Diese Diabetes Werte sollten Sie kennen
Manifestiert sich ein Diabetes Typ 1, macht sich dieser mit Durst, Harndrang, Gewichtsverlust und anderen Symptomen bemerkbar. Dagegen bleibt der erhöhte Blutzuckerspiegel beim Diabetes Typ 2 oft unerkannt und wird meist zufällig entdeckt. Auch wenn sich ein erhöhter Blutzucker nicht durch Schmerzen bemerkbar macht, kann er fatale Folgen haben: So ist bei Diabetikern das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich erhöht. Ist der Blutzuckerspiegel dauerhaft hoch, ist das eines der wichtigsten Symptome für Diabetes. Hier erfahren Sie, welche Werte normal sind und welche Werte bei Diabetes ständig überprüft werden müssen. Nur dann können Sie sicher sein, dass Ihre Therapie den Blutzuckerspiegel in normaler Höhe hält.
Normale Blutzuckerwerte
Geht es um die Messung des Blutzuckerspiegels, unterscheiden die Ärzte zwei Werte: Zum einen messen sie den Kurzzeitzucker, zum anderen überprüfen Sie den Langzeitzucker. Dieser wird über einen Zeitraum zwischen acht und zwölf Wochen gemessen und entspricht damit dem Zeitraum, in dem sich die roten Blutkörperchen eines Menschen erneuern.
Die Werte für den Kurzzeitzucker liegen bei gesunden Menschen bei 60 – 100 mg/dl (bzw. 3,3 – 5,6 mmol/l) im nüchternen Zustand und 90 – 140 mg/dl (bzw. 5,0 – 7,8 mmol/l) für die Zeit nach einer Mahlzeit. Ist der Kurzzeitzucker geringer, kann das ein Indiz für Unterzucker sein. Da diese zu lebensgefährlichen Zuständen führen kann, sollten Traubenzucker und andere Kohlenhydrate eingenommen werden, die schnell ins Blut übergehen. Liegt der Kurzzeitzucker über einem Wert von 200 mg/dl (bzw. 11,1 mmol/l), sollten Sie dringend einen Arzt aufsuchen. Verspüren Sie zusätzlich zum hohen Blutzuckerspiegel die typischen Symptome für Diabetes wie unstillbarer Durst und anhaltende Müdigkeit, sollte der Arzt weitere Messungen vornehmen und danach seine Diagnose stellen.
Hintergrundwissen: Das ist Glukose
Blutzucker ist zunächst nichts anderes als Glukose, ein Einfachzucker, zu denen auch der Traubenzucker gehört. Gelangt Glukose über den Magen in den Verdauungstrakt, braucht dieser nicht von den dort wirkenden Enzymen aufgespalten zu werden. Glukose kann sofort via Darmwand ins Blut gelangen und liefert dort den Körperzellen die nötige Energie. Besonders die Nerven und das Gehirn sind auf Glukose angewiesen, wenn sie gut arbeiten sollen. Das von der Bauchspeicheldrüse produzierte Insulin sorgt dafür, dass die Glukose in die einzelnen Zellen gelangt. Lediglich rote Blutkörperchen und Nervenzellen sind dazu in der Lage, ohne die Hilfe von Insulin Glukose aufzunehmen.
Auf die Symptome für Diabetes achten
Falls Sie die Symptome für Diabetes bei sich feststellen, sollten Sie Ihren Hausarzt aufsuchen. Dieser wird Ihren Blutdruck messen, Ihre Körpergröße und Ihr Gewicht messen, sowie im Labor das Blut und den Urin untersuchen lassen.
Der Nüchternblutzucker
Damit der Arzt Ihren Nüchternblutzucker korrekt ermitteln kann, müssen Sie nüchtern zur Blutentnahme erscheinen. Sie dürfen in den acht Stunden vorher weder etwas essen, noch kalorienhaltige Getränke trinken. Erlaubt sind ungesüßte Kräuter- und Früchtetees, sowie Wasser. Liegt der Wert des Nüchternblutzuckers im Blutplasma unter 110 mg/dl, können Sie aufatmen: Sie haben keinen Diabetes. Lassen Sie trotzdem Ihren Blutzuckerwert wenigstens einmal jährlich überprüfen. Stellt der Arzt fest, dass Ihr Nüchternblutzucker über 125 mg/dl liegt, wird in der Regel an einem anderen Tag der Nüchternblutzucker ein zweites Mal gemessen. Liegt dieser wieder über 125 mg/dl und sind gleichzeitig die typischen Symptome für Diabetes vorhanden, können Sie relativ sicher sein, dass Ihr Arzt die Diagnose Diabetes stellt. Falls Ihr Nüchternblutzucker einen Wert zwischen 110 mg/dl (normal) und 125 mg/dl (Diabetes) erreicht, dürfte bei Ihnen ein Vorstadium des Diabetes vorliegen. Dieses überprüft der Arzt in der Regel mit einem Zuckerbelastungstest.
