Medikamente gegen Diabetes
Diabetes ist eine Stoffwechselkrankheit, von der immer mehr Menschen in Deutschland betroffen sind. In jedem Fall produziert entweder die Bauchspeicheldrüse nicht ausreichend Insulin oder der Körper hat gegen Insulin eine Resistenz entwickelt. Weil der Zucker nicht mehr aus dem Blut in die Zellen transportiert werden kann, steigt der Blutzuckerspiegel. Medikamente helfen, den Blutzuckerspiegel in normalen Bahnen zu halten. Andernfalls kann es zu Folgekrankheiten und Schäden an Blutgefäßen und Nerven kommen. Da jede Diabetes und jeder Patient anders ist, nutzen die Ärzte individuelle Strategien, wenn es darum geht, den Blutzucker zu senken. Hier bekommen Sie eine Übersicht über die Medikamente, die bei Diabetes vom Arzt verordnet werden können.
Insulin
Für die Behandlung der einzelnen Diabetes Typen können die Ärzte auf unterschiedliche Insulinarten zurückgreifen. Die meisten von ihnen werden künstlich im Labor produziert, da auf diese Weise die Wirkung gezielter manipuliert werden kann. Es gibt Insulin, das langsam wirkt und als Basis-Insulin die natürliche Abgabe von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse imitiert. Andere Insulinarten wirken dagegen schnell und fangen den Anstieg des Blutzuckers nach einer Mahlzeit ab.
Insulin bei Diabetes Typ 1
Wenn Sie an Diabetes Typ 1 leiden, bekommen Sie vom Arzt höchstwahrscheinlich eine intensivierte konventionelle Insulintherapie verordnet. Das ist heute der Standard: Sie spritzen ein Langzeitinsulin ein bis zweimal am Tag und zusätzlich zu den Mahlzeiten ein schnell wirkendes Insulin. Bei etlichen Patienten verordnet der Arzt auch ein Insulinpumpe. Am Körper getragen gibt diese permanent Insulin über einen Katheter ab. Allerdings zahlen die Krankenkassen diese Insulinpumpe nicht in allen Fällen.
Insulin bei Diabetes Typ 2
Falls Sie an Diabetes Typ 2 leiden, bekommen Sie nur dann vom Arzt Insulin verordnet, wenn zur Regulierung des Blutzuckerspiegels Tabletten nicht mehr ausreichen. Es gibt Patienten, denen ein Langzeitinsulin reicht. Falls nicht, können auch Patienten mit Diabetes Typ 2 ein schnell wirkendes Insulin zu den Mahlzeiten spritzen oder sie bekommen eine intensivierte konventionelle Insulintherapie verordnet.
Den Blutzucker mit Tabletten senken
Während Diabetiker Typ 1 nicht ohne Insulin auskommen, muss das für Patienten mit Diabetes Typ 2 nicht so sein. Oft reichen sogenannte Antidiabetika aus. Diese werden als Tabletten eingenommen. Diese Antidiabetika gibt es in vielen unterschiedlichen Sorten, die auch jeweils unterschiedlich wirken. Manche von ihnen sorgen dafür, dass der Körper das körpereigene Insulin wieder besser akzeptiert, andere stimulieren die Produktion des Insulins in der Bauchspeicheldrüse. Es gibt Antidiabetika, die gleichzeitig den Blutzucker senken und Herz oder Nieren schützen.
Metformin:
Dieses Medikament ist sicher und wird in vielen Fällen verordnet. Es behindert in der Leber die Bildung von Glukose und sorgt gleichzeitig dafür, dass der Körper weniger insulinresistent ist. Wenn Ihr Arzt Diabetes Typ 2 bei Ihnen diagnostiziert hat und Sie gleichzeitig an Übergewicht leiden, ist Metformin eines der am meisten verordneten Medikamente gegen Diabetes. Allerdings gibt es Menschen, die Metformin nicht vertragen. Dann muss ein anderes Medikament ausgewählt werden.
Sulfonylharnstoffe:
Diese Medikamente regen die Produktion von Insulin in der Bauchspeicheldrüse an. Allerdings richten sich die Tabletten nicht nach dem tatsächlich vorhandenen Blutzuckerspiegel, sondern sie stimulieren die insulinproduzierenden Zellen. Lässt der Patient eine Mahlzeit ausfallen, kann es zu einer Unterzuckerung kommen. Lässt jedoch nach einiger Zeit die Funktion der Bauchspeicheldrüse nach, so dass weniger Insulin produziert wird, können die Sulfonylharnstoffe nicht mehr richtig wirken.
