Glutenallergie – keine klassische Nahrungsmittelallergie
Die Diagnose Glutenallergie, auch unter der Bezeichnung Zöliakie bekannt, löst bei den Betroffenen im ersten Moment zwar Erleichterung darüber aus, dass die vielen Beschwerden endlich einen Namen erhalten haben. Jedoch bringt sie auch eine Unsicherheit mit sich, insbesondere wenn als einzige Therapiemöglichkeit das Vermeiden von Gluten angegeben wird. Denn erst hier werden sich die meisten Menschen bewusst, dass Gluten in nahezu allen Lebensmitteln aus dem Markt erhalten sind und eine Ernährungsumstellung gar nicht so einfach ist. Zudem ist die Glutenallergie keine klassische Nahrungsmittelallergie, sondern wird zu den Autoimmunerkrankungen gezählt.
Gluten – Allgemein
Bei Gluten handelt es sich um einen Sammelbegriff von Klebeereiweißen, welche in manchen Getreidesorten enthalten sind. Hierzu gehören Weizen, Roggen, Dinkel, Hafer, Gerste, Emmer, Kamut, Grünkern, Einkorn und Triticale. Es ist ein Gemisch aus 90% Proteinen, 8% Lipiden und 2% Kohlenhydraten, welche durch die Zugabe an Wasser zum Mehl eine elastische und gummiartige Masse beim Anteigen bildet. Für die Backeigenschaften von Mehl hat es eine zentrale Bedeutung, da dies dafür verantwortlich ist, dass bei Brot und Gebäcken die Form eines Laibes entsteht.
Bei einer normalen Verdauung ist Gluten vollkommen ungefährlich. Liegt jedoch eine Glutenunverträglichkeit vor, welche meist genetisch bedingt ist, kommt es zu einer Schädigung der Dünndarmschleimhaut.
Symptome der Glutenallergie
Die Symptome einer Glutenallergie, bzw. der Zöliakie sind zahlreich. Sowohl bei einer Glutenintensivität als auch bei der Zöliakie sind die Symptome sehr ähnlich, sodass aufgrund dieser allein nicht die Diagnose gestellt werden kann. Besteht eine Vermutung auf Zöliakie, wird im Zuge des Diagnostizierungsverfahrens die Diagnose Glutensensitivität als Ausschlussdiagnose gestellt.
Die Symptome teilen sich auf intestinale und extraintestinale Symptome. Zu den intestinalen Symptomen zählen in den meisten Fällen folgende Symptome:
- Durchfall
- Bauchschmerzen
- Opstipation
- Erbrechen
Die extraintestinalen Symptome werden oft nicht sofort mit den Verdauungsbeschwerden in Verbindung gebracht. Zu diesen zählen sehr oft folgende Symptome:
- Anämie
- Gelenkschmerzen
- Allgemeine Müdigkeit
- Depressionen
- Nährstoffmangel
- Gewichtsverlust
Bei Kindern treten meist folgende Symptome auf:
- Bauchschmerzen und Blähbauch,
- Das Kind ist auffällig blass und müde,
- Der Stuhlgang ist sehr häufig und wirkt in der Konsistenz massig, fettig oder gärig.
- Ein auffällig schwacher Aufbau der Muskulatur,
- Die Stimmung des Kindes wird immer wieder ohne erkennbaren Grund missmutig,
- Erhöhte Infektionsanfälligkeit
Zu häufigen Symptomen zählen zudem Kopfschmerzen und Hautprobleme. Die Kopfschmerzen wurden im Jahre 2018 von britischen Wissenschaftlern im Zusammenhang mit der Glutenunverträglichkeit untersucht. Dabei wurden die Daten von insgesamt 40 Studien ausgewertet, wobei die Daten von 42.388 Personen in das Untersuchungsergebnis einflossen. Die Studie belegte, dass sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern mit Zöliakie eine erhöhte Prävalenz von Kopfschmerzen vorliegt. Im Rahmen mehrerer einzelner Studien wurden Kopfschmerzen als das erste Symptom für Zöliakie genannt. Durch die Umstellung der Ernährung auf eine glutenfreie Diät wurden die Kopfschmerzen bei bis zu 100 % der Betroffenen reduziert und führte bei bis zu 71,3% der betroffenen Kinder zu einem vollkommenen Verschwinden der Kopfschmerzen.
