Multiple Sklerose (MS) ist eine chronische Entzündung des zentralen Nervensystems, die in der Regel das Rückenmark und das Gehirn befällt. Mediziner bezeichnen die Krankheit auch als Enzephalomyelitis disseminata. Die Autoimmunerkrankung zeigt sich zumeist erstmals im jungen Erwachsenenalter und das Beschwerdebild und der Verlauf der Krankheit sind von Patient zu Patient unterschiedlich. Mit speziellen Medikamenten können die Symptome der Erkrankung gemildert und der Verlauf verlangsamt werden. Vollständig heilbar ist die Multiple Sklerose jedoch noch nicht.
Bei der Multiple Sklerose handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der die Abwehrzellen des Körpers körpereigene Strukturen angreifen. Durch diese Autoimmunreaktion werden die Hüllen der Nervenfasern abgebaut und die Nervenfasern selbst geschädigt. Das führt dazu, dass Nervenreize schlechter weitergeleitet werden können, weil die beschädigten Schutzhüllen normalerweise die Nervenfasern wie eine Isolierschicht umgeben und dadurch die Weiterleitung unterstützen. Die Schädigung der Nervenfasern kann sich in unterschiedlicher Form äußern, je nachdem wo die einzelnen Entzündungen lokalisiert sind.
Wie verläuft die Krankheit?
Kaum eine andere Krankheit kann sich in so unterschiedlichen Verlaufsformen zeigen wie die Multiple Sklerose. Das liegt daran, dass die für die Krankheit typischen Entzündungsherde in allen Bereichen des Nervensystems und zu unterschiedlichen Zeitpunkten auftreten können. Die meisten MS Patienten erleben ihre Krankheit in Schüben, das heißt, die Erkrankung verläuft episodisch. Zu Beginn der Multiplen Sklerose hat der schubförmige Verlaufstyp eine Häufigkeit von rund 90 Prozent. Bei einem Schub leidet der Patient unter einem oder mehreren Entzündungsherden am zentralen Nervensystem, das von verschiedenen Krankheitssymptomen begleitet ist. Nach dem Schub klingen die Entzündungen nach einigen Wochen oder Monaten wieder ab und die angegriffenen Schutzhüllen regenerieren sich zumindest teilweise wieder. Dadurch reduzieren sich die Beschwerden graduell, obwohl durch die Entzündungsherde Narben zurück bleiben können. Wenn das Krankheitsbild der Multiple Sklerose nach 5 bis 10 Jahren immer noch relativ stabil ist, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie auch weiterhin vergleichsweise gutartig verläuft. Nur bei 5 Prozent der Patienten führt die Multiple Sklerose innerhalb von wenigen Jahren zu schweren Beeinträchtigungen oder Behinderungen.
Nach den ersten 10 bis 15 Jahren, in denen die Krankheit eher schubweise verläuft, folgt in 30 bis 40 Prozent der Fälle ein fortschreitender Verlauf. Man spricht auch von einer sekundär chronisch-progredienter Verlaufsform. Seltener ist der Fall, dass die Multiple Sklerose von Beginn an eine chronisch fortschreitende Form annimmt. Diese Form ist dadurch gekennzeichnet, dass die Beschwerden und Funktionsstörungen stetig zunehmen. Sie wird auch als primär chronisch-progrediente Multiple Sklerose bezeichnet. Schübe sind für diesen Verlauf nicht typisch, sondern die Beschwerden steigern sich mit der Zeit in ihrer Intensität.
Grundsätzlich werden gut- und bösartig verlaufende Multiple Sklerose Formen voneinander unterschieden. Für eine eher gutartige Verlaufsform kann sprechen, dass sich Beschwerden wie Seh- oder Gefühlsstörungen nach einiger Zeit wieder zurück bilden und auch nach 5 Jahren noch keine langfristigen Beeinträchtigungen bzw. Behinderungen auszumachen sind. Leiden Multiple Sklerose Patienten jedoch schon zu Beginn ihrer Erkrankung an Lähmungen und Gleichgewichtsstörungen und gehen diese Beschwerden auch nach mehreren Schüben nicht signifikant zurück, dann könnten dies Indikatoren für einen ungünstigen Verlauf sein.