Der Langzeitblutzucker: HbA1c
Dieser Blutzuckerwert wird als HbA1c-Wert bezeichnet. Für gesunde Menschen beträgt dieser gerade einmal sechs Prozent oder 39mmol/mol. Hat Ihr Arzt bei Ihnen Diabetes diagnostiziert, überprüft er auch den HbA1c Langzeitwert. Auch bei einem bestehenden Diabetes wird dieser Wert regelmäßig durch einen Diabetologen oder den Hausarzt kontrolliert. Beträgt der Wert für den Langzeitzucker in der Therapie zwischen 6,5 Prozent (48 mmol/mol) bis höchstens 7 Prozent (53 mmol/mol), gilt der Blutzuckerspiegel als gut eingestellt. Liegt dieser Wert jedoch über 7 Prozent, sollte Ihr Arzt die Dosis der Medikamente überprüfen. Sie müssen ab dann jeden Tag Ihren Blutzuckerwert messen.
Tipp:
Es gibt Krankheiten wie Anämie oder andere Blutkrankheiten, bei denen der Langzeitblutzucker verfälscht sein kann. Das gleiche gilt bei einer Schwangerschaft oder bei häufiger Einnahme von Acetylsalicylsäure, einem Schmerzmittel. In diesen Fällen nutzt der Arzt den Nüchternblutzucker und die Resultate des oralen Glukosetoleranztests für seine Diagnose.
Der orale Glukosetoleranztest (oGTT)
Der orale Glukosetoleranztest wird auch als Zuckerbelastungstest bezeichnet. Mit seiner Hilfe erkennt der Arzt, ob bereits ein Vorstadium des Diabetes vorhanden ist. Er führt diesen Test durch, wenn er feststellt, dass der Blutzuckerspiegel zeitweise erhöht ist. Das betrifft vor allem die Zeit nach den Mahlzeiten: Reicht die Menge an Insulin nicht aus, damit der Körper die dann im Blut vorhandene Glukose schnell in die Zellen befördern kann, ist der Blutzuckerspiegel erhöht. Damit der Arzt die richtigen Werte aus dem oralen Glukosetoleranztest ablesen kann, sollten Sie drei Tage vor dem Test wie immer normal essen und dabei genügend Kohlenhydrate zu sich nehmen. Sie sollten jedoch während dieser drei Tage auf das Rauchen verzichten. Da der Test nüchtern durchgeführt werden muss, dürfen Sie etwa zehn Stunden vorher nichts mehr essen und nur noch kalorienfreie Getränke zu sich nehmen. Vor dem eigentlichen Toleranztest bestimmt der Arzt mit einer Blutentnahme den Wert des Nüchternblutzuckers. Anschließend bekommen Sie etwa einen Viertelliter Wasser mit darin gelösten 75 Gramm Traubenzucker zu trinken. Wenn Sie das süße Wasser getrunken haben, müssen Sie zwei Stunden lang warten, bis Ihnen der Arzt noch einmal Blut abnimmt und den Blutzuckerspiegel kontrolliert. Mit Hilfe dieser Werte stellt Ihr Arzt fest, ob sich bei Ihnen bereits ein Diabetes manifestiert hat, ob es ein Vorstadium gibt oder ob Sie überhaupt nicht an Diabetes leiden.
Tipp:
Sämtliche Werte für den Blutzuckerspiegel sind selbstverständlich nur Richtwerte. Diese können je nach Gesundheitszustand oder Lebenssituation durchaus anders ausfallen. So kann eine Schilddrüsenüberfunktion, aber auch zu viel Stress ebenso für einen erhöhten Blutzuckerspiegel sorgen wie mangelnde Bewegung und unausgewogene Ernährung.
