Die Schilddrüse ist ein wichtiges Organ, das Hormone produziert und damit jedes Organ des Körpers beeinflusst. Erkrankungen der Schilddrüse können sich auf vielfältige Weise auf die Gesundheit auswirken und die Ursache verschiedener körperlicher Beschwerden sein. Schilddrüsenerkrankungen können in jedem Lebensalter auftreten, doch machen sie sich mit steigendem Lebensalter gehäuft bemerkbar. Die meisten Schilddrüsenerkrankungen können medikamentös behandelt werden.
Formen der Schilddrüsenerkrankung
Eine Schilddrüsenerkrankung kann in verschiedenen Formen auftreten. Die häufigsten Schilddrüsenerkrankungen sind eine Schilddrüsenüberfunktion und eine Schilddrüsenunterfunktion. Weitere Erkrankungen der Schilddrüse sind Entzündungen und das Hashimoto-Syndrom, Morbus Basedow, Schilddrüsenknoten, eine Schilddrüsenvergrößerung (Struma) und Schilddrüsenkrebs.
Entstehung einer Schilddrüsenerkrankung
So unterschiedlich Schilddrüsenerkrankungen sind, so verschieden können die Ursachen sein. Die Ursache aller Schilddrüsenerkrankungen ist jedoch eine Überlastung des Organismus und damit verbunden eine Einschränkung der Regulationsfähigkeit. Der Körper kann die Entstehung einer Schilddrüsenerkrankung nicht verhindern. Abhängig davon, um welche Art der Schilddrüsenerkrankung es sich handelt, führt eine Über- oder Unterversorgung des Körpers mit Nähr- und Vitalstoffen zu einer Erkrankung der Schilddrüse. Bei einigen Erkrankungen können auch beide Faktoren zusammentreffen. Ein Jodmangel, aber auch ein Jodüberschuss können zur Entstehung von Schilddrüsenerkrankungen führen.
Symptome von Schilddrüsenerkrankungen
Die verschiedenen Schilddrüsenerkrankungen machen sich durch unterschiedliche Symptome bemerkbar.
Symptome der Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose):
Die Schilddrüse produziert zu viele Hormone. Das zeigt sich durch
- verstärktes Schwitzen
- Konzentrationsstörungen
- Bluthochdruck
- innere Unruhe
- Nervosität
- Herzrhythmusstörungen
- Durchfall
- Erschöpfung und Kraftlosigkeit
- Stimmungsschwankungen bis hin zur Aggressivität.
Die Symptome müssen nicht immer gleichzeitig auftreten. Ein Symptom kann im Vordergrund stehen, während die anderen weniger stark ausfallen.
Symptome der Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose):
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion produziert die Schilddrüse zu wenige Hormone. Symptome treten oft erst auf, wenn die Schilddrüsenunterfunktion schon weiter fortgeschritten ist. Solche Symptome sind
- Konzentrationsstörungen
- Antriebsmangel
- extreme Müdigkeit und schnelle Erschöpfung
- Kopfschmerzen
- Kälteempfindlichkeit
- Verstopfung
- Appetitlosigkeit
- kühle, trockene Haut
- stumpfes Haar und Haarausfall
- Gewichtszunahme
- depressive Verstimmungen
- erhöhte Infektanfälligkeit
- Schwellungen von Gesicht, Zunge und Augenpartien.
Symptome vom Hashimoto-Syndrom (Hashimoto-Thyreoiditis):
Das Hashimoto-Syndrom ist eine chronische Entzündung der Schilddrüse und zählt zu den Autoimmunerkrankungen. Im Anfangsstadium kann es zu einer Schilddrüsenüberfunktion vorkommen, die sich zu einer dauerhaften Schilddrüsenunterfunktion entwickeln kann. In schwerwiegenden Fällen macht sich das Hashimoto-Syndrom durch Schmerzen oder Missempfindungen am Hals bemerkbar.
Symptome von Morbus Basedow:
Bei Morbus Basedow handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die sich durch eine Überfunktion der Schilddrüse mit den entsprechenden Symptomen bemerkbar macht. Weitere Symptome von Morbus Basedow sind hervortretende Augäpfel als sogenannte Glupschaugen, die Vergrößerung der Schilddrüse (Struma) und Herzrasen.
Morbus Basedow kann sich insbesondere an den Augen äußern, indem es zu unvollständigem Lidschluss, Lidveränderungen, Fremdkörper- und Druckgefühl, Doppelbildern und eingeschränktem Sehvermögen kommt.
Symptome von Schilddrüsenknoten:
Schilddrüsenknoten oder Zysten treten als heiße und kalte Knoten auf und verursachen keine Beschwerden. Heiße Knoten produzieren Hormone, während kalte Knoten (größer als 1 cm) inaktiv sind. Nur etwa 2% der Schilddrüsenknoten sind bösartig. Trotzdem sollten Schilddrüsenknoten in regelmäßigen Abständen untersucht werden, um möglichen Schilddrüsenkrebs frühzeitig zu erkennen.
Symptome von Schilddrüsenkrebs:
Nur zwei Prozent der Schilddrüsenknoten sind bösartig. Schilddrüsenkrebs macht sich erst bemerkbar, wenn der Tumor bereits größer ist. Er kann sich durch tastbare Knoten, Druckgefühl, Schluckbeschwerden, Heiserkeit, Luftnot oder Hustenreiz äußern. Der Arzt überprüft Schilddrüsenknoten regelmäßig durch eine Ultraschall-Untersuchung.
