Was sind Kopfschmerzen?
Der Kopfschmerz (Cephalgie) ist eine häufig auftretende gesundheitliche Beeinträchtigung, die auf unterschiedliche Ursachen zurückzuführen ist. Eine wichtige diagnostische Frage betrifft die Unterscheidung, ob ein Kopfschmerz primär oder sekundär auftritt. Zu den sogenannten primären Kopfschmerzen gehören der Spannungskopfschmerz, die Migräne und der Clusterkopfschmerz. Sekundäre Kopfschmerzen bezeichnen alle Arten von Kopfschmerzen, die Symptom einer anderen Erkrankung, Störung oder Verletzung sind.
Primäre Arten des Kopfschmerzes
Ungefähr 90 Prozent aller Kopfschmerzen gehören zu den sogenannten primären Kopfschmerzen, das heißt, sie sind nicht Symptome von anderen Störungen, Krankheiten oder Verletzungen. Zu den primären Kopfschmerzen gehören die Migräne, der Kopfschmerz vom Spannungstyp und der Clusterkopfschmerz. Primäre Kopfschmerzen treten vorwiegend episodisch auf und vergehen mit oder ohne Behandlung meist nach einigen Stunden bis Tagen. Sie können aber auch chronisch verlaufen und dadurch zu einer starken Belastung für die Betroffenen werden.
Kopfschmerz vom Spannungstyp
Der Kopfschmerz vom Spannungstyp oder auch Spannungskopfschmerz ist am weitesten verbreitet. Durchschnittlich etwa 40 % der Bevölkerung haben innerhalb eines Jahres einmal oder häufiger Spannungskopfschmerz erfahren. Frauen sind dabei etwas häufiger betroffen. Der Kopfschmerz vom Spannungstyp tritt beidseitig auf und fühlt sich drückend und einengend (nicht pulsierend) an. Die Schmerzintensität ist leicht bis mittelstark. Die Schmerzen verstärken sich nicht durch Bewegung oder körperliche Anstrengung. Zusammen mit dem Kopfschmerz tritt keine oder nur leichte Übelkeit auf.
Um eine chronische Form des Spannungskopfschmerzes handelt es sich dann, wenn die Schmerzen seit mehr als drei Monaten an mindestens 15 Tagen pro Monat oder insgesamt an mehr als 180 Tagen im Jahr auftreten.

Ursachen für Kopfschmerzen vom Spannungstyp
Die Ursachen für diese Kopfschmerzform sind noch nicht umfassend erforscht und verstanden. Es wird davon ausgegangen, dass es sich um komplexe Ursachen handelt, die zwischen orthopädischen, neurologischen und psychischen Faktoren angesiedelt sind. Eine erhöhte Muskelspannung im Kopf- und Halsbereich wird häufig begleitend beobachtet. Durch sie erhöht sich die Schmerzempfindlichkeit im Kopfbereich. Die erhöhte Spannung kann aufgrund von Stress, Schlafmangel und Fehlhaltungen im Hals-Nackenbereich auftreten.
Medikamentöse Behandlung des Kopfschmerzes vom Spannungstyp
Da die Schmerzintensität beim Spannungskopfschmerz nicht allzu stark ist, kann oftmals auf eine medikamentöse Behandlung verzichtet werden. Als Schmerzmittel kommen in erster Linie Acetylsalicylsäure (ASS oder Aspirin), Ibuprofen, Novalgin oder ein Kombinationspräparat aus ASS, Paracetamol und Koffein in Frage. Auch Metamizol, Paracetamol und Naproxen können eingenommen werden. Die chronische Form des Spannungskopfschmerzes kann darüber hinaus – nach ärztlicher Verordnung – zusätzlich mit Medikamenten aus der Klasse der Antidepressiva, der Antieptileptika oder der Muskelrelaxantien behandelt werden. Antidepressiva besitzen meist einen günstigen Einfluss auf die Schmerzintensität, Antieptileptika und Muskelrelaxantien haben einen spannungslösenden Effekt.
Nicht-medikamentöse Behandlung von Spannungskopfschmerzen
In Studien hat sich gezeigt, dass die äußerliche Anwendung von Pfefferminzöl bei Kopfschmerzen die gleiche schmerzmindernde Wirkung wie 1000 mg ASS oder Paracetamol aufweist. Dies ist auch deshalb interessant, weil die Einnahme von Schmerzmitteln auf höchstens 10 Tagen im Monat beschränkt werden soll, da diese bei Daueranwendung selbst Kopfschmerzen auslösen können.
Um eine der vermuteten Hauptursachen für Kopfschmerzen vom Spannungstyp, den (chronischen) Stress, mitzubehandeln, sollte daneben auf Entspannungstechniken wie Progressive Muskelrelaxation, Stressbewältigungstraining, kognitive Verhaltenstherapie oder Physiotherapie gesetzt werden. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Kopfschmerzen.
