Allergien – Eine moderne Krankheit?
Immer mehr Menschen reagieren auf ursprünglich harmlose Einflüsse aus der Umwelt mit Allergien: Pflanzenpollen, Haare von Tieren, Hausstaub – auf einmal wird alles zu einer Bedrohung. Grund hierfür ist ein Immunsystem, das aus dem Gleichgewicht geraten ist. In Deutschland sind es zwischen 20 und 30 Millionen Menschen, die von Allergien betroffen sind. Auf der ganzen Welt leiden etwa ein Drittel aller Menschen an Allergien. Forscher vermuten, dass es an unserer veränderten Lebensweise liegt, da sich diese besonders in den vergangenen Jahrzehnten rasant geändert hat.
Ursachen für eine Allergie
An der Entstehung von Allergien sind in der Regel mehrere Faktoren beteiligt. Der Defekt der Darmschleimhaut, eine gestörte Darmflora und psychische Belastungen begünstigen die Entstehung von Allergien, sind jedoch keine alleinige Ursache. Zur allergischen Reaktion kommt es, wenn das Immunsystem so überfordert ist, dass es völlig überzogen reagiert. Plötzlich greifen die Abwehrzellen nicht nur die Schädlinge an, sondern attackieren relativ harmlose Substanzen. Das wäre zunächst noch unproblematisch, erst die darauffolgende allergische Reaktion machen die Allergien für die Betroffenen zu einem Problem. Diese Reaktionen setzen aber erst beim Zweitkontakt mit dem Allergen ein. Zunächst produziert der Körper mittels der weißen Blutkörperchen passende Antikörper, auch Immunglobuline genannt. Diese markieren das Allergen als Fremdstoff, den der Körper bekämpfen soll. Beim zweiten Kontakt wird damit das Allergen identifiziert. Gleichzeitig sorgt das Immunsystem mit sogenannten Gedächtniszellen dafür, dass die Allergene immer wieder genau erkannt werden. Immer wenn es zu einem neuen Kontakt mit dem Allergen kommt, erinnern die Gedächtniszellen das Immunsystem daran, dass es jetzt die Antikörper bilden und dieses bekämpfen muss.
Früher zur Abwehr von Parasiten, heute Allergie
Besonders das IgE (Immunglobulin E) ist maßgeblich für viele Allergien verantwortlich. Früher dagegen war es für die Abwehr von Würmern und anderen Parasiten zuständig. Wenn Sie Allergiker sind, haben Sie eine deutlich erhöhte Menge an IgE im Blut. Während der Erstkontakt noch keine Allergien auslöst, erkennt das IgE-Molekül das auslösende Allergen beim Zweitkontakt. Jedes Molekül ist dabei auf ein ganz bestimmtes Allergen spezialisiert. Sofort beginnen die Mastzellen in den Schleimhäuten mit der Produktion von Histamin, diese röten sich, schwellen an, es tritt ein starker Juckreiz auf, der sich oft wie Brennen anfühlt.
1. Pollenallergien
Von diesem Typ ist die Mehrheit der Menschen betroffen, die auf ein Allergen allergisch reagieren. Sie reagieren auf Pollen, wie beispielsweise Birke, Hasel und Erle. Auch Gräser-, Kräuter- und Roggenpollen können eine Allergie auslösen.
2. Kreuzallergien
Die Pollen, welche Allergien auslösen, haben Ähnlichkeiten mit Proteinen in manchen Nahrungsmitteln. Wenn Sie auf Nahrungmittel allergisch reagieren, kann das durch eine Allergie gegen Pollen hervorgerufen werden. Das wird Kreuzallergie genannt und ist oft mit einem oralen Syndrom verbunden. Hierbei können Sie gegen Obst, Hülsenfrüchte, Kräuter, Gewürze und Gemüse allergisch sein. Die Kreuzallergien sind relativ vielfältig, je nachdem, welcher Pollen ursächlich verantwortlich ist.
