In Deutschland ist Krebs die zweithäufigste Todesursache. Erfahren Sie hier was Krebs ist, wie er erkannt
werden kann und welche Möglichkeiten es gibt ihn zu bekämpfen.
Epidemiologisch ist Krebs nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigsten Todesursache in Deutschland. Jedes Jahr erkranken rund 340.000 Menschen an Krebs. Dabei treten die meisten Neuerkrankungen im Alter von über 60 Jahren auf. Aber auch Kindern unter 15 Jahren sind zunehmend von einem Tumorleiden betroffen. Während bei den Frauen am häufigsten Brustkrebs diagnostiziert wird, leiden Männer vor allem an einem Prostatakarzinom. Auch wenn die Ursachen immer noch Rätsel aufgeben, hat die Medizin bei der Krebstherapie große Fortschritte gemacht. Immerhin können über 30 Prozent der Betroffen Patienten vom Krebs geheilt werden. Wobei vor allem die lokoregionäre Therapie eine entscheidende Rolle spielt. Damit ist die Krebsbehandlung mittels Operation beziehungsweise chemischer Bestrahlung gemeint, auf die etwa 90 Prozent der erfolgreichen Krebsheilungen basieren.
Grundsätzlich kann jedes Organ oder Gewebe des menschlichen Körpers von Krebserregern befallen werden. Als Krebs werden Erkrankungen bezeichnet, bei denen Tumorzellen unkontrolliert wachsen und invasiv gesundes Gewebe zerstören. Krebszellen teilen sich wesentlich schneller als gesunde Zellen. Die so entstehenden malignen (bösartigen) Zellverbände wachsen in das nächstliegende gesunde Gewebe hinein und zerstören es. Über den Blutkreislauf beziehungsweise Lymphsytem gelangen die Krebserreger (Sarkome) in andere Organe und bilden dort Tochtergeschwülste, die als Metastasen bezeichnet werden. Sarkome können sich unter anderem aus entartetem Bindegewebe (Fibrokarzinome), Fettzellen (Liposarkome), Muskelgewebe (Myosarkome) sowie Knochenzellen (Osteosarkome) entwickeln. Aus medizinischer Sicht wird bei den Neubildungen zwischen einem soliden Tumor und einem Karzinom unterschieden.
Ätiologie von Krebs ist weiterhin unklar
Trotz intensiver Grundlagenforschung ist die Ätiologie von Krebs weiterhin unklar. Fest steht, dass alle krebserregenden Mechanismen auf einer Störung des genetischen Gleichgewichts von Zellwachstum, Zellteilung und Zelltod zurückzuführen sind. Zudem sind mittlerweile einige Krebsauslöser bekannt. Zu diesen zählen beispielsweise Strahlungseinwirkungen ( Infrarotlicht, Röntgenstrahlen) sowie spezielle Viren wie AIDS und Hepatitis B und C. Zudem können auch psychische Faktoren als auch bestimmte Berufsbilder unter bestimmten Voraussetzungen eine Krebsbildung verursachen. Ebenso kann eine falsche Lebensweise beziehungsweise eine unausgewogene Ernährung Krebs fördern . So zählt Rauchen nachweislich zu den Hauptfaktoren für die Entstehung von Lungenkrebs. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass Krebs auch genetische Ursachen haben kann. Dennoch ist die Entstehung von Krebs nach wie vor ein medizinisches Mysterium, das immer wieder neue Fragen aufwirft.
Evolutionäre Mechanismen der Krebsbildung
Der menschliche Körper kann nur dann überleben, wenn die Milliarden von Zellen des menschlichen Körpers auf einander abgestimmt kommunizieren. Nur so kann der Ablauf bestimmter lebensnotwendiger Prozesse wie beispielsweise Wachstums-und Reparaturvorgänge gewährleistet werden. Ein Schnitt in den Finger kann nur verheilen, wenn die betroffenen Zellkörper zusammenwirken. Ist das Zusammenspiel der Zellen gestört und somit der Zellverband nicht mehr funktionstüchtig, kann sich unter Umständenb Krebs unkontrolliert ausbreiten. Im weiteren Verlauf kommt es dann häufig zur Bildung von Metastasen, die sich noch schneller vermehren als die ursprünglichen Krebszellen. Allerdings ist nicht jeder so entstandene Tumor zwangsläufig auch eine Krebsgeschwulst, denn es gibt auch gutartige (benigne) Formen von Tumoren. Dazu zählen:
- Fettgeschwülste
- Muskelzellgeschwülste
- Gefäßgeschwülste
- Muttermale
Ein benigner Tumor bildet keine Metastasen und kann somit nicht streuen. Bei den malignen (bösartigen) Tumoren sieht es hingegen anders aus.