Da Spannungskopfschmerzen häufig mit muskulären Verspannungen im Nackenbereich einhergehen, ist es möglich, über Wärmeanwendungen (Wärmeflasche, Körnerkissen) Entspannung und damit eine Linderung der Kopfschmerzen herbeizuführen. Ebenso können leichte Übungen gegen Nackenverspannungen versucht werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass sich die Maßnahmen gut anfühlen, zu einer inneren Entspannung beitragen und die Schmerzen nicht verstärken.
Über die Beruhigung des vegetativen Nervensystems kann ebenfalls eine Entspannung eingeleitet werden. Hier kann alles von tiefem Durchatmen, über Meditation, Entspannungsmusik, sanfte Massage, Entspannungstee oder auch ein kurzer Schlaf hilfreich sein.
Oft empfohlen wird ein Spaziergang an frischer Luft, um die Sauerstoffzufuhr im Organismus zu erhöhen oder das Trinken von ein bis zwei Gläsern Wasser, denn auch zu wenig Flüssigkeitszufuhr kann Auslöser von Kopfschmerzen sein. Sehr bekannt ist der „Kopfschmerzcocktail“ aus einem starken Kaffee mit einem Schuss Zitrone. (Vorsicht bei empfindlichen Magen!), wobei die schmerzlindernde Wirkung von Koffein durch Vitamin C und Zitronensäure verstärkt wird.
Migräne
Migräne ist ein intensiver Kopfschmerz, der mit starken neurologischen, vegetativen und psychischen Begleitsymptomen einhergeht. Ungefähr 10 % der Bevölkerung sind von Migräne betroffen, Frauen wesentlich häufiger als Männer. Bei einer chronischen Migräne können Spannungskopfschmerzen und Migräne-Attacken abwechselnd auftreten. Wenn mindestens fünf Migräne-Attacken in drei Monaten mit jeweils mehr als 15 Kopfschmerz-Tagen zu verzeichnen sind, wird statt von chronischem Spannungskopfschmerz von chronischer Migräne gesprochen.

Symptome der Migräne
Migräne führt aufgrund ihrer ausgeprägten Symptomatik zu starken Beeinträchtigungen in der Lebensführung der Betroffenen. Bei einer Migräne mit Aura gehen den Migräne-Schmerzen vorübergehende (reversible) neurologische Symptome voraus, die von Sehstörungen, Sprech- und Sprachstörungen, Bewusstseinsstörungen bis hin zu Bewegungsstörungen reichen können. Da Aura-Symptome mitunter den Symptomen bei einem Schlaganfall oder einer transitorischen ischämischen Attacke (Vorform des Schlaganfalls) gleichen können, sollte beim erstmaligen starken Auftreten von bisher nicht bekannten Aura-Symptomen oder bei einer unüblich starken Ausprägung, zum Beispiel mit Lähmungserscheinungen, die Vorstellung in einer neurologischen Notaufnahme erwogen werden
Bei einer Migräne ohne Aura-Symptome kann die Abgrenzung vom Spannungskopfschmerz anfangs schwerfallen. Die Diagnostik der Migräne sollte daher umfassender sein und mit Hilfe eines Kopfschmerztagebuchs, das Patientinnen und Patienten anfertigen, abgesichert werden. Migräne-Attacken dauern unbehandelt (oder erfolglos behandelt) bis zu 72 Stunden an. Im Gegensatz zum Spannungskopfschmerz ist die Schmerzqualität pulsierend. Der Schmerz tritt überwiegend einseitig auf und verstärkt sich durch körperliche Bewegung und Anstrengung. Neben den Schmerzen treten Übelkeit bis hin zu Erbrechen oder eine erhöhte Sensibilität gegenüber Licht und Geräuschen auf, oftmals auch in Kombination. Wie auch beim Spannungskopfschmerz wird zwischen episodischen und chronischen Verlaufsformen unterschieden.
Ursachen für Migräne
Die Neigung zu Migräne ist offenbar genetisch bedingt und liegt in einer Überempfindlichkeit des Nervensystems für plötzliche Änderungen. Auslöser für Migräneanfälle sind vielfältig. Durch das Führen eines Kopfschmerztagebuchs können typische Trigger identifiziert werden. Zu den häufigsten Auslösern gehören Stress, Schwankungen im Schlafrhythmus, unregelmäßige Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr, Alkohol und auch einige Nahrungsmittel wie Schokolade oder Käse. Einige Menschen reagieren auf starke physische Reize wie Licht, Flackern, Blitze, Lärm und Gerüche mit Migräne. Daneben gibt es eine Form der Migräne, die mit Hormonschwankungen im Zyklus von Frauen zusammenhängt und vorwiegend während der Menstruation auftritt.
