Mit einer Diabetes Diät zu einem besseren Leben
Die lange Jahre gültigen Ernährungsratschläge und spezielle Diätprodukte bei Diabetes sind überholt. Was nun grundsätzlich als gesunde Ernährung, auch zur Kalorienreduktion, betrachtet wird, darf bei Diabetikern des Typ 2 auf den Tisch kommen. Lediglich die Patienten mit Diabetes Typ 1 müssen exakt berechnen, was sie essen und ihre Insulinzufuhr darauf abstimmen.
Was heißt Diabetes Diät?
Im Volksmund wird in erster Linie eine Ernährungsweise als Diät bezeichnet, die dem Abnehmen dient. Dies ist nicht falsch, aber ungenau. Eine Diät ist nämlich immer eine Kostform, die das Ziel hat, durch ihre Zusammenstellung ein gesundheitliches Ziel zu verfolgen. Soll mit der Ernährung bewirkt werden, dass überflüssige Pfunde verschwinden, so handelt es sich um eine Reduktionsdiät. Wenn Krankheiten durch die Ernährung besser behandelbar werden, wird die Krankheit im Zusammenhang mit der Ernährungsform genannt, beispielsweise Nieren Diät, Diabetes Diät, Zöliakie Diät.
Diabetes Diät – Grundlagen
Um eine dauerhafte Medikation zu vermeiden oder zumindest reduzieren zu können, ist es für Diabetiker wichtig, den Speiseplan auf die Erkrankung anzupassen. Dabei ist immer der erste Schritt, die Zusammensetzung von Nahrungsmitteln kennenzulernen: Wie viel Fett steckt in den Speisen, wie viele Kohlehydrate, welche Mengen an Zucker. Ein neues Bewusstsein für die Ernährung ist ein hilfreiches Werkzeug, um durch die Lebensweise dem Diabetes entgegen zu wirken.
Diätprodukte? – Nicht nötig!
Früher sah man sie auf dem Extraregal im gut sortierten Supermarkt und in Drogerien: Schokolade, Kekse und andere Lebensmittel wurden speziell für Diabetiker mit Zuckeraustauschstoffen hergestellt. Diese Süßstoffe wie Aspartam, Cyclamat oder Saccharin werden zwar von Diabetikern insulinunabhängig verstoffwechselt, sie können jedoch gesundheitliche Nachteile mit sich bringen. Seit Längerem stehen sie zum Beispiel in Verdacht, Übergewicht zu verursachen. Auch Krebserkrankungen wurden ihnen schon zugerechnet.
Selbst der einst empfohlene Fruchtzucker – Fruktose -, der den Blutzuckerspiegel weniger als Industriezucker ansteigen lässt, hat seinen guten Ruf verloren. Fruktosesirup kann für Übergewicht, für die Entwicklung einer Fettleber und nicht zuletzt für eine reduzierte Insulinempfindlichkeit verantwortlich sein. Fruchtzucker wird zudem zugerechnet, dass er die Harnsäure im Blut ansteigen lässt. Dies führt zu Gichtanfällen. Sämtliche Zuckeraustauschstoffe werden für zunehmend mehr Menschen unverträglich, sie verursachen Magen-Darm-Probleme.
Wie essen bei Diabetes?
Für Diabetiker gelten die gleichen Ernährungsgrundsätze wie für gesunde Personen. Fachärzte, Krankenkassen und Bildungseinrichtungen bieten Koch- und Ernährungskurse für Diabetiker an. Hier kann das Grundwissen über gesunde Nahrung erworben werden. Ebenfalls werden von der DGE, der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, Empfehlungen für eine vollwertige, ausgeglichene Ernährung herausgegeben. Bescheinigt der behandelnde Arzt einem Diabetiker die Notwendigkeit solcher Kurse, so werden die Kosten in vielen Fällen ganz oder teilweise von den Krankenkassen erstattet.
