Bauchspeicheldrüsenkrebs tritt zunehmend häufiger auf. Im Jahr 2014 lag die Anzahl der Neuerkrankungen bei circa 17.000 Personen. Davon 8.550 Männer und 8.580 Frauen. Einen deutlichen Unterschied bei den Geschlechtern gibt es also nicht. Dafür jedoch deutliche Risikofaktoren. Da Bauchspeicheldrüsenkrebs eine ungünstige Heilungsprognose hat, sollte jeder auf diese Risikofaktoren und auf die Warnzeichen achten.
Was ist Bauchspeicheldrüsenkrebs?
Die Bauchspeicheldrüse wird in der medizinischen Fachsprache auch Pankreas bezeichnet und dient der Produktion von Enzymen und Verdauungssäften sowie Hormone. Sie erfüllt damit wichtige Funktionen im Körper.
Krankhaft entartete Zellen in dem Gewebe der Bauchspeicheldrüse werden als Bauchspeicheldrüsenkrebs oder auch Pankreaskrebs bezeichnet. Sie liegen zunächst nur in dem Gewebe des Organs selbst vor, breiten sich auf Dauer jedoch auch in anderen Geweben aus und können sich über Blutkreislauf und Lymphsystem auf andere Organe ausweiten und hier neue Tumore bilden.
Risikofaktoren und Ursachen für Bauchspeicheldrüsenkrebs
Zu den Risikofaktoren und Ursachen für Bauchspeicheldrüsenkrebs gehören unter anderem:
- Alkohol: Regelmäßiger oder starker Alkoholkonsum erhöht das Risiko an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken erheblich.
- Rauchen: Rauchen und Passivrauchen gilt als einer der Hauptrisikofaktoren für Krebserkrankungen im Allgemeinen. Das gilt auch für den Bauchspeicheldrüsenkrebs.
- erbliche Veranlagung: Bei einer genetisch bedingten Veranlagung für chronische Bauchspeicheldrüsenentzündungen erhöht sich das Risiko, an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken. Das gilt vor allem dann, wenn die Entzündungen lange Zeit unbemerkt und damit unbehandelt bleiben.
- Vorerkrankungen: Diabetes mellitus aber auch andere Krebserkrankungen, vor allem bei Tumoren im Bauchraum, können ebenso wie die Behandlung davon das Risiko für den Bauchspeicheldrüsenkrebs deutlich erhöhen.
- Operationen: Wurden Magengeschwüre operativ behandelt oder mussten bereits Tumore aus dem Bereich des Magens oder Bauchraums entfernt werden, steigt die Gefahr für den Bauchspeicheldrüsenkrebs.
- Ernährung: Ein genauer Zusammenhang zwischen einer schlechten Ernährung und Bauchspeicheldrüsenkrebs ist wissenschaftlich noch nicht eindeutig belegt. Klar ist aber, dass eine ausgewogene und überwiegend pflanzliche Ernährung das Krebsrisiko generell senken kann.
Das Risiko vervielfacht sich, wenn mehrere Risikofaktoren vorliegen. Die Kombination aus Rauchen und übermäßigem Alkoholkonsum erhöht die Gefahr erheblich. Aber auch das Vorliegen verschiedener Vorerkrankungen oder Strahlentherapie und operative Eingriffe im Bauchraum erzeugen eine deutlich höhere Gefahr, als jeder Risikofaktor einzeln.
Diagnose von Bauchspeicheldrüsenkrebs
Häufig wird die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs zufällig im Rahmen einer anderen Untersuchung gestellt. Beispielsweise bei einer Ultraschalluntersuchung des Bauchraums. Der erste Verdacht reicht jedoch noch nicht für eine sichere Diagnose aus. Hierzu gehören auch weitere Untersuchungen. Zu diesen gehören unter anderem:
- Anamnese
- Biopsien
- Computertomographie
- Endoskopie
- endoskopische Ultraschalluntersuchung
- Kernspintomographie
- körperliche Untersuchungen
- Laboruntersuchungen
- Röntgen
- Ultraschalluntersuchung
Sinn dieser Untersuchungen ist es nicht nur, den Bauchspeicheldrüsenkrebs sicher zu diagnostizieren, sondern auch das Krebsstadium festzustellen und den Körper auf eventuell bereits vorhandene Metastasen hin zu untersuchen. Erst nach dieser umfassenden Diagnose kann eine entsprechende Behandlung geplant werden.
