Was ist Schizophrenie?
Als Schizophrenie wird eine schwere psychische Störung bezeichnet, die mehrere auffällige Symptome umfasst. Zu ihnen gehören Wahnvorstellungen, Wahrnehmungsstörungen, Denkstörungen und Halluzinationen. Daneben lassen sich bei einer Schizophrene auch ein gestörtes Gefühlsleben, eine veränderte Bewegung, verminderter Antrieb und Störungen im sozialen Verhalten beobachten. Immer noch verbinden viele Menschen Schizophrenie mit der Idee einer gespaltenen Persönlichkeit. Tatsächlich ist aber die Persönlichkeitsspaltung, die sogenannte dissoziative Identitätsstörung, ein völlig anderes Krankheitsbild.
Wie äußert sich die Schizophrenie?
Es wird zwischen sogenannten „positiven“ und „negativen“ Symptomatiken unterschieden. Zu den auffälligsten Positivsymptomen bei einer Schizophrenie gehört ein lang anhaltender, unrealistischer und für andere Menschen nicht nachvollziehbarer Wahn. Dieser kann sich als Verfolgungswahn, Größenwahn, Beziehungswahn etc. äußern. Auch das Denken und die Sprache können auffällig verändert sein. Oftmals erleben Erkrankte das Gefühl, dass andere Menschen ihre Gedanken lesen könnten oder dass andere Menschen ihr Denken telepathisch beeinflussen würden. Auch Halluzinationen werden erlebt, am häufigsten wird das Stimmenhören beschrieben. Diese Stimmen werden teils als beängstigend und bösartig empfunden.
Dagegen äußert sich die „Negativsymptomatik“ der Schizophrenie in einer Verflachung des Ausdrucks, der Stimmung und der Bewegungen. Die Patienten reden dann sehr wenig, sind kaum ansprechbar, bewegen sich nur noch wenig oder starren lange vor sich hin. Die Negativsymptomatik findet sich häufig vor oder nach Eintreten der Positivsymptomatik, kann aber auch allein auftreten.
Unterformen der Schizophrenie
Die Schizophrenie kann in verschiedenen Untertypen auftreten. Am häufigsten (48 %) liegt eine paranoide Schizophrenie vor. Sie ist gekennzeichnet durch paranoide Wahnvorstellung (Verfolgtwerden, Abgehörtwerden, Intrigen), Halluzinationen und Ich-Störungen. Die paranoide Schizophrenie hat eine günstige Prognose und klingt unter medikamentöser Behandlung häufig vollständig ab.
Die hebephrene und die katatone Schizophrenien treten jeweils mit einer Wahrscheinlichkeit von 15 Prozent auf. Die hebephrene, auch desorganisierte, Schizophrenie äußert sich in bizarrem Verhalten – die Patienten wirken distanzlos, überschwenglich und übertrieben gutgelaunt. Sie benutzen eine auffällige, kaum verständliche Sprache, wirken eigenbrötlerisch oder seltsam. Wahnvorstellungen und Halluzinationen spielen kaum eine Rolle. Dieser Subtyp hat eine schlechtere Prognose und neigt zum chronischen Verlauf. Die katatone Schizophrenie äußert sich durch eine besonders auffällige Verarmung und Verflachung von Ausdruck, Bewegung und Sprache. Die Patienten bewegen sich zum Teil nicht mehr (Stupor) oder hören auf zu sprechen (Mutismus).
Ursachen für eine Schizophrenie
Wie bei vielen anderen psychischen Erkrankungen wird von biologischen, psychologischen und sozialen Entstehungsbedingungen ausgegangen. Auf biologischer Ebene finden sich bei schizophren Erkrankten hirnorganischeVeränderungen. Insbesondere ist die neuronale Aktivität im frontalen Cortex des Gehirns vermindert. Daneben wird von einem Ungleichgewicht im Neurtransmitter-Haushalt ausgegangen. Es wird insbesondere vermutet, dass bei einer Schizophrenie eine Überaktivität des Dopaminsystems vorliegt (Dopamin-Hypothese). Jedoch ist bei den biologischen Erklärungen immer unklar, ob die Veränderungen im Gehirn Ursache oder Folge der Schizophrenie sind.
