Demenz – Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten
Wo ist denn bloß meine Brille? Wie war nochmal die Geheimzahl für meine EC-Karte? Haben Sie sich das auch schon oft gefragt? Oder haben Sie Angehörige, die häufig etwas verlegen oder vergessen? Ist das nur Schusseligkeit oder sind es vielleicht doch die ersten Anzeichen für eine Demenzerkrankung?
Um sich darüber ein Bild zu machen, ist es wichtig, zu verstehen, was Demenz überhaupt bedeutet, wie sie entsteht und sich äußert. Informieren Sie sich hier, wenn Sie befürchten, selbst betroffen zu sein. Erfahren Sie mehr über das Thema Demenz, wenn Sie Angehörige haben, die betroffen sein könnten oder betroffen sind.
Demenz ist mehr als eine Gedächtnisstörung
Mehr als 45 Millionen Menschen weltweit, davon circa 1,7 Millionen in Deutschland, sind aktuell an einer Demenz erkrankt. Die Neuerkrankungsrate ist hoch und das Erkrankungsrisiko steigt mit zunehmendem Lebensalter.
Der Begriff Demenz entstand aus dem lateinischen Wort demens. Wörtlich übersetzt heißt das so viel wie „ohne Verstand“ oder „Nachlassen der Verstandeskraft“. Als Demenz werden verschiedene chronische Krankheitsbilder mit unterschiedlichen Ursachen bezeichnet. Das wesentliche Merkmal der Demenzerkrankungen ist eine Verschlechterung der geistigen Fähigkeiten bis hin zu ihrem kompletten Verlust.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) kategorisiert Demenz als erworbene und chronische Erkrankungen mit Beeinträchtigung der Hirnleistung. Sind die typischen Demenzsymptome länger als sechs Monate und mit fortschreitendem Verlauf zu beobachten, muss die genaue Form der Demenz diagnostiziert werden.
Symptome einer Demenzerkrankung
Die Demenz kommt nicht über Nacht. Sie entwickelt sich schleichend und bleibt oftmals lange Zeit unbemerkt. Das Krankheitsbild zeigt sich auch bei jedem Betroffenen anders. Nicht alle Symptome müssen auftreten und auch die Reihenfolge der Beeinträchtigungen ist variabel.
Anzeichen für eine Demenz können sein:
- Antriebslosigkeit
- Bewegungsprobleme
- Depressionen
- Desinteresse
- Hemmungslosigkeit
- Konzentrationsstörungen
- Orientierungsschwierigkeiten
- Reizbarkeit
- Sprachstörungen
- Stimmungsschwankungen
- Vergesslichkeit
- Verhaltensänderungen
- Wesensveränderungen
Stellen Sie bei sich oder in Ihrem Umfeld mehrere dieser Symptome in starker Ausprägung über einen längeren Zeitraum und ohne ersichtlichen Auslöser fest, sollten Sie einen Spezialisten konsultieren.
Formen der Demenz
Experten unterscheiden zwischen primären und sekundären Demenzformen. Die Symptome einer sekundären Demenz können bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung häufig komplett beseitigt werden. Da es sich hier um Folgeerscheinungen anderer Grunderkrankungen oder Störungen handelt, führt die Behandlung der ursprünglichen Erkrankung auch zu einer Verbesserung der Demenzsymptome. Auslöser können Stoffwechselerkrankungen, Vitaminmangel oder Vergiftungserscheinungen durch Nikotin-, Alkohol- oder Medikamentenkonsum sein.
Den größeren Teil der Demenzen machen mit circa 90 Prozent jedoch die primären, nicht umkehrbaren Demenzerkrankungen aus.
