Stellt ein Arzt eine Erkrankung an Diabetes fest, handelt es sich in den meisten Fällen um Diabetes Typ 1, Diabetes Typ 2 oder Schwangerschaftsdiabetes. Neben diesen drei häufigsten Arten von Diabetes gibt es weitere Arten. Diese kommen jedoch relativ selten vor. Verursacht werden diese unter Diabetes Typ 3 zusammengefassten Erkrankungen durch genetische Defekte, Infektionen mit Viren, eine Behandlung mit Medikamenten, aber auch durch Missbrauch von Alkohol, Stoffwechselstörungen oder von einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Hier erfahren Sie, welche unterschiedlichen Arten von Diabetes Typ 3 es gibt und wie sie diagnostiziert und behandelt werden.
Die Symptome von Diabetes Typ 3
Prinzipiell treten bei Diabetes Typ 3 die gleichen Symptome auf wie bei den anderen Arten. Auch in diesem Fall ist der Blutzuckerspiegel zu hoch, wodurch Organschäden auftreten können. Diese hohen Blutzuckerwerte werden ebenso wie bei Diabetes Typ 1 oder Diabetes Typ 2 durch Insulin, blutzuckersenkende Medikamente in Verbindung mit einer gesunden und abwechslungsreichen Mischkost therapiert. Je nach Ursache wird der Diabetes Typ 3 in acht unterschiedliche Arten unterteilt.
Die 8 Untertypen der Diabetes Typ 3
Diabetes Typ 3a
Der Diabetes Typ 3a wird auch als MODY bezeichnet und ist eine Abkürzung für „Maturity Onset Diabetes of the Young“, übersetzt: Erwachsenen-Diabetes, der bereits bei Kindern und Jugendlichen auftritt. Bisher unterscheiden die Mediziner 13 unterschiedliche Formen (MODY 1 – MODY 13), die sämtlich von Gendefekten verursacht werden. Diese Gendefekte führen zu einer abnormalen Entwicklung der Bauchspeicheldrüse oder der Inselzellen, sie können aber auch die Produktion des Insulins stören. Da dieser Diabetes Typ vererbbar ist, sind oft mehrere Mitglieder einer Familie daran erkrankt.
Diabetes Typ 3b
Bei diesem Diabetes Typ verhindert ein genetischer Defekt, dass das Insulin wie gewünscht wirken kann. Auch vom Diabetes Typ 3b gibt es verschiedene Varianten. In jedem Fall ist aber die Insulinresistenz mehr oder weniger stark ausgeprägt. Wer am Lipatrophischen Diabetes erkrankt, bei dem wird das Fett im Körper Stück für Stück abgebaut. Gegen diesen Diabetes gibt es bisher keine wirksame Therapie.
Diabetes Typ 3c
Dieser Diabetes Typ entsteht durch Verletzungen oder Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, so dass die Produktion von Insulin gehindert wird. Je nachdem, welche Erkrankungen oder Verletzungen ursächlich sind, gibt es auch hier unterschiedliche Varianten:
- Chronischer Alkoholmißbrauch kann eine chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse verursachen und damit die Insulinproduktion behindern.
- Wenn aufgrund eines Tumors die Bauchspeicheldrüse entweder teilweise oder total entfernt werden muss.
- Wenn bei einem Unfall die Bauchspeicheldrüse verletzt wird.
- Bei einer Erkrankung an Mukoviszidose (einer unheilbaren Erbkrankheit) kann sich auch in der Bauchspeicheldrüse zähflüssiges Sekret bilden. Schädigt es beispielsweise die insulinproduzierenden Zellen, kann eine Insulintherapie nötig werden.
- Wenn sich in der Bauchspeicheldrüse Gewebe neu bildet und damit die insulinproduzierenden Zellen schädigt.
- Wird zu viel Eisen im Körper gespeichert, weil eine Hämochromatose vorliegt, können auch die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse betroffen sein.
Diabetes Typ 3d
Dieser Diabetes Typ wird von hormonell bedingten Krankheiten verursacht (in alphabetischer Reihenfolge):
- Akromegalie: Bei dieser Krankheit produziert die Hypophyse zu viel Wachstumshormon, das dafür sorgt, dass in der Leber selbst Glukose gebildet wird. Gleichzeitig wird der Körper resistent gegenüber Insulin.
- Aldosteronom: Ein Tumor der Nebennierenrinde, der für das Entstehen von Diabetes sorgen kann.
- Glucagonom: Entsteht dieser Tumor in der Bauchspeicheldrüse, produziert diese vermehrt Glucagon, den Gegenspieler von Insulin. Damit steigt der Blutzuckerspiegel an.