Kriterien für einen malignen Tumor
Es gibt bestimmte Faktoren, die auf das Vorliegen eines bösartigen Tumors schließen lassen:
- Das Gewebe um den Tumor herum ist nachhaltig zerstört
- Das Tumorgewebe weicht mehr oder weniger deutlich von der Norm eines gesunden Gewebes ab (Anaplasie)
- Bei Tumorzellen und Zellkernen ist eine unverhältnismäßige hohe Zellteilungsaktivität feststellbar
- Metastasenbildung beziehungsweise Tumorabsiedlung in andere Organe
Symptomatik
Je eher Krebs entdeckt wird, um so höher ist die Chance einer vollständigen Genesung. Allerdings verläuft im Frühstadium die Symptomatik bei den meisten Krebsarten eher schleichend. Das bedeutet der Krebs verursacht nur leichte oder gar keine wahrnehmbaren Symptome. Dennoch gibt es bestimmte Warnzeichen, die auf eine Krebserkrankung hinweisen und einen Arztbesuch erforderlich machen.
Zu diesen Krebs-Symptomen gehören unter anderem:
- dermatologische Veränderungen wie auffällige Muttermale und Warzen (Hinweis auf Hautkrebs)
- hartnäckiger und langanhaltender Husten, eventuell mit blutigem Auswurf (Hinweis auf Lungen-oder Bronchialkrebs)
- ertastbare Knoten oder Verdickungen unter der Haut im Bereich der weiblichen als auch männlichen Brust sowie im
- Hoden (Hinweis auf Brustkrebs beziehungsweise Hosenkrebs)
- Blut im Stuhl oder im Urin
- Blässe, Blutarmut sowie Abgeschlagenheit und Leistungsschwäche können einen Anhalt auf Leukämie darstellen
Ob es sich tatsächlich um Krebs handelt, kann nur ein Arzt feststellen. Daher ist es im Zweifel immer ratsam einen Arzt aufzusuchen, damit eine Krebserkrankung möglichst früh diagnostiziert und therapiert werden kann.
Leitlinien der Krebsdiagnose
Um eine fundierte Krebsdiagnose stellen zu können bedarf es einer gründlichen Untersuchung durch den Arzt. Dabei spielt vor allem die sogenannte Patientenanamnese eine wichtige Rolle. Das bedeutet, der Arzt lässt sich bei einem Gespräch mit dem Patienten die aufgetretenen Symptome schildern und macht sich ein Bild über die bisherige Krankheitsgeschichte und den aktuellen Lebensgewohnheiten und Lebensumständen. Auf diese Weise kann der Arzt in Erfahrung bringen, ob es in der Familie des Patienten bereits Fälle von Krebs gegeben hat und daher eine Krebsgefahr durchaus gegeben ist.
Tumormarker in der laborchemischen Untersuchung
Ob es sich um Krebs handelt, kann jedoch nur mittels klinischer Untersuchungen festgestellt werden. Dabei liefert vor allem eine laborchemische Blutuntersuchung als auch die Bestimmung von sogenannten Tumormarkern wichtige Informationen. Tumormarker sind Substanzen, die der menschliche Körper bei den meisten Krebserkrankungen absondert und die dann im Blut vermehrt auftreten. Werden Tumormarker im Blutbild gefunden bedeutet das aber nicht, dass es sich automatisch um einen bösartigen Tumor handelt. Allerdings sondert der Körper nicht bei allen Krebsarten Tumormarker ab. Daher kann, auch wenn im Blut keine Marker feststellbar sind, dennoch eine Krebserkrankung vorliegen. Damit dieser Krebs nicht unerkannt bleibt, werden neben der Laboruntersuchung des Blutes noch weitere diagnostizierende Maßnahmen eingeleitet.