Alzheimer-Krankheit
Alzheimer ist die bekannteste, primäre Demenzerkrankung und mit circa 65 Prozent auch die häufigste Erscheinungsform. Es handelt sich um eine Verschleißerkrankung des Gehirns, die dazu führt, dass Nervenzellen und ihre Verbindungen unwiederbringlich zerstört werden. Die Ursachen sind bisher nicht eindeutig festgestellt. Nach dem ersten Auftreten der Symptome liegt die Lebenserwartung je nach Zeitpunkt der Diagnose zwischen drei und zehn Jahren.
Lewy-Körperchen-Demenz
Die Lewy-Körperchen-Demenz ist die zweithäufigste Demenzerkrankung im Alter. Sie ist geprägt von Aufmerksamkeitsstörungen, optischen Halluzinationen und leichten Parkinsonsymptomen. Als Lewy-Körperchen werden charakteristische Einschlüsse spezieller Nervenzellen des Hirnstamms bezeichnet. Diese beeinflussen die Bildung von Dopamin und stören damit die Hirnfunktion.
Gefäßbedingte Demenz
Bei der gefäßbedingten oder sogenannten vaskulären Demenz führen Durchblutungsstörungen des Gehirns oder wiederholte Schlaganfälle zum Absterben von Nervengewebe. Zusätzlich zu den allgemeinen Symptomen der Demenzerkrankungen klagen Betroffene oftmals über Taubheits– oder Lähmungserscheinungen und Reflexstörungen. Das Ausmaß der Durchblutungsstörungen entscheidet über die Schwere der Demenz.
Frontotemporale Demenz
Findet die Zerstörung der Nervenzellen primär im Stirn- und Schläfenbereich (Fronto-Temporal-Lappen) statt, spricht man von der Frontotemporalen Demenz (FTD). Da in diesem Hirnareal insbesondere Emotionen und Sozialverhalten gesteuert werden, sind die ersten Auswirkungen und Symptome auch in diesem Bereich zu beobachten.
Weitere primäre Demenzformen, die einen weitaus geringeren Anteil an den Gesamterkrankungen einnehmen, sind Demenz bei Morbus Parkinson oder die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit.
Demenz verläuft in Stadien
Ist zu Beginn der Demenz häufig das Kurzzeitgedächtnis und die Fähigkeit, sich Dinge zu merken, gestört, ist im weiteren Verlauf auch das Langzeitgedächtnis betroffen. Die Demenz verläuft bei jedem Betroffenen unterschiedlich, aber immer in drei Stadien mit fließendem Übergang.
Zunächst zeigen sich leichte Alltagsbeeinträchtigungen wie Vergesslichkeit oder Sprachschwierigkeiten. Diese nehmen immer weiter zu und werden von den Betroffenen auch zunehmend wahrgenommen. Da die Veränderungen vom Demenzerkrankten nicht gesteuert werden können, reagieren viele darauf wütend und aggressiv.
Im zweiten Stadium schreitet die Krankheit weiter voran. Die Symptome werden immer deutlicher und der Erkrankte benötigt stetig mehr Unterstützung, um seinen Alltag zu bewältigen. Charakteristisch ist auch, dass in dieser Phase Stimmungsschwankungen und Depressionen zunehmen.
Im Spätstadium sind Pflege und Betreuung durch Angehörige und Fachleute unabdingbar. Neben den kognitiven Symptomen treten nun auch körperliche Folgen auf. Im Laufe des Lebens erlernte Bewegungsabläufe können nicht mehr abgerufen; Muskeln, Blasen- und Ausscheidungsfunktionen nicht mehr kontrolliert werden.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Demenz ist nicht heilbar. Es gibt – je nach Demenzform und Krankheitsstadium – verschiedene Medikamente und Therapiemöglichkeiten. Alle zielen darauf ab, ein rasches Fortschreiten der Erkrankung zu verzögern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Der eigentliche Krankheitsprozess kann jedoch nicht gestoppt werden.
Medikamente können zum Beispiel dabei helfen, die Gedächtnisleistung und die Konzentration zu verbessern. Auch verschiedene Symptome können medikamentös behandelt werden.