Erste Symptome der Multiple Sklerose
MS ist eine Krankheit, deren Symptome die Betroffenen meist aus heiterem Himmel treffen. Die Krankheit beginnt häufig mit motorischen Beeinträchtigungen wie Sehstörungen inklusive verschwommenen oder nebelartigen Sehen, Lähmungen oder Gefühlsstörungen der Haut. Diese Gefühlsstörungen können sich unter anderem in Form von Kribbeln, Taubheitsgefühlen oder schmerzlosen bzw. schmerzhaften Missempfindungen zeigen.
Die Statistik zeigt, dass Empfindungsstörungen an Armen oder Beinen das häufigste Erstsymptom der Multiplen Sklerose sind. 30 bis 50 Prozent der Patienten klagen über diese Symptome. Die Betroffenen fühlen sich bis auf diese Empfindungsstörungen absolut gesund. Rund 20 Prozent der jungen Patienten leiden unter Sehstörungen, wie doppelten oder verschwommenen Sehen.
Ein verbreitetes Symptom der Multiple Sklerose sind außerdem Störungen der Muskelfunktion. Die Patienten können diese Störungen als allgemeine Kraftlosigkeit, als eine Steifigkeit der Muskeln oder als partielle Lähmungen empfinden.
Ebenfalls zählen Blasenentleerungs-Störungen zu den möglichen Symptomen einer MS Erkrankung. Die Betroffenen haben dabei das Gefühl, ihren Harndrang nicht mehr ausreichend kontrollieren zu können oder leiden im späteren Verlauf der Krankheit unter Inkontinenz.
Ein Symptom der Multiple Sklerose, das von vielen Betroffenen zunächst erst gar nicht als ein solches erkannt wird, ist eine unnatürliche Müdigkeit, die auch unter dem Begriff Fatigue bekannt ist. Die Betroffenen fühlen sich schon nach leichten Anstrengungen stark erschöpft und können sich diese unverhältnismäßige Müdigkeit gar nicht erklären.
Symptome im weiteren Verlauf der Multiple Sklerose
Durch die teils krampfhafte Erhöhung der Muskelspannung in den Beinen, die auch als Spastik bezeichnet wird, können Störungen des Gehvermögens in unterschiedlichen Schweregraden bei MS Betroffenen auftreten. Gefühlsstörungen in den Beinen, eine Unsicherheit beim Gehen und eine Kraftlosigkeit beim Zurücklegen längerer Wegstrecken sind Symptome, die häufig im späteren Verlauf einer Multiple Sklerose auftreten. Ebenfalls können verwaschenes Sprechen oder andere Sprachstörungen ein Symptom einer fortschreitenden Multiple Sklerose sein. MS Patienten berichten außerdem von Konzentrationsproblemen, sexueller Unlust, Störungen bei der Darmentleerung, Schmerzen am ganzen Körper, Lähmungen im Gesichtsbereich oder Kraftlosigkeit in den Armen. Sehstörungen auf nur einem Auge sind in diesem Stadium der Krankheit sehr viel verbreiteter als es noch im Anfangsstadium der Multiple Sklerose der Fall war. Manche Patienten berichten auch davon, alles doppelt zu sehen. Jeder zweite MS Patient klagt außerdem über Unsicherheiten bei Ziel – und Zeigebewegungen oder die Entwicklung einer Depression bzw. anderer psychischer Störungen.
Da die Krankheit bei jedem Patienten einen anderen Verlauf nehmen kann und einige Symptome mit der Zeit verschwinden und andere neu hinzu kommen können, lässt sich die Krankheit schwer einordnen und ist gerade im Anfangsstadium nicht immer einfach zu diagnostizieren. Die verschiedenen Beschwerden der Multiple Sklerose können die Patienten in Ihrer Alltagsbewältigung stark beeinflussen und dadurch ihre Lebensqualität reduzieren. Besonders die Unvorhersagbarkeit der Krankheit ist es, die Betroffene und ihre Angehörigen stark belastet.
