Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, die mit schmerzhaft entzündeten Gelenken einhergeht. Der Grund hierfür sind zu hohe Harnsäure-Werte. Wird die Krankheit nicht behandelt, können sich ernstere Folgen einstellen. Daher sollte bei entsprechenden Beschwerden schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden.
Was ist Gicht?
Bei Gicht handelt es sich um eine Stoffwechselerkrankung, bei der zu viel Harnsäure im Körper vorhanden ist. Diese lagert sich im Körpergewebe, vor allem aber in den Gelenken ab. Hier erzeugen sie schmerzhafte Entzündungen. In der Regel klingen die entzündlichen Prozesse nach ein bis zwei Wochen von allein wieder ab. Es kann jedoch immer wieder zu erneuten Schüben kommen.
Besteht eine chronische Gicht, kann es jedoch auch zu einem schwereren Krankheitsverlauf kommen. In jedem Fall sind ernstere Folgen möglich, wenn die Gicht unbehandelt bleibt.
Was ist Harnsäure?
Harnsäure ist ein Abbauprodukte, das bei der Verstoffwechslung der Purine entsteht. Purine sind wiederum Bausteine wichtiger Aminosäuren, die im Körper verschiedene Funktionen erfüllen. Purine kommen in Lebensmitteln vor und werden also mit der Nahrung aufgenommen.
Die unterschiedlichen Formen von Gicht
Gicht wird in vier verschiedene Formen unterschieden. Bei diesen handelt es sich um:
- primäre Gicht
- sekundäre Gicht
- akute Gicht
- chronische Gicht
Abhängig von der Form zeigen sich jeweils unterschiedliche Ursachen für die Erkrankung verantwortlich.
Was sind mögliche Ursachen?
Primäre Gicht ist genetisch verursacht. Entweder kann Harnsäure nicht im ausreichenden Maße über die Nieren und damit über den Harn abgeführt werden. Oder es wird zu viel Harnsäure produziert. Letzteres kommt allerdings eher selten vor
Sekundäre Gicht wird hauptsächlich durch verschiedene andere Erkrankungen ausgelöst. Es können sich jedoch auch andere Ursachen verantwortlich zeigen. Mögliche Begleiterkrankungen sind:
- Nierenerkrankungen, bei denen die Ausscheidung eingeschränkt beziehungsweise gestört ist
- Tumorerkrankungen
- Blutarmut
- Diabetes mellitus, der nicht optimal eingestellt ist
- Medikamente, wie beispielsweise harntreibende Mittel
- Alkohol, vor allem Bier
- abrupte Fastenkuren
Akute Gicht tritt plötzlich auf und hält nur für ein bis zwei Wochen an. Danach heilt sie in der Regel von allein wieder aus. Es können allerdings erneute Schübe auftreten. Sie kann durch die folgenden Ursachen ausgelöst werden:
- Alkohol
- Medikamente
- purinreiche Nahrungsmittel, wie Fleisch, Fisch und Seefrüchte
- Übergewicht
- zuckerhaltige Getränke
Chronische Gicht besteht über einen längeren Zeitraum, von mehreren Wochen, Monaten oder sogar Jahren. In manchen Fällen kann eine Umstellung der Ernährung helfen, die Anfälle, Entzündungen und Schmerzen zu lindern. In anderen ist die dauerhafte Einnahme von Medikamenten erforderlich.
Symptome von Gicht
Das Hauptsymptom von Gicht sind gerötete, geschwollene und schmerzhaft entzündete Gelenke. In der Regel beginnt Gicht im Grundgelenk des großen Zehs. Sie kann jedoch auch in anderen Gelenken auftreten. So zum Beispiel in den Ellenbogen, den Fingern, Knöcheln und Knien. In den Schultergelenken treten die Entzündungen seltener auf. Zudem können mehrere Gelenke betroffen sein. Dies ist allerdings erst ab dem zweiten Anfall gegeben.
Die Anfälle beginnen meist spät abends bis früh morgens. Nach etwa sechs bis zwölf Stunden sind die Beschwerden am stärksten ausgeprägt und klingen danach allmählich wieder ab.
Ein weiteres Symptom ist eine sehr hohe Druckempfindlichkeit. Bereits leichteste Berührungen, wie beispielsweise das Auflegen einer Decke, können erhebliche Schmerzen auslösen.
Symptome der Gelenke im Überblick:
- Rötungen
- Schwellungen
- Überhitzung
- starke Schmerzen
- hohe Druckempfindlichkeit
Wie wird Gicht diagnostiziert?
Mediziner erkennen Gicht bereits an den typischen Symptomen und Beschwerden sowie an der Anamnese. Bei der Anamnese werden entsprechende Fragen zu Gewohnheiten und Lebensweise, Risikofaktoren und Veranlagung gestellt. Die Diagnose ist also entsprechend einfach.