Gute Erfolge in der Therapie von Demenzpatienten zeigen auch anregende und aktivierende Behandlungen. Hier ist vor allem der Einsatz von Ergo-, Musik-, Kunst- und Aromatherapie nachgewiesenermaßen positiv zu bewerten.
Risikofaktoren und Prävention
Das Risiko an einer Demenz zu erkranken, steigt mit dem Lebensalter proportional an. Es ist aber auch nachgewiesen, dass das Vorhandensein weiterer Risikofaktoren Demenzerkrankungen begünstigt. Krankheiten wie Diabetes mellitus, Herzerkrankungen oder Bluthochdruck erhöhen durch ihren negativen Einfluss auf das Gefäßsystem auch die Gefahr einer Demenz.
Genetische Faktoren spielen beispielsweise bei der Alzheimer-Erkrankung eine Rolle, sind aber auch immer vom Zusammenspiel mit anderen Risikofaktoren abhängig.
Wer einer Demenzerkrankung vorbeugen will, muss bereits im frühen Erwachsenenalter damit anfangen. Ein Zusammenhang zwischen Herz- und Gefäßerkrankungen im mittleren Lebensalter und dem Risiko einer Demenzerkrankung ist durch Studien nachgewiesen. Generell wirken daher eine gesunde Lebensführung mit ausgewogener Ernährung und Bewegung einer Demenz entgegen. Auch geistige Aktivitäten und soziale Kontakte haben positive Effekte und senken das Erkrankungsrisiko.
Umgang mit Demenz
Betroffene können im frühen Demenzstadium beispielsweise von einer Psychotherapeutischen Begleitung profitieren. Diese kann dabei helfen, die Krankheit anzunehmen und persönliche Strategien für den Umgang mit den Veränderungen zu entwickeln.
So lange wie möglich und vertretbar sollten demente Menschen Dinge des täglichen Lebens allein oder mit geringer Unterstützung verrichten. Dies fordert den Betroffenen und wirkt so einem schnellen Fortschreiten der Erkrankung entgegen. Eine Überforderung sollte jedoch stets vermieden werden. Es empfiehlt sich auch, die regelmäßige Einnahme von Mahlzeiten und die Flüssigkeitszufuhr zu kontrollieren, um eine Mangelernährung bzw. Dehydrierung zu verhindern.
Mit fortschreitender Erkrankung müssen auch äußere Umstände angepasst werden. Dabei bedeutet eine Demenz im frühen Stadium nicht automatisch die Aufgabe des bisherigen Wohnumfeldes. Im Gegenteil, denn gewohnte Dinge geben dem Betroffenen Sicherheit. Stolperstellen in und um die Wohnung sollten beseitigt und Sicherheitsinstallationen wie Rauchmelder eingebaut werden.
Die Demenzerkrankung bedeutet nicht nur für den Patienten selbst eine hohe psychische Belastung. Auch Freunde und Familie müssen lernen, mit dieser Situation und den sich daraus ergebenden Herausforderungen umzugehen. Trainings für Angehörige, Selbsthilfegruppen und Begleitung durch Fachleute können deshalb auch dem engsten Familienkreis eine gute Stütze sein.
Bildnachweis
Beitragsbild: © geralt / Pixabay
Quellen
https://www.aerzteblatt.de/archiv/171677/Verdachtsdiagnose-Demenz-Was-ist-nun-zu-tun
https://www.aerzteblatt.de/blog/97421/Vermeidung-der-Demenz-muss-im-fruehen-Erwachsenenalter-beginnen
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/pflege/online-ratgeber-demenz
https://www.deutsche-alzheimer.de/die-krankheit.html
https://www.deutsche-alzheimer.de/die-krankheit/andere-demenzformen.html
https://www.patienten-information.de/mdb/downloads/kip/nerven-gehirn/demenz-kip.pdf
https://www.patienten-information.de/mdb/downloads/kip/nerven-gehirn/demenz-angehoerige-kip.pdf
https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-20868-4_2