Depression: Therapien im Überblick
Die Depression ist die häufigste psychische Erkrankung. Studien zufolge erkrankt fast jeder Fünfte einmal im Leben an einer Depression, wobei Frauen etwa 2-3 Mal häufiger betroffen sind als Männer. Die Krankheit lässt sich relativ gut behandeln, hierzu stehen verschiedene Behandlungsansätze zur Verfügung. Je nach Schwere der Erkrankung besteht die Therapie aus einzelnen oder kombinierten Behandlungsansätzen und wird ambulant oder stationär durchgeführt. Grundsätzlich basiert die Behandlung einer Depression auf den drei großen Ansätzen:
- Pharmakotherapie
- Psychotherapie
- ergänzende Behandlungsansätze
Jeder dieser Ansätze umfasst verschiedene Therapieformen. Welche Behandlung durchgeführt wird, hängt nicht nur von der Schwere, sondern auch dem Verlauf der Erkrankung sowie persönlichen Vorlieben des Patienten ab. Je besser die individuelle Passung zwischen Patient und Therapie ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass die Behandlung erfolgreich verläuft. Die Depressionen Therapien im Überblick:
Pharmakotherapie: Behandlung mit Antidepressiva
In der Akutbehandlung einer Depression spielen Antidepressiva eine große Rolle. Sie entfalten ihre Wirkung jedoch nicht sofort, sondern meist erst nach zwei bis drei oder sechs Wochen. Sie machen nicht abhängig und verändern auch nicht die Persönlichkeit, was einige Patienten befürchten. Es wird empfohlen, die Medikamente mindestens über einen Zeitraum von vier bis sechs Monaten einzunehmen. Dabei sollte eine engmaschige Betreuung durch den behandelnden Arzt erfolgen. Die Wirkweise von Antidepressiva ist ganz unterschiedlich, ebenso wie die Nebenwirkungen, die ihre Einnahme mit sich bringen kann. Welches Medikament bei einer Depression wie lange einzunehmen ist, kann nicht pauschal beantwortet werden. Die Einnahme ist stets individuell mit dem behandelnden Arzt abzusprechen. Bei der Behandlung von Depressionen kommen folgende Medikamentengruppen zum Einsatz:
Wiederaufnahmehammer
Relativ neu sind die sogenannten selektiven Serotonin- oder Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, die dafür sorgen, dass die körpereigenen Botenstoffe Serotonin und/oder Noradrenalin stärker wirken. Diese Medikamente zeigen vergleichsweise wenig Nebenwirkungen.
Trizyklische Antidepressiva
Die gleiche Wirkweise haben auch trizyklische Antidepressiva. Da sie jedoch häufiger Nebenwirkungen wie Müdigkeit oder Verstopfung mit sich bringen, werden sie nicht mehr so oft eingesetzt wie früher.
Monoamino-Oxidase-Hemmer (MAO-Hemmer)
Monoamino-Oxidase-Hemmer sorgen dafür, dass die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin im Gehirn nicht mehr abgebaut werden, indem das dafür zuständige Enzym blockiert wird. Manche dieser Mittel erfordern eine bestimmte Ernährung, um gefährliche Nebenwirkungen wie Bluthochdruck zu vermeiden.
Neuroleptika
Bei einer besonders schweren Depression oder wenn zusätzlich psychotische Symptome auftreten, kommen manchmal auch Neuroleptika zum Einsatz. Sie haben eine beruhigende Wirkung oder können psychotische Symptome abmildern. Allerdings ist ihre Einnahme teilweise mit starken Nebenwirkungen verbunden.
Johanniskrautpräparate
Mittel aus natürlichen Substanzen wie Johanniskraut können ebenfalls zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden. Sie wirken allerdings nur in sehr hoher Dosierung und bei leichter Krankheitsausprägung. Dennoch können sie Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten wie beispielsweise Mitteln zur hormonellen Empfängnisverhütung (Antibabypille) haben.
