Diabetes Mellitus, auch Zuckerkrankheit genannt, existiert in unterschiedlichen Formen. Wenn Sie an Diabetes Typ 1 erkranken, produziert Ihre Bauchspeicheldrüse nur noch wenig oder überhaupt kein Insulin mehr: Sie müssen das Hormon stattdessen regelmäßig spritzen. Da die meisten Menschen als Jugendliche an Diabetes Typ 1 erkranken, wird er auch Jugenddiabetes genannt. Trotzdem kann Diabetes Typ 1 selbst in hohem Alter noch auftreten. Hier erfahren Sie, welche Ursachen Diabetes Typ 1 hat, welche Symptome auftreten und wie er behandelt werden kann.
Die Ursachen für Diabetes Typ 1
In den meisten Fällen tritt Diabetes Typ 1 bereits im Kinder- oder Jugendalter auf. Die Langerhansschen Inseln, also die Zellen der Bauchspeicheldrüse, die das lebensnotwendige Insulin produzieren, werden dabei von körpereigenen Antikörpern zerstört. Stehen mehr als drei Viertel der Zellen nicht mehr der Insulinproduktion zur Verfügung, steigen die Blutzuckerwerte. Das liegt daran, dass die Bauchspeicheldrüse zu wenig Insulin produziert. Bei gesunden Menschen ist das Insulin dafür verantwortlich, dass die Glukose, also der Blutzucker, in die Zellen des Körpers transportiert wird. Dort liefert er die nötige Energie für sämtliche Vorgänge, die in den Zellen stattfinden. Stellt die Bauchspeicheldrüse nicht ausreichend Insulin für den Transport zur Verfügung, bleibt der Zucker im Blut und der Blutzuckerspiegel steigt an. Die eigentlichen Ursachen für die Zerstörung der Zellen in der Bauchspeicheldrüse durch die körpereigene Immunabwehr sind nicht genau bekannt. Die Wissenschaftler vermuten neben erblichen Faktoren eine Reihe weiterer Ursachen.
Genetische Ursachen für Diabetes Typ 1:
Bei rund 15 Prozent der Menschen, die an Diabetes Typ 1 erkranken, leidet auch ein Elternteil oder Geschwister an Diabetes. Das legt eine genetische Disposition nahe. Selbst die Kinder von an Diabetes Typ 2 erkrankten Eltern sind deutlich gefährdeter, selbst an dieser Autoimmunerkrankung zu leiden, als Kinder von gesunden Eltern.
Weitere Ursachen für Diabetes Typ 1:
Auch wenn sich die Forscher noch nicht ganz sicher sind, vermuten sie weitere Ursachen, die einen Diabetes Typ 1 hervorrufen können. Dazu zählen Infektionskrankheiten wie Röteln, Masern, Mumps oder Infektionen mit Coxsackie-Viren. Reagiert das Immunsystem eines Menschen sehr stark auf die UV-Strahlung der Sonne, hat dieser ebenfalls ein höheres Risiko, an Diabetes Typ 1 zu erkranken.
Forscher der Universität Helsinki stellten fest, dass Kinder, die schon früh mit eiweißhaltiger Babynahrung ernährt wurden, ein erhöhtes Risiko für Diabetes Typ 1 hatten. Wurden Kinder dagegen lange gestillt, sank dieses Risiko. Gleichzeitig bemerkten die Forscher, dass Kuhmilch auf die Entwicklung von Diabetes Typ 1 kaum einen Einfluss zu haben scheint.
Auch wenn Menschen mit einem Diabetes Typ 1 häufiger an Zöliakie (einer Glutenunverträglichkeit) leiden, spielt Gluten bei der Vorbeugung von Diabetes Typ 1 keine Rolle, stellten die Wissenschaftler ebenfalls fest. Die Einnahme von Nitrosaminen aus gepökelten Nahrungsmitteln kann nicht nur mutagen und genotoxisch wirken, sondern auch Ursache verschiedener Krebsarten und eine mögliche Ursache für Diabetes Typ 1 sein.
