Bei einer atopischen Dermatitis (auch Neurodermitis oder atopisches Ekzem genannt) ist die Funktionsfähigkeit der Hautbarriere gestört. Hintergrund sind neben genetischen Faktoren auch Umwelteinflüsse wie zum Beispiel trockene Raumluft durch Klimaanlagen. Eine konsequente Hautpflege mit geeigneten Produkten stärkt die Hautbarriere und kann so die Häufigkeit von Ekzemschüben sowie den Verbrauch von Kortisonsalben bzw. -cremes vermindern.
Die Haut schützt den Körper vor schädlichen Einflüssen wie UV-Strahlen, Chemikalien, Allergenen und Krankheitserregern. Gleichzeitig verhindert die Haut einen übermäßigen Wasserverlust und schützt den Körper so vor der Austrocknung. Diesen Funktionen kann die Haut aber nur gerecht werden, wenn die Hautbarriere intakt ist. Diese Trennschicht, die vor allem in der Hornschicht der Epidermis angesiedelt ist, kann mit einer Backsteinmauer verglichen werden (siehe Abb. 1): Die Ziegelsteine bilden dabei eiweißreiche Hornzellen, den Mörtel besonders strukturierte Fette – die Lipidlamellen. Diese bestehen überwiegend aus körpereigenen Fetten, den Ceramiden, sowie aus freien Fettsäuren und Cholesterin. Nur wenn diese Lipide in ausreichendem Maß vorhanden sind, kann die Haut ihre Schutzfunktion optimal erfüllen.¹
Zu wenig Lipide: Die Mauer ist nicht fest genug
Aufgrund ihrer genetischen Veranlagung produziert ein Teil der Menschen mit einem atopischen Ekzem weniger Hautlipide: So konnte beispielsweise gezeigt werden, dass drei Lipidkomponenten – Cholesterin, freie Fettsäuren und Ceramide – bei Menschen mit atopischer Dermatitis in geringerer Menge vorliegen als bei Hautgesunden, auch die Anzahl Lipidmembranen zwischen den Zellen ist vermindert.¹
Bei vielen Menschen mit atopischer Dermatitis liegt außerdem ein Defizit an so genannten Filaggrinen vor. Diese Eiweißmoleküle sind für die mechanische Festigkeit der Hautbarriere verantwortlich. Die Folge: Die Barrierefunktion der Haut ist gestört, der Wasserverlust durch die Haut ist erhöht – die Haut ist trocken, rau, rissig und empfindlich (Abb. 2). Die nicht voll funktionsfähige Hautbarriere begünstigt darüber hinaus das Eindringen zum Beispiel von Allergenen oder Mikroorganismen. Zusammen mit einer gesteigerten Aktivität des Immunsystems kann es jetzt besonders leicht zu entzündlichen Hautreaktionen kommen, die oft mit starkem Juckreiz einhergehen.¹


Richtige Hautpflege sorgt für weniger Ekzemschübe
Basis jeder Neurodermitis-Behandlung ist die Anwendung geeigneter Hautpflegeprodukte. Außerdem sollten individuelle Triggerfaktoren vermieden werden – also Faktoren die einen Schub auslösen können (zum Beispiel Wolle auf direkt auf der Haut). Mit einer konsequenten Umsetzung dieser Maßnahmen kann die Häufigkeit von Ekzemschüben reduziert werden. Auch der Bedarf an Kortison-haltigen Cremes oder Salben kann abnehmen. Hintergrund ist die verbesserte Barrierefunktion der Haut durch die Basispflege: Sie limitiert das Eindringen von Umweltfaktoren und Allergenen, die entzündliche Mechanismen in der Haut triggern.
Die Auswahl eines bestimmten Produktes zur Basispflege sollte sich nach dem individuellen Patienten richten. Es empfehlen sich Produkte für empfindliche Haut, die nur wenige bzw. keine Stoffe enthalten, die die Haut potenziell reizen können wie zum Beispiel Konservierungsmittel oder bestimmte Parfüme. Ergänzend können je nach Schweregrad Spezialprodukte mit modernen Technologien und speziellen Lipidzusammensetzungen genutzt werden, um die Hautbarriere vollständig wiederherzustellen.
Hier stimmt es: Viel hilft viel
Neben der regelmäßigen Anwendung der Hautpflegemittel kommt es auf die richtige Menge an! Eine Untersuchung aus Großbritannien zeigt: Eine Erhöhung der auf die Haut aufgebrachten Pflegeprodukte von 54 g/Woche auf 426 g/Woche war mit einer Verminderung der Schwere der Ekzeme um fast 90 % assoziiert, ohne dass der Verbrauch an Kortison zugenommen hätte. Diese Erkenntnis wurde durch weitere Studien bestätigt. Dementsprechend empfiehlt die Europäische Leitlinie zur Behandlung der atopischen Dermatitis bei Erwachsenen 1 kg Hautpflegemittel pro Monat aufzutragen – also 30 bis 35 g pro Tag.
Quellen
- Cork et al., J Invest Dermatol 2009;129:1892-1908
- Leitlinie Neurodermitis, AWMF-Registernummer 013-027
- Wollenberg A et al., JEADV 2018;32:657-682
- Eichenfield LF et al., J Am Acad Dermatol 2014;71:116-132
- Tollefson MM et al., Pediatrics 2014;134:e1735-e1744
- Grimalt R et al., Dermatology 2006;214:61-67
- Cork M et al., Br J Dermatol 2003;149:582-589
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