Auf psychischer Ebene wird davon ausgegangen, dass Patienten mit Schizophrenie eine erhöhte Stressintoleranz besitzen. Das Vulnerablitäts-Stress-Modell erklärt hierbei, dass bei einer erhöhte Anfälligkeit für eine schizophrene Erkrankung Stress zu einem Ausbruch der Krankheit führen kann. Auslöser für (oftmals auch chronischen) Stress finden sich häufig im sozialen Umfeld: Konflikte in der Familie, am Arbeitsplatz, finanzielle und gesundheitliche Probleme können für das Ausbrechen der Krankheit ursächlich werden. Ist der Patient nicht mehr in der Lage, angemessen auf solche Belastungen zu reagieren, entwickelt er bei entsprechender Vulnerabilität die Symptome der psychischen Störung.
Risiken für die Erkrankung an Schizophrenie
Das Risiko, an Schizophrenie zu erkranken ist deutlich erhöht, wenn in der Famile (besonders bei den Eltern) bereits eine schizophrene Störung vorliegt. Dann sind die Gründe für die Erkrankung genetisch. Auch Verwahrlosung in der Kindheit oder biochemische Veränderungen des Gehirns können Schizophrenie verursachen. Am häufigsten bricht die Erkrankung im Alter zwischen 15 und 30 Jahren auf. Männer und Frauen sind gleich oft betroffen. Männer erkranken durchschnittlich fünf Jahre früher an der Schizophrenie als Frauen, am häufigsten zwischem dem 15. und 25 Lebensjahr. Frauen haben dagegen eine durchschnittlich bessere Prognose.
Verlauf der Erkrankung und Prognose
Anders als früher angenommen ist die Schizophrenie nicht grundsätzlich unheilbar. Bei vielen Patienten treten wahnhafte Episoden nur einmal oder wenige Male auf. Nicht alle Verläufe sind chronisch oder fortschreitend. Jedoch entwickeln 60 bis 80 Prozent aller Betroffenen zwei Jahre nach einer Klinikaufnahme einen Rückfall. Im Einzelfall lässt sich anfangs wenig über die Prognose zur Heilung oder zum Rückgang der Symptome sagen. Einige Faktoren begünstigen aber einen guten Verlauf. Dazu gehören eine funktionierende Partnerschaft, das Eingebundensein in Arbeit und Sozialleben, klar definierbare Auslöser für eine Krankheitsepisode und ein gutes Ansprechen auf Medikamente.
Behandlung der Schizophrenie
Schizophrenie ist eine schwere, psychische Erkrankung. Die Behandlungsdauer ist lang, die Behandlungskosten liegen sehr hoch. Die Behandlung erfolgt in akuten Phasen stationär. In der Akutphase und zur Verhinderung des Ausbrechens weiterer Krankheitsepisoden wird eine medikamentöse Behandlung mit Neuroleptika (Antipsychotika) begonnen, die mindestens sechs Monate durchgeführt wird. Gegen Erregheit und Ängste können Beruhigungsmittel verabreicht werden, gegen depressive oder andere affektive Symptome Antidepressiva. Bei der Wahl des Antipsychotikums sollte auf die Nebenwirkungen geachtet werden, da einige der älteren Antipsychotika zu Langzeitnebenwirkungen führen können. Viele Antipsychotika führen zu einer Gewichtszunahme, so dass Patienten auf eine Anpassung der Ernährung und der Bewegung achten müssen.
Psychotherapie, Training sozialer Kompetenzen, verbessertes individuelles Stressmanagement, Ergo- und Physiotherapie gehören zu den weiteren Therapiemaßnahmen. Insbesondere zielt die Psychotherapie darauf ab, die Alltagskompetenzen der Betroffenen zu stärken, so dass sie mit Stress und Konflikten besser umgehen und auslösende Faktoren für Krisen rechtzeitig erkennen. Die Aufklärung über das Krankheitsbild, das Entwickeln von Möglichkeiten zur Beeinflussung der Symptome und das Erstellen eines Krisenplans können dabei helfen, Rückfälle frühzeitig zu erkennen und zu steuern.
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