Syphilis: Symptome, Ursachen und Therapieformen
Die Syphilis stellt eine bekannte Infektionskrankheit dar, die in erster Linie sexuell übertragen wird. Auslöser der Syphilis ist das Bakterium Treponema pallidum. Die Krankheit bleibt oftmals zunächst unbemerkt, kann jedoch im weiteren Verlauf schwere Schäden der Organe nach sich ziehen. Auffällige Symptome umfassen Schwellungen der Lymphknoten sowie Geschwüre im Genitalbereich. Zur Therapie kommen in erster Linie Antibiotika zum Einsatz.
Syphilis: Definition und Überblick
Die Syphilis ist eine bakteriell übertragene Infektionskrankheit, die auch als Lues (venera), harter Schanker oder dem Trivialnamen Maladie française (Franzosenkrankheit) bekannt ist. Nachdem die Anzahl der Neu-Infizierten zunächst seit den 1970er Jahren deutlich abnahm, ist die Syphilis seit etwa der Jahrtausendwende wieder auf dem Vormarsch. Die Mehrheit der Infizierten sind Männer. Die Inzidenz lag im Jahr 2012 bei 10 von 100.000 Männern sowie bei weniger als einer von 100.000 Frauen.
Die Symptome können sehr variabel in Art und Intensität ausfallen. Sie lassen sich in vier charakteristische Stadien einteilen und reichen von geschwollenen Lymphknoten bis zu tödlichen Schädigungen des zentralen Nervensystems. Die Übertragung erfolgt überwiegend bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr sowie seltener durch Blutkontakt. Die frühen Stadien der Syphilis lassen sich gut mit Penicillin und anderen Antibiotika therapieren. In fortgeschrittenen Stadien kann die Syphilis unbehandelt aber auch einen chronischen Verlauf zeigen.
Symptome und Stadien
Die unbehandelte Syphilis verläuft typischerweise in vier Stadien, die eine vielseitige Symptomatik aufweisen.
Lues I
Das primäre Stadium zeigt die ersten Symptome nach drei bis vier Wochen. Typisch sind Geschwüre an der Eintrittsstelle der Bakterien. Dies können die Genitalien sein, aber auch im Mund- und Rachenbereich (bei Oralverkehr) oder im Enddarm (bei Analverkehr) treten die Symptome auf. Es handelt sich in diesem Stadium um eine Lokalinfektion. Die häufig schmerzlosen Geschwüre sind am äußeren Bereich verhärtet. Dies brachte der Krankheit den Beinamen „harter Schanker“ ein. Das Geschwür sondert eine farblose Flüssigkeit ab, die hoch infektiös ist. Erst nach einer bis zwei weiteren Wochen kommt es zu Lymphknotenschwellungen. Die Geschwüre heilen nach etwa einem Monat auch unbehandelt ab.
Lues II
Das sekundäre Stadium tritt nach etwa acht Wochen in Erscheinung und ist von grippeähnlichen Symptomen geprägt (Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen). Die Lymphknotenschwellungen treten nun am ganzen Körper auf. Daher ist von einem generalisierten Stadium die Rede. Nach etwa zehn Wochen kommt es häufig zu Hautausschlägen. Diese reichen von kleineren Flecken bis zu kupferfarbenen Papeln. Diese können eine Flüssigkeit absondern, die besonders infektiös ist. Im Sekundärstadium kommt es seltener zu Schleimhautentzündungen der Genitalien oder Mundschleimhaut. Da all diese Symptome innerhalb von etwa vier Monaten abheilen können, beachten viele Betroffene die Krankheit nicht weiter. Die Erreger verbleiben jedoch im Körper, weshalb sich auch nach Jahren noch eine Spätsyphilis entwickeln kann.
Langzeitfolgen: tertiäres und quartäres Stadium
Lues III
Das Tertiärstadium ist nach etwa drei bis fünf Jahren erreicht. Die Erreger befallen nun auch innere Organe, Blut- und Luftwege sowie Muskeln und Knochen. Typischerweise bilden sich gummiartige Knoten und größere Hautgeschwüre. Diese haben die Fähigkeit, Knochen zu durchbrechen.
Lues IV
Im Quartärstadium können sich bei etwa 20 Prozent der Betroffenen nach zehn bis zwanzig Jahren schwerwiegende neurologische Symptome zeigen. Chronische Hirnhautentzündung mit nachfolgender Demenz tritt bei einem Viertel der unbehandelten Patienten auf. Im Zusammenhang mit den neurologischen Schäden kommt es zum Abbau kognitiver Fähigkeiten, was sich etwa in Sprachstörungen und Ataxie zeigen kann. Durch die Schädigung des Rückenmarks und seiner austretenden Nerven können Patienten im Endstadium gelähmt sein.