Ein schneller Überblick – Ernährungsmodelle
Die DGE ist es auch, die Diabetikern eine rasche Hilfe zur Hand gibt: Die Ernährungspyramide, auch Lebensmittelpyramide genannt. Der Ernährungskreis, ebenfalls von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung herausgegeben, zeigt auf, wie leicht es sein kann, sich richtig zu ernähren. Aus der am größten dargestellten Gruppe sollen die meisten Portionen verzehrt werden, aus der kleinsten Gruppe am wenigsten. Bei der DGE stehen getreidehaltige Nahrungsmittel in der Hauptgruppe.
Viele Ernährungswissenschaftler geben deshalb der Pyramide, wie sie vom Bundeszentrum für Ernährung herausgegeben wird, den Vorzug. Neben Wasser zur Flüssigkeitszufuhr ist es hier das Gemüse, das den Hauptanteil der täglichen Mahlzeiten ausmacht. Gerade für Diabetiker kann diese Form ein lohnenswertes Ziel für eine Ernährungsumstellung sein. Gemüse hat positivere Auswirkungen auf den Blutzucker, weniger Kalorien und Fett. Dafür bringt es mehr Vitamine und Mineralstoffe als Getreide mit sich. Eine Gewichtsreduktion lässt sich nach diesem Schema leichter erreichen, ohne dass gehungert werden muss.
Die Logi-Methode = „Low Glycemic and Insulinemic Diet“ setzt ebenfalls darauf, dass durch eine Verringerung der Kohlenhydrate der Blutzuckerspiegel niedrig gehalten wird. Bei ihr stehen an der Basis Salate und stärkearme Gemüse, Obst und native Öle. Fisch, Fleisch und Molkereiprodukte bilden die zweite Gruppe. Die dritte Ebene besteht aus Vollkornprodukten, die allerdings in reduzierter Menge verzehrt werden. Weißmehlprodukte, Kartoffeln und Süße bilden die Spitze und sollten somit eher eine Ausnahme sein.
Diabetes- und Reduktionsdiät – Wichtige Grundsätze
Auf Zucker und Süßigkeiten muss nicht verzichtet werden, kleine Mengen sind erlaubt. Am besten ist es, diese zusammen mit andere Lebensmitteln zu essen oder etwa nach der Mahlzeit als Nachtisch. Der Konsum von fettem Fleisch und Wurstwaren wird langsam abgebaut. Die wöchentlichen ein bis zwei Fischmahlgerichte dürfen jedoch fetthaltig sein, hier überwiegen die Vorteile der darin enthaltenen gesunden Fettsäuren.
Gemüse ist der wertvollste Vitamin- und Mineralstofflieferant. Obst in kleinen Mengen darf weiterhin genossen werden. Zubereitet werden die Speisen schonend und fettarm. Wenig Alkohol und reichlich Wasser sind weitere Tipps, die für die neue Ernährungsweise wichtig sind. Wer dann noch auf Fertignahrung verzichtet und stattdessen selber kocht, weiß genau, was er zu sich nimmt. Verstecktes Fett, nicht erkennbare Kohlenhydrate und Zucker landen so nicht auf seinem Teller.
Liegen keine zwingenden medizinischen Gründe vor, so darf die Ernährungsumstellung durchaus Schritt für Schritt erfolgen. Aus zwei Tafeln Schokolade pro Woche wird eine, statt Chips gibt es wenige, aber wertvolle Nüsse, die Pizza landet nur noch einmal im Monat auf dem Teller – oder besser noch, zweimal eine halbe Pizza plus dem großen Salat.
Reduktionsdiät – Grünes Licht vom Arzt
Möchten oder sollten Sie als Diabetiker Übergewicht abbauen, so ist es wichtig, diesen Schritt möglichst genau mit dem Arzt zu besprechen. Eine engmaschigere Kontrolle des Blutzuckers kann erforderlich werden, denn weniger Nahrungsaufnahme bedeutet weniger Kohlehydrate. Werden Medikamente oder gar Insulin in der gleichen Menge wie bei dem früheren höheren Gewicht gegeben, kann eine gefährliche Unterzuckerung auftreten.
