Diabetes Typ 2 – Krankheit und Chance
Etwa 10 Prozent aller Deutschen sind an Diabetes erkrankt. Die Tendenz ist steigend, jährlich erhalten rund 500 000 Menschen neu diese Diagnose. Die meisten der Erkrankungsfälle gehen auf Diabetes Typ 2 zurück, nämlich über 90 %. Dabei lassen sich ganz eindeutig Faktoren erkennen, die den Ausbruch einer Diabetes Typ 2 fördern: Starkes Übergewicht, das Lebensalter und eine geringe Bildung, die mit wenig Wissen über die richtige Ernährung einhergeht.
Tendenz steigend – Diabetes Typ 2
Nicht nur in Deutschland, sondern sogar weltweit lässt sich anhand der Statistiken klar erkennen, was die Betroffenen prägt. Zum einen sind dies falsche Ernährungsgewohnheiten, zu wenig Bewegung und das Alter an sich. Die Hälfte aller an Diabetes Typ 2 erkrankten Patienten ist über 65 Jahre alt, über eine Million der 80-Jährigen in Deutschland gehören ebenfalls zu den Betroffenen. Leider zeigt sich in den letzten Jahren verstärkt, dass diese Diabetesform bei immer jüngeren Menschen, ja sogar oft bereits im Kindesalter, auftritt. Hier ist auffallend, dass die Insulinresistenz mit einem steigenden Grad der Fettleibigkeit parallel einhergeht. Zusätzlich zu der bekannten Zahl der Patienten muss mit einer Dunkelziffer gerechnet werden. Fachleute sind der Ansicht, dass weitere zwei Millionen Deutsche betroffen sind, die jedoch noch nichts über diese Erkrankung wissen.
Insulinresistenz – Wenn der Zucker im Blut verbleibt
Die erworbene Insulinresistenz ist es auch, die den erhöhten Blutzuckerwerten zugrunde liegt. Aufgabe des Insulins ist es, für den Weitertransport der Zuckermoleküle aus dem Blut in die Zellen zu sorgen. Die Körperzellen sind beim Diabetes Typ 2 jedoch immer weniger in der Lage, auf das körpereigene Insulin anzusprechen. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel und erreicht bei den Erkrankten ungesunde Werte.
Blutzucker und Folgeschäden
Halten diese erhöhten Werte nur kurz an, etwa, weil einmal beim Essen ordentlich über die Stränge geschlagen wurde, so besteht wenig Gefahr für Folgeerkrankungen. Langfristig gesehen werden jedoch Organe, Nerven und Blutgefäße nachhaltig und teils irreparabel zerstört, wenn nicht eine geeignete Therapie einsetzt. Deswegen müssen an Typ 2-Diabetes Erkrankte mit Folgeerkrankungen rechnen, wenn sie ärztliche Ratschläge nicht beachten und ihre Medikation nicht einhalten. Zu diesen teils schwerwiegenden Folgen gehören Herzinfarkt und Schlaganfall. Aber auch Nierenprobleme, Netzhautschäden und Nervenerkrankungen können als Ursache einen Typ 2-Diabetes haben.
Wohlstandskrankheit Diabetes Typ 2
Diabetes mellitus, der „honigsüße Durchfluss“, ist seit dem Altertum bekannt. Dennoch lassen Erhebungen den Schluss zu, dass es mit dem Wissen um die Ursachen vor allem bei Diabetikern mit der Typ 2-Variante nicht so gut bestellt ist, wie es sein könnte. Signifikant ist beispielsweise ein Gefälle innerhalb der Bildungsschichten. Menschen mit einer schlechteren Schulbildung trifft die Krankheit häufiger als die mit Hochschulabschluss. Weltweit betrachtet entsteht ein ähnliches Gefüge der an Diabetes Typ-2 Erkrankten. Es fällt auf, dass die Zahl der Erkrankungen in Europa lediglich um 20 % zunimmt, die in Nordamerika um 42 %, in Lateinamerika um 64 % und in Afrika gar um 94 % bis 98 %. Auch ein Zusammenhang zwischen der finanziellen und sozialen Situation der Betroffenen ist nicht von der Hand zu weisen. So bieten Wohngegenden, die sich Ärmere leisten können, weniger Möglichkeiten für Freizeitgestaltung, die Zahl der Billig-Junk-Food-Angebote dagegen ist höher als in teuren Wohngegenden mit Villen und Gärten. Die Gefahr, in die Spirale „Schlechte Essgewohnheiten-wenig Bewegung-Erkrankungen“ zu geraten, steigt besonders für finanziell Schwache.
