Ist Krebs heilbar? – diese Frage beschäftigt nicht nur Betroffene selbst, sondern auch ihre Familie und Freunde. Denn die Diagnose Krebs ist in jedem Fall ein Schock und eine Belastung. Leider gibt es auf diese Frage keine pauschale Antwort, denn die Heilungschancen sind von verschiedenen Faktoren abhängig.
Wann gilt der Krebs als geheilt?
Um beantworten zu können, ob Krebs heilbar ist muss erst einmal klar sein, was unter dem Begriff „Heilung“ im medizinischen Sinne und vor allem in Bezug auf Krebs verstanden wird. Die Heilung setzt sich hierbei aus zwei Faktoren zusammen. Zum einen muss der Krebs vollständig entfernt beziehungsweise bekämpft wurden sein. Zum anderen darf statistisch gesehen nur eine verschwindend geringe Chance bestehen, dass die Erkrankung zurückkehrt. Eine Garantie gibt es in der Medizin jedoch nie.
Gerade bei schwierigen und sehr aggressiven Krebserkrankungen ist es auch nach der Heilung wichtig, weiterhin engmaschige Kontrolluntersuchungen durchzuführen, um einen Rückfall beziehungsweise erneuten Krebsverdacht frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können.
Wovon sind die Heilungschancen bei Krebs abhängig?
Die Heilungschancen bei Krebs sind von verschiedenen Faktoren abhängig. Zu diesen gehören unter anderem:
- Krebsart: Einige Krebsarten lassen sich besser behandeln und heilen als andere. Zudem gibt es auch bei der gleichen Krebsart Unterschiede in der Ausbreitung und dem Wachstum. Ein gutes Beispiel hierfür ist Lungenkrebs. Kleinzellige Tumore wachsen deutlich schneller und sind daher aggressiver in der Ausbreitung als nicht-kleinzellige Tumore. Daher lassen sie sich auch schwieriger therapieren.
- Krebsstadium beziehungsweise Zeitpunkt der Entdeckung: Wie gut die Chancen einer erfolgreichen Behandlung stehen beziehungsweise wie hoch die Heilungschancen sind, hängt entscheidend von dem jeweilige Krebsstadium ab. Ist bisher nur ein lokal begrenzter Tumor vorhanden, stehen die Chancen für eine Heilung gut. Haben sich bereits Metastasen gebildet, wird die Therapie schwieriger.
- genereller Gesundheitszustand: Welche Therapien durchgeführt werden können, ist unter anderem davon abhängig, wie der generelle Gesundheitszustand aussieht. Bei Menschen die abgesehen von der Krebserkrankung gesund sind, können aggressivere Verfahren gewählt werden als bei Personen mit bestehenden Vorerkrankungen.
Aufgrund dieser Faktoren ist es nicht möglich, eine pauschale Antwort auf die Frage nach der Heilbarkeit von Krebs zu geben. Bereits bei den verschiedenen Krebsarten gibt es erhebliche Unterschiede. Nur die behandelnden Ärzte können im individuellen Fall Aussagen darüber machen, wie die Chance für eine Heilung steht.
Was ist Remission?
Im Zusammenhang mit Krebs wird häufig der Begriff Remission verwendet. Bei diesem Begriff muss jedoch noch einmal in Teilremission und Vollremission unterschieden werden.
Die Teilremission oder auch partielle Remission lässt sich umgangssprachlich mit „auf dem Weg der Besserung“ übersetzen. Der Krebs kann nach wie vor nachgewiesen werden. Allerdings haben sich die Werte verbessert und die Tumore, sofern vorhanden, verkleinert.
Der Begriff Vollremission wird teilweise mit Heilung gleichgesetzt, das ist aber nicht zwingend erforderlich. Es kann durch möglich sein, dass noch Krebs nachweisbar ist aber alle Werte im Normalbereich liegen und sämtliche Krankheitsanzeichen verschwunden sind.
Was ist ein Rezidiv?
Rezidiv ist der medizinische Fachbegriff für einen Rückfall beziehungsweise ein erneutes Auftreten der Krebserkrankung. Nach einer Remission oder einer vermeintlichen Heilung kommt es hier zum erneuten Auftreten von Tumoren.
Welche Krebsstadien gibt es?
Die Krebsstadien sind ausschlaggebend für die Heilungschancen und werden für gewöhnlich nach der TNM-Klassifizierung eingeteilt. Dabei steht die Abkürzung „TNM“ für:
T: Tumor. Die Größe des Tumors wird mit den Zahlen 1 bis 4 eingestuft und beschrieben. Die Zahl 1 steht für sehr kleine Tumore, 2 bis 3 für kleine bis mittlere und 4 für große Tumore.