- Morbus Cushing: Der Körper produziert zu viel von dem Hormon ACTH, welches wiederum für einen erhöhten Cortisonspiegel sorgt. Werden die Körperzellen zunehmend resistent gegen Insulin, steigt in Folge der Blutzuckerspiegel.
- Schilddrüsenüberfunktion: Diese Krankheit kann ebenfalls zu einem Anstieg des Blutzuckerspiegels und damit zu einem Diabetes führen.
- Somatostatinom: Tumor von Bauchspeicheldrüse und Zwölffingerdarm. Wird die Produktion von Insulin durch diesen gehemmt, steigt der Blutzuckerspiegel an und ein Diabetes entsteht.
- Phäochromozytom: Der Tumor des Nebennierenmarks kann ebenfalls dafür sorgen, dass die Nieren selbst Glukose produzieren und damit der Blutzuckerspiegel steigt.
Diabetes Typ 3e
Diese Diabetes kann von Medikamenten oder Chemikalien hervorgerufen werden (in alphabetischer Reihenfolge):
- Beta-Sympathomimetika: Medikamente zur Behandlung von Asthma, chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) und Reizblase.
- Diazoxid: Mit diesem Medikament kann eine Hypoglykämie, ein Unterzucker behandelt werden.
- Glukokortikoide (Cortison): Diese Stoffe sind gewissermaßen der Gegenspieler des Insulin, hemmen dessen Produktion und regen die Leber zur Neubildung von Glukose an.
- Interferon-alpha: Wird zur Therapie bei Hepatitis B und Hepatitis C genutzt.
- Nikotinsäure: Das Vitamin kann dafür sorgen, dass die Glukosetoleranz des Körpers schlechter wird.
- Pentamidin: Wird zur Therapie parasitärer Erkrankungen genutzt.
- Phenytoin: Medikament zur Therapie bei Herzrhythmusstörungen und Epilepsie.
- Pyrinuron: Gift gegen Nagetiere.
- Schilddrüsenhormone: Werden zur Behandlung einer Unterfunktion der Schilddrüse eingesetzt.
- Thiazid-Diuretika: Dieses harntreibende Medikament wird bei Bluthochdruck und Herzschwäche verschrieben.
Diabetes Typ 3f
Erkrankt ein Mensch an Röteln oder infiziert sich mit Zytomegalie-Viren (einem Herpes-Virus), kann Diabetes Typ 3f eine mögliche Komplikation sein, die in der Regel ungeborene Kinder betrifft.
Diabetes Typ 3g
Neben der Autoimmunerkrankung, durch die ein Diabetes Typ 1 hervorgerufen werden kann, gibt es weitere Autoimmunerkrankungen. Diese verursachen einen Diabetes Typ 3g.
Diabetes Typ 3h
Ist der Diabetes von genetischen Syndromen verursacht, wird er als Diabetes Typ 3h bezeichnet (Ursachen in alphabetischer Reihenfolge):
- Chorea Huntington
- Dystrophia myotonica
- Friedreich-Ataxie
- Klinefelter-Syndrom
- Porphyrie
- Prader-Willi-Labhart-Syndrom
- Trisomie 21
- Turner-Syndrom
- Wolfram-Syndrom
Oft Jahrelange Suche nach der Ursache für Diabetes Typ 3
Während der Diabetes Typ 2 für rund 90 Prozent aller Diabetes-Erkrankungen verantwortlich ist und auch der Diabetes Typ 1, der im Kindesalter auftritt, bei Ärzten und vielen Eltern bekannt ist, sind die speziellen Arten des Diabetes Typ 3 auch vielen Ärzten unbekannt. Andere Krankheiten, Medikamente, Giftstoffe oder genetische Syndrome sorgen für einen gestörten Zuckerstoffwechsel, in dessen Folge sich schließlich ein Diabetes manifestiert. Spezialisten für Diabetes wissen von den unterschiedlichen Formen, die ein solcher Diabetes haben kann. Damit lassen sich auch die schweren Folgeerkrankungen des Diabetes weitestgehend vermeiden.
Hintergrundwissen: Die Aufgabe der Bauchspeicheldrüse
Die Bauchspeicheldrüse des Menschen ist ein Organ, das mehrere wichtige Funktionen im Körper ausübt. So produziert die Bauchspeicheldrüse jeden Tag Enzyme, die der menschliche Organismus für die Verdauung der Nahrung benötigt. Außerdem sind in der Bauchspeicheldrüse jene Zellen situiert, in denen Insulin, aber auch Glucagon gebildet wird. Während Insulin den Blutzuckerspiegel senken und die Glukose in die Zellen transportieren kann wirkt Glucagon als Gegenspieler. Sind die Zellen der Bauchspeicheldrüse nachhaltig vernichtet und können kein Insulin mehr produzieren, steigt der Blutzuckerspiegel und der Diabetes macht sich mit seinen typischen Symptomen bemerkbar.