3. Hausstauballergien
Eine Allergie gegen Hausstaub ist eigentlich eine Allergie gegen die Ausscheidungen der Hausstaubmilbe. Das sind winzige Spinnentiere, die überall in der Wohnung vorhanden sind, jedoch nur unter dem Mikroskop sichtbar werden. Matratzen, Betten, Teppiche und Polstermöbel sind deren Aufenthaltsorte. Da besonders die Heizungsluft den Milbenkot durch die Luft wirbelt, ist besonders die Heizperiode für Hausstauballergiker problematisch.
4. Tierhaarallergien
Diese Allergien werden durch Proteine ausgelöst, die sich im Speichel, auf der Haut oder im Urin der Tiere befinden. Über Federn oder Haare gelangt dieser auf Kleidung, Luft und Teppiche. Atmet ein Allergiker die damit versetzte Luft ein, kommt es zu einer typischen Reaktion mit geröteten Augen, Niesen, laufender Nase oder Ausschlag bis hin zum Asthma. Oft sind es Katzenhaare, die heftige Allergien auslösen können, da diese besonders leicht schweben und an der Kleidung der Katzenhalter haften bleiben.
5. Insektengiftallergien
Die Stiche von Bienen, Wespen oder Hornissen können diese Allergie auslösen. Dann kommt es zu starken Schwellungen und anderen allergischen Beschwerden. Reagiert der Körper besonders heftig, kann es zu einem anaphylaktischen Schock kommen, der lebensbedrohlich ist.
Anaphylaktischer Schock
Ohne Behandlung verläuft diese allergische Reaktion tödlich. Deswegen ist bei den ersten Anzeichen ein Notarzt zu rufen: Der ganze Körper juckt, es kribbelt in den Handflächen und auf den Fußsohlen. Neben Quaddeln und Rötungen treten Kopfschmerzen, Übelkeit bis hin zu Erbrechen auf. Die Atemwege schwellen zu, das Bewusstsein lässt nach. Der Betroffene wird bewusstlos, entweder mit rasend schnellem Puls oder einem drastisch verlangsamten Pulsschlag, bis hin zu Kreislauf- und Atemstillstand.
]Typ 1- und Typ 4-Allergien
Allergien vom Typ 1 zeigen sich ab dem zweiten Kontakt mit dem Allergen sofort nach dem Kontakt. Bei einer Allergie von Typ 4 laufen die Reaktionen langsamer ab, zeigen sich zudem wesentlich später. Das kann ein bis zu mehreren Tage nach dem Kontakt sein. Da diese so zeitverzögert auftritt, ist die Suche nach dem Auslöser der Allergie wesentlich schwerer als bei einer Typ 1-Allergie.
Nahrungsmittelallergien
Die meisten Nahrungsmittelallergien betreffen Kleinkinder, da deren Immunsystem häufig noch nicht so stark ausgeprägt ist. Trotzdem können auch Erwachsene Allergien gegen Nahrungsmittel entwickeln. Diese sollte jedoch nicht mit einer Unverträglichkeit verwechselt werden: Während bei einer Allergie das Immunsystem überreagiert, ist für eine Unverträglichkeit das Verdauungssystem verantwortlich. Die häufigsten Nahrungsmittelallergien werden durch Milch, Ei, Soja, Gluten, Nüsse, Fische und Meeresfrüchte ausgelöst.
Kontaktallergien
Trifft ein Allergen auf die Haut, löst das eine Allergie aus, auf die der Körper mit einem Ekzem reagiert: Hier sind Nickel, Duftstoffe, Aromastoffe, Kobalt, Latex, Konservierungsstoffe, Kolophonium und viele andere Stoffe die Auslöser.
Alles über die unterschiedlichen Allergien
Immer mehr Menschen leiden unter den verschiedensten Allergien. Wenn Sie auch dazu gehören, können Sie sich hier in unserem Themenspecial Allergien umfassend über Allergien, deren Symptome und Behandlungsmöglichkeiten informieren.
Bildnachweis
Beitragsbild: © Picture-Factory / Fotolia