Risikogruppen und Risikofaktoren
Als primäre Risikogruppe für eine Syphilis-Neuinfektion gelten junge und sexuell aktive Männer. Die zunehmende Prävalenz der Syphilis ist in erster Linie auf junge Männer zurückzuführen. Diese haben in der Altersgruppe von 30 bis 39 Jahren eine Neuerkrankungsrate von 19 von 100.000. Dem gegenüber steht eine Rate gleichaltriger Frauen von 1 bis 2 von 100.000.
Ein häufiger Risikofaktor ist promiskuitives Verhalten, also häufige Partnerwechsel. Mangelnder Gebrauch von Präservativen, Prostitution und Homosexualität gelten als weitere wichtige Risikofaktoren. Etwa 80 Prozent sämtlicher in Deutschland gemeldeten Syphilis-Infektionen ist die Folge homosexueller Kontakte zwischen Männern.
Diagnose
Der erste Schritt bei Syphilis-Verdacht ist eine Anamnese des Patienten. Die Krankengeschichte gibt Rückschluss auf die Wahrscheinlichkeit einer Infektion. Vorerkrankungen wie eine HIV-Infektion begünstigen eine Infektion. Die auftretenden Symptome sind vom Patienten genau zu schildern. Dies betrifft insbesondere die Zeitdauer, in der sie bereits vorliegen.
Fragen zum Sexualleben des Patienten liefern dem Arzt wichtige Informationen, um eine korrekte Diagnose zu erstellen.
Nachweis des Erregers
In einem nächsten Schritt geht es um den direkten oder indirekten Nachweis des Erregers. Dieser findet sich im Sekret der Hautgeschwüre. Ist der Erreger in die Blutbahn übergegangen, lassen sich spezifische Antikörper im Blut nachweisen. Hierbei kommen unterschiedliche Testverfahren zur Anwendung, beispielsweise der Treponema-pallidum-Hämagglutinationstest (TPHA). Dieser zeigt nach etwa drei Wochen ab der Infektion ein positives Ergebnis. Da ein solcher Suchtest keine hundertprozentige Sicherheit bietet, steht ein Bestätigungstest an, beispielsweise das Verfahren des Fluoreszenz-Treponema-Antikörper-Absorptionstests (FTA-ABS-Test).
Ist der Arzt zur Diagnose Syphilis gelangt, gilt es herauszufinden, ob es sich um eine ältere oder neue Infektion handelt. Zu diesem Zwecke kommt der VDRL-Test zum Einsatz (Veneral-Disease-Research-Laboratory-Test). Im Rahmen dessen sind Antikörper nachzuweisen, die das menschliche Immunsystem als Reaktion auf die Syphilis-Infektion bildet. Diese Antikörper lassen Rückschlüsse auf Entzündungsprozesse zu, treten jedoch auch bei anderen Erkrankungen auf. Ist die Syphilis jedoch bereits bestätigt, lässt der Test Aussagen über die aktuelle Krankheitsaktivität zu.
Die Syphilis ist meldepflichtig, weshalb der Arzt bei diagnostizierter Infektion zu einer Meldung an das Gesundheitsamt verpflichtet ist.
Behandlung und Therapie von Syphilis
In den frühen Stadien lässt sich die Syphilis gut kontrollieren. Das Antibiotikum Penicillin wird per Injektion oder Infusion verabreicht. Dies hemmt die Vermehrung des erregenden Bakteriums Treponema pallidum und trägt damit zur Bekämpfung der Syphilis bei. Hierbei hängen Dosis und Behandlungsdauer vom Stadium und Krankheitsverlauf ab. Handelt es sich um Syphilis in den Stadien Lues I oder Lues II, so genügt die ein- oder zweimalige Gabe eines lang wirkenden Antibiotikums. Von Bedeutung ist es, dass auch Partner sich auf den Erreger untersuchen und im Zweifelsfalle mit Antibiotika behandeln lassen.
Vorbeugung und Schutz
Da die wesentliche Infektionsursache ungeschützter Geschlechtsverkehr ist, trägt Safer Sex zur Minimierung des Risikos bei. Zu berücksichtigen ist, dass es bereits bei Oralverkehr zur Ansteckung kommen kann. Kondome und andere Schutzmaßnahmen sind insbesondere anzuraten, wenn es zum häufigeren Wechsel der Sexualpartner kommt. Vollständige Sicherheit bietet geschützter Geschlechtsverkehr jedoch nicht, da der Erreger in selteneren Fällen schon beim Küssen oder bei bloßen Berührungen übertragen wird.
Da auch eine Übertragung über das Blut möglich ist, sind gebrauchte Spritzen oder Verbände zu meiden. Normale soziale Kontakte sind jedoch problemlos möglich. Bei Blutspenden wird auch das Spenderblut einem Syphilis-Test unterzogen.
Bildnachweise:
Beitragsbild © derneuemann / Pixabay