Formular zur Kostenübernahme ausfüllen. Auf gar keinen Fall dürfen Sie größere Ausgaben machen, ohne dass Sie zuvor mit einem Fachberater Ihrer Krankenkasse gesprochen haben.
Kann man EMS-Training auch zu Hause machen?
Das ist durchaus möglich und hat sogar eine Reihe von Vorteilen. Ein Studio hat immer bestimmte Öffnungszeiten. Diese sind zwar sehr großzügig, trotzdem kann es Ihnen passieren, dass Sie vor verschlossenen Türen stehen. Außerdem fallen die Anfahrtskosten weg. Mieten Sie sich einfach ein Gerät. Das ist deutlich günstiger als kaufen. Sie brauchen allerdings einen geeigneten Raum, in dem Sie für die Zeit des Trainings ungestört sind. Bestellen Sie einfach einen Trainer nach Hause. Falls Sie selbst kein Gerät mieten wollen, bringt es der Coach einfach mit.
Die Wahl des passenden Fitnessstudios
Wer in einer kleineren Stadt lebt, hat meist nur eine sehr geringe Auswahl. In einer Großstadt gibt es viele Studios, die mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln leicht zu erreichen sind. Zunächst treffen Sie eine Vorauswahl über das Internet. Auf der Homepage steht in der Regel das Leistungsspektrum. Suchen Sie gezielt nach EMS-Training. Wichtig ist, wie häufig das angeboten wird und was es kostet. Bei den meisten Fitnessstudios müssen Sie längere Zeit Mitglied werden, um an den Übungsstunden teilzunehmen. Hier gibt es große Unterschiede. Optimal ist es, wenn das Studio kurze Kündigungsfristen hat.
Hilfreich bei der Auswahl sind die Erfahrungen anderer Mitglieder. Diese finden Sie in einschlägigen Foren im Internet. Sie können dort auch gezielt nach einem Studio fragen. Sehr häufig bekommen Sie eine Antwort. Eine einzelne negative oder positive Aussage ist wenig Wert. Erst wenn mehrere Erfahrungsberichte vorhanden sind, können Sie sich ein klares Bild von dem Studio machen.
Ist EMS-Training schädlich? Welche Nebenwirkungen könnten auftreten?
Das Training findet unter niederfrequenten Reizstrom statt. Das ist nicht gefährlich, denn ein solcher Strom fließt im Körper auch bei ganz normalem Training. Das Gerät stimuliert gezielt die Muskeln, durch Organe oder dem Herzen fließt kein Strom.
Wie beim Sport besteht auch bei der EMS die Gefahr, es zu übertreiben. Wer sofort mit einer Ganzkörperstimulation beginnt, kann den Körper überlasten. Der Körper reagiert darauf mit Übelkeit und Schwindel. Außerdem besteht die Gefahr, dass der Wert der Creatin-Kinase (CK) ansteigt. Hohe Creatin-Kinase-Werte sind eine Belastung für die Nieren. Dies kann durch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr verhindert werden. Während des Trainings sollten Sie besser zu viel als zu wenig trinken.
Creatin wird auch bei Muskeltraining an Geräten gebildet. Der Stoff lässt sich immer dann im Blut nachweisen, wenn die Muskulatur geschädigt wurde. Das ist beim Training der Fall. Die Muskulatur wird dabei verletzt. Sie erholt sich wieder und passt sich der stärkeren Belastung an. Wenn Sie längere Zeit trainieren, sinkt der CK-Wert im Blut ab. Anfänger müssen also besonders vorsichtig sein, denn bei Ihnen ist der CK-Wert besonders hoch.
Solche Nebenwirkungen lassen sich verhindern, wenn das Training gezielt gesteigert wird. Beginnen Sie mit einzelnen Muskelpartien und erst wenn Sie sich an das Training gewöhnt haben, beschleunigen Sie den Muskelaufbau. Bedenken Sie auch, dass der Muskel nach dem Training eine längere Zeit braucht, um sich zu erholen. Die meisten Fitnessstudio bieten das Training einmal in der Woche an. Häufiger sollten Sie die EMS auch nicht durchführen lassen.
Für wen ist EMS-Training nicht geeignet?
Das Training kann grundsätzlich jeder gesunde Mensch durchführen. Aufgrund der elektrischen Ströme dürfen Menschen mit einem Herzschrittmacher die Übungen nicht durchführen. Ebenso ist EMS für Schwangere nicht geeignet. Bei bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einem bestehenden Thromboserisiko müssen andere Trainingsmethoden gewählt werden. Wie bei jedem Training ist es auch bei der EMS sinnvoll, zunächst einen Arzt aufzusuchen. Ein guter Sportmediziner weiß über EMS Bescheid und kann ihnen zusätzliche Tipps und Informationen geben.
Fazit zum EMS-Training
Bei Rückenschmerzen oder um bestimmte sportliche Leistungen zu vollbringen, sind Muskeln wichtig. Nicht immer hält der Muskelaufbau mit dem Training Schritt. Eine gute Möglichkeit, fehlende Muskelmasse aufzubauen, ist Elektrische Muskelstimulation. Durch niederfrequente Ströme werden die Muskeln veranlasst, sich zusammenziehen. Der Reiz stellt eine Belastung für die Muskeln dar und fördert das Wachstum. Allerdings reicht EMS nicht immer aus. Die Anwendung hat ihre Grenzen. So ist es natürlich nicht möglich, die sportliche Kondition zu erhöhen. Das geht nur durch intensives und regelmäßiges Ausdauertraining. Nicht trainiert werden können auch bestimmte Bewegungsabläufe, wie sie für bestimmte Sportarten typisch sind. In diesem Fall kann EMS das Training begleiten, es aber nicht vollständig ersetzen.
Vor Beginn des Trainings ist es wichtig, einen guten Arzt aufzusuchen. Auch bei der EMS gibt es bestimmte Einschränkungen, die das Training unmöglich machen oder erschweren. Ein Herzschrittmacher oder eine bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankung gehören dazu. Im Endeffekt kann aber nur der Arzt nach einer gründlichen Untersuchung entscheiden, ob EMS die richtige Methode ist. In den meisten Fällen wird der Arzt aber keine Bedenken haben und mit dem Training kann begonnen werden.
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