Laut dem Robert-Koch-Institut finden sich jährlich etwa 30.000 neue Fälle von Blasenkrebs in Deutschland. Die Erkrankung ist also leider keine Seltenheit. Die Anzeichen können sich vielfältig gestalten, wodurch die frühzeitige Erkennung erschwert ist. Gerade diese ist aber wichtig, um die Behandlung möglichst erfolgreich zu gestalten.
Was ist Blasenkrebs?
Von Blasenkrebs wird gesprochen, wenn sich bösartig entartete Zellen in der Harnblase ausbreiten. In frühen Stadien ist der Krebs in der Regel nicht invasiv. Das heißt, dass die Zellentartung nur oberflächlich ausgebreitet ist. Schreitet die Erkrankung fort, kann sie jedoch von den Oberflächen der Schleimhaut in tiefere Schichten vordringen und sich von hieraus im Körper ausbreiten. In der medizinischen Fachsprache wird das Ausbreiten als Metastasierung bezeichnet. Kommt es zur Bildung von Metastasen beziehungsweise Tochtertumoren, kann der Krebs auch in anderen Organen auftreten.
Ursachen für Blasenkrebs
Eine der Hauptursachen von Blasenkrebs ist das Rauchen von Zigaretten beziehungsweise Nikotinkonsum oder auch Passivrauchen. Abhängig von der Quelle werden 30 bis 70 Prozent der Blasenkrebsfälle auf Rauchen zurückgeführt. Die genaue Ursache für die Entstehung der entarteten Zellen ist jedoch noch nicht erforscht.
Neben dem Rauchen und Passivrauchen stehen auch bestimmte andere chemische Stoffe im Verdacht, Blasenkrebs erzeugen zu können beziehungsweise das Risiko dafür zu erhöhen. Bei diesen handelt es sich um sogenannte aromatische Amine, wie beispielsweise Anilin. Die Substanzen wurden unter anderem in Farbstoffen verwendet. Um die jeweilige Ursache ausfindig zu machen, führen Ärzte entsprechend umfangreiche Anamnesen durch. Bei diesen Gesprächen werden zahlreiche Fragen gestellt, beispielsweise nach dem Kontakt zu bestimmten Substanzen aber auch zur Lebensweise generell.
Warnzeichen & Symptome des Blasenkrebses
Im Frühstadium des Blasenkrebses sind die Anzeichen der Erkrankung noch recht unspezifisch. Möglich sind unter anderem:
- Blut im Urin
- Schmerzen beim Urinabsatz
- Druck im Unterbauch
- Krämpfe
- Symptome ähnlich einer Blasenentzündung
- chronische Blasenentzündung
Auch häufiger Harndrang und wiederholte Blasenentzündungen können auftreten. Aufschluss bringt jedoch erst eine Blasenspiegelung beziehungsweise Endoskopie.
Diagnose des Blasenkrebses
Um Blasenkrebs zu diagnostizieren müssen verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden. Die wichtigste Untersuchung ist die Blasenspiegelung. Hierbei wird ein Endoskop über die Harnröhre in die Harnblase eingeführt und mit einer Kamera der Zustand des Gewebes überprüft. Besteht der Verdacht auf Veränderungen, wird vom betreffenden Gewebe eine Probe genommen. Es wird also eine sogenannte Biopsie durchgeführt. Diese zweite Untersuchung ist entscheidend, denn durch die Biopsie kann sichergestellt werden, ob Krebs vorliegt und in welchem Stadium sich dieser befindet. Hiernach richtet sich unter anderem auch die Art der Therapie.
Krebsstadien und möglicher Krankheitsverlauf
Am Anfang der Erkrankung sind die entarteten Zellen lediglich auf der Oberfläche der Blasenschleimhaut ausgebreitet. Durch moderne Diagnostik können 7 von 10 Fällen bereits in diesem ersten Stadium festgestellt werden. Die frühzeitige Erkennung und Behandlung sind wichtig, da die schnelle Therapie größere Erfolgschancen auf eine vollständige Heilung hat.
Bei den Stadien des Blasenkrebses wird nach der jeweilige Klassifikation unterschieden. Eine gängige Einteilung erfolgt nach der sogenannten TNM-Klassifikation.
Hierbei werden die Tumore zunächst in die Kategorien „nicht muskelinvasive, oberfläche Blasenkarzinome“ und „muskelinvasive Blasenkarzinome“ unterteilt. Zusätzlich erfolgt eine Einteilung in jeweils drei Stadien. Bei diesen handelt es sich um:
Ta
Als Ta wird ein Frühstadium des Blasenkrebses bezeichnet, bei dem warzenförmige Tumore auf der Schleimhaut zu finden sind. Diese sogenannten papillären Tumore sind lediglich auf der Oberfläche zu finden und können vergleichsweise einfach entfernt werden.