Können andere Faktoren, wie beispielsweise eine bakterielle Infektion des Gelenks, nicht ausgeschlossen werden, kann eine Gelenkpunktion durchgeführt werden. Hierbei wird das Gelenk mit einer dünnen Kanüle punktiert und etwas Flüssigkeit entnommen. Durch eine Laboruntersuchung kann festgestellt werden, ob Harnsäurekristalle darin vorhanden sind.
Eine Blutuntersuchung und Kontrolle der Harnsäurewert reicht in der Regel nicht aus. Hierfür zeigen sich zwei Gründe verantwortlich. Zum einen können die Werte während eines Gicht-Schubs in den normalen Bereich absinken. Zum anderen sind die Werte bei vielen Menschen erhöht, ohne, dass sie jemals unter Gicht leiden.
Mögliche Behandlung von Gicht
Bei einem akuten Schub reicht es meist aus, das Gelenk zu schonen und gegen die Beschwerden Schmerzmittel einzunehmen. Im Idealfall sollten Schmerzmittel gewählt werden, die auch entzündungshemmend wirken. Zusätzlich kann das Gelenk gekühlt und mit schmerzlindernder Salbe behandelt werden. Bei sehr starken Beschwerden sind hingegen nichtsteroidale Antirheumatika, Glucocorticoide und Colchicin die Mittel der Wahl zur Gicht-Behandlung.
Bis sich eine chronische Form entwickelt, dauert es durchschnittlich zwölf Jahre. Diese kann unter anderem mit Allopurinol, Febuxostat, Brenzbromaron und Probenecid behandelt werden. Eine durchgängige und strikte Therapie ist wichtig. Daher sollten sich Betroffene unbedingt an die Vorgaben des Arztes halten. Zusätzlich sollten regelmäßig Zielwertuntersuchungen durchgeführt werden. Nach einem Anfall gilt ein Harnsäurewert von 6 mg/l als empfehlenswert. Wird dieser nicht eingehalten, gar nicht erst erreicht oder die Therapie frühzeitig abgebrochen, können ernsthafte Folgen entstehen.
Zusätzlich zur medizinischen Behandlung sollten Menschen mit Gicht zudem genau auf ihre Ernährung achten.
Ernährung bei Gicht
Ein Gicht-Schub entsteht, wenn sich zu viel Harnsäure in den Gelenken ablagert. Zu diesem Übermaß an Harnsäure kommt es, wenn zu große Mengen Purine über die Nahrung aufgenommen werden. Dabei ist es unabhängig, ob die Harnsäure nicht richtig ausgeschieden werden oder es durch Medikamente, Krankheiten oder erbliche Veranlagung zu den zu hohen Konzentrationen kommt.
In jedem Fall kann eine angepasste Ernährung Gichtschübe verhindern oder zumindest schwereren Verläufen vorbeugen. Wichtig ist, purinreiche Lebensmittel zu vermeiden oder diese nur in sehr geringem Maße zu verzehren. Zu diesen gehören:
- Seefrüchte beziehungsweise Krustentiere
- die Haut von Geflügel und Fisch
- Fleisch, Wurst und Innereien
- bestimmte Fischarten, wie Ölsardinen, Sardellen und Hering,
- Speisen und Getränke, die mit Fruchtzucker beziehungsweise Fruktose gesüßt werden
- Spirituosen und Bier, auch wenn es sich um alkoholfreies Bier handelt
Früher galten zudem bestimmte Gemüsesorten, Kohl und Hülsenfrüchte als förderlich für Gicht-Schübe. Jetzt zeigen Studien jedoch, dass Gemüse kein Problem darstellen.
Bevorzugt und erlaubt sind:
- Gemüse
- Obst und Obstsäfte, wenn nur zwei Portionen pro Tag verzehrt werden
- Nüsse
- Getreideprodukte
- fettreduzierte Milch und Milchprodukte
- Kaffee und ungesüßte Kräuter- und Früchtetee
- Mineralwasser
- Wein ist selten und in geringem Maße erlaubt
Im Prinzip handelt es sich also um keine spezielle Diät, sondern um eine ausgewogene Ernährungsweise, die auch jeder gesunden Person empfohlen werden kann. Selbst Fleisch, Fisch, Seefrüchte und Wurst können in sehr geringen Mengen verzehrt werden. Sinnvoll ist es zudem, diese nicht täglich und nicht in Kombination miteinander am selben Tag zu essen.
Allerdings ist das abhängig von den jeweiligen Werten. Wird der Zielwert von 6mg/l nicht mit der aktuellen Ernährung erreicht, sollte auf purinreiche Lebensmittel verzichtet oder der Verzehr noch stärker eingeschränkt werden.