Ursachen der Multiple Sklerose
Obwohl renommierte Mediziner aus den unterschiedlichsten Ländern seit Jahren und Jahrzehnten die Ursachen der Multiple Sklerose erforschen, konnten die Gründe für eine Erkrankung bislang noch nicht vollständig geklärt werden. Viele Forscher sind jedoch der Ansicht, dass eine Kombination aus Umwelteinflüssen und Erbeinlagen dafür verantwortlich ist, dass es zu einer Fehlreaktion des körpereigenen Abwehrsystems kommt. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von einer multifaktoriellen Entstehung der Krankheit. Eine zentrale Rolle im Entstehungsprozess der Multiple Sklerose soll aber dem Immunsystem zukommen.
Das Immunsystem als Ausgangspunkt der Multiple Sklerose
Das Immunsystem ist grundsätzlich dafür zuständig, den Körper vor Krankheitserregern zu schützen. Dies macht es dadurch, dass weiße Blutkörperchen die Krankheitserreger angreift und dadurch unschädlich macht. Doch bei Patienten mit Multiple Sklerose richtet sich dieser Abwehrmechanismus gegen körpereigene Strukturen. Die weißen Blutkörperchen greifen das Nervengewebe an und lösen dadurch die für die MS Erkrankung typischen Entzündungen aus. Die Frage ist, was Teile des Immunsystems so durcheinander bringt, dass sich Abwehrelemente gegen körpereigene Nervenzellen bilden.
Genetische Faktoren
Experten sind der Ansicht, dass bestimmte Erbanlagen die Entstehung von Multiple Sklerose begünstigen können. Indizien dafür sind beispielsweise die ungleichmäßige Verteilung der Krankheit über bestimmte Bevölkerungsgruppen und geografische Gebiete. So kommt die Krankheit regional und innerhalb verschiedener ethnischer Gruppierungen unterschiedlich häufig vor. Zudem liegen Berichte darüber vor, dass einer von fünf MS Patienten Verwandte hat, die auch an Multiple Sklerose erkrankt sind. Interessant sind in diesem Zusammenhang auch Zwillingsstudien, welche die Häufigkeit von MS bei ein- und zweieigen Zwillingen zum Untersuchungsgegenstand hatten. Die Forscher fanden heraus, dass die eineiigen Zwillinge von Multiple Sklerose Patienten ein rund 25 bis 30 Prozent höheres Risiko haben ebenfalls an MS zu erkranken als der durchschnittliche Mensch. Handelt es sich um zweieiige Zwillinge beträgt das erhöhte Erkrankungsrisiko immerhin noch 5 Prozent. Kinder und Eltern eines Multiple Sklerose Patienten erkranken zwei bis dreimal so häufig an MS wie die Normalbevölkerung. Diese Statistiken legen nahe, dass die genetische Prädisposition durchaus einen Einfluss auf die Entstehung von Multiple Sklerose hat, dennoch wird MS nicht als klassische Erbkrankheit eingeordnet, bei der die Erkrankung von den Eltern auf die Kinder übertragen wird.
Welche Gene genau bei der Entstehung von MS eine Rolle spielen, ist noch Gegenstand vieler Forschungen. Untersucht wird derzeit unter anderem, ob Veränderungen das HLA-DRB1-Antigens, des Interferon Gamma-Gens oder des Apolipoproteins E zur MS Neigung beitragen können. Auch verschiedenen Merkmalen weißer Blutkörperchen könnten bei der Vererbung der MS Prädisposition eine Bedeutung zukommen.