T1
Im Stadium T1 haben die Tumore bereits das Bindegewebe zwischen der Schleimhaut und der Muskelschicht befallen, sich also weiter ausgebreitet. Die operative Entfernung kann dennoch verhältnismäßig einfach erfolgen.
Tis/Cis
Tis/Cis beschreibt flache Tumore, die ausschließlich auf die Schleimhaut begrenzt sind. Allerdings besteht bei dieser Form des Blasenkrebses ein erhöhtes Rückfallrisiko.
Bei den Stadien der muskelinvasiven Blasenkarzinome handelt es sich um:
T2
Die Karzinome haben sich bis auf die Muskelschicht der Blase ausgeweitet.
T3
In diesem Stadium haben sich die Karzinome auch über die Muskelschicht hinaus ausgeweitet und sind bis in das umliegende Fettgewebe vorgedrungen.
T4
Der Blasenkrebs hat sich auf umliegende Organe und Gewebe ausgeweitet, so zum Beispiel Prostata, Uterus, Scheide oder Bauch- und Beckenwand.
Eine weitere Unterscheidung beziehungsweise Klassifizierung der jeweiligen Stadien erfolgt durch die World Health Organization (WHO), also die Weltgesundheitsorganisation. Bei dieser Klassifizierung ist die Einteilung in drei Stufen gegeben. Dabei gelten G1 und G2 als low-grade (niedrige Grade) und G3 als high-grade (hochgradig).
G1
Noch sind die Krebszellen dem normalen Gewebe ähnlich und die Tumore wachsen wenig aggressiv.
G2
Die Unterscheidung zwischen normalem Blasengewebe und Tumorzellen ist deutlich und der Krebs wächst aggressiver.
G3
Die Zellen unterscheiden sich sehr deutlich von gesundem Blasengewebe, die Tumore gelten als bösartig und wachsen deutlich aggressiver.
Abhängig von der jeweiligen Stufe und Einteilung kann darauf geschlossen werden, wie hoch einerseits die Heilungschancen sind und wie groß andererseits das Risiko für einen Rückfall ist.
Mögliche Behandlungen: Therapien & Heilungschancen
In den anfänglichen Stadien des Blasenkrebses, wenn die entarteten Zellen ausschließlich auf die Oberfläche der Schleimhaut begrenzt sind, kann eine chirurgische Entfernung der Tumore ausreichen. Nach der Entfernung sind das Rückfallrisiko und auch die Gefahr des Ausbreitens gering. Die Harnblase kann erhalten bleiben. Um eine erneute Entstehung beziehungsweise eine Rückkehr des Krebses auszuschließen oder zumindest frühzeitig zu erkennen, sollten jedoch engmaschige Kontrolluntersuchungen erfolgen.
Hat sich der Blasenkrebs bereits weiter ausgebreitet, muss in der Regel die gesamte Harnblase entfernt werden. Zudem erfolgen Bestrahlung und Chemotherapie, um verbliebene Krebszellen zu behandeln und eine Ausbreitung in andere Organe und Gewebe zu verhindern. Zur Abführung des Urins kann wahlweise ein künstlicher Ausgang, ein sogenanntes Urostoma, gelegt werden. Hierbei wird der Harn in einem Beutel aufgefangen. Ebenso ist es aber möglich, aus einem Stück Darm eine Blase anzufertigen. Welche Option in Frage kommt, ist selbstverständlich abhängig vom jeweiligen Fall und den individuellen Voraussetzungen.
Kam es bereits zur Metastasierung, müssen die Tochtergeschwulste ebenfalls entfernt werden. Bei Männern kann das unter anderem die Prostata betreffen. Bei Frauen können Gebärmutter Scheide betroffen sein. In diesen Fällen müssen die erkrankten Organe ebenfalls chirurgisch entfernt werden. Zusätzlich können auch hier wiederum Strahlentherapie und Chemotherapie sinnvoll sein. Bei Bestrahlung und Chemotherapie muss mit entsprechenden Nebenwirkungen gerechnet werden. Bei diesen handelt es sich unter anderem um Übelkeit und Haarverlust. Auch die Fruchtbarkeit kann durch die Therapien eingeschränkt werden oder es kann sogar zur vollständigen Unfruchtbarkeit kommen.
Eine weitere Möglichkeit der Behandlung liegt in der sogenannten Immunonkologie. Diese Methode wird jedoch meist nur in leichten Fällen beziehungsweise in Anfangsstadien des Blasenkrebses angewendet. Hierbei wird das körpereigene Immunsystem stimuliert, um Krebszellen wieder selbst erkennen und bekämpfen zu können.