Alltag mit Gicht
Das Leben mit Gicht kann während eines Anfalls ausgesprochen belastend sein. Sowohl körperlich, als auch emotional und psychisch. Dafür zeigen sich nicht allein die Schmerzen verantwortlich, sondern auch mehrere andere Gründe. Darunter:
1.Arbeitsausfall
Während des Gichtanfalls können die Schmerzen so groß sein, dass Arbeiten unmöglich wird.
2.Außenwirkung
Gicht galt lange Zeit als Wohlstandskrankheit und hat diesen Ruf leider noch nicht vollständig verloren. Zudem unterschätzen viele die damit einhergehenden Schmerzen. Durch die Außenwirkung schämen sich daher viele, vor allem jüngere Menschen dafür.
3.Bewegungseinschränkungen
Haushalt, Sport, spazieren gehen oder auch nur einfache Aufgaben des Alltags zu erledigen können unmöglich werden. Die Betroffenen fühlen sich eingeschränkt und unzulänglich, was sehr frustrierend sein kann.
4.Schmerzen, Schlaf und Stimmung
Ob eine sanfte Berührung, Körperpflege, eincremen oder leichter Druck – zumindest am Anfang eines Anfalls können die Beschwerden so stark sein, dass jede Bewegung und jede Berührung erhebliche Beschwerden hervorruft. Dadurch werden auch Schlaf und Stimmung in Mitleidenschaft gezogen.
5.Kleidung
Im Vergleich zu den anderen Einschränkungen mag die Kleidung unwichtig erscheinen. Allerdings kann es bereits bei einem betroffenen Zeh fast unmöglich sein, für die Zeit des Schubs passendes Schuhwerk zu finden. Das erschwert dem Nachgehen eines halbwegs normalen Alltags noch zusätzlich. Sind andere Gelenke betroffen, verhält es sich mit der Kleidung ebenso.
Um den Alltag mit Gicht zu meistern, sollten einige Dinge beachtet werden:
- das Umfeld aufklären, warum gerade Leistungsfähigkeit und Verfügbarkeit nicht vorhanden sind
- andere über Gicht informieren
- wenn ein Gicht-Anfall sich bereits im Vorfeld ankündigt, schwierigere Aufgaben frühzeitig erledigen
- Hilfe suchen
- für den Notfall bequeme Schuhe und lose, leichte Kleidung bereithalten
Zusätzlich kann es helfen, Kontakt zu anderen Betroffenen aufzunehmen und sich mit diesen auszutauschen. Oftmals haben diese praktische Tipps für den Alltag zu bieten.
Kann Gicht vorgebeugt werden?
Bei einer Veranlagung dazu oder wenn der Grund in einer Erkrankung zu finden ist, ist eine Vorbeugung nicht immer möglich. Zudem wissen viele nicht, dass ihre Harnsäurewerte erhöht sind oder das der erste Gicht-Schub bereits kurz bevorsteht. Es ist aber durchaus möglich, das Risiko für weitere Anfälle zu reduzieren. Dafür sollten die folgenden Punkte berücksichtigt werden.
- Ernährung purinarm gestalten
- viel trinken
- regelmäßige Blutuntersuchungen durchführen lassen
- verschriebene Medikamente wie vom Arzt bestimmt einnehmen und nicht aufhören, sobald die Schmerzen verschwunden sind
- andere Erkrankungen ebenfalls umfassend behandeln lassen
Mögliche Folgen der Gicht
Aus akuter Gicht kann auf Dauer chronische Gicht werden, wenn weder die Ernährung umgestellt wird noch die Schübe behandelt werden. Hat sich eine chronische Gicht entwickelt, kann diese zu ernsthaften Folgen führen. Darunter:
- Entstehung von Nierensteinen und Blasensteinen, die Harnwegsinfekte begünstigen können
- Verformungen der Gelenke
- Einschränkungen der Beweglichkeit
- Schwächung der Muskeln
- Ablagerungen an untypischen Stellen, wie Rückenmark oder Karpaltunnel im Handgelenk
- Bildung von Gichtknoten, die auf Nerven drücken und Lähmungen erzeugen können
Zu viel Harnsäure kann sich im Prinzip in jedem Bereich des Körpers ablagern und dadurch eine Vielzahl an verschiedenen Beschwerden hervorrufen. Auch Probleme im Bereich des Herzens sind möglich.
Bildnachweise
Beitragsbild: © cnick / Pixabay
Quellen:
https://www.gesundheitsinformation.de/gicht.2644.de.html
https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/gicht/ursachen.html
https://www.aerzteblatt.de/archiv/65764
http://www.gichtliga.de/informationen-zur-krankheit/wie-entsteht-gicht.html
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-252012/chronische-gicht-krank-von-a-bis-z/