Bildgebende Verfahren zur Ermittlung von Krebs
Dem Arzt stehen verschiedene bildgebende Verfahren zur Ermittlung von Krebs zur Verfügung. So sind Röntgenaufnahmen häufig der erste Schritt der Krebsdiagnose. Ebenso lässt sich an Hand einer Sonographie (Ultraschalluntersuchung) die Gewebedichte der betroffenen Stellen darstellen. Somit kann festgestellt werden, ob auf dem Bild Tumorgewebe zu erkennen ist. Die Sonographie wird insbesondere dort eingesetzt, wo vorwiegend Weichgewebe vorhanden ist. So kann zum Beispiel ermittelt werden, ob Leber, Niere oder auch die Schilddrüse von Krebs befallen sind. Eine besondere Form der bildgebenden Verfahren ist die Skelettszintigraphie, mit der Metastasen im Knochen sichtbar gemacht werden. Dazu muss der Patient spezielle, radioaktiv markierte Substanzen einnehmen. Auf diese Weise lässt sich Krebs beziehungsweise dessen Tochtergeschwülste graphisch darstellen. Weitere Möglichkeiten zur Krebsdiagnostik sind die Computertomographie (CT) als auch die Kernspintomographie (MRT). Die Frage, ob es sich bei der Geschwulst um eine gutartige oder bösartige Form von Krebs handelt, kann nur nach einer genauen Untersuchung des betroffenen Gewebes beurteilt werden. Dafür ist es notwendig, dass dem Patienten unter lokaler Anästhesie eine Gewebeprobe entnommen und im Labor detailliert untersucht wird. Wurde der Krebs lokalisiert und der Typus ermittelt, kann mit der Krebstherapie begonnen werden.
Therapeutische Ansätze zur Behandlung von Krebs
Generell gibt es keine einheitliche Form von Tumor. Kein Tumor ist wie der andere. Daher muss der Arzt für jeden Patienten die optimale Therapie zur Behandlung von Krebs individuell erstellen. Den Medizinern stehen mehrere Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Dazu zählen insbesondere:
Ablation
Das von Krebs befallenen Gewebe wird mittels eines operativen Eingriffs entfernt.
Chemotherapie
Die Krebszellen werden durch bestimmte chemische Zellgifte (Zytostatika) an der Vermehrung und somit auch an der Ausbreitung gehindert. Durch die toxische Wirkung der chemischen Substanzen sterben die Krebszellen ab. Allerdings kann es vor kommen, dass durch die Chemotherapie auch gesundes Gewebe in Mitleidenschaft gezogen wird. Dennoch verzeichnet diese Art der Krebstherapie statistisch gesehen große Heilungserfolge.
Strahlentherapie
Bei der Strahlentherapie werden die Tumorzellen gezielt mit Röntgen oder speziellen Elektrostrahlen gezielt befeuert. Die Bestrahlung dämmt das Wachstum der Krebszellen beziehungsweise lässt den Tumor schrumpfen.
Hormontherapie
Es gibt Krebs, dessen Wachstum von bestimmten Hormonen abhängig ist. Dazu zählen zum Beispiel Prostatakrebs und Brustkrebs. Wird diesem hormonabhängigen Krebs ein entsprechendes Antihormon entgegengestellt, so wird die Wirkung des ursprünglichen Basishormons aufgehoben. Somit wird die Ausbreitung des Tumors durch das Antihormon verhindert.
Antikörpertherapie
Der medizinischen Forschung ist es gelungen Krebsmittel zu entwickeln, die bei bestimmen Krebsformen als Antikörper eingesetzt werden. Die Antikörper haben die Eigenschaft die Oberfläche von bestimmten Krebszellen zu erkennen und sich mit ihnen zu verbinden. Dadurch wird das körpereigene Immunsystem aktiviert, sodass die markierten Krebszellen zerstört werden.
Targeted Therapies (Molekularbiologische Therapie)
Eine neue Variante zur Behandlung von Krebs ist die sogenannte molekularbiologische Krebstherapie, die auch als “ Targeted Therapies“ oder zielgerichtete Krebstherapie bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um Krebsmedikamente, die gezielt Tumore angreifen und zerstören. Allerdings ist die Therapievariante nicht auf alle Krebszellen anwendbar. Voraussetzung für den Einsatz zur Bekämpfung von Krebs ist, dass die Oberfläche der Krebszelle eine spezielle Struktur aufweist. Nur wenn das der Fall ist, kann das Medikament effizient eingesetzt werden. Daher ist es unumgänglich, vor der Therapie die betreffende Krebszellenform auf ihre Tauglichkeit für den Einsatz der Krebsmedikamente zu überprüfen.
