Definition von Altersdiabetes
Altersdiabetes (oder auch: Erwachsenendiabetes) ist eine früher gebräuchliche Bezeichnung für Diabetes mellitus Typ 2. Sie wurde in Abgrenzung der Typ 1-Diabetes verwendet, da diese wiederum schon im Kindes- oder Jugendalter auftritt, während von Typ 2-Diabetes früher meist nur Menschen im höheren Lebensalter betroffen waren.
Die Bezeichnung als Altersdiabetes gilt mittlerweile jedoch als überholt, da heutzutage auch immer mehr jüngere Menschen an Typ 2-Diabetes erkranken.
Bei der Diabetes Typ 2 (Altersdiabetes) handelt es sich um eine chronische Stoffwechselerkrankung, bei der die Körperzellen eine zunehmende Resistenz gegen Insulin entwickeln. Das Hormon Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse produziert und ist dafür zuständig, dass der aus der Nahrung gewonnene Zucker aus dem Blut in das Innere der Zellen gelangt. Dort wird der Zucker für die Gewinnung von Energie benötigt.
Die Folge der Insulinresistenz: Das verbliebene Insulin schafft es nicht mehr, den Blutzucker in die Zellen zu überführen und der Blutzuckerspiegel steigt an. Der Körper versucht, den vermeintlichen Insulinmangel zu kompensieren, indem er in der Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin produziert. Das führt früher oder später zu einer Überbelastung der Bauchspeicheldrüse, die irgendwann erschöpft ist. Dann entsteht ein absoluter Insulinmangel, den der Körper nicht mehr selbst ausgleichen kann.
Ursachen von Altersdiabetes
In der Wissenschaft besteht Einigkeit darüber, dass es viele möglichen Ursachen und Risikofaktoren der Altersdiabetes gibt, die vermutlich im Zusammenspiel, und nicht einzeln, für die Entstehung einer Diabetes-Erkrankung verantwortlich sind.
Neben einer genetischen Veranlagung ist es vor allem ein ungesunder Lebenswandel, der die Erkrankung begünstigt. Bekannte Risikofaktoren sind:
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
- ungesunde Ernährung (wenig Ballaststoffe, viel Fett und Zucker)
- starker Alkoholkonsum
- Rauchen
Häufigkeit von Altersdiabetes
Typ 2-Diabetes ist mit Abstand die häufigste Form der Diabetes-Erkrankungen. Von den 5 bis 6 Prozent der Diabetiker in Deutschland leiden etwa 90 Prozent an Typ 2-Diabetes. Während früher die meisten Patienten über 40 Jahre alt waren, erkranken heute immer häufiger auch jüngere Menschen und sogar (stark übergewichtige) Jugendliche und Kinder.
Symptome von Altersdiabetes
Zu Beginn der Erkrankung treten keine oder relativ unspezifische Symptome auf, weshalb eine Diagnose häufig erst relativ spät gestellt wird. Mit fortschreitender Erkrankung kommen spezifischere Symptome hinzu die jedoch nicht bei jedem Patienten auftreten müssen.
Typische Symptome sind:
- starker Durst
- häufiges Wasserlassen
- Muskelschwäche, Kraftlosigkeit
- häufige Harnwegsinfekte
- häufige Pilzinfektionen auf der Haut
- Juckreiz
- schlechte Wundheilung
- Erkrankungen des Zahnfleischs
- Gewichtsabnahme ohne offensichtlichen Grund
In der Folge kann es auch zu ernsthaften weitere Erkrankungen kommen, die erst später mit einer zugrundeliegenden Diabetes-Erkrankung in Verbindung gebracht werden.
Mögliche Folgeerkrankungen von Altersdiabetes / Typ 2 Diabetes
- Sehstörungen bis hin zur Erblindung (diabetische Retinopathie)
- schlecht heilende Druckgeschwüre an den Füßen (diabetischer Fuß)
- Durchblutungsstörungen (in den Beinen)
- Herzinfarkt
- Schlaganfall
- Nierenprobleme
- Potenzprobleme
Lebensbedrohlich ist das sogenannte diabetische Koma. Dieses kündigt sich durch eine beschleunigte Atmung, Bauschmerzen, Übelkeit und Erbrechen an. Die Betroffenen erleben ein starkes Durstgefühl und werden dann bewusstlos. Die ausgeatmete Luft der Patienten riecht süßlich und erinnert an den Geruch von Lösungsmittel.
Diagnose von Altersdiabetes
Den ersten diagnostischen Hinweis auf eine Diabetes-Erkrankung liefert der Blutzuckerspiegel. Er lässt sich mit wenig Blut aus der Fingerkuppe messen. Wenn der Blutzuckerwert im nüchternen Zustand, also vor dem Essen, über 126 mg/dl liegt oder nach dem Essen einen Wert von mehr als 140 mg/dl aufweist, ist er erhöht.
Da überschüssiger Zucker über den Urin ausgeschieden wird, lässt sich alternativ auch ein Urintest durchführen. Hierzu wird ein Teststreifen in den Urin gehalten und auf Zuckerrückstände überprüft. Sowohl den einfachen Blutzuckertest als auch den Urintest können Sie mit dem entsprechenden Testmaterial selbst zuhause durchführen.
Es ist jedoch ratsam, bei einem Verdacht auf Diabetes, direkt einen Arzt aufzusuchen, der weitere Tests durchführen kann. Bei einer Messung des Nüchtern-Blutzuckers lässt er zum Beispiel den sogenannten HbA1c-Wert ermitteln. Er gibt Auskunft über den durchschnittlichen Blutzuckerwert in den letzten 2 bis 3 Monaten. Außerdem führt der Arzt einen oralen Glukosetoleranztest (oGTT) durch.
