Das Dreitagefieber im Überblick
Verursacht wird die Erkrankung durch Herpesviren. Sie ist hochansteckend. Betroffen sind vor allem Babys und Kleinkinder im Alter bis zu zwei Jahren. Das plötzlich ansteigende Fieber kann drei bis vier Tage andauern. Nach Abklingen der hohen Körpertemperatur zeigt sich ein typischer Hautausschlag (Exanthema subitum), der innerhalb weniger Tage wieder abheilt.
Bekannt ist das Dreitagefieber auch unter dem medizinischen Namen Roseola infantum. In den meisten Fällen verläuft die Erkrankung harmlos. Nahezu alle Kinder hatten bis zu ihrem dritten Lebensjahr Kontakt mit dem Herpesvirus. Auslöser der Infektion sind die Herpesviren vom Typ 6 und 7. Kinder in Europa erkranken überwiegend am Herpes-Typ 6B. Es gibt keine saisonale Häufung der Infektion. Die Erkrankung kann ganzjährig auftreten.
Während der Geburt überträgt die Mutter auf das Neugeborene Antikörper gegen das Dreitagefieber. Dieser natürliche Abwehrmechanismus wird als sogenannter Nestschutz bezeichnet. In der Regel hält der besondere Schutz in den ersten drei Lebensmonaten vor. Deshalb ist ein früherer Zeitraum der Erkrankung mit dem Dreitagefieber eher selten.
Die meisten Erwachsenen haben das Dreitagefieber bereits im Säuglingsalter durchlaufen. Ein Auftreten der Infektion im höheren Lebensalter ist daher sehr selten. Sollte eine Erkrankung dennoch auftreten, gleichen die Symptome einer Grippe oder dem Pfeifferschen Drüsenfieber (Mononukleose). Immunschwache Patienten im Erwachsenenalter können bei einem Dreitagefieber hingegen eine chronische Lungenentzündung (Pneumonie) entwickeln.
Herpesviren verbleiben lebenslang im Körper eines Menschen. Mediziner sprechen dann von einer latenten Infektion. In Phasen eines extrem geschwächten Immunsystems kann ein Herpesvirus wieder aktiv werden. Die restliche Zeit überdauert der Erreger „schlafend“ im menschlichen Wirtsorganismus.
Dreitagefieber mit typischen Symptomen
Ohne erkennbare Ursache zeigt sich die Infektion mit plötzlich steigendem Fieber. Die Temperaturen liegen dabei zwischen 39 und 41 Grad. Dieser Zustand bleibt in der Regel drei Tage bestehen. In seltenen Fällen kann das hohe Fieber bis zu acht Tage anhalten. Schließlich sinkt die Temperatur innerhalb weniger Stunden wieder auf den normalen Wert.
Kaum ist das Fieber gesunken, bildet sich bei etwa einem Viertel aller Betroffenen ein Hautausschlag. Das Exanthem bei einem Dreitagefieber ist hellrot und fleckig. Es überzieht den gesamten Körper. Am Nacken und Rumpf verläuft die Hautreaktion besonders deutlich.
In seltenen Fällen vereinen sich die Flecken beim Dreitagefieber im Gesicht. Normalerweise bleiben diese Körperpartie und die Kopfhaut von einem Exanthem ausgenommen. Allerdings können die Schleimhäute – insbesondere der weiche Gaumen – von einem Hautausschlag betroffen sein. Entweder dauert das Exanthem einige Tage an oder ist nach Stunden schlagartig verschwunden. Ein Juckreiz wird im allgemeinen nicht beschrieben.
Husten, Erbrechen, Durchfall, geschwollene Lider und Lymphknoten, gerötete Trommelfelle und ein entzündeter Darm sind weitere Symptome, die auftreten können. Bei Säuglingen wölbt sich mitunter die Fontanelle. Erwachsene entwickeln beim Dreitagefieber grippeähnliche Symptome wie Husten und Halsschmerzen. Es muss davon ausgegangen werden, dass das Virus bei Knochenmarktransplantationen schwere Infektionen der Lunge und des Gehirns verursachen kann.
In einem Drittel der Fälle begleitet ein Fieberkrampf die Infektion. Die Kinder sind dabei ohne Bewusstsein. Nur die Arme und Beine bewegen sich rhythmisch. So erschreckend der Anblick für viele Eltern ist, ein Fieberkrampf beim Dreitagefieber hört nach einigen Minuten von selbst auf. In den meisten Fällen verläuft der Vorfall ohne schwerwiegende Folgen.
Nach einem Fieberkrampf sollte umgehend ein Kinderarzt konsultiert werden. Als seltene Komplikation kann bei einem Dreitagefieber eine Hirnhautentzündung auftreten. In einigen Fällen wurden auch Entzündungen der Netzhaut, Leber und Lunge beschrieben.