Die Symptome für Diabetes Typ 1
Während Menschen, die an Diabetes Typ 2 erkranken, oft gleichzeitig an Übergewicht leiden, sind Diabetiker vom Typ 1 normalerweise sehr schlanke Menschen. Sind mehr als drei Viertel der Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört, die für die Insulinproduktion zuständig sind, kann der Körper nicht mehr genügend Insulin produzieren. Dann machen sich nach einigen Tagen oder Wochen die Symptome des Diabetes Typ 1 bemerkbar:
- Der Harndrang wird stärker und häufiger: Das liegt daran, dass der Körper den Überschuss an Blutzucker über den Urin ausscheiden möchte.
- Das Durstgefühl nimmt zu: Durch das häufige Wasserlassen mangelt es dem Körper an Flüssigkeit.
– Die Haut ist trocken und kann jucken: Die Haut trocknet aus, weil der Körper über den Urin viel Flüssigkeit verliert. - Es kann zu einem Gewichtsverlust kommen, da der Körper die benötigte Energie nicht mehr aufnehmen kann: Stattdessen nutzen die Zellen die Fettdepots des Körpers und der Betroffene verliert an Gewicht.
- Der Atem beginnt, nach Azeton zu riechen: Das ist ebenfalls eine Folge des Fettabbaus.
- Es kann zu Mattheit, Müdigkeit, aber auch Erbrechen, Übelkeit und Bauchschmerzen kommen.
- Wunden heilen deutlich langsamer: Bei einem Diabetiker wird nicht nur die Haut schlechter durchblutet, sondern das gesamte Immunsystem ist geschwächt. Das führt zu einer schlechteren Wundheilung.
Die Diagnose Diabetes stellt der Arzt
Wenn Sie die oben genannten Symptome bei sich oder Ihrem Kind feststellen, sollten Sie Ihren Haus- oder Kinderarzt aufsuchen. Dieser erfragt nicht nur die gesamte Krankengeschichte, sondern veranlasst auch die nötigen Untersuchungen. Er bittet Sie um eine Urinprobe und setzt einen Termin für eine nüchterne Blutentnahme fest. Beträgt der nüchterne Blutzucker mindestens 7,0 mmol/l oder 126 mg/dl, stellt der Arzt die Diagnose. Bei einem Diabetes Typ 1 lassen sich außerdem die typischen Antikörper nachweisen.
Die Behandlung bei Diabetes Typ 1
Da die Zellen der Bauchspeicheldrüse, in der das Insulin produziert wird, irreparabel zerstört wurden, sind die Patienten auf die lebenslange Gabe von Insulin angewiesen. Kinder bekommen in der Regel menschliches Insulin oder diesem sehr ähnliches Insulin. Das Insulin wird entweder gespritzt oder mit einem Insulin-Pen appliziert. Da bei einer Erkrankung mit Diabetes viel über die Krankheit gelernt werden muss, empfiehlt der Arzt zu Beginn der Behandlung eine spezielle Diabetes-Schulung.
In einer Schulung viel über Diabetes Typ 1 erfahren
Diagnostiziert der Arzt Diabetes Typ 1, sollten Sie eine entsprechende Schulung besuchen. In dieser erfahren Sie nicht nur vieles über die Ursachen und Symptome von Diabetes Typ 1, sondern auch über die richtige Behandlung und die möglichen Folgen. Sie lernen, wie Sie Ihren Blutzuckerspiegel messen und sich selbst das nötige Insulin spritzen können. Weiterhin erfahren Sie, in welchen Nahrungsmitteln wie viel Kohlenhydrate stecken und wie viel Insulin Sie entsprechend spritzen müssen. Zehn Gramm Kohlenhydrate bilden dabei eine sogenannte Kohlenhydrateinheit (oft als KE oder KHE abgekürzt). Diese Menge sorgt für einen Anstieg des Blutzuckerspiegels um 30 – 40 mg/dl. Soll dieser Anstieg gesenkt werden, ist dafür eine Insulineinheit (IE) nötig. Da die Körperzellen je nach Tageszeit unterschiedlich empfindlich auf Insulin und Blutzuckeranstieg reagieren, kann der Bedarf an Insulin pro Mahlzeit durchaus verschieden ausfallen. Mittags braucht der Mensch in der Regel nur halb so viel Insulin pro KE wie morgens.
Tipp:
Auch Erzieher oder Lehrer können an einer solchen Diabetes-Schulung teilnehmen. Damit können sie an Diabetes Typ 1 erkrankte Kinder in einer Einrichtung besser betreuen.
