Gallensteine treten vergleichsweise häufig auf, bereiten aber nur in etwa einem Viertel der Fälle Beschwerden. Treten Probleme auf, muss jedoch zwingend eine Behandlung erfolgen. Wie die Gallensteine entstehen und welche Therapie angeraten ist, zeigt unser Ratgeber.
Was sind Gallensteine?
Gallensteine sind kristallartige, feste Ablagerungen in der Gallenblase. Sie bestehen in der Regel aus den Substanzen, die auch in der Gallenflüssigkeit vorkommen. Obwohl sie also aus körpereigenen Stoffen bestehen, können die Steine teils enorme Beschwerden erzeugen.
Dies geschieht, wenn sich die Steine vor dem Ausgang der Gallenblase ablagern oder den Gallengang verstopfen. Denn dann kann die Gallenflüssigkeit nicht mehr in ausreichendem Maße abfließen. Dies kann sich erheblich auf die Verdauung, das Wohlbefinden und die allgemeine Gesundheit auswirken.
Was sind die Ursachen für Gallensteine?
Gallensteine entstehen, wenn ein Ungleichgewicht zwischen löslichen und unlöslichen Substanzen in der Gallenblase vorliegt. Dieses Ungleichgewicht kann beispielsweise dadurch entstehen, dass eine unausgewogene Ernährung vorliegt oder Betroffene genetisch vorbelastet sind. Zudem finden sich auch noch weitere Risikofaktoren für Gallensteine oder Cholelithiasis – wie diese in der medizinischen Fachsprache auch bezeichnet werden.
Bei diesen handelt es sich unter anderem um:
- Alter:
Ab dem 40. Lebensjahr steigt die Häufigkeit der Gallensteine an. Das Lebensalter spielt als Risikofaktor also offensichtlich eine Rolle. - Geschlecht:
Frauen sind zweimal so häufig wie Männer von Gallensteinen betroffen. Etwa 15 Prozent aller Frauen leiden einmal im Leben an der Cholelithiasis. Bei Männern sind es hingegen nur 7,5 Prozent. - Schwangerschaften:
Je mehr Schwangerschaften eine Frau hatte, desto höher ist ihr Risiko für Gallensteine. - Gewicht:
Übergewicht ist ein begünstigender Faktor für Cholelithiasis. Menschen mit starkem Übergewicht sind daher häufiger betroffen als Personen mit einem geringeren Körpergewicht. - Typ:
Hellhäutige Menschen mit hellem Haar leiden statistisch betrachtet öfter an Gallensteinen als andere Typen. - Genetische Veranlagung:
Gallensteine treten in Familien gehäuft auf, weswegen von einer genetischen Veranlagung ausgegangen wird. - Ernährung:
Eine einseitige oder stark Kohlenhydrathaltige Ernährung kann ein Risikofaktor für die Cholelithiasis darstellen, ebenso wie zu geringe Mengen an Ballaststoffen in der Ernährung. Abrupte Diäten und Änderungen bergen Gefahren und selbst eine sogenannte parenterale – also künstliche Ernährung – erhöht das Risiko für die Bildung von Ablagerungen. - Krankheiten:
Stoffwechselkrankheiten, wie Diabetes mellitus, können eine Vielzahl an Komplikationen und Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Das gilt vor allem dann, wenn sie nicht angepasst behandelt oder erst spät erkannt werden. Auch sie können zur Entstehung von Gallensteinen beitragen.
