Die richtige Ernährung bei Diabetes
Ist Diabetes mit Übergewicht verbunden, spielt neben der Behandlung mit Insulin auch die Ernährung und Bewegung eine wesentliche Rolle. Die Reduzierung des Gewichts, verbunden mit einer Änderung des Lebensstils, sind bei Diabetes Typ 2 wichtige Ziele in der Behandlung. Liegt bei Patienten mit Diabetes Typ 1 ebenfalls ein Übergewicht vor, ist die Ernährung neben der notwendigen Bewegung ebenfalls ein wichtiger Baustein der Therapie. Hier erfahren Sie, wie Sie auf eine vollwertige und ausgewogene Mischkost achten können, welche für die richtige Ernährung bei Diabetes Typ 2 wesentlich ist.
Schulungen für Diabetiker
Während Diabetes Typ 1 eine Autoimmunerkrankung darstellt, bei der Zellen in der Bauchspeicheldrüse durch Antikörper zerstört werden und die daraufhin kein Insulin mehr produzieren können, gehört bei Diabetes Typ 2 Übergewicht und zu wenig Bewegung zu den Hauptursachen. Daher werden für Diabetiker beiden Typs besondere Schulungen angeboten, die auf eine Umstellung der Ernährung und des Lebensstils abzielen. Die Fachleute erstellen gemeinsam mit Ihnen als Diabetiker einen Plan für Ihre Ernährung und Bewegung. Mit der richtigen Ernährung unterstützen Sie nicht nur Ihre Behandlung, sondern Sie können schwerwiegende Folgeerkrankungen damit verhindern. Für Diabetiker Typ 1 sind die Schulungen ebenfalls wichtiger Bestandteil der Therapie, schließlich kann bereits Sport zu Entgleisungen des Blutzuckerspiegels führen.
Zur richtigen Ernährung bei Diabetes gehört auch Bewegung
Da sich gerade gesunde Lebensmittel mit gleichzeitiger Bewegung auf die Gewichtsabnahme auswirken, werden langfristig auch Blutdruck-, Blutfett- und Blutzuckerwerte wieder normaler. Wenn Sie weniger wiegen wollen, müssen Sie mehr Kalorien verbrauchen als Sie mit dem Essen zu sich nehmen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine ausgewogene und fettreduzierte Mischkost mit viel Gemüse, Obst, Ballaststoffen und pflanzlichen Ölen. Wenn Sie sich täglich zusätzlich mehr bewegen, verbrauchen Sie dadurch mehr Kalorien und reduzieren gleichzeitig die Insulinresistenz. Es reicht aus, wenn Sie dreimal in der Woche für eine halbe Stunde moderat trainieren.
Tipp: Keine besondere Diät erforderlich
Auch wenn die Empfehlungen aus früheren Jahren anders lauteten und sich wegen ihnen viele Vorurteile halten: Wurde bei Ihnen Diabetes diagnostiziert, können Sie prinzipiell alles essen. Sie brauchen weder auf Zucker zu verzichten noch spezielle Diätprodukte zu kaufen. Die frühere Bezeichnung „für Diabetiker geeignet“ hat ausgedient.
Auf die Kohlenhydrate kommt es an
Wenn bei Ihnen Diabetes diagnostiziert wurde und Sie Insulin spritzen müssen, kommt es auf den Anteil der Kohlenhydrate beim Essen an. Diese Menge entscheidet, mit wie viel Insulin Sie Ihren Körper anschließend versorgen müssen. Während früher die Kohlenhydrate in Broteinheit (BE) bestimmt wurden, werden diese heutzutage in Kohlenhydrateinheiten (KE) berechnet. Diese entspricht genau zehn Gramm Kohlenhydrate. Mit jeder KE steigt der Blutzuckerspiegel zwischen 25 und 40 mg/dl. Wie hoch der Blutzuckerspiegel allerdings tatsächlich ansteigt, unterscheidet sich nicht nur von Mensch zu Mensch, sondern hängt auch von der Tageszeit, dem persönlichen Gewicht, der Zusammensetzung der Mahlzeit und der Bewegung ab. Deswegen lernen Diabetiker in einer Schulung, wie viel Kohlenhydrate in einer Mahlzeit stecken und wie viel Insulin sie spritzen müssen.
Ernährungsempfehlungen der DGE – eine Übersicht
- Die Basis einer gesunden Ernährung besteht aus Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten.
- Bei Käse, Jogurt und Molkereiprodukten sollte die magere Version bevorzugt werden.