Diabetes Typ 3: Die typischen Symptome
Wird die Bauchspeicheldrüse geschädigt, ist in der Regel zunächst die Verdauung, besonders die Fettverdauung gestört. Isst der Patient Fett, macht sich das nicht nur mit Durchfall und Bauchschmerzen, sondern auch durch einen fettig glänzenden Stuhlgang bemerkbar. Im Lauf der Zeit steigt auch der Blutzuckerspiegel. Dieser verursacht Durst, der Patient trinkt mehr und scheidet damit auch mehr Urin ab. Sobald der Blutzuckerspiegel im Urin steigt, lässt er sich auch dort nachweisen. Als Folge des Diabetes sind die Betroffenen oft matt und müde, können Infektionskrankheiten weniger Widerstand leisten und verlieren an Gewicht. Gleichzeitig leiden die Betroffenen auch an den Symptomen der Erkrankung, die den Diabetes schlussendlich verursacht.
Die Behandlung von Diabetes Typ 3
Zuerst gilt es, die Erkrankung zu behandeln, welche den Diabetes Typ 3 ausgelöst hat. Wurde er von Medikamenten verursacht, sollten diese wenn möglich abgesetzt oder durch andere ersetzt werden. Liegt der Diabetes Typ 3 nur in einer relativ milden Form vor, reichen möglicherweise orale Antidiabetika in Zusammenhang mit einer entsprechenden Ernährung aus. Ist der Blutzuckerspiegel jedoch hoch, muss eventuell Insulin gespritzt werden. Welche Behandlung schließlich für den Diabetes Typ 3 genau in Frage kommt, hängt von der konkreten Ursache ab.
Die Diagnose von Diabetes Typ 3
Zunächst wird jeder Diabetes ähnlich diagnostiziert. Nach einer Anamnese bestimmt der Arzt den Blutzuckerspiegel und bittet um eine Urinprobe. Anschließend bekommt der Patient einen Termin zur Bestimmung des Nüchtern-Blutzuckers. Dieser wird morgens bestimmt, nachdem mindestens acht Stunden ohne Essen und ohne zuckerhaltige Getränke verbracht wurden. Ebenso kann ein oraler Glukose-Toleranz-Test Aufschluss über einen möglichen Diabetes geben. Nach der Diagnose des Diabetes muss der genaue Diabetes Typ und damit auch die Ursache für die Zuckerkrankheit herausgefunden werden. Liegen dem Diabetes genetische Erkrankungen zugrunde, lassen sich diese diese per Chromosomen- oder Genanalyse herausfinden.
Das können Sie selbst nach der Diagnose eines Diabetes Typ 3 machen
- Sie sollten Ihre Ernährung auf eine abwechslungsreiche und gesunde Kost umstellen.
- Wenn Sie an Übergewicht leiden, ist eine Reduzierung Ihres Gewichtes sinnvoll. Damit können Sie Ihren Körper entlasten.
- Bewegen Sie sich und treiben Sie moderaten Sport.
Je nach Ausprägung des Diabetes Typ 3 können diese Maßnahmen bereits ausreichen, so dass Sie ohne zusätzliche Gaben von Insulin Ihren Blutzuckerspiegel konstant halten können. Falls Ihnen Ihr Arzt Insulin verschreibt: Dieses gibt es sowohl als Spritzen, aber auch als Tabletten. So vielfältig wie die einzelnen Typen des Diabetes Typ 3 sind, so vielfältig kann auch die Therapie ausfallen. Daher ist es wichtig, dass Sie sich an die Anweisungen Ihres Arztes halten, besonders was die Medikamente betrifft. In vielen Fällen können Sie selbst mit Sport und Bewegung sowie einem gesunden Lebensstil den Diabetes positiv beeinflussen.
Spätfolgen von Diabetes
Bleibt der Diabetes Typ 3 lange unentdeckt oder ist der Blutzuckerspiegel nicht gut medikamentös eingestellt, kann das schwere Spätfolgen nach sich ziehen. So können durch den hohen Blutzuckerspiegel die Gefäße beschädigt und innere Organe Schäden davon tragen. Ebenso kann sich ein zu hoher Blutzuckerspiegel auf die Funktion des Herzens auswirken und im schlimmsten Fall einen Herzinfarkt auslösen. Durchblutungsstörungen der Füße, Augen und Nieren sind weitere mögliche Spätfolgen.
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