Sehr kurz zusammengefasst kann auch die sogenannte „6F-Regel“ als Orientierung bei den Ursachen und Risikofaktoren eingesetzt werden. Diese Regel entstammt dem englischsprachigen Raum und umfasst:
- fair:
Steht für „hell“. Gemeint sind damit blonde Haare und ein heller Hauttyp. - familiar:
Dieser Begriff steht für die familiäre beziehungsweise genetische Veranlagung. Leiden direkte Verwandte unter Gallensteinen, ist das eigene Risiko ebenfalls erhöht. - fat:
Das englische Wort „fat“ bedeutet ins Deutsche übersetzt „Fett“ und steht für Übergewicht beziehungsweise Adipositas. - female:
Herbei handelt es sich um das englische Wort für weiblich, da Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer. - fertile:
Das Wort bedeutet im Deutschen fruchtbar und dient als Eselsbrücke für die Verbindung zur Anzahl der Schwangerschaften. - fourty:
Das englische Wort „fourty“ bedeutet 40 und weist auf die Verbindung zwischen dem Alter und dem Risiko für Gallensteine hin.
Symptome der Gallensteine: Welche Anzeichen sprechen für Cholelithiasis?
Die Mehrzahl der Gallensteine wird nur durch Zufall bei einer Ultraschalluntersuchung des Oberbauchs entdeckt. Die Ablagerungen bereiten lediglich in circa 25 Prozent der Fälle merkliche Probleme. Kommt es jedoch dazu, dass die Steine groß genug oder in großer Anzahl vorhanden sind, können sie den Ausgang der Gallenblase verstopfen oder den Gallenblasengang verschließen. In der Folge staut sich die Gallenflüssigkeit und es treten Beschwerden auf.
Zu den charakteristischen Anzeichen und Symptomen der Cholelithiasis gehören unter anderem:
- Appetit und Sättigung:
Appetitlosigkeit und ein starkes Völlegefühl selbst nach kleinen Mahlzeiten sind typisch, aber nicht eindeutig für das Vorhandensein von Gallensteinen. - Druck:
Ein intensives Druckgefühl im Oberbauch, vor allem auf der rechten Seite, kann für die Cholelithiasis sprechen. Das Druckgefühl tritt vorwiegend nach dem Essen auf. - Fieber:
Eine Körpertemperatur von mehr als 38° Celsius kann bei Gallensteinen beziehungsweise der Stauung von Galle ebenfalls auftreten. Häufig kommt das Fieber gemeinsam mit Schüttelfrost vor. Allerdings reicht es als eindeutiges Symptom der Erkrankung nicht aus, um eine Diagnose zu stellen. - Ikterus:
Der medizinische Begriff Ikterus bezeichnet eine Gelbfärbung der Schleimhäute und der Haut – im Volksmund wird der Ikterus daher als Gelbsucht bezeichnet. Diese Färbung spricht dafür, dass die Leber durch die Gallensteine ebenfalls in ihrer Funktion beeinträchtigt wird. Häufig zeigt sich die Verfärbung zuerst in den Augen und den Schleimhäuten des Mundes. Eine deutliche Gelbfärbung der Haut entsteht in der Regel erst in fortgeschrittenen Stadien. - Schmerzen:
Krampfartige, kolikartige Schmerzen können von wenigen Minuten bis mehrere Stunden lang andauern und sehr intensiv ausfallen. Der Schmerz tritt ebenso wie das Druckgefühl für gewöhnlich im rechten Oberbauch auf. Die Beschwerden können jedoch auch in umgebende Bereiche ausstrahlen. - Veränderter Stuhl:
Die Gallenflüssigkeit wird vor allem zur Verdauung von Fetten aus der Nahrung benötigt. Kann er nicht mehr in ausreichendem Maße abgegeben werden, verändert sich dadurch unter anderem auch die Farbe und Beschaffenheit des Stuhls. Dieser kann weißlich, weißgrau oder beige wirken, ist aber in jedem Fall deutlich heller als gewohnt.
Chefarzt Dr. med. Herbert Muschweck, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie am Klinikum Nürnberg, erklärt Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten bei Gallensteinen:
Bei einer Verengung beziehungsweise Verstopfung des Gallengangs durch Gallensteine treten ein oder mehrere der genannten Symptome oftmals nach dem Verzehr von schwerverdaulichen oder reizenden Lebens- und Genussmitteln. Dazu gehören unter anderem:
- Hülsenfrüchte und andere blähende Speisen
- scharf gewürzte Gerichte
- fettige Lebensmittel
- Kaffee
- Alkohol
- Nikotin
Diagnose: Wie werden Gallensteine festgestellt?