Die Hautprobleme werden mit den Darmproblemen in Verbindung gebracht, da ein erhöhter Anteil an Giftstoffen zu einem erhöhten Bedarf des Körpers nach Entgiftung führt. Die häufigsten Hautprobleme in Zusammenhang mit Glutenallergie sind Eckzeme, Juckreiz, Akne, Ausschlag und sogar Schuppenflechte.
Krankheitsverlauf
Ein Heilmittel für Zöliakie gibt es nicht. Dies bedeutet, dass die Betroffenen ihr Leben lang von dieser Krankheit begleitet werden. Doch sobald die Diagnose feststeht und die Ernährung auf eine glutenfreie Ernährung umgestellt wird, verschwinden in den meisten Fällen die Symptome vollständig.
Bei Menschen, die sehr lange an Zöliakie leiden, besteht ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebserkrankungen des Magen-Darm-Traktes. Zudem kann die Darmentzündung eine Reihe an Mangelerscheinungen und Verdauungsstörungen hervorrufen. Daher wird Zöliakie sehr oft von einer Milchzucker- und Fruktoseunverträglichkeit begleitet. Diese sind jedoch vorübergehend und verschwinden nach gewisser Zeit, sobald die Ernährung auf eine glutenfreie Ernährung umgestellt ist.
Neben der klassischen Zöliakie, welche meist durch die erwähnten Symptome erkannt wird, gibt es noch weitere Formen der Zöliakie. Liegt eine Zöliakie ohne spürbare Symptome vor, spricht man von einer klinischen Zöliakie. Andererseits ist es auch möglich, dass die Untersuchungsergebnisse zwar positiv sind, die Krankheit jedoch nicht ausgebrochen ist. In diesem Fall spricht man von der sog. potenziellen Zöliakie, welche meist bei den Familienangehörigen von Zöliakiepatienten vorkommt. Daneben gibt es eine Form der Zöliakie, bei der die Beschwerden trotz glutenfreien Ernährung nicht zurückgehen; die sog. refraktäre Zölliakie.
Refraktäre Zölliakie – Wenn selbst glutenfreie Kost nicht hilft
Bei der sog. refraktären Zölliakie kommt es bei Betroffenen trotz glutenfreien Kost nicht zur Linderung der Beschwerden. Dies bedeutet, dass die Beschwerden weiterhin bestehen bleiben. Meist liegt bei den Betroffen trotz langgehenden Einnahme der glutenfreien Diät das Malabsorptionssyndrom vor, welches durch chronische Durchfälle, verschiedene Nährstoffmangelprobleme und eine Gewichtsabnahme gekennzeichnet ist. Bleibt diese Art von Zölliakie unbehandelt, kann im ungünstigsten Falle ein T-Zell-Lymphom entstehen. In diesem Fall ist vom Typ II die Rede. Besteht die Vermutung auf refraktäre Zölliakie, werden verschiedene Spezialuntersuchungen durchgeführt. In Europa liegt die Häufigkeit von Zöliakie bei etwa einem Prozent. Ein Prozent davon ist wiederum von der refräkteren Zöliakie betroffen.
Diagnostik der Glutenallergie
Bei der Diagnostik werden verschiedene Aspekte berücksichtigt. Neben der Anamnese, geben eine Blutuntersuchung und eine Gewebeprobe Aufschlüsse darüber, ob der Betroffene an einer Glutenallergie leidet. Im Rahmen der Blutuntersuchung werden die spezifischen Zölliakie-Antikörper im Blut gemessen, bzw. die Anti-Tissue-Transglutaminase IgA und IgG, Anti-Endomysium IgA und IgG und Anti-Gliadin IgA und Anti-Gladin IgG. Daneben wird eine Dünndarmspiegelung mit einer Biopsie durchgeführt.
Glutenfreie Diät – die einzige Behandlungsmöglichkeit
Bei Menschen mit Glutenallergie ermöglicht ausschließlich eine glutenfreie Diät ein beschwerdefreies Leben. Dies bedeutet, dass alle glutenhaltigen Nahrungsmittel das Leben lang strikt zu vermeiden sind. Zöliakiepatienten müssen sowohl alle Nahrungsmittel mit glutenhaltigen Getriedesorten vermeiden, als auch Produkte, welche Gluten enthalten (können). Es wird empfohlen, sich beim Kauf von Lebensmitteln am Gluten-frei-Symbol zu orientieren und ausschließlich Produkte zu kaufen, welche das Symbol enthalten.
Bildnachweise:
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Quellen:
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