Umweltfaktoren
Schon in der Kindheit können Forschern zufolge Bedingungen dafür geschaffen werden, dass die Wahrscheinlichkeit einer Multiple Sklerose Erkrankung sich erhöht. So spielt der Wohnort der Kinder möglicherweise dabei eine Rolle, wie hoch ihr MS Risiko in späteren Jahren ist. Emigriert ein Kind aus einem Land oder Gebiet mit einem vergleichsweise hohen MS Risiko in ein Land oder Gebiet mit geringem MS Risiko, passt sich das eigene Risiko an MS zu erkranken den Verhältnissen am neuen Wohnort an. Wandert man hingegen erst als Erwachsener aus, spielen die Risikoverhältnisse am neuen Aufenthaltsort keine große Rolle mehr. Die Umwelteinflüsse, denen man als Kind ausgesetzt ist, sind also risikoerheblicher als die im Erwachsenenalter. Der Grund dafür könnte sein, dass das Immunsystem erstmals in der Kindheit mit Krankheitserregern in Berührung kommt. Mit welchen Erregern es das körpereigene Abwehrsystem dabei zu tun bekommt, kann von Land zu Land unterschiedlich sein.
Eine weitere Theorie zur Bedeutung der Umweltfaktoren in Bezug auf das Risiko an Multiple Sklerose zu erkranken geht davon aus, dass bestimmte Infektionserkrankungen in der frühen Kindheit einen Einfluss auf eine etwaige, spätere MS Erkrankung haben können. Auf diese Weise soll eine Verwechslung der aus der Kindheit bekannten Krankheitserreger und der Schutzhülle der Nerven begünstigt werden. Krankheiten, die diesen Effekt auf das Immunsystem haben könnten sind Herpes Viren, das Eppstein-Barr Virus und die Masern. Wissenschaftlich gesichert sind diese Erkenntnisse jedoch noch nicht.
Eine weitere These zur Multiple Sklerose Entstehung beschäftigt sich mit dem Thema Vitamin-D Mangel. So legen Beobachtungen den Schluss nahe, dass Menschen, die in ihrer Kindheit häufig in der Sonne waren, später weniger oft an Multiple Sklerose erkranken. Grund dafür soll der hohe Vitamin-D Spiegel sein, der sich durch den Aufenthalt in der Sonne im Körper der Kinder entwickelt hat. Ebenfalls für diese Theorie spricht, dass die in Grönland lebenden Inuit nicht so häufig wie andere Bevölkerungsgruppen an Multiple Sklerose leiden. Die Inuit ernähren sich traditionell von sehr viel Fisch, das heißt sehr Vitamin-D reich. Allerdings heißt das im Umkehrschluss nicht, dass die Zuführung von Vitamin-D eine spätere Multiple Sklerose Erkrankung verhindern kann.
Auch die Anzahl der Geschwister oder anderer junger Verwandter, mit denen man als Kind aufwächst, sollen einer Forschungshypothese zufolge nach eine mögliche Ursache für eine Multiple Sklerose Erkrankung sein. Denn wer in Kindertagen mit vielen anderen Kindern in Berührung kommt, dessen Immunsystem muss es mit vielen unterschiedlichen Erregern aufnehmen. Dies könnte eventuelle das MS Erkrankungsrisiko senken.
Ebenfalls die höhere Erkrankungsrate von Frauen gegenüber Männer an der Autoimmunerkrankung ist Gegenstand vieler Untersuchungsreihen. Ob hormonelle Ursachen oder einfach der häufigere Arztbesuch von Frauen dieses Phänomen begründen, ist bislang noch nicht abschließend geklärt.
Fest steht jedoch, dass die Multiple Sklerose nicht durch nur eine Ursache, sondern durch mehrere ineinander, verzahnte Faktoren ausgelöst wird.
Die Diagnose von MS
Um eine gesicherte Diagnose einer Multiple Sklerose Erkrankung stellen zu können, sind eine Reihe von Untersuchungen notwendig. Da der erste Gang der Patienten sie aufgrund ihrer diffusen Beschwerden in der Regel zunächst zum Hausarzt führt, wird die Krankheit nicht immer direkt erkannt. Denn viele Symptome der MS können auch auf andere Krankheitsbilder hindeuten. Erst die Überweisung zu einem Neurologen und dessen ausführliche Anamnese, sowie Untersuchungsmethoden kann die Multiple Sklerose gesichert diagnostiziert werden.