Genetische Veranlagung bei Diabetes
Man muss kein Mediziner oder Ernährungswissenschaftler sein, um diese Zahlen der Diabetes Typ 2 Erkrankungen richtig zu interpretieren. Der Zusammenhang mit der Veränderung der Essgewohnheiten – Junk Food und immer mehr industriell verarbeitete Nahrung – liegt auf der Hand. Dies betrifft vor allem die Zunahme der jüngeren Patienten. Im Alter dagegen spielen die eingeschränkte körperliche Mobilität und die nachlassende Funktion der Organe eine ebenfalls wichtige Rolle. Nicht zuletzt wirken genetische Faktoren mit. Sind Großeltern, Eltern oder Geschwister bereits an Diabetes Typ 2 erkrankt, so steigt die Wahrscheinlichkeit, selbst zum Patienten zu werden. Aber auch hier ist an einen Zusammenhang mit den Ernährungsgewohnheiten zu denken. Wie zuhause gekocht wird und wurde, bestimmt oft die eigenen Koch- und Essgewohnheiten über Jahrzehnte, wenn nicht eine umfassende Aufklärung und die Umsetzung der Ratschläge erfolgen.
Die schleichende Erkrankung – Diabetes Typ 2
Diabetes Typ 2 beginnt oft unbemerkt. Anfänglichen Anzeichen wird wenig Aufmerksamkeit geschenkt, da sie nicht unbedingt mit einer eigenständigen Erkrankung in Zusammenhang gebracht werden. Eher rechnen die Betroffenen die Symptome anderen Krankheiten zu.
Die Kennzeichen für den Typ 2-Diabetes gelten für alle Diabetesformen. Dies sind vor allem Durst und häufiges Wasserlassen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schwindel und Sehprobleme, Heißhungerattacken im Wechsel mit Appetitlosigkeit, schlechte Wundheilung und ein angeschlagenes Abwehrsystem des Körpers. Bei Potenzstörungen und Libidoverlust, bei Menstruationsstörungen und dem Ausbleiben einer gewünschten Schwangerschaft denken die Betroffenen sicher nicht zuerst an einen Diabetes. Auch weitere Störungen wie Bettnässen bei Kindern, psychische Veränderungen oder Nervenerkrankungen werden oft auf andere Ursachen hin untersucht.
Typ 2-Diabetes – Eigeninitiative zur Besserung
Obwohl diese Form häufig erst nach langer Zeit erkannt wird, muss – anders als beim Typ 1-Diabetes – nicht unbedingt gleich zur Insulinspritze gegriffen werden. Oft reichen für die Anfangsbehandlung Medikamente und eine Umstellung des Lebensstils aus, um wieder zu gesunden Blutzuckerwerten zu kommen. Gerade im Alter oder bei langjährigen Patienten kann es jedoch bei fortschreitender Erkrankung notwendig werden, doch auf Insulin zuzugreifen, um einen stabilen, akzeptablen Blutzuckerwert zu erreichen.
Besserung möglich – Erfolg in der Behandlung
Eine Garantie, dass man seinen Typ 2-Diabetes wieder loswird, gibt es nicht. Die Disposition bleibt bestehen, auch wenn man durch Verbesserung der Ernährungsgewohnheiten und durch ausreichend Bewegung oft Werte erreicht, die sogar die Einnahme von Medikamenten unnötig macht. Dies ist jedoch nicht unbedingt ein dauerhafter Zustand. Mit dem allgemeinen Nachlassen der Körperfunktionen kann sich die Krankheit wieder verschlimmern.
Richtig ernähren – der erste Schritt auf dem neuen Weg
Eine gesunde und dem Krankheitsbild angepasste Ernährung ist das A und O für den an Diabetes Typ 2 erkrankten Patienten. Natürlich ist es nicht immer einfach, jahrzehntelange Essgewohnheiten von heute auf morgen umzustellen. Grundlegende Kurse über die richtige Ernährung und einer speziellen Diät für Diabetespatienten werden von Krankenkassen, medizinischen Versorgungscentern und Bildungseinrichtungen angeboten. Auch Diabetologen stellen Infomaterial zur Verfügung und halten Vorträge – nicht nur für eigene Patienten – zum Thema oder bieten direkt ein Coaching an.