Palliative Therapie
Während die kurative Therapie die Heilung des Krebspatienten zum Ziel hat, ist es Aufgabe der palleativen Therapie dem unheilbar an Krebs erkrankten Patienten die Symptome zu lindern und den Verlauf der Krankheit zu erleichtern. Zu den palliativ unterstützenden Maßnahmen gehören unter anderem :
- Sedierung ( Patient erhält Psychopharmaka zur Beruhigung)
- Schmerztherapie
- Ernährungskontrolle
- Hemmung von Knochenschwund
- kontrollierte Steigerung der Bildung von Blutplasma im Knochenmark
- psychologische sowie soziale Betreuung
Ontologische Rehabilitation
Egal welche Therapien für die Behandlung von Krebs gewählt wird, sie ist für den Patienten mit erheblicher Anstrengung verbunden. Mit einer onkologische Rehabilitation hat der Krebspatient die Möglichkeit sich von den Strapazen der Krebstherapie zu erholen. Oft fehlt dem Patienten nach dem Krebs die Kraft und Energie, um den Alltag zu meistern. Hier kann eine individuell auf den Patienten abgestimmte Rehabilitationstherapie hilfreich sein. Wie die Reha im Einzelnen aussieht hängt vor allem von der Art der Krebserkrankung sowie dem Krankheitsverlauf ab. Eine bestimmte für jeden Patienten anwendbare Reha-Therapie gibt es nicht. Jede Therapie ist auf den einzelnen Menschen individuell abgestimmt. In der Regel wird mit der Reha-Maßnahme direkt nach der Krebsbehandlung begonnen. Die Anschlusstherapie selbst findet in spezialisierten Reha-Kliniken statt und dauert etwa drei Wochen. Die Reha-Therapie nach Krebs beinhaltet folgende Maßnahmen:
- medizinische Therapie
- Physiotherapie
- individuelles Sportprogramm
- psychologische Betreuung
- Gruppen-und Einzelgesprächstherapie
- kreative Therapien (Kunst, Musik, Tanz)
- Sozialberatung
- Ernährungsberatung
In manchen Kliniken wird die Rehabilitationstherapie nach Krebs auch ambulant angeboten.
Die Kosten der Reha-Therapie nach Krebs wird in der Regel von der jeweiligen Krankenkasse getragen. Bei einer privaten Krankenversicherung hingegen werden die Kosten für die Reha nach Krebs nur dann erstattet, wenn sie in der Krankenversicherungspolice als Versicherungsleistung aufgeführt sind.
In bestimmten Fällen werden die Kosten für die Anschlussbehandlung nach Krebs auch von der gesetzlichen Rentenversicherung beziehungsweise Unfallversicherung oder bei Beamten und Soldaten von Bund und Ländern übernommen. Die Teilnahme an einer Reha-Therapie nach Krebs ist nicht verpflichtend. Jeder Patient kann nach Rücksprache mit dem Arzt oder dem Kliniksozialdienst frei entscheiden, ob er an einer solchen Maßnahme teilnehmen will oder nicht. Die Erfahrungen der letzten Jahre haben jedoch gezeigt, dass eine Rheabilitationstherapie von den teilnehmenden Patienten als hilfreich empfunden wurde.
Vorbeugende Maßnahmen
Im Prinzip gibt es keine präventive Möglichkeit sich vor Krebs zu schützen. Das liegt vor allem daran, dass es bisher keine fundierten, wissenschaftlichen Kenntnisse darüber gibt wie Krebs tatsächlich entsteht. Es gibt zwar einige vielversprechende Ansätze doch die Frage, welche Faktoren im Detail für die Entstehung von Krebs relevant sind, ist nach wie vor nicht abschließend geklärt. Somit ist es auch nicht möglich vorbeugende Maßnahmen gegen Krebs zu entwickeln. Daher liegt der Fokus zumindest zurzeit nicht auf der Prävention von Krebs, sondern auf dessen Früherkennung. Je früher der Krebs diagnostiziert wird, je besser stehen die Heilungschancen. Daher sollte schon bei den ersten Anzeichen einer ungewöhnlichen Veränderung des Körpers oder unklaren Symptomen ein Arzt aufgesucht werden. Auch wenn eine echte Vorbeugung gegen Krebs quasi nicht möglich ist, enthält der Europäische Kodex zur Krebsprävention elf Richtlinien zur Minderung des Krebsrisikos und zur Früherkennung von Krebs.
- Vollständiger Verzicht auf jegliche Art von Tabakkonsum
- Übergewicht abbauen
- Täglich für ausreichende Bewegung sorgen
- Auf Vitaminreiche und ballaststoffreiche Ernährung achten
- Alkohol nur in Maßen genießen
- UV Strahlen möglichst meiden
- Krebserregende Stoffe meiden
- Regelmäßig Früherkennungsuntersuchungen auf Gebärmutterkrebs beziehungsweise Prostatakrebs vom Arzt durchführen lassen.
- Brustkrebsvoruntersuchung nicht vergessen
- Darmkrebs-Vorsorge nicht versäumen
- Impfungen gegen Hepatitis B und humane Papillomviren
Wer diese Empfehlungen berücksichtigt, kann sich zwar nicht effektiv vor Krebs schützen, reduziert aber das Krebsrisiko.
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