- Trinken Sie pures Wasser und Tee ohne Zucker.
- Vermeiden Sie mit Zucker gesüßte Getränke. Das gilt auch für Fruchtsäfte.
- Wenn Sie nicht auf Fleisch verzichten wollen, sollten Sie lieber mageres Fleisch wählen.
- Nutzen Sie beim Braten lieber hochwertige Öle und verwenden Sie diese sparsam.
- Fisch können Sie gerne bis zu zweimal wöchentlich essen.
- Reduzieren Sie den Anteil von Lebensmitteln mit hohem Fettgehalt. Dazu zählen nicht nur Käse und Wurst, sondern auch Chips, Schokolade und Eis.
Kohlenhydrate
Vollkornprodukte und Lebensmittel mit einem niedrigen glykämischen Index sorgen für einen wesentlich langsameren Anstieg des Blutzuckerspiegels als stark verarbeitete Lebensmittel mit einfachen Kohlenhydraten. Je höher der glykämische Index ist, desto schneller gehen die Kohlenhydrate ins Blut über und der Blutzuckerspiegel steigt an. Beispielsweise ist der glykämische Index von Pellkartoffeln wesentlich niedriger als von Pommes Frites. Sie finden viele Tabellen, in denen der glykämische Index der einzelnen Lebensmittel genau angegeben ist. Vollkornprodukte und andere Lebensmittel mit komplexen Kohlenhydraten enthalten in der Regel auch mehr Ballaststoffe. Falls Sie an Diabetes Typ 2 leiden: Für Sie empfiehlt die DGE zwischen 30 und 40 Gramm an Ballaststoffen täglich mit der Nahrung aufzunehmen. Neben Vollkornprodukten enthalten auch Hülsenfrüchte sowie Obst und Gemüse viele Ballaststoffe. Dazu kommt: Ballaststoffe sättigen und enthalten fast keine Kalorien. Gleichzeitig wirken sie sich positiv auf den Cholesterinspiegel aus.
Tipp: So essen Sie mehr Ballaststoffe
- Wählen Sie bei Brot und Brötchen die Vollkornvariante, das gleiche gilt für Reis und Nudeln.
- Bevorzugen Sie Hülsenfrüchte, Kohl, Möhren, Paprika oder Fenchel. In festen Gemüsesorten stecken mehr Ballaststoffe als in wasserreichem Gemüse wie Zucchini oder Gurke.
- Sie essen gerne Obst? Dann sollten Sie Beeren wählen. In ihnen stecken viele Ballaststoffe und andere wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe.
Wenn Sie bisher eher ballaststoffarme Nahrung bevorzugt haben, sollten Sie zunächst mit kleineren Mengen beginnen. Andernfalls können Sie schnell unter Blähungen leiden. Es gibt Produkte, die mit zusätzlichen Ballaststoffen wie Inulin oder Oligofruktose angereichert wurden und als gesunde Nahrungsmittel gelten. Doch auch hier kann ein Übermaß an Ballaststoffen zu Blähungen führen. Ballaststoffe wirken übrigens bereits im Mund: Sie müssen ausgiebig kauen. Damit wird mehr Speichel produziert und die Zähne werden besser geschützt. Da die Ballaststoffe im Magen quellen, sollten Sie ausreichend Flüssigkeit zu den Mahlzeiten trinken.
Zucker und Süßstoffe
Während die WHO (Weltgesundheitsorganisation) empfiehlt, höchstens fünf Prozent der täglichen Kalorien durch Zucker abzudecken, ist die DGE ein wenig großzügiger und erlaubt zehn Prozent. In vielen Süßigkeiten stecken Fruktose oder Glukose als Einfachzucker. Falls Sie sich grundsätzlich abwechslungsreich und gesund ernähren, dürfen Sie gelegentlich naschen. Beachten Sie bitte, dass inzwischen in fast allen industriell hergestellten Lebensmitteln auch Zucker enthalten ist. Das gilt selbst für solche Lebensmittel, in denen Sie kaum Zucker vermuten würden, wie Frischkäse oder geräucherter Schinken. Wenn Sie nicht auf Süßes verzichten wollen oder können, ersetzen Sie doch einen Teil des Zuckers durch Süßstoffe. Diese haben auf den Blutzuckerspiegel keinen Einfluss.