Behandlung der Migräne
Bei der Behandlung der Migräne kommt neben der Akutbehandlung auch der Prophylaxe eine wichtige Funktion zu. In sehr schweren Fällen von chronischer Migräne, die sich medikamentös nicht oder nur schwer behandeln lassen, kann eine stationäre Behandlung in speziellen Migräne-Zentren erwogen werden, um die optimale Therapie einzustellen und den Umgang mit Symptomen zu erleichtern.
Akutbehandlung der Migräne
Zur Akutbehandlung werden bei leichteren Schmerzen die auch bei Spannungskopfschmerzen empfohlenen Schmerzmittel (ASS, Ibuprofen, Novalgin, Kombinationspräparat aus ASS, Paracetamol und Koffein, Metamizol, Paracetamol und Naproxen) angewendet. Aufgrund der mit der Migräne meist einhergehenden Übelkeit wird empfohlen, zehn Minuten vor Einnahme des Schmerzmittels ein Mittel gegen Übelkeit (zum Beispiel die verschreibungspflichtigen Medikamente Metoclopramid oder Domperidon) einzunehmen.
Sprechen die Migräneschmerzen auf freiverkäufliche Schmerzmittel nicht an, sollte in ärztlicher Begleitung eine Therapie mit Triptanen in Erwägung gezogen werden. Hierbei muss auf das Nebenwirkungsprofil geachtet werden, denn insbesondere bei Herz- und Bluthochdruckpatienten können Triptane kontraindiziert sein. Triptane wirken nicht gegen Aurasymptome und sollten relativ früh in der Kopfschmerzphase der Migräne eingenommen werden.
Auch bei der medikamentösen Behandlung der Migräne ist darauf zu achten, dass der Schmerzmittelgebrauch auf höchstens 10 Tage im Monat beschränkt wird, da ansonsten medikamenteninduzierte Kopfschmerzen auftreten können, die durch die Medikamente nicht mehr gelindert werden.
Prophylaktische Behandlung der Migräne
Bei einer chronischen Migräne oder Migräne-Verläufen mit sechs oder mehr Migräne-Tagen im Monat und ausgeprägter Symptomatik kann an eine präventive medikamentöse Behandlung gedacht werden, die die Dauer von Migräneattacken und Auren und somit auch den Schmerzmittelgebrauch verringern soll. Eine medikamentöse Prophylaxe sollte mindestens sechs Monate lang durchgeführt werden. Als Mittel kommen Betarezeptorenblocker (Metropolol, Propranolol und Bisoprolol), Antidepressiva (Amitriptylin oder Venlafaxin), das Antieptileptikum Topiramat und die Antikonvulsiva Valproat, Flunarizin und Gabapentin in Frage.
Weitere Maßnahmen zur Prophylaxe der Migräne
Da Migräne häufig durch typische Trigger ausgelöst wird, gilt es in der Lebensführung darauf zu achten, diese Trigger zu vermeiden. Auch bei Migräne können Maßnahmen zur Stressbewältigung und Stressreduktion (zum Beispiel durch Progressive Muskelentspannung) hilfreich sein. Wichtig ist daneben ein möglichst regelmäßiger Tagesablauf mit gleichbleibendem Schlafrhythmus, ausreichender Flüssigkeitszufuhr und geregelten Mahlzeiten. Studien zeigen, dass die Einnahme von Magnesium und Vitamin B 12 möglicherweise einen günstigen Einfluss auf die Migräne nehmen kann. Als Naturheilmittel hat Pestwurz einen positiven Einfluss auf Migräne gezeigt.
Clusterkopfschmerz
Clusterkopfschmerz tritt sehr selten auf und betrifft ca. 1 % der Bevölkerung, Männer dabei ungefähr dreimal häufiger als Frauen.

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Clusterkopfschmerz äußert sich in einseitigen attackenartigen Schmerzen von höchster Intensität, die von 15 Minuten bis zu drei Stunden anhalten können. Die Schmerzen sind vor allem rund um die Schläfe und das Auge lokalisiert und können begleitet werden von weiteren Symptomen wie Schweißausbrüchen, geröteten Augen oder laufender Nase und Unruhegefühlen.
Chronisch wird der Clusterkopfschmerz dann genannt, wenn er über ein Jahr lang auftritt und zwischen den Attacken jeweils weniger als ein Monat Ruhephasen bestehen.