Psychotherapie
Der zweite bedeutende Behandlungsansatz bei einer Depression ist die Psychotherapie. Mit ihr sollen Denkmuster und Verhaltensweisen des Patienten verändert werden, die sich im Rahmen einer Depression manifestieren. An ihre Stelle sollen positive Gedanken und aktive Verhaltensmuster treten. Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es verschiedene Therapieformen, die im Folgenden kurz beschrieben werden.
Kognitive Verhaltenstherapie
Die kognitive Verhaltenstherapie gilt als die Psychotherapie, deren Wirksamkeit bei der Behandlung der Depression wissenschaftlich am besten belegt ist. Sie besteht aus drei Bausteinen. Zum einen geht es um den Aufbau einer geregelten Tagesstruktur mit positiven Aktivitäten und regelmäßiger körperlicher Aktivität. Zum anderen wird ein Abbau negativer Denkmuster und Aufbau angemessenerer Denkweisen angestrebt. Und schließlich beinhaltet die Therapie auch ein Training der sozialen Fertigkeiten durch Rollenspiele und Kommunikationsübungen zur Kontaktaufnahme.
Interpersonelle Therapie (IPT)
Ebenfalls wissenschaftlich belegt ist die Wirksamkeit der Interpersonellen Therapie (IPT). Sie legt den Fokus der Behandlung auf die Beziehungen des Patienten zu anderen Menschen und thematisiert auch zwischenmenschliche Probleme. Dabei kann es sich auch um Themen handeln, die nur indirekt mit Dritten zu tun haben wie beispielsweise der Übergang vom Berufsleben in das Rentnerdasein.
Psychoanalytische / Tiefenpsychologisch orientierte Therapie
In der Psychoanalytischen oder tiefenpsychologisch orientierten Therapie geht es dagegen darum, unbewusste innere Konflikte des Patienten zu lösen. Diese Konflikte sind bereits in der Kindheit entstanden und sollen der Auslöser für die Depression sein. Sie können nur durch das bewusste und wiederholte Durchleben im Erwachsenenalter gelöst werden, so die Annahme, die der Therapie zugrunde liegt.
Gesprächspsychotherapie
Die Gesprächspsychotherapie zeichnet sich dadurch aus, dass der Patient hier selbst eine Lösung für seine Probleme entwickelt. Dies geschieht durch die Bewusstmachung der eigenen Gefühle und Bedürfnisse, welche durch einen wertschätzenden Therapeuten unterstützt wird.
Gestalttherapie
Auch in der Gestalttherapie steht die bewusste Wahrnehmung der eigenen Gefühle und des eigenen Verhaltens im Mittelpunkt. Dies ist die Grundlage dafür, dass der Patient lernt, konkrete zwischenmenschliche Situationen besser einzuschätzen und sich entsprechend angemessen zu verhalten.
Sonstige Behandlungsansätze
Neben den bereits beschriebenen Therapieformen gibt es noch zahlreiche weitere Behandlungsansätze. Sie werden in der Regel zusätzlich zu einer Pharmakotherapie und/oder Psychotherapie angeboten. Zu den bekanntesten gehören:
- Lichttherapie: tägliche Behandlung mit sehr hellem Licht; wird vor allem bei leichter und/oder Winterdepression eingesetzt
- Elektrokrampftherapie (EKT): mehrmalige Gabe eines kurzen elektrischen Stromstoßes unter Narkose; bei schwerer Depression, die auf Medikamenten nicht anspricht
- Transkranielle Magnetstimulation (TMS): Stimulation bestimmter Nervenzellen im Gehirn durch ein Magnetfeld; Wirksamkeit wird derzeit noch in wissenschaftlichen Studien überprüft
- Kunst-, Musik- oder Tanztherapie: Möglichkeit, sich selbst kreativ auszudrücken, kann eigene Ressourcen ankurbeln und positive Gefühle unterstützen
- Schlafentzug: führt kurzfristig zu deutlicher Stimmungsaufhellung und kann als Motivation für weitere Behandlung dienen; wird vor allem bei schwerer Depression eingesetzt