Was ist „richtiges Essen“?
Pauschal kann gesagt werden, dass der Verzicht auf zu viel tierisches Fett, auf Weißmehl, Alkohol und gesüßte Getränke immer, und vor allem bei Diabetes, gesundheitliche Vorteile mit sich bringt. Stattdessen dürfen es mehrere Portionen Gemüse am Tag sein, Vollkornprodukte und in Maßen Obst. Hochwertige Pflanzenfette mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren und einem hohen Anteil an Vitamin-B-Komplexen helfen, Vitamine und Mineralstoffe in der Nahrung richtig aufzuschließen. Weg von Junk und hin zu vollwertiger Ernährung trägt auch zur Gewichtsreduktion bei. Dies ist besonders wichtig, wenn bei den Patienten eine ausgeprägte Adipositas besteht.
Bewegung hilft – Blutzucker senken mit Sport und Spaziergang
Zur Sportskanone muss niemand werden, aber es ist wissenschaftlich erwiesen, dass regelmäßige Bewegungseinheiten bei Diabetes Typ 2-Patienten wesentlich zu einer Verbesserung des Krankheitsbildes beitragen. Mehrmals die Woche eine halbe bis eine Stunde Spazierengehen kann bereits sichtbare Erfolge erzielen. Wer mehr tun möchte, trainiert zusätzlich seine Kraft und Ausdauer. Natürlich darf eine Erkrankung auch gerne zum Anlass genommen werden, auf sportlicher Ebene neu oder gar erstmalig durchzustarten. Besonders ältere Patienten sollten sich hier aber unbedingt das ärztliche OK geben lassen.
Gewichtsreduktion – auf zu einem neuen Lebensgefühl
Bereits der Verlust von wenigen Kilos Übergewicht kann zu einer deutlichen Senkung des Blutzuckerspiegels beitragen. Um abzunehmen muss niemand hungern. Die richtige Auswahl der Lebensmittel trägt zur Sättigung ebenso bei wie zur Regulation des Blutzuckers. Nicht zuletzt wird durch die Gewichtsabnahme das Risiko verringert, von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder einem Schlaganfall betroffen zu werden. Verlorenes Körpergewicht bringt zudem ein Plus an Lebensgefühl. So kann die Erkrankung durchaus von einer positiven Seite betrachtet werden: Die Umstellung der Lebensweise wird zu einer Chance auf einem neuen Weg.
Medikation – Wenn der Körper Nachhilfe braucht
Um bei einem neu erkannten Diabetes Typ 2 rasch auf gesunde Werte zu kommen, kann die zeitweilige Gabe von Medikamenten wichtig sein. Dies muss nicht zum Dauerzustand werden. Allerdings gelingt es nicht immer, allein durch die Umstellung der Lebensweise ausreichende Erfolge zu erzielen. Moderne Antidiabetika sind gut verträglich und einfach einzunehmen. Wie gut der Körper auf sie reagiert und wie sich die Anpassung der Lebensweise auswirkt, muss zumindest für eine Zeit mit Teststreifen kontrolliert werden. So bekommt der Patient mit der Zeit ein Gespür, wie sich die durch die Nahrungsaufnahme ergebenden unterschiedlichen Werte für ihn erkenntlich machen.
Keine Angst vor der Spritze – Insulin bei Diabetes Typ 2
Bei langjährigen Patienten mit Diabetes Typ 2 reichen jedoch Tabletten nicht immer zur Regulation aus. Hier wird es notwendig, zusätzlich Insulin zu spritzen. Mit einem Zuckertagebuch und der regelmäßigen Kontrolle gelingt es in den meisten Fällen, die Insulineinheiten so zu dosieren, dass ein stabiler Wert erreicht wird. Das Spritzen selbst ist dank des vielfach zum Einsatz kommenden Pens eine einfache Sache, die vom Patienten selbst vorgenommen werden kann. Zur Insulingabe gehören auch die Aufzeichnungen über die Werte. Je nach Schwere der Erkrankungen heißt es mehrfach am Tag die Blutzuckerwerte zu kontrollieren. Spitzen oder Unterzucker werden nach Anweisung des Diabetologen durch eine unterschiedlich hohe Einheitenzahl reguliert. Dadurch wird ein Lebensstandard erreicht, der vielfach nicht als Einschränkung wahrgenommen wird.
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