In vielen Fällen handelt es sich um eine Zufallsdiagnose bei einer Ultraschalluntersuchung des Oberbauchs. Diese Untersuchung kann beispielsweise dann stattfinden, wenn noch keine Beschwerden bestehen oder bisher noch keine eindeutigen Symptome aufgetreten sind. Da Laien den Schmerz oftmals nicht eindeutig zuordnen können, wird von ihnen meist zuerst ein Problem im Bereich des Magens angenommen.
Sobald jedoch mehrere Risikofaktoren und Symptome der Gallensteine zusammenkommen, kann ein Arzt bereits während der Anamnese eine erste Verdachtsdiagnose stellen. Bei der Anamnese handelt es sich um ein Arztgespräch, bei dem durch gezielte Fragen bestimmte Tendenzen und Risiken in Erfahrung gebracht werden. Diesem Gespräch fügt sich eine körperliche Untersuchung an. Diese Untersuchung dient der Lokalisation druckempfindlicher, schmerzhafter Bereiche und dem Abtasten eventuell bereits fühlbarer Veränderungen.
Durch eine Blutuntersuchung werden zudem Entzündungswerte und eventuell problematische Veränderungen des Blutbilds kontrolliert. Zur Sicherstellung von Gallensteinen und ihrer Lokalisation stehen anschließend verschiedene Verfahren zur Verfügung. Dabei handelt es sich um:
- Ultraschall:
Durch eine einfache Ultraschalluntersuchung kann zunächst kontrolliert werden, ob Gallensteine vorhanden sind und wo diese liegen. Auch weitere Veränderungen, wie die Größe der Gallenblase und die Auswirkungen auf andere Organe lässt sich bei diesem bildgebenden Verfahren feststellen. Daher ist Ultraschall oftmals die erste Kontrolle, bevor weitere Untersuchungen angesetzt werden. - Endoskopie:
Bei einer Endoskopie beziehungsweise Spiegelung der Gallengänge kann zum einen das Ausmaß der Ablagerungen festgestellt und sowohl die Gänge als auch die Gallenblase an sich auf krankhafte Veränderungen und Entzündungen hin untersucht werden. Ein weiterer Vorteil der Endoskopie ist es, dass hierbei Ablagerungen in den Gallengängen direkt entfernt werden können. Auf diese Weise kann vergleichsweise schnell und einfach der Gallenfluss wiederhergestellt werden. - MRT und CT:
Diese bildgebenden Verfahren erlauben eine sehr genaue Lokalisation der Gallensteine. Hierdurch kann anschließend die individuell beste Behandlungsmethode festgelegt werden. Zudem lässt sich ein eventuell notwendiger operativer Eingriff ebenfalls individuell planen. Aufwand und unnötige Behandlungen lassen sich hierdurch vermeiden. - Röntgen:
Röntgen wird nur selten eingesetzt, um Gallensteine zu diagnostizieren. In Kombination mit einer Endoskopie kann es jedoch dazu verwendet werden, um die Lokalisation besser bestimmen und den Erfolg der Spiegelung kontrollieren zu können.
Therapie: Welche möglichen Behandlungen gibt es bei Gallensteinen?
Die Therapie ist abhängig von der Ausprägung der Gallensteine und den Folgen der Ablagerungen. Sind die Steine noch verhältnismäßig klein und besteht keine Gefahr, dass sie die Gallengänge verstopfen, können sie medikamentös aufgelöst werden. Allerdings müssen dafür entsprechende Medikamente über mehrere Monate hinweg eingenommen werden. Weitere mögliche Mittel sind Krampflöser, Schmerzmittel und Antibiotikum, um die Begleitsymptome der Gallensteine zu behandeln und das Wohlbefinden zu steigern.