Da es eine Assoziation des Auftretens der Attacken mit dem Konsum von Alkohol gibt, soll in einer sogenannten Cluster-Periode auf Alkohol vollständig verzichtet werden. Außerdem hat sich gezeigt, dass starker Nikotinkonsum den Verlauf der Schmerzattacken ungünstig beeinflussen kann. Die Attacken treten bei starken Rauchern häufiger und in höherer Frequenz auf.
Behandlungsmöglichkeiten bei Clusterkopfschmerz
Die Behandlung muss auf die individuellen Voraussetzungen der Patienten abgestimmt werden, denn nicht jedes Medikament ist gleich wirksam. Neben der Akuttherapie kann auch bei Clusterkopfschmerz eine prophylaktische Behandlung eingeleitet werden.
Sauerstofftherapie als Akut-Behandlung bei Clusterkopfschmerz
Die Inhalation von 100-prozentigem Sauerstoff hat sich als wirksames Akutmittel bei Clusterkopfschmerz bewährt. Patienten erhalten spezielle Inhalationsmasken, die 15 bis 20 Minuten angewendet werden sollen. Allerdings helfen Sauerstoffmasken nicht jedem Betroffenen.
Medikamentöse Akut-Behandlung des Clusterkopfschmerzes
Das Besondere beim Clusterkopfschmerz ist seine oftmals kurze Dauer. Oral eingenommene Schmerzmittel wirken meist erst nach 20 Minuten und können daher den akuten Schmerz oftmals nicht abfedern. Wirksamer zur Behandlung einer Clusterkopfschmerz-Attacke ist eine Spritze mit dem Triptan Sumatriptan unter die Haut oder ein Nasenspray mit Sumatriptan oder Zolmitriptan. Ein Nasenspray mit dem betäubenden Wirkstoff Lidocain kann unter Umständen ebenfalls wirksam sein.
Medikamentöse Prophylaxe des Clusterkopfschmerzes
Zur Vorbeugung von Clusterkopfschmerz-Attacken stehen diverse Medikamente bereit. Es wird zwischen einer Kurzzeit- und einer Langzeitprophylaxe unterschieden. Medikamente zur Kurzzeitprophylaxe sind vor allem Steroide, die ein stärkeres Nebenwirkungsprofil aufweisen und daher nur begrenzt eingesetzt werden können. Die Langzeitprophylaxe erfolgt mit Verapamil, alternativ auch mit Lithium oder Topiramat.
Operative Verfahren zur Behandlung des Clusterkopfschmerzes
Ein implantierter Neurostimulator, der das Flügelgaumenganglion hinter dem Nasenbein elektrisch stimuliert, kann wirksam sein zur Akutbehandlung und zur Prophylaxe des chronischen Clusterkopfschmerzes. Auch am Hinterkopf kann durch Elektroden-Transplantate eine Nervenstimulation des Nervus occipitalis major und den Nervus occipitalis minor erfolgen. Off-Label kann auch eine tiefe Hirnstimulation versucht werden. Diese operativen Eingriffe sind Mittel der letzten Wahl, da sie zu Komplikationen (Entzündungen, Abstoßungsreaktionen, Blutungen) führen können.
Sekundäre Kopfschmerzen
Neben den primären Kopfschmerzformen treten Kopfschmerzen häufig auch als Symptom anderer Erkrankungen auf. Bei einer Hirnhautentzündung (Meningitis) sind Kopfschmerzen häufig das Leitsymptom. Auch andere Entzündungen wie Nasennebenhöhlenentzündungen, grippale Infekte oder Grippe-Erkrankungen können Kopfschmerzen zur Folge haben. Starke Kopfschmerzen treten bei Gehirnblutungen auf. Auch Gehirntumore können Kopfschmerzen auslösen, allerdings besteht bei unklaren Kopfschmerzen kein Grund zur Beunruhigung über einen Gehirntumor, denn nur selten sind sie das alleinige Symptom.
Bei Verletzungen der Wirbelsäule, des Schädels oder beim HWS-Trauma sind Kopfschmerzen sehr häufige Folgesymptome. Kopfschmerzen können auch durch medizinische Einwirkungen ausgelöst werden. Nach einer Liquorpunktion (Abziehen von Nervenwasser aus dem Rückenmarkskanal) treten Kopfschmerzen sehr häufig auf, auch während und nach einer Dialyse kann es zu Kopfschmerzen kommen – und nicht zuletzt kann der übermäßige Gebrauch von Schmerzmitteln einen medikamenteninduzierten Kopfschmerz auslösen. Sekundäre Kopfschmerzen gehen vorüber, sobald die Grundkrankheit erfolgreich behandelt wurde oder ausgeheilt ist oder wenn die auslösenden Faktoren nicht mehr einwirken. Sie können oftmals ebenfalls mit rezeptfreien Schmerzmitteln behandelt werden.
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