Die meisten Frauen freuen sich während der Schwangerschaft über üppiges und glänzendes Haar. Verantwortlich dafür zeichnen sich die Hormone. Doch kurz nach der Geburt ist es mit der Haarpracht oft schon vorbei. Viele junge Mütter klagen über Haarausfall nach der Schwangerschaft und fragen sich, was sie dagegen tun können.
Der Wachstumszyklus der Haare
Jedes Haar durchläuft seine eigene zyklische Phase, die aus Wachstum, Übergang und Rückbildung besteht. Wenn ein Haar ausfällt, wird im Follikel ein neues Haar angelegt und der Zyklus beginnt erneut. 90 Prozent der Kopfhaare befinden sich im ersten Teil des Zyklus und werden während dieser Wachstumsphase über die Blutbahn mit allen notwendigen Nährstoffen versorgt. In einer rund zweiwöchigen Übergangsphase wird diese Versorgung beendet. Daran schließt sich die letzte Phase an, die zwei bis vier Monate dauert. Hier lösen sich die Haarwurzeln und das Wachsen eines neuen Haares wird vorbereitet.
Haarwachstum in der Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft steigt der Östrogenspiegel an. Dieses Hormon regt die Zellerneuerung und somit auch das Haarwachstum an. Somit befinden sich während dieser Zeit deutlich mehr Haare in der Wachstumsphase, wodurch Frauen von volleren und dichteren Haaren berichten. Auch wird in der Schwangerschaft der Haarausfall hinausgezögert – die Follikel befinden sich dadurch deutlich länger in der Wachstumsphase (Anagenphase). Die meisten Frauen haben jedoch nicht nur dichteres Haar während der Schwangerschaft, sondern freuen sich auch über ein schönes Hautbild und stabilere Nägel.
Die Haare nach der Schwangerschaft
Direkt nach der Geburt sinkt der Östrogenspiegel rapide ab. Die Haarfollikel reagieren sofort und wechseln in die Ruhephase (Telogenphase), in der die Nährstoffversorgung gestoppt wird. Darum beginnt etwa zwei bis vier Wochen nach der Entbindung der Haarausfall. Er kann jedoch auch erst fünf Monate danach auftreten. Finden sich nach der Schwangerschaft vermehrt Haare in der Bürste oder in der Dusche nach dem Haarewaschen, ist das noch lange kein Grund zu Sorge. Denn jedes Haar hat nur eine ganz bestimmte Lebenszeit. Fällt es aus, ist an derselben Stelle schon ein neues Haar in Vorbereitung. Der Mensch verliert auf diese Weise einhundert bis zweihundert Haare täglich. Frauen empfinden dies nach in den Wochen nach der Schwangerschaft nur als besonders viel, da viele Haare gleichzeitig in die Ruhephase gewechselt sind und somit auch mehr Haare ausfallen. Bis sich der Haarausfall nach der Schwangerschaft wieder reguliert hat, kann es vier bis neun Monate dauern. Der Haarausfall nach der Schwangerschaft verteilt sich in der Regel gleichmäßig über den gesamten Kopf.
Wann ist der Haarausfall nach der Schwangerschaft nicht mehr normal?
Ein Haarausfall ist dann als krankhaft zu bewerten, wenn bei einem übermäßigen Haarverlust lichte Stellen am Kopf entstehen (Alozepie). Sollten Sie jedoch das Gefühl haben, dass Ihnen übermäßig viele Haare ausgehen und lichte Stellen entstehen, müssen Sie zur Abklärung einen Arzt aufsuchen. Das empfiehlt sich auch, wenn der Haarausfall nach der Schwangerschaft bei Ihnen länger als ein Jahr dauert. Zu untersuchen ist dann, ob nicht ein Mangel an Eisen oder Zink, eine Pilzerkrankung oder eine Funktionsstörung der Schilddrüse vorliegen. Der Arzt wird ein Blutbild veranlassen, um der Ursache für Ihren Haarausfall auf den Grund zu gehen und bei Bedarf ein entsprechendes Medikament verschreiben.
Was Sie selbst gegen Haarausfall nach der Schwangerschaft tun können
Für ein gesundes Haarwachstum ist daneben eine ausgewogene Ernährung wichtig. Sie können mit entsprechenden Vitaminen, Mineralien und Aminosäuren ihrem Haarwachstum wieder auf die Sprünge helfen.
Biotin
Ein anderer Name für Biotin lautet Vitamin H oder Vitamin B7. Es ist zuständig für die Bildung von Keratin, das den Hauptbestandteil der Haare darstellt. Besteht ein Biotinmangel, kann übermäßiger Haarausfall die Folge sein.
Eisen
Eisenmangel betrifft jede zweite Frau. Ein typisches Symptom von Eisenmangel ist Haarausfall. Besonders nach der körperlich anstrengenden Stillzeit empfiehlt es sich, den Eisenspiegel im Blut vom Arzt überprüfen zu lassen. Da eine Überdosierung lebensgefährlich sein kann, sollten Eisenpräparate nur nach Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden.
Zink
Ein Mangel an Zink kann ebenfalls für Haarausfall verantwortlich sein. Auch die Einnahme von Zinkpräparaten sollte von Ihrem Arzt überwacht werden.
Zystin
Zystin ist eine Aminosäure, die in hoher Konzentration in den Zellen vorkommt und für Wachstumsprozesse verantwortlich ist. Besteht ein Mangel an Zystin, wachsen neue Haare nur sehr zögerlich nach. Zystin ist als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich.
Bierhefe
Bei Bierhefe handelt es sich um ein Nebenprodukt der Bierherstellung, das jedoch reich an B-Vitaminen, Mineralien, Aminosäuren und Spurenelementen ist. Gerade nach der Schwangerschaft bietet sich eine Bierhefe-Kur an, um dem Haarwachstum wieder auf die Sprünge zu helfen.
Bildnachweis
Beitragsbild:© Pexels / Pixabay