Chemotherapie ist eine mögliche Behandlungsform bei Krebserkrankungen. Wird sie gegen Krebszellen eingesetzt, wird sie in der Fachsprache als antineoplastische Chemotherapie bezeichnet. Umgangssprachlich ist sie eher als Chemo bekannt. Sie kann allerdings auch zur Bekämpfung von Infektionen verwendet werden. In diesen Fällen lauten die Bezeichnungen, abhängig von der Ursache der Infektionen, antimikrobielle oder antiinfektiöse Chemotherapie.
Was bedeutet Chemotherapie?
Der Begriff Chemotherapie bedeutet nichts anderes, als das bestimmte Mittel zur Heilung einer Erkrankung eingesetzt werden. Bei der antineoplastischen Chemotherapie handelt es sich um Krebserkrankungen. Bei der antimikrobiellen oder antiinfektiösen Chemotherapie werden Infektionen bekämpft. Die Mittel werden in der Krebstherapie als Zytostatika bezeichnet. Bei der Therapie von Infektionskrankheiten können abhängig von dem jeweiligen Auslöser der Erkrankung die folgenden Mittel zum Einsatz kommen:
- Antibiotika
- Antihelmintika
- Antimykotika
- Chemotherapeutika
- Virustatika
Wie funktioniert die Chemotherapie in der Behandlung von Krebserkrankungen?
Die Krebszellen sind entartete Körperzellen, die aufgrund ihrer Veränderungen ein schnelleres Wachstum entwickeln. Hierdurch haben sie eine gesteigerte Teilungsrate und eben diesen Umstand macht sich die Chemotherapie zunutze.
Durch das schnelle Wachstum und die hohe Teilungsrate reagieren Krebszellen empfindlicher als andere Körperzellen auf Störungen bei der Zellteilung, sterben hierdurch ab oder können sich durch die Störung somit langsamer vermehren. Das Wachstum des Tumors soll dadurch reduziert oder bestenfalls ganz gestoppt werden. Das Ziel der Chemotherapie bei Tumorerkrankungen kann in drei Kategorien eingeteilt werden:
- adjuvant
- kurativ
- palliativ
Bei der adjuvanten Chemotherapie handelt es sich um eine unterstützende oder eine Begleittherapie. Hiermit ist die Kombination verschiedener Behandlungsformen gemeint, also beispielsweise die Verbindung aus chirurgischem Eingriff, Chemotherapie und Strahlentherapie. Bei der kurativen Chemotherapie ist das Behandeln beziehungsweise Heilen der Erkrankung gemeint. Die Begriffe kurativ und adjuvant lassen sich jedoch nicht in jedem Fall klar voneinander abtrennen und auch in der Fachliteratur werden sie teilweise synonym oder zusätzlich benutzt. Die palliative Chemotherapie wird dann eingesetzt, wenn der Krebs unheilbar ist. Das kann unter anderem dann der Fall sein, wenn die Krebserkrankung bereits weit fortgeschritten ist und sich Metastasen gebildet haben. Die Chemotherapie dient dann nicht mehr der Heilung, sondern soll das Krebswachstum und Fortschreiten reduzieren und damit das Leben des Patienten verlängern sowie gegebenenfalls Tumorschmerzen geringhalten.
Wann kommt sie zum Einsatz?
Es gibt verschiedene Gründe, aus denen die Chemotherapie zum Einsatz kommen kann. Das ist zum einen abhängig davon, welche Form der Chemotherapie gewählt wird – also, ob diese adjuvant, kurativ oder palliativ ist. Zum anderen ist es natürlich auch von der Art der Krebserkrankung ein entscheidender Faktor. Ebenso wie der individuelle Behandlungsplan. Generell lassen sich die folgenden Einsätze unterscheiden:
Chemotherapie als Folgebehandlung nach der Entfernung des Tumors:
Nachdem der Tumor chirurgisch entfernt wurde, wird die Chemotherapie zur Bekämpfung eventuell noch vorhandener Krebszellen eingesetzt. Häufig ist in diesem Fall eine Kombination mit einer Strahlentherapie. Hierdurch soll sichergestellt werden, dass das Krebsgewebe komplett entfernt und behandelt wurde. Eine Heilung wird angestrebt.
Chemotherapie als alleinige Behandlung:
Wenn eine chirurgische Entfernung des Tumors nicht möglich ist, kann die Chemotherapie auch alleine oder in Kombination mit anderen Medikamenten und einer Strahlentherapie zum Einsatz kommen. Als alleinige Therapie wird sie lediglich bezeichnet, weil keine Entfernung des Tumors stattfindet.
Chemotherapie als Behandlung vor der Tumorentfernung:
Eine weitere Möglichkeit Chemotherapie einzusetzen ist die Anwendung vor der chirurgischen Entfernung. Sie dient in diesem Fall dazu, das Wachstum einzuschränken und eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Das kann beispielsweise dann sinnvoll sein, wenn ein Eingriff nicht direkt möglich ist oder der Tumor zunächst verkleinert werden soll.