Warnzeichen und Symptome für Bauchspeicheldrüsenkrebs
Bei den möglichen Symptomen für Bauchspeicheldrüsenkrebs handelt es sich unter anderem um:
- Appetitverlust
- neu aufgetretener Diabetes mellitus nach dem 50. Lebensjahr
- Schmerzen im oberen oder mittleren Bauchbereich
- Übelkeit bis hin zum Erbrechen
- unbeabsichtigter Gewichtsverlust
- Verdauungsstörungen, wie Durchfall und/ oder Verstopfung
Da diese Symptome jedoch auch bei einer Vielzahl anderer Erkrankungen auftreten können, wird der Bauchspeicheldrüsenkrebs im Anfangsstadium häufig übersehen. Erst wenn der Krebs weiter fortgeschritten ist und der Tumor beginnt auf umliegende Gänge und Gewebe Druck auszuüben und damit vor allem Gänge zu verengen, treten deutlichere Symptome auf. Zu diesen gehören:
- Gelbsucht
- Juckreiz am ganzen Körper
- heller Stuhl
- dunkler Urin
Eine weitere Schwierigkeit Warnzeichen direkt und sicher dem Bauchspeicheldrüsenkrebs beziehungsweise Bauchspeicheldrüsentumore zuzuordnen, besteht in den Unterschieden bei verschiedenen Tumor-Arten.
Bei einem Insulinom handelt es sich um die häufigste Tumor-Art. Er sorgt dafür, dass der Blutzucker abfällt. Die Folgen sind:
- starkes Hungergefühl
- Schwächezustände
- Schweißausbrüche und übermäßiges Schwitzen
- Zittern bis hin zu Krampfanfällen
- Bewusstseinsverlust bis hin zum Koma
Handelt es sich hingegen um ein Gastrinom, der vermehrt Gastrin bildet. Diese Hormon regt wiederum die Produktion von Verdauungsenzymen und Säure im Magen an. Durch die Überproduktion entstehen die folgenden Symptome:
- Durchfall
- Magen-Darm-Geschwüre
- starke Bauchschmerzen
- innere Blutungen
Liegt ein Glukagonom vor, wird das Hormon Glukagon in zu großen Mengen produziert. Der Blutzuckerspiegel steigt. Zu den Symptomen gehören unter anderem:
- schuppiger, rotbrauner Hautausschlag, der sich von Leiste und Gesäß bis auf Arme und Beine ausbreitet
- glatte, glänzend orangene Zunge
- eingerissene Mundwinkel
Fallen eine oder mehrere dieser Symptome auf, sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden und eine gründliche Abklärung erfolgen.
Krebsstadien und Krankheitsverlauf bei Bauchspeicheldrüsenkrebs
Bauchspeicheldrüsenkrebs verläuft im Grundprinzip wie andere Tumorerkrankungen. Zunächst entarten Zellen und werden zu Krebs. In diesem Stadium sind die Krebszellen noch auf den Pankreas begrenzt. Es entsteht ein Tumor. Wenn sich dieser vergrößert, beginnt er zunächst das umliegende Gewebe zu verdrängen. Abhängig von der Tumorart breitet er sich im Anschluss langsam oder rasant aus.