Gliptine (DPP-4-Hemmer):
Wie der Name schon verrät, hemmen die Gliptine den Rückgang des Darmhormons GLP-1, das die Produktion von Insulin stimuliert und auf diese Weise ebenfalls für die Senkung des Blutzuckerspiegels verantwortlich ist. Gliptine sind unter den Medikamenten gegen Diabetes diejenige, die von den meisten Menschen gut vertragen werden. Oft werden sie gemeinsam mit Metformin verschrieben.
GLP-1-Analoga:
Während die Gliptine das Darmhormon GLP-1 stimulieren und dessen Rückgang hemmen, ahmen die GLP-1-Analoga eben jenes Hormon nach. Sie sorgen dafür, dass die Bauchspeicheldrüse genügend Insulin produziert. GLP-1-Analoga gibt es nicht in Tablettenform.Sie werden stattdessen mittels Spritze verabreicht. Als mögliche Nebenwirkung tritt bei den GLP-1-Analoga häufig Übelkeit auf. Je nachdem, welches Präparat der Arzt konkret verordnet, müssen die Analoga entweder einmal in der Woche oder bis zu zweimal täglich gespritzt werden.
SGLT-2-Hemmer:
Diese Medikamente senken den Blutzuckerspiegel, indem sie den Stoff in den Nieren blockieren, der eigentlich verhindert, dass die Glukose über den Urin aus dem Körper geschwemmt wird. Stattdessen sorgen sie dafür, dass die Glukose ganz gezielt aus dem Blut mit dem Urin ausgeschieden wird, jedenfalls dann, wenn ein bestimmter Blutzuckerspiegel überschritten wird. Empagliflozin und Dapagliflozin sind zwei Vertreter der SGLT-2-Hemmer. Da allerdings diese Mittel für einen erhöhten Zuckergehalt des Urins sorgen, können sich dort vermehrt Bakterien und Pilze ansiedeln und für Infektionen sorgen.
Es gibt noch eine ganze Reihe anderer Medikamente gegen Diabetes, die jedoch nur selten und in einzelnen und begründeten Fällen vom Arzt verordnet werden. Zu diesen zählen Glitazone, Glinide und Alpha-Glukosidasehemmer. Außerdem kommen ständig neue Präparate auf den Markt.
In jedem Fall ist es für Sie als Diabetiker wichtig, die Anordnungen des Arztes zu befolgen und die Medikamente richtig einzunehmen. Entgleist der Blutzuckerspiegel, kann das schwere Folgen nach sich ziehen.
Notfallsituationen bei Diabetes
Wer an einem Diabetes erkrankt, ist in der Regel auf die konstante Einnahme der entsprechenden Medikamente angewiesen. Außerdem sollte der Blutzuckerspiegel regelmäßig kontrolliert werden. Trotzdem können selbst bei einer korrekten Medikamention Notfälle eintreten. Gerät der Blutzuckerspiegel außer Kontrolle, kann der gesamte Stoffwechsel entgleisen. Dann kann im Extremfall sogar Lebensgefahr bestehen.
Hypoglykämie (Unterzuckerung)
Sinkt der Blutzuckerspiegel auf einen Wert unterhalb von 50 mg/dl, kommt es zur Hypoglykämie. Diese kann bis zur Bewusstlosigkeit führen. Solange Sie noch bei Bewusstsein sind, können Sie mit Hilfe von Traubenzucker oder süßen Getränken den Blutzuckerspiegel wieder heben. Falls nicht, sollten sämtliche Familienmitglieder wissen, was Sie unternehmen müssen. Eine Möglichkeit ist das Spritzen von Glukagon. Falls Sie unsicher sind, sollten Sie eine Notaufnahme aufsuchen oder den Rettungsdienst rufen.
Eine Hypoglykämie macht sich durch Symptome bemerkbar, die jedoch von Mensch zu Mensch variieren können:
- Heißhunger
- Schweiß bricht aus
- Das Herz beginnt zu klopfen
- Es treten plötzliche Kopfschmerzen auf
- Die Konzentration lässt stark nach
- Die Lippen beginnen zu kribbeln
- Sie sollten Ihren Blutzuckerspiegel kontrollieren, sobald Sie Ihre persönlichen Symptome spüren.