Wann welche Form angewendet wird ist zum einen von den individuellen Umständen und zum andere von der Krebsart abhängig. Der gesundheitliche Zustand des Patienten spielt ebenso eine Rolle wie das Stadium des Krebses.
Kann die Chemotherapie bei allen Krebsarten helfen?
Nein, die Chemotherapie kann nicht bei jedem Betroffenen und bei jeder Krebsart helfen oder auch nur angewendet werden. Wiederum spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Die Wahl der Behandlungsart ist daher immer vom individuellen Fall abhängig und sollte ausschließlich von den behandelnden Ärzten und dem Patienten entschieden werden.
Wie hoch sind die Heilungschancen bei der Chemotherapie?
Auch hierbei kann keine pauschale Aussage getroffen werden. Bei leichten Formen von Krebs und einem anfänglichen Stadium stehen die Chancen auf eine vollständige Heilung in der Regel gut. Ist der Krebs aggressiv, wie beispielsweise kleinzelliger Lungenkrebs, oder bereits weit fortgeschritten, sind die Heilungschancen geringer. In einigen Fällen kann keine Heilung erfolgen. Das gilt vor allem dann, wenn sich bereits Metastasen gebildet haben und die Lymphknoten befallen sind. Hier kann gegebenenfalls dennoch eine Chemotherapie angewendet werden, um das weitere Fortschreiten zu verlangsamen.
Mit welchen Nebenwirkungen muss bei einer Chemotherapie gerechnet werden?
Die Wirkung der Chemotherapie ist auf eine Störung der Zellteilung zurückzuführen. Die Mittel greifen in die Zellteilung ein und können das Wachstum der Krebszellen so verlangsamen oder bestenfalls sogar eine Verkleinerung erreichen. Da Krebszellen schneller wachsen als gesunde Körperzellen werden sie durch die Chemotherapie stärker gestört. Allerdings bezieht sich diese Störung auch auf andere Körperzellen mit einer rapiden Teilungsrate. Daher muss bei einer Chemotherapie mit verschiedenen Nebenwirkungen gerechnet werden. Zu diesen möglichen Nebenwirkungen gehören unter anderem:
- Störungen des Verdauungstraktes, wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall
- Haarausfall
- Einschränkungen der Fruchtbarkeit
- Abgeschlagenheit und Müdigkeit
- Nervenschmerzen
- Abwehrschwäche
- Störungen der Blutbildung, dadurch Blutungsneigung, Gerinnungsstörung und Blutarmut sowie erhöhte Infektionsgefahr
- Schädigungen des Nervensystems, des Gehirns, der Leber, der Lunge und der Nieren
Zu beachten ist, dass es sich hierbei nur um mögliche Nebenwirkungen handelt, die längst nicht bei jedem Patienten nach der Chemotherapie auftreten. Zudem können Ärzte aber auch die Betroffenen selbst einige Gegenmaßnahmen ergreifen, um die Belastung durch die Nebenwirkungen gering zu halten.
Was kann gegen Nebenwirkungen unternommen werden?
Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten und Mitteln, um die Auswirkungen der Nebenwirkungen gering zu halten und somit eine hohe Lebensqualität während und nach der Therapie zu erreichen.
Störungen des Verdauungstrakts:
Gegen Übelkeit und Erbrechen aber auch gegen Durchfall können entsprechende Mittel verabreicht werden. Diese können unter anderem auch bei Appetitlosigkeit helfen und sind somit besonders wichtig für die Lebensqualität. Teilweise können die Mittel auch bereits vor der Behandlung verabreicht werden, damit den Störungen im Verdauungstrakt vorgebeugt wird.
Haarausfall:
Haarausfall lässt sich leider nicht in jedem Fall vermeiden oder vorbeugen. Allerdings gibt es die sogenannte Kühlkappen-Therapie, die einen positiven Einfluss auf den Haarverlust haben soll. Zudem können angefertigte Perücken aber auch modische Kopfbedeckungen dabei helfen, mit dem Haarausfall umzugehen.
Einschränkungen der Fruchtbarkeit:
Chemotherapie kann die Keimzellen von Mann und Frau schädigen und somit die Fruchtbarkeit einschränken oder sogar gänzlich zur Unfruchtbarkeit führen. Allerdings gibt es vor Beginn der Behandlung Möglichkeiten, die Fruchtbarkeit zu erhalten. Wer die eigene Familienplanung noch nicht abgeschlossen hat, kann sich darüber bei den behandelnden Ärzten beraten lassen.
Abgeschlagenheit und Müdigkeit:
Eine sehr typische und häufige Nebenwirkung der Chemotherapie sind Abgeschlagenheit und Müdigkeit. Um diese zu vermeiden, sollte der Körper schnell wieder aktiviert werden. Leichte aber regelmäßige Bewegung und anregende Aktivitäten, wie Gespräche mit Freunden und Familie, Spiele und wenn möglich Spaziergänge an der frischen Luft können Abhilfe schaffen.
Nervenschmerzen:
Nervenschmerzen können sehr unangenehm sein und die Lebensqualität einschränken. Wärme und spezielle Bewegungsübungen aber auch massieren und kneten der betroffenen Stellen kann die Schmerzen wirkungsvoll lindern. Es kann zudem auch versucht werden, die schmerzenden Bereiche zu kühlen, wenn die Anwendung von Wärme keinen Erfolg bringt.