N: Nodes. Nodes ist das englische Wort für Lymphknoten. In dieser Kategorie wird angegeben, ob sich der Krebs bereits auf die Lymphknoten ausgebreitet und hier Metastasen gebildet hat. Liegen noch Metastasen in den Lymphknoten nahe des ursprünglichen Tumors vor, wird dies mit einer 0 beschrieben. Hat sich der Krebs auf die Lymphknoten ausgebreitet, wird dies durch eine 1 gekennzeichnet.
M: Metastasen. Genau genommen handelt es sich hierbei um Fern-Metastasen. Es können Lymphknoten betroffen sein, die sich in weiterer Entfernung von dem Tumor befinden. Ebenso aber andere Organe. Auch in dieser Kategorie wird das Ergebnis mit 0 und 1 beschrieben. 0 steht wiederum dafür, dass keine Metastasen vorhanden sind, 1 dafür, dass sich Metastasen gebildet haben.
Aus der Angabe T1 N0 M0 geht also hervor, dass es Tumor geringer Größe vorhanden ist, aber weder Lymphknoten betroffen sind noch Metastasen vorliegen. Bei T2-3 N1 M0 wird ein Stadium beschrieben, indem der Tumor bereits klein bis mittelgroß ist und die Lymphknoten befallen wurden. Metastasen haben sich jedoch noch nicht gebildet. Der schlimmste Fall wäre T4 N1 M1, denn hier ist nicht nur der Tumor bereits auf ein großes Ausmaß gewachsen, sondern die Lymphknoten sind befallen und es haben sich Metastasen gebildet.
Wann stehen die Heilungschancen bei Krebs gut?
Entscheidend für gute Heilungschancen ist unter anderem der Zeitpunkt der Diagnose beziehungsweise das Krebsstadium. Wird der Krebs entdeckt, wenn er sich noch in einem Anfangsstadium befindet, sind die Heilungschancen höher. Solange der Tumor noch lokal begrenzt ist, kann er meist vergleichsweise einfach chirurgisch entfernt werden.
Hat er sich hingegen schon auf die Lymphknoten ausgebreitet oder Metastasen gebildet, wird die Behandlung umfangreicher und schwieriger und die Chancen auf eine vollständige Heilung sinken.
Wie sehen die Heilungschancen bei unterschiedlichen Krebsarten aus?
Besonders gute Heilungschancen beziehungsweise eine hohe 5-Jahres-Überlebensrate haben vor allem:
- Hodenkrebs
- Prostatakrebs
- schwarzer Hautkrebs
- Schilddrüsenkrebs
- Morbus Hodgkin
- Brustkrebs
Eine deutlich geringere 5-Jahres-Überlebensrate beziehungsweise Heilungschance haben unter anderem:
- Bauchspeicheldrüsenkrebs / Pankreaskrebs
- Lungenkrebs
- Leberkrebs
Das rührt vor allem daher, dass diese Krebsarten meist erst spät entdeckt werden und daher zum Zeitpunkt der Diagnose oftmals bereits in einem fortgeschrittenen Stadium sind.
Was sagt die 5-Jahres-Überlebensrate aus?
Die 5-Jahres-Überlebensrate ist eine statistische Größe, die zur Einschätzung und zur Orientierung verwendet wird. Aufgrund der Fortschritte in der Medizin wird sie regelmäßig für die jeweilige Krebsart aktualisiert und zudem nach Geschlechtern aufgeteilt, da es hierbei teils erhebliche Unterschiede gibt.
Die 5-Jahres-Überlebensrate ist jedoch nicht mit einer Heilung gleichzusetzen. Auch mit behandeltem Krebs können Betroffene noch jahrelang leben. Teilweise gehen Experten auch mittlerweile davon aus, dass sich Krebs zu einer chronischen Krankheit entwickeln könnte, mit der sich Betroffene „arrangieren“ und die durch entsprechende Therapien weitestgehend unter Kontrolle gehalten werden kann. Auch das ist aber natürlich wiederum abhängig von der Krebsart und dem individuellen Fall.
Was kann ich selbst unternehmen, um meine Heilungschancen bei Krebs zu verbessern?