Das Dreitagefieber in der Schwangerschaft
Auch Schwangere können mit dem Dreitagefieber in Kontakt kommen. In der Regel ist der Kontakt nicht gefährlich! Nahezu alle Schwangeren haben in ihrer Kindheit das Dreitagefieber durchlaufen und eine lebenslange Immunität entwickelt. Eine erneute Ansteckung im Erwachsenenalter ist daher unmöglich.
Auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer Infektion in der Schwangerschaft äußerst gering ist, stellt das Dreitagefieber ein gewisses Risiko für das ungeborene Kind dar. Deshalb sollte bei einem Auftreten der Infektion im persönlichen oder beruflichen Umfeld der Frauenarzt darüber informiert werden.
Die Ursachen für ein Dreitagefieber
Als Verursacher der Erkrankung sind die Herpesviren Typ 6 und 7 bedeutsam. Sie werden im medizinischen Sprachgebrauch mit HHV-6 und HHV-7 abgekürzt. Beim Herpesvirus Typ 6 gibt es zwei Untergruppen, wobei in die sogenannten serologischen Typen A und B unterschieden wird.
Krankheitswert haben vor allem die Herpesviren der Untergruppe B, insbesondere der HHV-B6. Etwa 10 bis 30 Prozent des HHV-7 verursachen ein Dreitagefieber. Erkrankungen um den 9. Lebensmonat werden hauptsächlich vom HHV-6 ausgelöst. Um den 26. Lebensmonat verursacht vor allem der Typ 7 die Krankheit.
Die Übertragung der Viren erfolgt vorrangig über den Speichel. Dieser Weg erklärt, weshalb beim Dreitagefieber eine hohe Ansteckungsgefahr besteht. Allerdings gehen Wissenschaftler davon aus, dass eine Infektion auch über kleine Sekrettröpfchen in der Raumluft möglich ist. Dabei wird der Erreger durch Husten, Niesen oder Sprechen übertragen.
Selbst gesunde Personen können das Virus weitergeben, ohne an einem Dreitagefieber erkrankt zu sein. Diese Menschen werden Ausscheider genannt. Selten ist eine Ansteckung bei Bluttransfusionen oder Organtransplantationen, beim Geschlechtsverkehr oder Stillen. Die Inkubationszeit beim Dreitagefieber beträgt fünf bis siebzehn Tage. Diese Phase berücksichtigt den Zeitraum der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung.
Die Diagnose von Dreitagefieber
Bei hohem oder länger andauerndem Fieber Ihres Kindes sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen! Diese Vorsichtsmaßnahme kann Komplikationen und schwerwiegende Folgen begrenzen. Das gilt insbesondere für Kinder, die sehr geschwächt und apathisch wirken.
Anhand der Krankengeschichte (Anamnese) ist es für den Arzt von Bedeutung, wann das Dreitagefieber erstmals auftrat, wie schnell die Körpertemperatur anstieg und welche Höhe sie erreichte. Wichtig ist es, zu welchem Zeitpunkt die letzte Fiebermessung stattfand und ab wann der Hautausschlag beobachtet wurde. Der Arzt kann sich danach erkundigen, ob das Kind über Juckreiz klagt oder sich kratzt. Sofern ein Fieberkrampf auftrat, ist die Dauer der Bewusstlosigkeit von Interesse.
Das Dreitagefieber lässt sich bei einem typischen Verlauf klinisch gut diagnostizieren. Ist die Symptomatik unklar, können Blutuntersuchungen behilflich sein. Dabei steigt die Anzahl der weißen Blutkörperchen während des Fiebers an (Leukozytose). Mit Beginn des Hautausschlags und nach Abklingen des Dreitagefiebers sind die Leukozyten erniedrigt (Leukopenie).
In speziellen Blutuntersuchungen lassen sich die Antikörper gegen den Herpesvirus nachweisen. Dabei werden die Immunglobuline (IgM, HHV-IgG) bestimmt. Der Nachweis des Virus ist im Blut, Speichel, Urin und Nervenwasser möglich. Die Methode heißt Polymerasekettenreaktion (PCR). Untersuchungen der Muttermilch beim Dreitagefieber dienen eher einem wissenschaftlichen Interesse.
Besteht das Fieber über den 4. Tag hinaus, sollte ein Urintest die Möglichkeit einer Blasen- oder Nierenbeckenentzündung ausschließen.
Da sich der Herpesvirus auch bei Menschen nachweisen lässt, die das Dreitagefieber bereits durchlaufen haben, müssen die labormedizinischen Ergebnisse sorgsam mit den bestehenden Symptome ausgewertet werden. In seltenen Fällen kann ein Fieberkrampf die Ursache einer Hirnhautentzündung (Meningitis) sein. Dann wäre eine sogenannte Lumbalpunktion erforderlich, um das Nervenwasser des Rückenmarks zu gewinnen.
