Die bakterielle Vaginose ist eine Scheideninfektion, die oft von einem weiß-grauen, fischig riechenden Ausfluss und Juckreiz begleitet wird. Deuten die Symptome auf eine bakterielle Vaginose hin, untersucht der Arzt eine Flüssigkeitsprobe aus der Scheide. Zur Behandlung kommen Antibiotika in Form von Cremes oder oralen bzw. vaginalen Tabletten zum Einsatz.
Was ist bakterielle Vaginose?
Die bakterielle Vaginose ist eine sehr weit verbreitete, vaginale Erkrankung, die viele Frauen im gebärfähigen Alter betrifft. Bei der bakteriellen Vaginose gerät die Scheidenflora aus ihrem natürlichen Gleichgewicht und es kommt zu einer ungehinderten Vermehrung schädlicher Bakterien. Den weitaus größten Anteil bildet hier das Bakterium Gardnerella vaginalis.
Ursachen und Risiken
Normalerweise befinden sich in der Scheidenflora einer gesunden Frau mehr als 200 unterschiedliche Arten von Milchsäurebakterien. Diese wandeln Zucker aus den Scheidenzellen in Milchsäure um. Dadurch entsteht in der Vagina ein saures Milieu, welches verhindert, dass dort schädliche Keime wachsen. Bei einer bakteriellen Vaginose geht der Anteil nützlicher Milchsäurebakterien zurück. Gleichzeitig nehmen anaerobe, also ohne Sauerstoff lebende Bakterien überhand. Das mikrobiologische Gleichgewicht der Scheidenflora verschiebt sich also.
Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die zu einem Rückgang der Milchsäurebakterien führen:
- Da sich Milchsäurebakterien unter dem Einfluss von Östrogen entwickeln, sinkt ihre Anzahl, wenn der Östrogenspiegel aufgrund hormoneller Schwankungen sinkt. Müssen Sie über einen längeren Zeitraum Antibiotika zur Behandlung einer bakteriellen Erkrankung oder Zytostatika zur Bekämpfung einer Krebserkrankung einnehmen, kann es passieren, dass dadurch die Zahl der nützlichen Milchsäurebakterien in der Vagina abnimmt.
- das mikrobiologische Gleichgewicht der Scheidenflora kann auch durch allzu gut gemeinte Hygiene und den Einsatz stark parfümierter Kosmetika geschädigt werden.
- zudem kann auch psychosozialer Stress einen negativen Einfluss auf das empfindliche Scheidenmilieu haben.
Beobachtungen haben gezeigt, dass eine bakterielle Vaginose bei Frauen, die an einer sexuell übertragbaren Krankheit leiden, verschiedene Geschlechtspartner haben oder ein Intrauterinpessar verwenden, gehäuft auftritt.
Symptome der bakteriellen Vaginose
Die meisten Frauen, die unter einer bakteriellen Vaginose leiden, zeigen keinerlei Symptome. Wenn doch Symptome auftreten, handelt es sich am häufigsten um einen vermehrten, dünnflüssigen und weißlichen Ausfluss. Typisch ist außerdem ein fischartiger Geruch. Dieser entsteht, wenn durch die Bakterien Eiweiße zersetzt werden.
Manchmal kommt es auch zu Hautreizungen oder Juckreiz auch im äußeren Schambereich. Gelegentlich können Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und Wasserlassen auftreten.
Diagnose
Im Rahmen einer gynäkologischen Untersuchung kann eine bakterielle Vaginose anhand von 4 markanten Befunden, den sogenannten Amselkriterien, diagnostiziert werden:
- grau-weißer, homogener Ausfluss, der dünnflüssig oder schaumig sein kann
- ein pH-Wert größer 4,4
- fischartiger Geruch des Ausflusses. Zur weiteren Abklärung wird oft noch zehnprozentige Kalilauge mit dem Scheidensekret vermischt. Dadurch wird noch mehr Amin freigesetzt und der fischartige Geruch verstärkt.
- bei mindestens 20% der Scheidenzellen können Schlüsselzellen nachgewiesen werden. Diese Scheidenzellen sind von einem dichten Teppich aus verschiedenen Bakterienarten besiedelt.
Alternativ oder zusätzlich zu den Amselkriterien kann die bakterielle Vaginose anhand einer typischen Bakterienfärbung, der sogenannten Gramfärbung, festgestellt werden. Hierbei wird ein Ausstrich des Scheidenanflusses angefärbt und unter dem Mikroskop untersucht. Bei einer bakteriellen Vaginose kommt es typischerweise zu einer Zunahme gram-negativer Krankheitserreger und einer Abnahme gram-positiver Milchsäurebakterien.