Anamnese und neurologische Untersuchung
Im Rahmen der Anamnese wird der behandelnde Arzt ausführlich die Krankengeschichte des Patienten aufnehmen. Diese beinhaltet aktuelle und frühere Beschwerden, bestehende Vorerkrankungen, in der Vergangenheit statt gefundene Operationen, eingenommene Medikamente und die familiäre Krankengeschichte. Manchmal sind sich MS Patienten gar nicht darüber im Klaren, dass bestimmte Beschwerden, die sie schon über einen längeren Zeitraum begleiten, auf eine Multiple Sklerose hindeuten können. Der Arzt wird all diese Informationen zusammen tragen und so ein aussagekräftiges Gesamtbild entwickeln. Im Anschluss daran wird in der Regel eine neurologische Untersuchung durchgeführt, bei der Koordination, Beweglichkeit, Gleichgewicht und die Leistungsfähigkeit einzelner Sinnesorgane überprüft wird. Besonders der Sehfähigkeit des Patienten wird bei dieser Untersuchung große Aufmerksamkeit geschenkt.
Ergänzend zu der neurologischen Untersuchung werden zum Teil noch die Lern- und Konzentrationsfähigkeit, sowie das Gedächtnis getestet.
Blutuntersuchungen und technische Untersuchungen
Steht der Verdacht auf eine Multiple Sklerose im Raum, kann eine Blutuntersuchung für etwas mehr Klarheit sorgen. Zwar gibt es keinen Bluttest, der eine MS eindeutig nachweist, doch durch die Bestimmung der Blutwerte können zumindest andere Krankheiten ausgeschlossen werden. Bestimmt werden neben dem großen Blutbild noch die Leber- und Nierenwerte, der Blutzucker, der Rheumafaktor, Entzündungsmarker und bestimmte Antikörper Werte. Ergänzend kann auch noch eine Urinuntersuchung durchgeführt werden.
Mit Hilfe eines MRT oder einer Kernspintomografie kann der Arzt Hirnaufnahmen anfertigen, die Veränderungen im Gehirn sichtbar machen. Bei einem Großteil der Multiple Sklerose Patienten sind nämlich bereits im Anfangsstadium der Krankheit Veränderungen auszumachen, die auf Entzündungsherde hindeuten können. Selbst wenn die Multiple Sklerose bei den Patienten noch keine Beschwerden verursacht, kann die MRT schon Veränderungen im Zentralen Nervensystem sichtbar machen. Auch die Untersuchung der Nervenbahnen kann mit Hilfe von sogenannten evozierten Potenzialen bei der Diagnose von Multiple Sklerose helfen. Im Rahmen dieser Untersuchung wird ein Nerv durch den Arzt mittels eines äußeren Reizes stimuliert, so dass das Gehirn ein Signal aussendet, welches mit den elektronischen Elektroden gemessen werden kann. Eine verzögerte Reizantwort spricht dabei für eine Multiple Sklerose. Eine unangenehme, aber dennoch notwendige Untersuchung bei der Diagnose von Multiple Sklerose ist die Liquordiagnostik, also die Untersuchung des Nervenwassers. Dafür wird dem Patienten Nervenwasser aus der Lendenwirbelsäule entnommen und im Labor untersucht. Wenn die Anzahl der Entzündungszellen bzw. der Eiweißkörper im Nervenwasser erhöht ist, dann kann dies auf eine Multiple Sklerose hindeuten.
Die McDonald-Kriterien
Bis die Diagnose einer Multiple Sklerose eindeutig feststeht, können Wochen, wenn nicht gar Monate vergehen. Die international anerkannten Diagnosekriterien, die sogenannten McDonald-Kriterien, ziehen viele Ärzte bei der Diagnoseerstellung zu Rate. Die Diagnose Multiple Sklerose gilt nach diesen Kriterien dann als gesichert, wenn sich eine zeitliche und räumliche Verteilung der Krankheitssymptome zeigt. Dies kann im Fall von zwei aufeinander folgenden Krankheitsschüben innerhalb eines Monats oder bei der Veränderung bzw. Verschlimmerung der Entzündungsherde im Laufe von zwei MRT Untersuchungen. Bei mehrdeutigen Untersuchungsergebnissen sollten in jedem Fall zunächst andere Krankheiten wie Borreliose, HIV oder bestimmte Stoffwechselerkrankungen ausgeschlossen werden.