Bei einem typischen Verlauf lässt sich das Dreitagefieber gut diagnostizieren und von Kinderkrankheiten wie Masern oder Röteln abgrenzen. Ein Exanthem tritt gelegentlich auch bei einer Unverträglichkeit von Arzneimitteln auf und ist als allergische Hautreaktion erkennbar.
Im Gegensatz zu Masern beginnt das Dreitagefieber nicht mit Schnupfen, Husten und einer Überempfindlichkeit gegen Licht. Zeigt sich bei Masern ein Hautausschlag, steigt das Fieber an. Beim Dreitagesfieber sinkt erst die hohe Körpertemperatur, bevor das Exanthem ausbricht. Der auftretende Hautausschlag ist hier hauptsächlich am Rumpf ersichtlich. Im Gesicht ist ein Exanthem beim Dreitagefieber eher selten. Bei Masern und Röteln kann dieser Körperbereich von einer Hautreaktion besonders deutlich betroffen sein.
Die Behandlung von Dreitagefieber
Einen Impfschutz gibt es nicht, da bislang keine wirksamen Immunglobuline entwickelt werden konnten. Das Dreitagefieber kann nur symptomatisch behandelt werden. Empfehlenswert sind Wadenwickel. Dazu werden fünf Esslöffel Essig in einen Liter kaltes Wasser gegeben. Anschließend können mehrere Tücher befeuchtet, um die Waden gewickelt und mit einem Handtuch abgedeckt werden. So bald die Wickel warm geworden sind, ist ein Wechsel ratsam.
In Absprache mit dem Arzt können fiebersenkende Medikamente verabreicht werden. Erfahrungen zeigen, dass es den Kindern mit Dreitagefieber unter der Einnahme eines entsprechenden Arzneimittels besser geht.
Hilfreich kann es sein, die Kinder mit Dreitagefieber nur mit einer Windel oder einem Body zu bekleiden. Leichter bekleidet reguliert sich die Körpertemperatur der erkrankten Kinder besser. Besonders wichtig ist es, das fiebernde Kind immer wieder zum Trinken anzuregen. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr bei Dreitagefieber ist essentiell, denn ein Anstieg der Körpertemperatur geht mit einem großen Wasserverlust einher.
Will Ihr Kind nichts essen, so wird es die Nahrungsaufnahme nachholen, so bald es sich wieder wohler fühlt. Als Getränke können Wasser, Gemüsebrühe, verdünnte Säfte und Tee mit Traubenzucker angeboten werden. Verweigert Ihr Kind mit Dreitagefieber das Trinken, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen. In diesem Fall besteht die Gefahr einer Dehydrierung (Austrocknung).
Experten gehen davon aus, dass eine plötzlich ansteigende Körpertemperatur zu Fieberkrämpfen führen kann. Um eine Verletzungsgefahr des Kindes zu vermeiden, sollte es auf eine warme Unterlage flach auf den Boden gelegt werden. Die besondere Lagerung ermöglicht dem Kind mit Dreitagefieber leichter zu atmen. Rufen Sie sofort einen Arzt! Schildern Sie das Symptom, selbst wenn es bei Ihrem Kind nur kurzzeitig auftrat. Der Arzt wird dann darüber entscheiden, ob eine stationäre Aufnahme des Kindes erforderlich ist.
Das Dreitagefieber hat gute Heilungsaussichten
Für das Dreitagefieber ist die Prognose günstig. So schnell die Erkrankung auftritt, so schnell ist sie auch vorüber. Mit Absinken des Fiebers erholen sich die meisten betroffenen Kinder rasch. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich einige Kinder auch nach dem Abklingen der Symptome erschöpft fühlen oder quengelig erscheinen.
Das Dreitagefieber verläuft oft untypisch, unbemerkt oder in abgeschwächter Form. Experten gehen davon aus, dass alle Kinder in den ersten beiden Lebensjahren mit dem Virus in Kontakt kommen und das Dreitagefieber durchmachen. Danach besteht in der Regel eine lebenslange Immunität. Davon ausgenommen sind allerdings extreme körperliche Belastungen wie eine Organtransplantation.
Die auftretenden Fieberkrämpfe können lebensbedrohlich wirken. Sie gehören allerdings nicht zu den Epilepsien. Bleibende Schäden sind daher bei einem Fieberkrampf nicht zu erwarten. Trotzdem ist umgehend ein Arzt zu konsultieren!
Ein Fazit
Dem Dreitagefieber kann nicht vorgebeugt werden. Hygienische Maßnahmen – wie das regelmäßige und gründliche Händewaschen mit Wasser und Seife – sind besonders wichtig. Das Immunsystem sollte täglich mit einer ausgewogenen Ernährung, reichlich Bewegung und genügend Schlaf unterstützt werden. Da die Erkrankung sehr ansteckend ist, sind Kontakte mit infizierten Personen zu vermieden.
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