Abwehrschwäche:
Eine Abwehrschwäche, die zu Infektionen führt, ist eine gefürchtete Nebenwirkung der Chemotherapie. Denn sie kann für Patienten gefährlich werden. Daher muss auf eine möglichst ausgewogene Ernährung und Hygiene geachtet werden. Zudem sollte Kontakt zu Menschen mit Infekten vermieden werden.
Störungen der Blutbildung und Schädigungen des Nervensystems, des Gehirns, der Leber, der Lunge und der Nieren:
Leider kann diesen nicht vorgebeugt werden. Da diese Nebenwirkungen jedoch lebensbedrohlich werden können, müssen engmaschige Kontrollen und Untersuchungen erfolgen, um schwerere Verläufe zu verhindern und entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können.
In jedem Fall gilt, dass eine ausführliche Beratung durch Ärzte aber auch durch Beratungsstellen und bei Selbsthilfegruppen in Anspruch genommen werden sollte, um die bestmöglichen Optionen, Mittel und Maßnahmen zu finden.
Gibt es verschiedene Arten von Chemotherapie?
Ja, bei der Chemotherapie werden verschiedene Arten unterschieden. Bei den Unterscheidungskriterien handelt es sich vor allen Dingen um die Art des Einsatzes. Einige Beispiele hierfür sind:
- intraperitoneale Chemotherapie und HIPEC: Diese Form der Chemotherapie kommt bei Tumore und Metastasen im Bauchfell zum Einsatz. Nach der chirurgischen Entfernung wird der Bauchraum mit einer Lösung ausgespült.
- intraarterielle Chemotherapie: Das Mittel wird direkt in das Blutgefäß eingeleitet, das Blut zum Tumor leitet. Hierdurch soll eine gezielte Therapie erfolgen und der Körper dennoch möglichst geschont werden.
- intrathekale Chemotherapie: Sind Hirn oder Rückenmark von Krebs befallen, gestaltet sich eine Chemotherapie über die Blutbahn als unmöglich. Durch die sogenannte Blut-Hirn-Schranke können die Mittel nicht dahin gelangen, wo sie wirken sollen. Daher werden bei der intrathekalen Chemotherapie die Mittel direkt in das Rückenmark gespritzt.
- lokale Chemotherapie: Bei einigen Hautkrebsformen kommen spezielle Salben zum Einsatz, die lokal und äußerlich aufgetragen werden. Allerdings eignet sich diese Form der Chemotherapie nur bei speziellen Formen des Hautkrebses. Bei anderen Metastasen auf der Haut ist die Wirksamkeit zu gering.
Wo wird die Chemotherapie durchgeführt?
Abhängig von Art der Chemotherapie und dem generellen Gesundheitszustand kann die Chemotherapie in einer Arztpraxis oder ambulant im Krankenhaus erfolgen. Ist der Gesundheitszustand schwach oder wird eine engmaschige Überwachung benötigt, kann auch ein stationärer Krankenhausaufenthalt notwendig sein.
Wo kann ich mich umfassend über Chemotherapie informieren?
Die erste Anlaufstelle sollte in jedem Fall der behandelnde Arzt sein. Da dieser gemeinsam mit einem Team den Behandlungsplan aufstellt und über sämtliche Wirkungen, Heilungschancen und Nebenwirkungen aufklären kann.
Weitere Anlaufstellen für entsprechende Informationen sind jedoch auch online, beispielsweise bei der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebshilfe zu finden.
Wo finde ich Hilfe?
Die Diagnose Krebs sowie eine Chemotherapie können eine enorme körperliche aber auch emotionale und psychische Belastung für die Betroffenen selbst sowie für Angehörige darstellen. Neben umfassenden Informationen zu Art und Ablauf der Behandlung ist es daher entscheidend, auch Unterstützung und Hilfe zu haben. Durch Einzel- und Gruppen-Therapien sowie Selbsthilfegruppen kann diese Hilfe erhalten werden. Vor allem Gespräche in Gruppen mit anderen Betroffenen bieten einen wertvollen Erfahrungsaustausch – sowohl in Hinblick auf die körperlichen Belastungen und den Umgang damit als auch in Hinblick auf die emotionalen und psychischen Schwierigkeiten.
Selbst praktische Tipps werden in den entsprechenden Gruppen ausgetauscht.
Entsprechende Anlaufstellen stellen wiederum Arzt und Krankenhaus aber Krebsberatungsstellen in größeren Städten, die Deutsche Krebsgesellschaft und die Deutsche Krebshilfe dar.
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Quellen
https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/chemotherapie-durchfuehrung.php
https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/chemotherapie-nebenwirkungen.php
https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/nebenwirkungen-der-therapie/nebenwirkungen-einer-chemotherapie.html
https://www.kinderkrebsinfo.de/patienten/behandlung/behandlungsmethoden/pohkinderkrebsinfochemotherapie/nebenwirkungen/index_ger.html