Symptome der Schilddrüsenvergrößerung (Struma):
Ein Struma ist im fortgeschrittenen Stadium durch den typischen Kropf äußerlich sichtbar. Zu den Symptomen gehören Enge- und Druckgefühl, Räusperzwang, Schluckstörungen oder Atembeschwerden. Wächst ein Struma nach innen, kann es zu Herz-Kreislauf-Beschwerden kommen.
Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen
Bevor mit einer Behandlung begonnen werden kann, ist die richtige Diagnose erforderlich. Für die Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen stehen verschiedene moderne Verfahren zur Verfügung.
Mit Blutuntersuchungen können verschiedene Schilddrüsenerkrankungen diagnostiziert werden:
- TSH-Wert zur Erkennung einer Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion
- T3- und T4-Werte als Schilddrüsenhormone zur Diagnose von Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion
- Antikörper-Spiegel zur Diagnose von Morbus Basedow oder Hashimoto-Syndrom.
Die Schilddrüsen-Sonografie ist eine Ultraschalluntersuchung, die Rückschlüsse auf die Größe, die Form, die Gewebebeschaffenheit und die Lage der Schilddrüse gewährt. Knoten können mit der Ultraschalluntersuchung erkannt werden. Die Szintigrafie ist eine nuklearmedizinische Untersuchung, die Aufschluss auf heiße und kalte Knoten gewährt und mit einem Kontrastmittel erfolgt. Bei Verdacht auf Schilddrüsenkrebs kann eine Feinnadelpunktion erfolgen, bei der mit einer Hohlnadel Gewebeteile aus der Schilddrüse entnommen werden.
Behandlungsmöglichkeiten von Schilddrüsenerkrankungen
Schilddrüsenerkrankungen können auf verschiedene Weise behandelt werden. Die gängigsten Medikamente führen wir hier auf:
L-Thyroxin:
Das Schilddrüsenhormon L-Thyroxin wird bei einer Schilddrüsenunterfunktion in Tablettenform verabreicht.
Vorteile:
- Normalisierung der Stoffwechsellage
- Rückkehr von Vitalität, Aktivität und Lebenslust
- keine Nebenwirkungen
Nachteile:
- muss lebenslang täglich eingenommen werden
- regelmäßige Kontrollen erforderlich
Thyreostatika:
Eine Schilddrüsenüberfunktion wird mit Thyreostatika behandelt. Diese Medikamente hemmen den Einbau von Jod und verringern die Hormonaktivität der Schilddrüse.
Vorteile:
- sehr effektiv in der Wirkung
Nachteile:
- Nebenwirkungen können stark ausfallen
- engmaschige Kontrolle durch den Arzt erforderlich
- nicht für langfristige Behandlung geeignet
Jod:
Jod wird bei einer Struma aufgrund von Jodmangel in Tablettenform verwendet. Es ist einfach in der Anwendung und reicht zur Verkleinerung der Schilddrüse oft schon aus. Eine Radio-Jod-Therapie erfolgt durch die Einnahme einer Kapsel zur Reduzierung der Aktivitäten bei überaktivem Schilddrüsengewebe.
Vorteile:
- schnelle Wirkung
Nachteile:
- die krankhafte Schilddrüse kann anschwellen
- ein mindestens dreitägiger Klinikaufenthalt ist erforderlich
- in der Schwanger- und Stillzeit darf eine Jod-Therapie nicht stattfinden
Hausmittel:
Als Hausmittel zur Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen eignen sich Leinsamen, Sesam, Kokosöl, Honig, Walnüsse und eine alkalische Ernährung.
Vorteile:
- Hausmittel haben auch positive Auswirkungen auf andere Probleme
Nachteile:
- Die Einnahme muss konsequent und langfristig sein
Weitere Mittel:
Betablocker werden zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verwendet und können bei einer Schilddrüsenüberfunktion verordnet werden, wenn es zu Herzrasen oder Bluthochdruck kommt.
Antiphlogistika sind Entzündungshemmer und werden bei akuten schmerzhaften Entzündungen angewendet.
Wirkungen auf Gewicht, Körper und körperliches Wohlbefinden
Eine Schilddrüsenüberfunktion kann zu einer Gewichtsabnahme führen, während eine Gewichtszunahme die Folge einer Schilddrüsenunterfunktion sein kann. Mit einer Schilddrüsenüberfunktion, aber auch einer Schilddrüsenunterfunktion kann das körperliche Wohlbefinden erheblich beeinträchtigt werden, da die Schilddrüse den gesamten Körper und nahezu alle Organe beeinflusst.
Operation der Schilddrüse als letzte Option?
Eine Operation kann bei vielen Schilddrüsenerkrankungen die effektivste Behandlung sein. Sie ist die Therapie der Wahl bei Krebs, einer große Struma, einer Drüsenwucherung, Morbus Basedow oder einer Überfunktion. Die Schilddrüse wird in ihrer Größe reduziert. Die Hormonproduktion wird verringert. Zu den Risiken gehören Stimm- und Sprachstörungen, Blutergüsse und Wundheilungsstörungen. Die Risiken sind bei den modernen Operationsverfahren jedoch gering.
Risikogruppen und Risikofaktoren
Für Schilddrüsenerkrankungen gibt es keine Risikofaktoren oder Risikogruppen. Etwa jeder dritte Deutsche leidet einmal in seinem Leben an einer Schilddrüsenerkrankung. Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter.
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