Auch Scheidenpilz ist eine häufige vaginale Erkrankung. Als häufigster Erreger gilt der Scheidenpilz Candida albicans. Sowohl bei der bakteriellen Vaginose als auch beim Scheidenpilz kann es zu Juckreiz im äußeren Schambereich, zu vermehrtem Ausfluss sowie Schmerzen beim Wasserlassen kommen. Im Unterschied zur Scheidenpilzerkrankung, bei der der Ausfluss meist geruchlos ist, kommt es bei der bakteriellen Vaginose typischerweise zu einem grau-weißlichen Ausfluss mit einem unangenehmen, fischartigen Geruch.
Behandlungsmöglichkeiten
Bei gesicherter Diagnose sollte eine Behandlung der bakteriellen Vaginose erfolgen. Diese erfolgt entweder mit Tabletten oder Zäpfchen, die Antibiotika wie Metronidazol oder Clindamycin oder das Antiseptikum Dequaliniumchlorid enthalten. Clindamycin ist auch als Vaginalcreme erhältlich.
Die Dauer und Intensität der Behandlung richten sich dabei nach der Schwere der Erkrankung. Normalerweise kann mit den oral oder vaginal verabreichten Medikamenten die Scheidenflora innerhalb von einer Woche wiederhergestellt werden. Bei 80% der Patientinnen kommt es innerhalb dieses Zeitraums zu einer Heilung. Kommt es häufig zu Rückfällen, so ist eine langfristige, intravaginale Verabreichung von Milchsäurebakterien über mehrere Wochen oder Monate sinnvoll.
Vorsorge
Damit die Symptome einer bakteriellen Vaginose erst gar nicht auftreten, können Sie mit geeigneten Maßnahmen vorbeugen. Alle Maßnahmen zielen darauf ab, ein gesundes pH-Niveau in der Scheide zu erhalten bzw. wiederaufzubauen.
Zu den Maßnahmen gehören:
- Zur Pflege des Intimbereichs sollten keine Deos oder andere parfümierte Produkte verwendet werden. Herkömmliche Seifen und Duschgels enthalten meist Duftstoffe und andere chemische Stoffe, die zu scharf für die Anwendung im Intimbereich sind. Deshalb sollten Sie besser spezielle, auf den Intimbereich abgestimmte Körperpflegeprodukte verwenden. So kann ein gesundes pH-Niveau erhalten werden.
- Der Intimbereich sollte nicht zu häufig gewaschen werden.
- Für die Reinigung der Unterwäsche keine scharfen Waschmittel verwenden
- Binden und Tampons häufig wechseln
- Beim Toilettengang stets von vorne nach hinten wischen. So kann verhindert werden, dass Bakterien mit der Vagina in Berührung kommen und dort das bakterielle Gleichgewicht durcheinanderbringen.
- Nach dem Waschen, Duschen oder Schwimmen den Intimbereich sorgfältig mit einem Handtuch trocknen
Wann zum Arzt?
Treten die Symptome einer bakteriellen Vaginose erstmalig auf oder erwarten Sie ein Kind, so sollten sie umgehend einen Arzt aufsuchen. Eine bakterielle Vaginose kann nämlich insbesondere in der Schwangerschaft oder während der Geburt gravierende Probleme auslösen. Wird die bakterielle Vaginose nicht rechtzeitig behandelt, kann es zu einer Entzündung des Beckenbodens sowie zu einer erhöhten Gefahr für Fehl- und Frühgeburten kommen.
Außerdem ist ein Arztbesuch anzuraten, wenn die Symptome unklar sind, wenn Krankheitszeichen möglicherweise auf eine Scheidenpilzinfektion oder eine bakterielle Vaginose hindeuten und wenn bakterielle Vaginosen regelmäßig wiederkehren.
Fazit
Die bakterielle Vaginose ist eine sehr häufig vorkommende Scheideninfektion. Sie verursacht zwar unangenehme Beschwerden wie Juckreiz und Ausfluss, kann jedoch durch geeignete Behandlungsmethoden gut in den Griff bekommen werden.
Da psychosozialer Stress und Rauchen als ein großer Risikofaktor für eine bakterielle Vaginose gelten, sollten Sie versuchen, den Alltagsstress durch sportliche Aktivitäten abzubauen und gegebenenfalls das Rauchen aufzugeben.
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