Folsäure ist in der Schwangerschaft von besonderer Bedeutung, denn der Vitalstoff ist wichtig für die gesunde Entwicklung des Kindes und kann das Risiko lebensbedrohlicher Missbildungen reduzieren.
Was ist Folsäure?
Folsäure gehört zu den B-Vitaminen und wird auch als Vitamin B9 oder Vitamin B11 und seltener als Vitamin M bezeichnet. Der Name Folsäure oder Folat leitet sich vom Lateinischen „folium“ für „Blatt“ und lässt bereits erahnen, in welchen Lebensmitteln der Vitalstoff hauptsächlich enthalten ist. Das Vitamin ist essentiell. Das heißt, dass es vom menschlichen Körper selbst nicht hergestellt werden kann. Folsäure muss dem Organismus daher über die Nahrung zugeführt werden. Aufgrund seiner Funktionen spielt der Vitalstoff vor allem während der Schwangerschaft eine große Rolle. Auch das Wachstum und zahlreiche Vorgänge sind aber von der ausreichenden Versorgung mit dem Mikronährstoff abhängig.
Folat und Folsäure – der Unterschied
Die Begriffe Folat und Folsäure werden oftmals synonym verwendet, bezeichnen jedoch zwei unterschiedliche Formen des Vitamins. Bei Folat handelt es sich um den Vitalstoff aus natürlichen Quellen. Bei Folsäure um das synthetisch hergestellte Vitamin.
Welche Funktionen und Eigenschaften hat Folsäure?
Folat und Folsäure haben im menschlichen Körper zahlreiche Funktionen und sind an vielen Vorgängen beteiligt. Darunter:
• Beteiligung an der Verstoffwechslung von Vitaminen
• Bestandteil in zahlreichen Enzymen, vor allem bei der Synthese von Aminosäuren
• essentiell für die Teilung der DNS, also des Erbguts
Vereinfacht gesagt ist Folsäure also wichtig für das Wachstum, die Zellteilung sowie für die Fortpflanzung und die gesunde Entwicklung von Geweben und Organen.
Die Eigenschaften des Vitamins machen eine ausreichende Aufnahme über die Ernährung aber teilweise schwierig, denn Folsäure:
• ist wasserlöslich und kann damit „ausgewaschen“ werden
• ist hitzeempfindlich und zerfällt daher bei der Garung von Lebensmitteln
• ist lichtempfindlich und wird daher bei einer hellen Lagerung reduziert
Selbst sehr folatreiche Lebensmittel verlieren durch die falsche Lagerung, das Waschen und Zubereiten also an dem Mikronährstoff.
Welche Rolle spielt Folsäure in der Schwangerschaft?
Embryo und Fetus legen ein erstaunlich schnelles Wachstum an den Tag. Vor allem zu Beginn der Schwangerschaft teilen und spezialisieren sich die Zellen in einem rasanten Tempo. Folat beziehungsweise Folsäure werden aufgrund des schnellen Wachstums daher in größeren Mengen benötigt. Fehlt es, werden nicht etwa Wachstum und Zellteilung verlangsamt, sondern auf andere Art beeinträchtigt. Es kann zu schweren Fehlbildungen kommen. Einige der bekanntesten und zugleich lebensbedrohlichsten Missbildungen aufgrund einer Unterversorgung mit Folsäure sind die sogenannten Neuralrohrdefekte. Das Neuralrohr ist die erste Entwicklungsstufe des zentralen Nervensystems, es besteht also aus der Wirbelsäule und dem Gehirn mit den zugehörigen Nerven. Wird seine Entwicklung gestört, kann es beispielsweise zu Spina bifida kommen – dem offenen Rücken. Neben den Gefahren für das ungeborene Kind kann sich eine Unterversorgung mit Folsäure aber auch negativ auf die werdende Mutter auswirken.
Möglich ist eine Anämie, also Blutarmut. Ebenso können sich schnell teilende Zellen beeinträchtigt werden. Die Folgen zeigen sich vor allem im Verdauungstrakt und im Knochenmark.
In welchen Lebensmitteln ist Folsäure enthalten?
Wie erwähnt, leitet sich der Name des Vitamins vom Lateinischen Wort für Blatt ab und tatsächlich findet sich der Vitalstoff in grünem Blattgemüse, wie in Spinat, Kohl und Blattsalaten. Darüber hinaus aber auch in:
• Hülsenfrüchten, wie Erbsen und Bohnen
• Eigelb
• Innereien, wie Leber
• Vollkornprodukte und Weizenkleie
• Weizenkeime
• Sprossen
• Tomaten
• Kartoffeln
Wie hoch der Folatgehalt beim Verzehr noch ist, hängt aber nicht nur von der Art des Lebensmittels ab. Lagerung und Zubereitung spielen ebenfalls Rollen. Die Speisen sollten:
• dunkel und kühl gelagert werden
• schnell verarbeitet werden
• schonend gegart, beispielsweise gedünstet werden
• nicht warmgehalten werden
Ist eine Nahrungsergänzung mit Folsäure in der Schwangerschaft sinnvoll?
Für eine Ergänzung der Ernährung mit Folsäure während der Schwangerschaft sprechen einige Gründe. So zum Beispiel der erhöhte Bedarf werdender Mütter. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Schwangeren daher, die Zufuhr von 300 Mikrogramm auf 550 Mikrogramm pro Tag zu erhöhen. Dafür müssen die Lebensmittel allerdings gezielt ausgewählt werden. Hinzukommt, dass einige Nahrungsmittel während der Schwangerschaft nicht empfehlenswert sind. Auf Leber sollte beispielsweise zumindest während des ersten Schwangerschaftsdrittels verzichtet werden. Kohl und Hülsenfrüchte können hingegen Blähungen verursachen und werden daher oftmals vom Speiseplan gestrichen. Übelkeit kann weiterhin für eine eingeschränkte Zufuhr von Nährstoffen sorgen. Schwangeren wird daher ausdrücklich empfohlen, Folsäure in Form eines Nahrungsergänzungsmittels zu sich zu nehmen.
Wie viel Folsäure sollten Schwangere zu sich nehmen?
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, das Schwangere sich folatreich ernähren und zusätzlich 400 Mikrogramm Folsäure in Form eines Nahrungsergänzungsmittels zu sich nehmen. Die Einnahme sollte laut dieser Empfehlung spätestens vier Wochen vor Schwangerschaftsbeginn erfolgen.
Experten kritisieren aber, dass eine Menge von zusätzlichen 400 Mikrogramm Folsäure für die meisten Frauen nicht ausreicht, um den Zielwert rechtzeitig zu erreichen. Sie empfehlen daher, dass stattdessen 800 Mikrogramm zusätzlich zugeführt, also supplementiert, werden.
Ab wann sollte Folsäure in der Schwangerschaft supplementiert werden?
Ideal ist es, bereits bei einem bestehenden Kinderwunsch mit der Supplementierung zu beginnen. Auf diese Weise ist die ausreichende Versorgung bereits vor der Schwangerschaft sichergestellt und die Gefahr für Fehlbildungen wird erheblich reduziert. Allerdings ist etwa die Hälfte aller Schwangerschaften nicht geplant, was eine vorherige zusätzliche Versorgung entsprechend erschweren kann. Die Folsäure-Zufuhr sollte daher spätestens bei einem Verdacht auf eine Schwangerschaft sofort erfolgen.
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