Leider zeigt die medikamentöse Behandlung langfristig aber nicht in jedem Fall Erfolg. Auch das Zertrümmern der Gallensteine durch Ultraschall wird kaum noch durchgeführt.
Die Maßnahme der Wahl ist es mittlerweile, die Gallenblase während einer minimal-invasiven Operation zu entfernen. Da es sich bei der Gallenblase nicht um ein lebenswichtiges Organ handelt und selbst ohne Gallenblase eine normale Ernährung möglich ist, stellt dieser Eingriff eine einfache und schnelle Lösung dar. Weitere Vorteile dieser Operation sind die schnelle Heilung, das geringe Risiko und die rasante Verbesserung des gesundheitlichen Zustandes nach der Entfernung der Gallenblase.
Krankheitsverlauf & Prognose von Gallensteinen
Wenn sich die Gallensteine bilden, sind für gewöhnlich noch keine Beschwerden spürbar. Diese treten erst auf, wenn ein normaler Abfluss der Gallenflüssigkeit nicht mehr möglich ist. Wenn dieser Fall eintritt, kann die Verschlimmerung des Zustandes sehr schnell verlaufen.
Bei einem vollständigen Verschluss sind erhebliche Schäden möglich. Daher sollte in jedem Fall von intensiven Koliken umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Denn neben dem Verschluss der Gallengänge zeigt sich auch ein erhöhtes Risiko für Entzündungen und Beeinträchtigungen anderer Organe.
Durch eine frühzeitige Behandlung oder die Entfernung der Gallenblase lässt sich jedoch schnell eine Verbesserung des Zustands erzielen.
Vorbeugung: Prävention der Gallensteine
Die Mehrzahl der Fälle von Gallensteinen wird auf eine genetische Veranlagung zurückgeführt. Daher ist es nur bedingt möglich, ihnen vorzubeugen. Werden die folgenden Hinweise berücksichtigt, kann das Risiko dennoch gesenkt werden:
- Bewegung:
Ausreichend Bewegung dient der allgemeinen Gesunderhaltung des Körpers. Sie hat zudem auch einen positiven Einfluss auf die Verdauung und alle daran beteiligten Organe. Tägliche Spaziergänge und Sport trainieren nicht nur die Muskeln, sondern wirken sich auch günstig auf die Verdauung aus. - Ernährung:
Eine ausgewogene und gemüsereiche Ernährung mit ausreichenden Mengen an Ballaststoffen ist essenziell für die Gesundheit und das Wohlbefinden. Zudem trägt sie auch zur Gesunderhaltung der Gallenblase bei und kann das Risiko für Gallensteine senken. Sehr fettige und große Mahlzeiten, eine einseitige Ernährungsweise und zu wenige Ballaststoffe können hingegen die Gefahr für Ablagerungen, Steine und Entzündungen erhöhen. - Übergewicht vermeiden oder abbauen:
Übergewicht erhöht nicht nur das Risiko Gallensteine zu entwickeln, sondern auch das Risiko für zahlreiche andere gesundheitliche Probleme. Es ist daher in jedem Fall sinnvoll, Übergewicht durch eine angepasste Kalorienzufuhr und ausgewogene Ernährung sowie ausreichend Bewegung zu vermeiden beziehungsweise abzubauen. Abrupte Diäten – sogenannte Blitzdiäten – sind jedoch nicht empfehlenswert. Denn auch sie erhöhen das Risiko für Gallensteine und können zudem weitere gesundheitliche Probleme mit sich bringen. - Kontrolluntersuchungen:
Wenn bereits Beschwerden im Bereich der Verdauung aufgetreten sind oder Gallensteine in der Familie gehäuft vorkommen, sollten Kontrolluntersuchungen stattfinden.
Quellen:
https://www.aok-bv.de/presse/medienservice/ratgeber/index_19159.html
http://dasgastroenterologieportal.de/Gallensteine_Cholelithiasis.html#a2
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/P https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1941876/MC3899548/
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK470440/