Wiederauftretens- und Überlebensrate bei Blasenkrebs
Auch bei frühzeitig erkanntem Blasenkrebs liegt die Rate des Wiederauftretens (Rezidiv-Rate) innerhalb der ersten fünf Jahre bei 50 bis 70 Prozent, wenn die Harnblase erhalten bleibt. Durch eine lokale Therapie, beispielsweise durch Chemotherapie oder Immunonkologie, kann das Risiko eines Rückfalls auf 20 Prozent gesenkt werden.
Nach der Entfernung der Harnblase, der sogenannten Zystektomie, liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei 80 Prozent, solange kein Lymphknotenbefall bestand. Auch aus diesem Grund ist es von entscheidender Bedeutung, den Krebs frühzeitig zu erkennen. Liegt ein Befall der Lymphknoten vor, hat sich der Krebs also bereits ausgebreitet, liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei 20 Prozent.
Typische Probleme und Beschwerden nach Behandlungen
Neben den Nebenwirkungen von Strahlen- und Chemotherapie muss auch nach der Entfernung der Harnblase mit einigen Beschwerden gerechnet werden. Dazu gehört vor allem nächtliche oder dauerhafte Harninkontinenz. Allerdings sind mit einer Darmersatzblase 70 Prozent der Betroffenen beschwerdefrei.
Bei einem Urostoma bestehen keine Probleme mit Inkontinenz. Allerdings können in der Anfangszeit noch Schmerzen und Kontrollprobleme auftreten.
Kann Blasenkrebs vorgebeugt werden?
Eine Kontrolluntersuchung beziehungsweise Vorsorgeuntersuchung für Blasenkrebs gibt es bei den Krankenkassen nicht. Bei Beschwerden, wie Schmerzen, Blut im Urin oder Blasenentzündung sollte daher schnellstmöglich eine ärztliche Abklärung erfolgen. Das gilt auch dann, wenn Blasenentzündungen vergleichsweise häufig auftreten, da wiederholte Entzündungen oder chronische Entzündungen einen Risikofaktor für Krebs darstellen. Blasengrieß und Blasensteine können ebenfalls ein Hinweis darauf sein, dass der pH-Wert des Urins nicht im Idealbereich liegt
Zudem sollte auf die hauptsächlichen Risikofaktoren geachtet und verzichtet werden. Da es sich hierbei in erster Linie um Rauchen und Passivrauchen handelt, reicht es bereits aus, auf Nikotin zu verzichten. Zudem sollte bei der Arbeit mit Chemikalien dringend auf die Sicherheitsvorschriften geachtet und direkter Kontakt sowie Einatmen vermieden werden.
Eine insgesamt gesunde Lebensweise kann ebenfalls dabei helfen, das Risiko für Entartungen zu reduzieren. Dazu gehören unter anderem:
- ausgewogene Ernährung
- ausreichend Trinken, wenigstens zwei Liter am Tag
- Stress vermeiden oder einen passenden Ausgleich dazu finden
- ausreichend schlafen
- Alkoholkonsum nur in Maßen
Hilfe finden
Blasenkrebs stellt nicht nur eine körperliche Belastung dar, sondern kann auch die Psyche beeinträchtigen. Das betrifft sowohl die Betroffenen selbst als auch ihre Angehörigen. Es ist daher empfehlenswert, zusätzlich zur medizinischen Behandlung eine Psychotherapie oder eine Selbsthilfegruppe zu nutzen. Hierdurch kann einerseits besser mit den emotionalen und psychischen Belastungen umgegangen werden. Andererseits stellen vor allem Selbsthilfegruppen auch sinnvolle Austauschmöglichkeiten mit anderen Betroffenen und Angehörigen dar.
Wenn eine Entfernung der Blase notwendig ist, können Urostoma– beziehungsweise Stoma-Gruppen ebenfalls besucht werden. Eine medizinische Beratung zu den Möglichkeiten und dem Umgang damit sollte jedoch immer an erster Stelle stehen.
Entsprechende Gruppen und Optionen einer Therapie können bei den behandelnden Ärzten, im Krankenhaus und auch online in Erfahrung gebracht werden. Weitere Anlaufstellen für Betroffene und Angehörige stellen die Deutsche Krebshilfe und die Deutsche Krebsgesellschaft dar.
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Quellen
https://www.patienten-information.de/kurzinformationen/krebs/blasenkrebs
https://www.netdoktor.de/krankheiten/blasenkrebs/
https://de.wikipedia.org/wiki/Aromatische_Amine
https://www.dguv.de/ifa/publikationen/reports-download/reports-2018/bk-report-2-2018/index.jsp
https://www.krebs.de/krebsarten/blasenkrebs/stadieneinteilung
https://www.krebs.de/krebsarten/blasenkrebs/therapie
Borghaei H, Smith MR, Cambell KS.
Immunotherapy of cancer. Eur J Pharmacol. 2009;625: 41-54.
https://www.krebshilfe.de/
https://www.krebsgesellschaft.de/