Diabetes Typ 1 – Diät
Für diese Patienten ist es immens wichtig, dass bei einer Reduktionsdiät ein genauer Plan eingehalten wird und eine ständige Überwachung durch den Arzt erfolgt. Der Einsatz einer Küchenwaage ist zumindest anfangs eine unerlässliche Hilfe. So lassen sich die KE – Kohlenhydrateinheiten = BE (Berechnungseinheit, früher als Broteinheit bezeichnet) einfach berechnen. Eine Einheit entspricht etwa 10 g Traubenzucker. Besprechen Sie mit dem behandelnden Arzt, wie viele Kalorien täglich eingespart werden dürfen, um einen dauerhaften Erfolg zu erzielen. Oft ist auch hier weniger mehr: Eine geringere Kalorieneinsparung führt zwar langsamer, aber schonender und nachhaltig zum Ziel, dem Gewichtsverlust. Das Idealgewicht nützt zwar dem Typ 1-Diabetiker nicht hinsichtlich dieser Erkrankung, kann ihn aber vor weiteren Krankheiten schützen, die als Folgeerkrankungen auftreten.
Gewicht verlieren – Diabetes Typ 2
Die meisten Typ 2-Diabetiker haben Übergewicht. Darin liegt eine große Chance. Bereits der Verlust von wenigen Kilos führt bei manchen Patienten dazu, dass auf Medikamente verzichtet werden kann. Die Insulinempfindlichkeit bessert sich durch den Fettabbau, regelmäßige Bewegung kurbelt zusätzlich den Stoffwechsel an und bringt weitere gesundheitliche Benefits. Auch für diese Gruppe gilt, dass der Abnehmwunsch und die genaue Zielsetzung mit dem Arzt abgesprochen werden sollte. Medikamente müssen nachtariert werden, damit weder Zuckerspitzen noch Unterzuckerung eintreten.
Interessente Diät-Erkenntnisse
Viele Grundsätze aus den für Gesunde bewährten Reduktionsdiäten lassen sich auch für Diabetiker umsetzen. Die Glyx-Diät, die auf dem glykämischen Index der Lebensmittel basiert und eine ballaststoffreiche, kalorienarme Kost sind einfach in den Alltag zu integrieren. Tabellen mit den Werten für Ballaststoffgehalt und dem glykämischen Index gibt es von Krankenkassen, Ernährungsberatungsstellen oder in Buchform im Fachhandel.
Ballaststoffe – Sattmacher und Verdauungsförderer
Ballaststoffe passieren Magen und Dünndarm nahezu unverändert, sie werden erst im Dickdarm aufgeschlossen. Die entstehenden Abbauprodukte regulieren die Verdauung. Dazu kommt, dass die meisten ballaststoffhaltigen Nahrungsmittel verhältnismäßig kalorienarm sind. Sie machen lange satt und sind nicht zuletzt auch preisgünstig. Wer bisher aber wenig Gemüse und Vollkornprodukte gegessen hat, sollte die Veränderung langsam angehen. Wird zu rasch auf einen hohen Ballaststoffanteil der Mahlzeiten umgestellt, können Blähungen und Bauchschmerzen die Folge sein. Möhren, Hülsenfrüchte und Kohl enthalten einen hohen Anteil an Ballaststoffen. Bei Obst gehören Beeren zu den Favoriten.
Der glykämische Index
Es ist schon einige Zeit her, seit die Glyx-Diät Furore machte. Die Erkenntnisse, die dieser Methode zugrunde liegen, sind aber nach wie vor für Diabetiker wichtig. Mit dem Glyx-Index wird gemessen, wie rasch und wie hoch ein Lebensmittel den Blutzucker in die Höhe treibt. Für eine erste Einschätzung des Glyx-Wertes reicht das Wissen um Kohlehydrate. Schneller verwertbare Kohlehydrate ergeben einen hohen Index, Vollkornprodukte, aber auch Lebensmittel mit Fett sorgen für einen langsamen Anstieg. Selbst die Verarbeitung der Nahrung spielt hier eine Rolle. Je mehr ein Nahrungsmittel verarbeitet wird, desto höher steigt sein Wert auf der Glyx-Skala. Mediziner empfehlen zwar nicht, die Diabetes-Diät ausschließlich auf den Glyx-Index auszurichten, jedoch halten sie das Wissen um ihn für Diabetiker für wertvoll, denn es kann zu einem ausgeglichenen Blutzucker beitragen.
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