Umliegende Gewebe beziehungsweise Organe und Blutbahnen können befallen werden. In welche Richtung sich der Tumor ausbreitet, hängt von seiner Lage ab. Häufig werden zunächst die folgenden Bereiche befallen:
- den Dickdarm
- den Gallengang
- den Magen
- den Zwölffingerdarm
- die Milz
- Blutgefäße im Bauchraum
In weiteren Stadien kann der Krebs sich über Blutbahnen im Körper verteilen, er bildet Metastasen beziehungsweise Tochtergeschwulste. Zudem kann er die Lymphknoten befallen. Häufig zeigen sich die Metastasen in den folgenden Organen:
- Leber
- Lunge
- Knochen
Solange der Bauchspeicheldrüsenkrebs auf den Pankreas begrenzt ist und weder Metastasen gebildet wurden noch eine Ausbreitung auf die Lymphknoten stattgefunden hat, ist eine operative Entfernung auch bei größeren Tumoren möglich. Die Überlebenschancen stehen dann gut. Bei Metastasierung und einem Lymphknotenbefall ist eine OP nicht in jedem Fall oder allein nicht ausreichend. Die Überlebenschancen sinken.
Wie weit der Tumor fortgeschritten ist, wird durch die sogenannte TNM-Klassifizierung eingeteilt. Die Abkürzung steht dabei für:
T-Tumor. In dieser Kategorie werden Größe beziehungsweise Ausbreitung des Tumors wiedergegeben. Die Einteilung erfolgt mit den Zahlen 1 bis 4.
N-Nodes (dt. Lymphknoten). Die Einteilung gibt an, ob es bereits eine Ausbreitung auf die Lymphknoten gab oder diese noch krebsfrei sind. Hier finden sich als Angabe lediglich die Zahlen 0 und 1, wobei 0 für krebsfreie Lymphknoten und 1 für das Vorhandensein steht.
M-Metastasen. Ob sich bereits Metastasen finden oder nicht, wird unter diesem Punkt angegeben. Auch hier erfolgt die Einteilung wieder durch 0 und 1.
Die Abkürzung T1 N0 M0 steht damit für einen Tumor, der noch klein ist aber weder die Lymphknoten befallen noch Metastasen gebildet hat. Bei T3 N1 M1 handelt es sich hingegen um einen großen Tumor, der sich auf Lymphknoten und Metastasen ausgebreitet hat.
Mögliche Behandlungen: Therapie und Heilungschancen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs
Die Art der Behandlung richtet sich natürlich nach der Größe und Ausbreitung des Bauchspeicheldrüsenkrebses. Prinzipiell gibt es jedoch drei Möglichkeiten.
1. Operative Entfernung des Tumorgewebes: In frühen Stadien und bei langsam wachsenden Tumoren ist eine operative Entfernung des Tumors möglich. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass sich noch keine Metastasen gebildet haben und der Gesundheitszustand des Betroffenen eine Operation zulässt.
2. Chemotherapie: Die Chemotherapie kann abhängig von Fall und Wunsch des Patienten in Kombination mit einer Operation, mit einer Strahlentherapie oder allein durchgeführt werden. Nach der operativen Entfernung des Tumors dient die Chemotherapie dazu, eventuell zurückgebliebene Zellen abzutöten und eine erneute Ausbreitung zu verhindern. Ist der Tumor nicht operabel, kann die Chemotherapie ebenfalls die Ausbreitung verhindern oder diese zumindest verlangsamen und somit das Fortschreiten der Krankheit verlängern.
3. Strahlentherapie: Die Bestrahlung beziehungsweise Strahlentherapie ist in Kombination mit Chemotherapie möglich. Allerdings kann sie nicht bei jedem Stadium verwendet werden und kommt vor allem bei Metastasen zum Einsatz.
Die Heilungschancen und Überlebenschancen bei Bauchspeicheldrüsenkrebs sind leider ungünstig, da es sich um einen besonders bösartigen Krebs handelt und er zum anderen meist erst spät, in einem weit fortgeschrittenen Stadium entdeckt wird.
Kann dem Bauchspeicheldrüsenkrebs vorgebeugt werden?