Die Prognose bei Diabetes Typ 1
Wer an Diabetes Typ 1 erkrankt, behält diese Krankheit höchstwahrscheinlich für sein gesamtes restliches Leben. Allerdings gibt es seit neuestem Hoffnung: Forscher entdeckten, dass die BCG-Impfung auch gegen die Immunzellen wirken kann, die für den Diabetes Typ 1 verantwortlich sind. Auch wenn bisher noch keine echten Fortschritte erzielt werden konnten, scheint eine Heilung künftig möglich zu sein.
Mögliche Komplikationen bei Diabetes Typ 1
Auch wenn Ihr Blutzuckerwert korrekt eingestellt ist, müssen Sie auf die mit dem Diabetes Typ 1 möglicherweise verbundenen Langzeitfolgen und lebensbedrohlichen Zustände achten:
- Unterzuckerung (Hypoglykämie): Wird das Insulin falsch dosiert, kann es zu einer Unterzuckerung kommen. Das gleiche geschieht, wenn Sie eine Mahlzeit auslassen oder intensiv Sport treiben.
- Ketoazidotisches Koma: Da bei einem Mangel an Insulin die Körperzellen nicht genügend Energie bekommen, fangen sie an, das Fett- und Muskelgewebe abzubauen. Die dabei gebildeten Abbauprodukte können zu einer Übersäuerung des Blutes führen. Da gleichzeitig der Blutzuckerspiegel sehr hoch ist, versucht der Körper den Zucker über den Urin auszuscheiden. Das kann zu Störungen des Herzrhythmus führen. Verliert der Diabetiker durch die Übersäuerung des Blutes und den Verlust an Flüssigkeit das Bewusstsein, ist das ein echter Notfall, der sofort medizinisch behandelt werden muss.
Mögliche Folgen eines Diabetes Typ 1
Ist der Blutzuckerspiegel nicht optimal eingestellt, kann dieser auf Dauer die Blutgefäße im Körper schädigen und eine sogenannte diabetische Angiopathie verursachen. Wird die Netzhaut des Auges beeinträchtigt, liegt eine diabetische Retinopathie vor, sind die Nieren geschädigt, tritt eine diabetische Nephropathie auf. Im Krankheitsverlauf können bei zu hohem Blutzuckerspiegel auch die Nerven geschädigt werden und eine diabetische Polyneuropathie auftreten. Selbst Schlaganfall, koronare Herzkrankheiten und periphere arterielle Verschlusskrankheiten können Folgen eines Diabetes Typ 1 sein.
Therapie von Diabetes Typ 1
Konventionelle Therapie
Bei dieser Therapieform werden die Insulingaben zwei- bis dreimal täglich zu regelmäßigen Zeiten und in genau vorgeschriebenen Dosen gespritzt.
Intensivierte Therapie (Basis-Bolus-Therapie)
Bei dieser Therapie müssen Sie als Patient selbst gut mitarbeiten. Erst nach der Messung des Blutzuckerspiegels wird die Menge an Insulin bestimmt. Ein langsam wirkendes Basisinsulin deckt dabei den Grundbedarf, ein kurzzeitig wirkendes Insulin die Blutzuckerspitzen je nach Mahlzeit und Aktivität. Für diese Therapie kann auch ein Sensor in das Fettgewebe der Haut implantiert werden. Dieser überprüft stetig den Zuckerspiegel und warnt vor Über- und Unterzuckerung.
Insulinpumpe
Diese Pumpe ist programmierbar. Sie versorgt den Körper über einen Katheter mit dem nötigen Insulin. Damit Sie die Insulinpumpe richtig bedienen, werden Sie zuvor darin unterwiesen. Obwohl sie ihre Insulinpumpe permanent tragen müssen, schätzen gerade Kinder diese sehr.
Fazit: Mit Diabetes Typ 1 ändert sich viel
Wenn der Arzt bei Ihnen oder Ihrem Kind die Diagnose Diabetes Typ 1 stellt, müssen Sie sich darauf einstellen, dass Sie für den Rest des Lebens Ihren Körper mit dem lebensnotwendigen Insulin per Spritze versorgen müssen. Doch mit der entsprechenden Begleitung und Schulung fällt die Gewöhnung an die regelmäßigen Blutzuckermessungen und Insulingaben leicht und wird schnell zum gewohnte Alltag.
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