Ursachen: Ausgelöst wird eine Hypoglykämie beispielsweise durch:
- Das Auslassen einer Mahlzeit oder eine ungeplante Zwischenmahlzeit
- Trinken von Alkohol
- Mehr Bewegung
- Überdosierung der Medikamente gegen Diabetes
- Extrem heiße oder kalte Umgebung
Hyperglykämie (Überzuckerung)
Bei einer Hyperglykämie steigt der Blutzuckerspiegel auf mehr als 250 mg/dl. In der Regel ist eine Unterdosierung der Medikamente oder eine vergessene Einnahme dafür verantwortlich. Liegt ein fieberhafter Infekt vor, kann es ebenfalls zu einer Hyperglykämie kommen. Kontrollieren Sie in einem solchen Fall nicht nur den Blutzuckerspiegel selbst (vor allen Dingen, wenn er über mehrere Tage zu hoch ist), sondern auch den Ketongehalt im Urin mit Hilfe von Teststreifen. Ist der Ketongehalt im Urin hoch, sollten Sie sich lieber in ein Krankenhaus begeben. Andernfalls verliert Ihr Körper zu viel Flüssigkeit und damit Mineralien, die dann über Infusionen zurückgeführt werden müssen.
Auch hier gilt: Sind Sie unsicher, sollten Sie lieber eine Notaufnahme aufsuchen oder den Rettungsdienst rufen.
Mögliche Symptome einer Hyperglykämie sind:
- ausgeprägte Trockenheit im Mund
- unstillbares Durstgefühl
- häufiger Harndrang, der auch nachts anhält
- Die Sehschärfe lässt nach
- Sie fühlen sich müde oder benommen
- Sie haben mehr Appetit
- Ihnen wird beim Aufstehen schwindelig
Eine Hyperglykämie kann ebenfalls von unterschiedlichen Ursachen ausgelöst werden:
- fieberhafter Infekt
- Erkrankungen der Nieren
- Essen und Trinken von zuviel zuckerhaltigen Nahrungsmitteln
- Erkrankungen des Blutkreislaufs
Tipp:
Wenn Ihr Kind an Diabetes leidet, sollten Sie als Eltern darauf achten, dass die Erzieher oder Lehrer über die Erkrankung informiert sind und im Notfall helfen können.
Folgekrankheiten von Diabetes
Grundsätzlich ist das Leben mit Diabetes nicht viel anders als ohne diese Krankheit: Wenn bei Ihnen Diabetes diagnostiziert wurde, brauchen Sie keine spezielle Diät einzuhalten, sondern können gesund und abwechslungsreich essen. Muss der Blutzuckerspiegel mit Medikamenten eingestellt werden, sollten Sie diese gewissenhaft einnehmen. Gerade ein schlecht eingestellter Blutzuckerspiegel kann zu schweren Folgeerkrankungen führen. Diese reichen von Schäden an den Blutgefäßen über Nervenschäden, Schäden an den Nieren oder der Netzhaut. Während Menschen mit Diabetes Typ 1 vor allen Dingen an den Schäden leiden können, die der Zucker an den kleinen Blutgefäßen anrichten kann, können bei Menschen mit Diabetes Typ 2 auch Schäden an den großen Blutgefäßen auftreten. Da es allerdings oft eine längere Zeit dauert, bis der Diabetes schließlich diagnostiziert wird, ist oft nicht sicher, ob diese Schäden an den großen Blutgefäßen tatsächlich vom Diabetes herrühren. Mögliche Folgen davon können Durchblutungsstörungen der Beine, aber auch Schlaganfall und Herzinfarkt sein. Außerdem kann ein schlecht eingestellter Blutzuckerspiegel die Nerven schädigen. Eine weitere Folgekrankheit ist das diabetische Fußsyndrom, das bis zur Amputation des Fußes führen kann.
Die Lebenserwartung von Diabetikern gleicht der Lebenserwartung gesunder Menschen
Gelingt es Ihnen mit Hilfe von Medikamenten, einem gesunden Lebensstil und ausreichend Bewegung, Ihren Blutzuckerspiegel in einem gesunden Rahmen zu halten, können Sie auf die gleiche Lebenserwartung hoffen wie Menschen, die nicht an Diabetes erkrankt sind. Bei einem gut eingestellten Blutzuckerspiegel treten auch die gefürchteten Spätfolgen so gut wie nie auf. Selbst eine Schwangerschaft, die Geburt eines Kindes oder die Stillzeit ist dank wirkungsvoller Medikamente heutzutage relativ ungefährlich. Sie müssen lediglich Ihren Blutzucker regelmäßig messen und die Medikamentendosierung Ihres Arztes beachten.
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