Ein zu hoher Blutzuckerspiegel ist mit Langzeitfolgen verbunden
Liegt der Blutzuckerspiegel dauerhaft über den oben genannten Werten, ist das Risiko für Folgeschäden hoch. Dazu zählen nicht nur Amputationen, sondern auch Schlaganfall, Herzinfarkt oder Erblindung. Sobald Sie Symptome für Diabetes bei sich feststellen, sollten Sie den Arzt aufsuchen und Ihren Blutzuckerspiegel messen lassen. Wird der Diabetes frühzeitig diagnostiziert, ist die Gefahr von Langzeitschäden deutlich geringer. Das gleiche gilt für die Behandlung: Sie sollten Ihren Blutzuckerspiegel regelmäßig überprüfen lassen. Damit können Sie sicher sein, dass die verordneten Medikamente den Blutzuckerspiegel im gewünschten Rahmen halten. Reicht eine Änderung Ihres Lebensstils für die Normalisierung der Blutzuckerwerte nicht aus, wird Ihr Arzt eine medikamentöse Therapie in Erwägung ziehen. Während bei Diabetes Typ 1 in der Regel Insulin gespritzt werden muss, reichen bei Diabetes Typ 2 Tabletten wie Metformin oder DPP-4-Hemmer zur Behandlung aus.
Weitere Untersuchungen bei Diabetes
Neben den oben genannten Blutzuckerwerten überprüft Ihr Arzt, ob Sie bereits an den Folgeerkrankungen von Diabetes leiden. Das kann der Fall sein, wenn bei Ihnen der Blutzuckerspiegel über einen längeren Zeitraum bereits erhöht war – und Sie nichts von Ihrer Erkrankung wussten. Er prüft Ihren arteriellen Blutdruck und lässt im Labor die Blutfettwerte und die Cholesterinwerte bestimmen. Damit kann er eine eventuell vorhanden Fettstoffwechselstörung und einen möglichen Bluthochdruck zweifelsfrei diagnostizieren. Außerdem untersucht er Ihre Augen, Nieren, die Blutgefäße und Ihr Nervensystem auf mögliche Folgeschäden durch einen unerkannten Diabetes.
Im Urin den Zuckergehalt bestimmen
Wenn Sie selbst überprüfen wollen, ob Sie an einem noch unerkannten und damit unbehandelten Diabetes leiden, können Sie einfache Urin-Teststäbchen dafür nutzen. Bleibt zu viel Zucker im Blut und wird dieses nicht vom Insulin in die Zellen transportiert, gelangt dieser via Niere in den Urin. Daher hat der Diabetes mellitus, der „honigsüße Durchfluss“, überhaupt seinen Namen bekommen. Bis zur Bestimmung des Blutzuckerspiegels konnten die Ärzte Diabetes nur feststellen, wenn sie vom Urin eine Geschmacksprobe nahmen. Schmeckte dieser süß, war der Patient zuckerkrank. Die Teststäbchen verfärben sich erst dann, wenn im Urin Blutzucker vorhanden ist. Beachten Sie jedoch, dass im Urin der Zucker erst ab einem Wert zwischen 160 – 180 mg% nachgewiesen werden kann. Besteht dieser hohe Blutzuckerspiegel bereits für eine Weile, können sich neben dem Diabetes bereits weitere Folgeschäden manifestiert haben. Deswegen sollten Sie bei einer Verfärbung der Teststreifen unbedingt Ihren Hausarzt aufsuchen. Manchmal verfärben sich die Teststäbchen auch dann, wenn der Blutzuckerspiegel völlig normal ist. Das ist dann der Fall, wenn die Nierenfunktion gestört ist. Daher reichen die Urin-Teststäbchen zur Diagnose von Diabetes nicht aus.
Selbst die Kontrolle über die Werte behalten
Wenn Ihr Arzt Diabetes diagnostiziert hat, müssen Sie Ihren Blutzuckerspiegel regelmäßig auch selbst kontrollieren. Das gehört zu jeder Therapie einfach dazu. Auf diese Weise merken Sie sofort, wenn die Werte entgleisen und können wirkungsvoll gegensteuern.
Zur Kontrolle gehören beispielsweise:
- Kontrolle des Blutzuckerspiegels
- Regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks, besonders, wenn Sie unter Bluthochdruck leiden
- Wiegen Sie regelmäßig Ihr Gewicht, besonders, wenn Sie übergewichtig sind.
- Kontrollieren Sie, ob an Ihren Füße Wunden, Verletzungen oder Druckstellen vorhanden sind. Falls ja: Zeigen Sie diese bitte Ihrem Arzt.
Notieren Sie Ihre Werte und Beobachtungen sorgfältig. Damit geben Sie Ihrem Arzt wichtige Entscheidungshilfen für eine gelungene Therapie.
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