Um die Heilungschancen zu erhöhen, sollten Betroffene einige Punkte beachten. Dazu gehört unter anderem:
- auf schädliche Einflüsse verzichten: Auf Rauchen und Alkohol zu verzichten versteht sich wohl von selbst. Insgesamt sollte die Lebensweise jedoch ebenfalls gesund gestaltet werden. Eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und Entspannung sind wichtige Voraussetzungen. Denn auch ein einseitiger Speiseplan, Bewegungs– und Schlafmangel sind schädlich.
- auf die Psyche achten: Wenn von Gesundheit gesprochen wird, denken viele noch immer nur an die körperliche Gesundheit. Dabei kann die Psyche einen immensen Einfluss auf den Körper haben. Zahlreiche Studien beweisen, dass sowohl Stress als auch Depressionen schädlich sind und die gesamte Gesundheit beeinflussen können. Gerade diese belastenden Zustände treten bei Krebserkrankungen jedoch sehr häufig auf. Daher sollten sich Betroffene dringend Hilfe suchen. Diese kann beispielsweise in Form von Einzel- und Gruppentherapien, Selbsthilfegruppen und durch Beratungen in Anspruch genommen werden. Passende Anlaufstellen hierfür sind Ärzte, Krankenhäuser, die Deutsche Krebshilfe und die Deutsche Krebsgesellschaft.
- Körper stärken: Die Behandlungen von Krebs, wie Operationen, Chemotherapie und Bestrahlung sollen den Krebs vernichten und entfernen. Allerdings stellen sie auch eine Belastung für den Körper dar. Vor allem Chemotherapie kann einige Nebenwirkungen aufweisen und zunächst für einen geschwächten Zustand sorgen. Wichtig ist daher, den Körper so gut wie möglich zu stärken. Betroffene sollten daher mit ihren Ärzten sprechen, um Möglichkeiten zur Verbesserung des Zustandes zu finden.
- mit den Ärzten arbeiten: Um die Heilungschancen so hoch wie möglich zu halten, sollen Patienten so gut wie möglich mit ihren Ärzten zusammenarbeiten. Das bedeutet ein striktes Befolgen des Behandlungsplans, Verzicht auf schädliche Einflüsse und auch regelmäßige Kontrollen. Fällt dies schwer oder werden die Nebenwirkungen der Therapie zu stark, können entsprechende Mittel verabreicht werden. Auch dafür sollte offen mit dem Arzt gesprochen werden.
Was passiert, wenn der Krebs nicht geheilt werden kann?
Ist der Krebs bereits weiter fortgeschritten und kann daher nicht mehr vollständig geheilt werden, stehen dennoch Möglichkeiten der Behandlung zur Verfügung. In diesen Fällen wie die Therapie als „palliativ“ bezeichnet und hat nicht mehr das Ziel einer Heilung. Stattdessen liegen die Ziele der Behandlung darin, das Fortschreiten der Erkrankung zu reduzieren beziehungsweise zu verlangsamen, die eventuell vorhandenen Schmerzen gering zu halten und die Lebensqualität zu erhöhen.
Zur Verfügung stehen bei der palliativen Behandlung unter anderem:
- Chemotherapie: Chemotherapie soll die Tumore und Metastasen schrumpfen und greift dafür in die Zellteilung des Krebses ein.
- Bestrahlung: Die gezielte Strahlentherapie kann zum einen das Wachstum der Tumore stagnieren lassen oder die Tumore schrumpfen. Sie kann die Krebszellen anfälliger für die Chemotherapie werden lassen aber auch Schmerzen reduzieren.
- Schmerztherapie: Bei Krebserkrankungen können teils erhebliche Schmerzen auftreten, daher gehört zu der Behandlung meist auch eine Schmerztherapie zur Verbesserung des Allgemeinzustandes und der Lebensqualität.
Zu beachten ist, dass Krebszellen sehr anpassungs– und wandlungsfähig sein können. Daher können sie gegen bestimmte Mittel und Therapien immun werden und
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Beitragsbild: © jarmoluk / Pixabay
Quellen
https://www.bayerische-krebsgesellschaft.de/informationen/fakten-ueber-krebs/16-fragen-zum-thema-krebs/ist-krebs-heilbar/?L=0
https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/krebs-bald-eine-chronische-erkr.html
https://www.onkologie-partner.de/gesundheit/krebsfrueherkennung
https://www.cancer.org/treatment/survivorship-during-and-after-treatment/when-cancer-doesnt-go-away.html
https://www.cancerresearchuk.org/about-cancer/what-is-cancer/why-some-cancers-come-back
https://www.krebshilfe.de/informieren/ueber-krebs/lexikon/r/
https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/klassifikation-von-tumoren-tnm-.html