Fette
In vielen tierischen Lebensmitteln stecken vor allem gesättigte Fettsäuren. In pflanzlichen Lebensmitteln dagegen eher ungesättigte Fettsäuren. Da Fett ohnehin viele Kalorien hat, sollten Sie darauf achten, dass Ihre Nahrung möglichst fettarm ist. Mehr als 35 Prozent Ihrer täglich benötigten Energie sollten Sie nicht über Fette decken. Falls Sie übergewichtig sind, fällt Ihnen das Abnehmen leichter, wenn Sie die Fettaufnahme auf höchstens 30 Prozent der benötigten Energie beschränken. Verwenden Sie so wenig gesättigte Fette, wie es möglich ist. Diese stecken vor allem in Wurst, fettem Fleisch, Käse, Speck, Sahne, Schokolade, Kuchen, Gebäck und vielen Fertignahrungsmitteln. Leider verraten viele Packungen nicht, welche Fette tatsächlich in den Lebensmitteln stecken. Für Schokolade, Gebäck, Chips oder Fast Food verwenden die Hersteller oft gesättigte Fettsäuren und Transfette. Dagegen haben besonders die pflanzlichen Öle einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren. Diese wirken sich nicht nur positiv auf Ihren Cholesterinwert aus, sondern dürfen gerne ein kleines bisschen großzügiger eingesetzt werden.
Der glykämische Index als Maß für den Anstieg des Blutzuckers
Traubenzucker ist das Lebensmittel, das am schnellsten ins Blut übergeht und dort den Blutzuckerspiegel steigen lässt. Daher hat er den glykämischen Index von 100. Dieser Index verrät, wie schnell sich der Genuss eines Lebensmittels auf Ihren Blutzuckerspiegel auswirkt. Sie können recht einfach abschätzen, wie hoch der glykämische Index eines Lebensmittels ist, wenn Sie wissen, wie es verarbeitet ist. Grundsätzlich gilt: Je stärker ein Produkt verarbeitet wurde, desto höher ist auch der glykämische Index. Während Pellkartoffeln noch einen recht niedrigen glykämischen Index aufweisen, liegt er beim Kartoffelbrei bereits höher. Die Spitze bilden hier die hoch verarbeiteten und oft fettreichen Pommes Frites. Dagegen haben Produkte, die viel Ballaststoffe enthalten, aber auch Produkte mit einem hohen Anteil an Eiweiß oder Fett einen deutlich niedrigeren glykämischen Index.
Alkohol bei Diabetes
Selbstverständlich dürfen Sie auch als Diabetiker gelegentlich ein Glas Wein oder Bier trinken. Bedenken Sie jedoch dabei, dass gerade Alkohol viele Kalorien liefert. Gleichzeitig verzögert allerdings der Alkohol auch den Abbau des Fettes in der Leber. Wenn Sie übergewichtig sind, sollten Sie an die Kalorien im Alkohol denken und möglichst wenig davon trinken. Für Frauen werden maximal zehn Gramm Alkohol täglich, für Männer die doppelte Menge empfohlen. Wenn Ihr Diabetes mit Insulin behandelt wird, sollten Sie wissen, dass Alkohol auch zur Unterzuckerung führen kann und diesen nur dann genießen, wenn Sie gleichzeitig Kohlenhydrate zu sich nehmen.
Fazit: Eine gesunde Ernährung hat einen wesentlichen Einfluss auf Diabetes Typ 2
Wurde bei Ihnen Diabetes diagnostiziert, sollten Sie sich abwechslungsreich und ausgewogen ernähren. Vollwertkost hilft Ihnen, eventuell vorhandenes Übergewicht zu reduzieren. Decken Sie mindestens die Hälfte Ihres täglichen Bedarfs an Kalorien mit Kohlenhydraten ab und achten Sie auf eine ausreichende Menge an Ballaststoffen. Da zu viel Alkohol zu einer Unterzuckerung führen kann, sollten Sie von diesem nicht mehr als die empfohlenen zehn Gramm für Frauen oder zwanzig Gramm für Männer zu sich nehmen. Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit. Da Sport und körperliche Bewegung ebenfalls zur Reduzierung von Übergewicht beiträgt, wirkt sich das auch positiv auf den Diabetes Typ 2 aus. Wie viel Bewegung Sie benötigen, hängt von Ihrer Fitness und Ihrem Alter ab. Verzichten Sie bitte auf das Rauchen.
Grundsätzlich: Bei jedem Diabetiker muss sich die Ernährung speziell an dessen Werten und Bedürfnissen orientieren. Daher ist eine Schulung unbedingt notwendig.
Bildnachweis
Beitragsbild: © Einladung_zum_Essen | Pixabay