Als bipolare Störung wird eine psychische Erkrankung bezeichnet, bei der die Betroffenen ein Hin und Her zwischen Hochgefühl und tiefer Niedergeschlagenheit erleben. Es gibt verschiedene Ausprägungen der Erkrankung und oftmals bleibt sie sogar unerkannt. Leider kann sie in den schlimmsten Fällen die Patienten sogar das Leben kosten. Bipolare Störungen kommen häufiger vor, als man denkt und es gibt in der Geschichte auch zahlreiche Berühmtheiten, die in ihren manischen Phasen wahre Meisterwerke erschaffen haben; so zum Beispiel der Schriftsteller Ernest Hemingway. Aber der Preis, den die Betroffenen für ihre Energie und das Hochgefühl während einer manischen Phase bezahlen, ist zu hoch.
Bipolare Störung – keine seltene Erkrankung
Jeder Mensch erlebt verschiedene Stimmungen. Ein Wechsel von guter Laune zu Phasen, in denen man schlechter Stimmung ist, wird als normal und gesund angesehen. Bei Menschen mit bipolarer Störung ist dieses Wechselbad der Gefühle jedoch in einer extremen und ungesunden Weise ausgeprägt. Die Patienten können unglaubliche Hochphasen erleben, sind dann voller Energie, geben maßlos ihr Geld aus, rasen auf der Autobahn, unternehmen Abenteuer ohne Rücksicht auf eventuelle Gefahren oder Konsequenzen. Von einem Moment auf den anderen jedoch verschwindet die Manie und die Betroffenen driften in eine depressive Phase ab, in der sie antriebslos, traurig und niedergeschlagen sind. In diesen Phasen wollen sie mit der Welt nichts zu tun haben. Manche sehen keinen Sinn mehr im Leben und Selbstmordgedanken sind keine Seltenheit. Schätzungsweise 800.000 Menschen in Deutschland sind von verschiedenen Arten der bipolaren Störung betroffen. Je nach Ausprägung fällt es den Betroffenen in vielen Fällen nicht auf, dass es sich um eine solche Erkrankung handeln könnte. Oft wird eine Depression diagnostiziert und die Hochphasen werden als Besserung wahrgenommen, weil die Betroffenen in ihren manischen Phasen nicht unter ihrer Krankheit leiden.
Falsche Diagnosen
Oft erleben die Betroffenen nur ihre Tiefs als wirklich belastend und fühlen sich während der Hochphasen gut. Deshalb wird vielfach auch von Ärzten und Therapeuten eine Depression erkannt und behandelt. In vielen Fällen bleibt die zweite Komponente, die Manie, vollkommen unerkannt. Normalerweise verläuft die bipolare Störung so, dass sich die Abstände zwischen den manischen und den depressiven Phasen mit der Zeit verkürzen. Der Krankheitsverlauf kann sehr schleichend beginnen und sich über zehn oder zwanzig Jahre hinziehen. Viele Betroffene brechen ihre Therapie, in der ihre angebliche Depression behandelt wird, ab, wenn sie in eine manische Phase kommen. Dies ist ein Zeichen für den behandelnden Arzt, dass es sich bei der Diagnose Depression um eine Fehldiagnose handelt. Nach ein paar Wochen oder Monaten kehren dieselben Patienten nämlich wieder zurück und berichten über einen Rückfall, der keiner ist, sondern nur dem normalen Verlauf der Krankheit entspringt. Dabei ist gerade das ständige Hin und Her für die Betroffenen besonders belastend.
Behandlung von einer bipolaren Störung
Um eine bipolare Störung richtig zu behandeln, ist es zunächst wichtig, die Diagnose zu stellen und zu erkennen, dass der Patient nicht nur depressiv, sondern bipolar ist. Da etwa ein Drittel aller Patienten mit bipolarer Störung Selbstmordgedanken haben, ist es besonders wichtig, die Krankheit wenn möglich schon früh zu erkennen. Hier sind auch Angehörige und Freunde gefragt, denen eine Veränderung am Verhalten eines Betroffenen auffällt. Die meisten Patienten erleben in ihrem Leben mehrfach einen Ausbruch dieser Krankheit. Der Prozentsatz ist besonders hoch bei Betroffenen, die nicht mit Medikamenten gegen bipolare Störung behandelt werden. Daher ist es sinnvoll, eine Therapie in Form einer Kombination aus medikamentöser Behandlung und Gesprächstherapie zu starten. Die größte Herausforderung besteht darin, die Patienten während ihrer Hochphasen, in denen sie voller Energie und Kreativität stecken und sich sehr gut fühlen, bei der Stange zu halten.
Warnsignale und Fazit zum Thema bipolare Störung
Um eine bipolare Störung früh erkennen zu können, bedarf es einer genauen Beobachtung des Patienten. Diese kann jeder für sich selbst durchführen, denn in einem frühen Stadium der Erkrankung ist es oft noch möglich, die Veränderungen an sich selbst wahrzunehmen und objektiv zu beurteilen. Gespräche mit Verwandten und Freunden können wichtige Anreize geben und helfen, eine Erkrankung zu erkennen. Zu den Warnsignalen gehören:
- Phasen in denen man sehr wenig Schlaf benötigt
- Im Wechsel zu Phasen, in denen man fast nur schlafen möchte
- Ungewöhnlicher Tatendrang und das Gefühl von unendlicher Energie
- Senken der Hemmschwelle
- Die Betroffenen reden ungewöhnlich viel und schnell
- Die Betroffenen haben Wochen, in denen sie lustlos und antriebslos sind
- Depressionen die in regelmäßigen Abständen wieder kehren
- Erhöhte Risikobereitschaft
Wenn man solche Symptome an sich selbst oder an Freunden bemerkt, so kann es nicht schaden, einen Arzt oder Therapeuten aufzusuchen, um eine fachkundige Diagnose zu erstellen. Die Behandlung einer bipolaren Störung ist im Anfangsstadium noch deutlich leichter als bei einer fortgeschrittenen Erkrankung. Natürlich ist es bei einer ausgeprägteren Störung einfacher, die Krankheit als solche zu erkennen. Ohne Therapie in Form von Medikamenten gepaart mit gezielter Gesprächstherapie kann die Erkrankung in vielen Fällen zu einem Selbstmord führen oder sich verschlimmern.
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