Multiple Sklerose Behandlung
Die Multiple Sklerose ist zwar bis heute nicht heilbar, jedoch können die Beschwerden mit Hilfe von Medikamenten gelindert und eine Verschlimmerung der Krankheit gestoppt werden. Ergänzend kann durch Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden.
Verschiedene Therapiesäulen
Die Behandlung der Multiple Sklerose Therapie setzt auf verschiedene Therapiebausteine. Dazu gehören die akute Behandlung des Patienten bei Krankheitsschüben, eine auf lange Sicht angelegte Immuntherapie, eine symptomatische Behandlung, sowie Maßnahmen zur Rehabilitation der Patienten.
Schubtherapie
Im Rahmen der Schubtherapie werden dem Patienten drei bis fünf Tage lang Kortisonpräparate verabreicht. Die Entzündung soll durch das Kortison bekämpft und die Symptome abgeschwächt werden. Das Kortison kann als venöse Infusion oder als hoch dosierte Tablette verabreicht werden. Bei den meisten Patienten wird die Schubtherapie stationär durchgeführt, so dass mögliche Nebenwirkungen wie ein erhöhter Blutdruck oder Magenprobleme direkt in der Klinik behandelt werden können.
Langzeitbehandlung
Die Langzeitbehandlung hat das Ziel, das Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Das Immunsystem soll durch eine medikamentöse Therapie stabilisiert und langfristige Schäden durch die Multiple Sklerose sollen verhindert werden. Welche Medikamente zu diesem Zweck zum Einsatz kommen, hängt von der Verlaufsform der Multiple Sklerose ab. In Betracht kommen Interferon – beta Präparate, Glatirameracetat, Teriflunomid oder Dimetyhlfumarat. Interferon – beta wird schon seit rund 20 Jahren in der Multiple Sklerose Behandlung eingesetzt. Durch das Medikament kann die Schubrate von MS um knapp 30 Prozent reduziert werden und die Lebensqualität der Patienten merklich verbessern.
Symptomatische Therapie
Da Multiple Sklerose Patienten an vielen unterschiedlichen Symptomen leiden, können sie Folgeerkrankungen entwickeln. Sie haben nicht nur starke Schmerzen, sondern leiden unter Blasenfunktionsstörungen, Spastiken, Schluckstörungen oder übermäßige Müdigkeit. In diesem Fall wird der Arzt auf die jeweiligen Symptome abgestimmte Medikamente verschreiben. Muskelrelaxanzien bei Spastiken, Carbamazepin oder Gabapentin bei Schmerzen und Antiepileptika bei unkontrollierbarem Zittern.
Ergänzende Maßnahmen
Um die Lebensqualität der Multiple Sklerose Patienten zu verbessern und die Betroffenen zu rehabilitieren stehen verschiedene ergänzende Maßnahmen zur Verfügung. Bewegungsstörungen können mit Hilfe der Physiotherapie behandelt werden. Die Übungen können für eine Lockerung von Spastiken sorgen und den Gleichgewichtssinn verbessern. Bei der Ergotherapie kann die Feinmotorik der Patienten trainiert werden und so die Betroffenen wieder selbstständig machen. Die Logopädie kann dabei helfen, eventuelle Sprachstörungen zu reduzieren.
Leben mit Multiple Sklerose
Um trotz Multiple Sklerose ein erfülltes und eigenständiges Leben führen zu können, bietet sich die Teilnahme an Selbsthilfegruppen an. Hier können Sie Menschen kennen lernen, die unter den gleichen Problemen leiden wie Sie und gemeinsam mit ihnen können Sie Strategien zur Alltagsbewältigung entwickeln. Auch viele Freundschaften sind auf diese Art schon entstanden.
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