Achtung: Es gibt Faktoren, die eine Blutzuckermessung verfälschen können. Hierzu gehören unter anderem:
- Infektionen
- Operationen
- Medikamente (zum Beispiel kortisonhaltige Präparate oder Anti-Baby-Pille)
Behandlung von Altersdiabetes
Ziel der Behandlung von Typ 2-Diabetes bzw. Altersdiabetes ist es immer, die Blutzuckerwerte wieder auf ein niedrigeres Niveau zu senken und dieses Niveau dauerhaft beizubehalten. Je nach Krankheitsstadium gibt es hierfür unterschiedliche Behandlungsansätze, die nach einem Stufenschema aufgebaut sind:
Stufe 1:
Im Frühstadium kann eine Diabetes-Schulung sowie eine Ernährungsumstellung in Kombination mit mehr Bewegung und einem Rauchstopp helfen.
Stufe 2 und 3:
Ab einem gewissen Krankheitsstadium ist eine medikamentöse Therapie erforderlich, bei der sogenannte orale Antidiabetika (blutzuckersenkende Tabletten) zum Einsatz kommen. Zunächst beginnt die Behandlung mit einem Medikament (Stufe 2) und wird bei Bedarf mit zwei Medikamenten (Stufe 3) fortgesetzt.
Stufe 4:
In fortgeschrittenen Stadien reicht der Einsatz oraler Antidiabetika oft nicht mehr aus. Dann muss dem Körper von außen Insulin zugeführt werden. Diese Insulintherapie kann bei Bedarf mit einem oralen Antidiabetikum kombiniert werden.
Weitere Tipps für Diabetiker
Mit den folgenden Verhaltenstipps können Sie sich den Umgang mit der Diabetes-Erkrankung erleichtern und ihren Verlauf positiv beeinflussen:
- Kontrollieren Sie Ihren Blutzucker regelmäßig.
- Haben Sie für den Notfall stets ein Stück Würfel- oder Traubenzucker dabei, um Unterzucker zu vermeiden.
- Nehmen Sie lieber sechs kleine anstatt drei große Mahlzeiten am Tag zu sich.
- Vermeiden Sie stark zuckerhaltige Lebensmittel.
- Verzichten Sie möglichst auf Alkohol.
- Treiben Sie regelmäßig Sport.
- Reduzieren Sie mögliches Übergewicht.
So beugen Sie Altersdiabetes vor
Die beste Prophylaxe ist ein gesunder Lebenswandel unter Berücksichtigung der bekannten Risikofaktoren, das heißt:
- Ernähren Sie sich gesund und ausgewogen (viele Ballaststoffe, wenig Fett und wenig Zucker).
- Bewegen Sie sich ausreichend, treiben Sie wenn möglich regelmäßig Sport.
- Trinken Sie keinen Alkohol.
- Hören Sie auf zu rauchen.
Beachten Sie: Wenn Sie die diese Verhaltensweisen befolgen, reduzieren Sie deutlich das Risiko für Altersdiabetes (und im Übrigen auch für andere ernsthafte Erkrankungen). Sie stellen jedoch keine Garantie dar; dies gilt insbesondere für den Fall, wenn eine genetische Veranlagung (familiäre Vorbelastung) besteht.
5 häufige Irrtümer über Altersdiabetes
Obwohl Typ 2-Diabetes angesichts seiner Verbreitung als Volkskrankheit gelten kann, gibt es zahlreiche Irrtümer, die sich hartnäckig halten. Fünf der häufigsten Irrtümer sind lauten:
Irrtum1: Nur alte Menschen bekommen Altersdiabetes.
Grundsätzlich können Menschen aus allen Altersgruppen an Typ 2-Diabetes erkranken. Auch wenn ein Großteil der Patienten im höheren Lebensalter ist, erkranken immer mehr junge Menschen an dieser Diabetes-Form.
Irrtum2: Altersdiabetes macht sich sofort bemerkbar.
Aufgrund der zahlreichen verschiedenen und vor allem zu Beginn der Erkrankung recht unspezifischen Symptome, wird die Erkrankung nicht sofort erkannt. Meist ist die Diabetes-Diagnose ein Zufallsbefund, der im Rahmen einer anderen Erkrankung getroffen wird.
Irrtum 3: Diabetiker müssen immer Insulin spritzen.
Ob eine Insulingabe bei Typ 2 -Diabetes notwendig ist, hängt von dem Erkrankungsstadium ab. Zunächst werden andere Behandlungsansätze (wie eine Umstellung des Lebenswandels und die Einnahme oraler Antidiabetika) verfolgt. Nur wenn diese nicht zum Erfolg führen, ist eine Insulingabe erforderlich.
Irrtum 4: Sport ist für Diabetiker tabu.
Das Gegenteil ist der Fall. Sport kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen und auch vor verschiedenen Folgeerkrankungen schützen. Sportler müssen jedoch besonders gut ihre Blutzuckerwerte kontrollieren, um große Schwankungen (durch den hohen Energiebedarf der Muskeln) zu verhindern.
Irrtum 5: Diabetes ist harmlos.
Diabetes ist keine harmlose Erkrankung, sondern fordert – nicht zuletzt durch ihre Folgeerkrankungen – viele Todesopfer. Umso wichtiger ist es, der Krankheit möglichst gut vorzubeugen und im Falle einer Erkrankung möglichst frühzeitig eine Behandlung zu beginnen.
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