Aufgrund der verschiedenen Ursachen beziehungsweise Risikofaktoren kann dem Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht in jedem Fall vorgebeugt werden. Vor allem die genetische Veranlagung aber auch Vorerkrankungen spielen eine große Rolle bei der Entstehung, lassen sich jedoch nicht ändern. Anderen Faktoren kann jedoch durchaus vorgebeugt und somit das Risiko reduziert werden. Bei diesen handelt es sich unter anderem um:
1.Auf Tabak verzichten:
Rauchen und Tabak-Konsum im Allgemeinen erhöhen das Risiko für verschiedene Krebsarten. Die beste Art der Vorbeugen ist es daher, vollständig auf Tabak zu verzichten. Zudem sollte auch Passivrauchen vermieden werden.
2.Alkohol meiden:
Als weiterer Risikofaktor gilt auch der Alkohol, vor allem regelmäßiger oder starker Alkoholkonsum. Beides sollte daher dringend vermieden werden. Falls schon eine Trinkgewohnheit besteht, kann hierfür ebenso wie für den Nikotinentzug eine große Bandbreite an Hilfsangeboten wahrgenommen werden.
3.Auf die Ernährung achten:
Rotes Fleisch aber auch gegrillte und geräucherte Speisen stehen im Verdacht, Krebs auslösen beziehungsweise begünstigen zu können. Gesicherte wissenschaftliche Beweise gibt es hierfür nicht. Es wurde allerdings schon umfassend untersucht, dass eine überwiegend pflanzliche Ernährung mit viel Gemüse und Obst zu weniger Krebsfällen führt.
4.Vorerkrankungen frühzeitig behandeln lassen:
Vorerkrankungen, wie Diabetes mellitus oder Tumorerkrankungen und auch chronische Bauchspeicheldrüsenentzündungen gelten als Risikofaktoren. Eine frühzeitige Behandlung kann daher schwerere Folgen und auch Bauchspeicheldrüsenkrebs verhindern oder zumindest das Risiko dafür reduzieren.
5.Regelmäßige ärztliche Kontrollen:
Nicht erst bei Beschwerden sollte ein Arzt aufgesucht werden. Besser sind regelmäßige Kontrollen, um Probleme frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können. Eine frühzeitige Therapie verspricht zum einen größeren Erfolg und stellt zudem ein geringeres Risiko dar.
Hilfe finden bei Bauchspeicheldrüsenkrebs
Die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs ist vor allem aufgrund der oftmals schlechten Heilungsprognose ein großer Schock für Betroffene, Angehörige und Freunde. Angst, Frustration und Depressionen sind keine Seltenheit. Um mit der emotionalen und psychischen Belastung umgehen zu können, sollte entsprechende Hilfe wahrgenommen werden. Diese findet sich in Form von Therapien einzeln oder in der Gruppe, Selbsthilfegruppen für Krebspatienten und in Beratungsstellen. Passende Anlaufstellen sind unter anderem:
- Ärzte und Beratungsangebote im Krankenhaus
- Deutsche Krebsgesellschaft
- Deutsche Krebshilfe
- Krebshilfe und Selbsthilfegruppen vor Ort
Anschriften und Kontaktdaten der jeweiligen Selbsthilfe und Krebshilfe können über den behandelnden Arzt in Erfahrung gebracht werden. Auch der direkte Kontakt zu Therapeuten kann sinnvoll sein – sowohl für Betroffene als auch für Angehörige.
Bildnachweis
Beitragsbild: © derneuemann / Pixabay
Quellen
https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/bauspeicheldruesenkrebs/anatomie-und-funktion.html
https://www.aerzteblatt.de/archiv/59589/Bauchspeicheldruesenkrebs-Heilungschancen-minimal
https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Bauchspeicheldruesenkrebs/bauchspeicheldruesenkrebs_node.html
https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/bauspeicheldruesenkrebs.html
https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/bauchspeicheldruesenkrebs/bauchspeicheldruesenkrebs2.php
https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/bauspeicheldruesenkrebs/ursachen-und-risikofaktoren.html
https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/bauspeicheldruesenkrebs/diagnose.html
https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/bauchspeicheldruesenkrebs/symptome-bei-bauchspeicheldruesenkrebs/
https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/bauspeicheldruesenkrebs/erkrankungsverlauf.html