Fußpilz löst bei vielen Patienten ein Gefühl der Scham aus. Um den Gang zum Arzt zu vermeiden, versuchen deshalb viele Betroffene, die Erkrankung mit angeblich wirksamen Hausmitteln selbst zu behandeln. Anregungen dazu liefert meist das Internet. Ein sehr weit verbreiteter Tipp zur Behandlung von Fußpilz ist Essig oder Essigessenz.
Wie Essig gegen Fußpilz helfen soll
In alten Ratgeber-Büchern, Großmutters Hausrezepten und Onlineportalen zur Naturheilkunde findet sich immer wieder der Tipp, Fußpilz mit Essig zu behandeln. Insbesondere Apfelessig und Essigessenz sollen gute Erfolge zeigen, wenn sie korrekt angewendet werden. Je nach Quelle wird empfohlen, den Essig unverdünnt mithilfe eines Wattepads auf die betroffenen Hautstellen aufzutragen. Dies sollte nach Möglichkeit mehrmals täglich geschehen.
Alternativ gibt es den Ratschlag, etwas Essig in eine große Schüssel mit warmem Wasser zu geben und die Füße darin jeden Tag etwa 30 Minuten zu baden. Manchmal findet sich hierzu der Tipp, weitere Zusätze wie etwas Salz, Zitrone, Knoblauch oder Honig hinzuzufügen. Eine dritte bekannte Anwendungsmethode ist die sogenannte Essigsocke. Hierzu mischen Sie Essig mit Wasser im Verhältnis 1:3. Mit dieser Mischung tränken Sie eine Socke, die Sie über den betroffenen Fuß ziehen. Zusammen mit einem darüber gezogenen trockenen Strumpf lassen Sie die Essigsocke über Nacht einwirken.
Die Annahme, dass auf diese Arten angewendeter Essig gegen Fußpilz helfen soll, basiert auf der Vermutung, dass Pilzsporen ein basisches Milieu bevorzugen. In einer sauren Umgebung sollen diese ihre Vermehrung einstellen. Zudem wird auf die antimikrobielle Wirkung von Essig hingewiesen.
Keine wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit von Essig
Wie für viele Hausmittel gilt auch für Essig oder Essigessenz: Es gibt keine wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit von Essig bei der Behandlung von Fußpilz. Tatsächlich sind die Wirkstoffe, die nachweislich die Vermehrung von Pilzen stoppen (sogenannte Antimykotika), in ihrer Struktur und Wirkweise völlig anders als Essig. Dass Essig trotzdem einen ähnlichen Effekt haben soll, ist nicht belegt und gilt auch als sehr unwahrscheinlich. Es ist zwar möglich, dass kurzfristig eine optische Verbesserung erzielt werden kann, eine erfolgreiche und vor allem vollständige und nachhaltige Behandlung von Fußpilz ist durch Essig oder Essigessenz jedoch nicht zu erwarten.
Dermatologen warnen vor der Anwendung von Essig
Nicht nur, dass die Wirksamkeit von Essig gegen Fußpilz nicht nachgewiesen ist, eine derartige Behandlung kann die Erkrankung im ungünstigsten Fall noch verschlimmern. Essig enthält Essigsäure, die aus Wasserstoff, Kohlenstoff und Sauerstoff besteht. Sie ist stark ätzend und verleiht Essig den typisch stechenden Geruch. Aufgrund ihrer ätzenden Wirkung darf ihr Anteil in Speiseessig höchstens 25 % betragen. Aufgetragen auf die Haut kann diese Säure die durch die Pilzinfektion sowieso schon geschwächte Haut reizen und verletzen. Dies kann zu Schmerzen führen und hat noch eine andere unerwünschte Nebenwirkung: Bakterien und Keime können leichter in die Haut eindringen und noch größeren Schaden anrichten.
Empfehlung: Antipilzmittel aus der Apotheke
Mit der Anwendung von Essig oder anderen Hausmitteln gegen Fußpilz verzögern Sie eine effektive Behandlung der Infektion. Dies kann dazu führen, dass sich der Fußpilz ungehindert weiter ausbreiten bzw. chronisch werden kann und die Behandlung noch zeitaufwendiger wird. Da eine Fußpilzinfektion ohnehin sehr hartnäckig und eine Therapie langwierig ist, empfiehlt es sich, so schnell wie möglich nachweislich wirksame Antimykotika einzusetzen. Sie sind als Creme oder Spray erhältlich, leicht anzuwenden und zeigen schnell nach Behandlungsbeginn erste Ergebnisse.
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