In Deutschland werden jährlich etwa 60.000 Menschen mit Prostatakrebs diagnostiziert. Betroffen sind vor allem Männer ab dem 70. Lebensjahr. Bei jüngeren Männern tritt die Erkrankung deutlich seltener auf. Dennoch gehört diese Krebsart zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Männern. Auf ihn entfallen etwa 25 Prozent der jährlichen neuen Krebsfälle. Prostatakrebs kann heilbar sein, dafür müssen jedoch einige Faktoren berücksichtigt werden.
Was ist Prostatakrebs?
Bei Prostatakrebs handelt es sich um eine Krebserkrankung der Prostata, die auch als Vorsteherdrüse bezeichnet wird. Zellen des Prostatagewebes verändern sich krankhaft und werden zu Krebszellen. Diese können sich im Verlauf der Erkrankung weiter ausbreiten und auch umliegende Gewebe sowie die Lymphknoten befallen. Gelangen Krebszellen in die Blutbahn, können sie sich von hieraus ebenfalls auf andere Organe ausweiten und sogenannte Metastasen beziehungsweise Tochtergeschwulste bilden.
Während des Wachstums des Krebstumors kann es zu einer Einengung der Harnröhre und damit zu Problemen beim Wasserlassen kommen. Allerdings kann dies auch das Resultat einer gutartigen Veränderung der Prostata sein.
Ursachen für Prostatakrebs
Als Hauptursachen für ein Prostatakarzinom gelten das Rauchen und das Alter. Während Rauchen generell als Risikofaktor für die Entwicklung von Krebs gilt, ist das Alter bei Prostatakrebs von großer Bedeutung.
Männer ab dem 45. bis zum 55. Lebensjahr haben noch ein vergleichsweise geringes Risiko von 1/220 an Prostatakrebs zu erkranken. Bei Männern ab dem 75. Lebensjahr liegt die Wahrscheinlichkeit hingegen bei 1/17. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko also erheblich an.
Aber auch die erbliche Veranlagung kann einen Einfluss haben. Finden sich in der Verwandtschaft bereits Fälle von Prostatakrebs, ist das eigene Risiko ebenfalls erhöht. Dabei gilt, je mehr Verwandte betroffen sind, umso höher ist auch das Eigenrisiko. Daher sollten Männer mit Prostatakrebsfällen in der Familie ab dem 40. Lebensjahr regelmäßige und häufige Vorsorgeuntersuchungen durchführen lassen. Hinzu kommen Hormone als Risikofaktor beziehungsweise das männliche Hormon Testosteron. Männer, die kein oder weniger Testosteron bilden können – beispielsweise aufgrund eines Hodenverlustes in der Jugend oder aufgrund von zu geringen Testosteronwerten – haben ein deutlich geringeres Risiko an Prostatakrebs zu erkranken als Männer mit normalen Testosteronwerten. Der Grund hierfür ist jedoch noch unklar, da Testosteron andererseits auch einen positiven Einfluss auf die Vorsteherdrüse hat.
Diagnose des Prostatakrebses
Ab dem 45. Lebensjahr ist eine jährliche Vorsorgeuntersuchung der Prostata vorgesehen. Bei Männern mit einem erhöhten Risiko für die Erkrankung sollten bereits spätestens ab dem 40. Lebensjahr Untersuchungen durchgeführt werden.
Bei dieser Untersuchung werden die Genitalien, die Lymphknoten im Bereich der Leiste und die Prostata über den Enddarm abgetastet. Fallen hierbei Veränderungen auf, werden weitere Untersuchungen vorgenommen. Darunter unter anderem:
- Entnahme einer Gewebeprobe, Biopsie
- Blutuntersuchungen
- Ultraschall
- Röntgen
Zusätzlich gehört zu der Vorsorgeuntersuchung und allen weiteren Untersuchungen eine Anamnese. Bei dieser stellt der Arzt entsprechende Fragen, um Lebensweise, Familiengeschichte, Krankengeschichte und eventuell bereits bestehende Beschwerden herausfinden zu können.
Warnzeichen & Symptome für Prostatakrebs
Bei Männern ab etwa dem 50. Lebensjahr ist eine Vergrößerung der Prostata sehr weit verbreitet. Im Normalfall handelt es sich hierbei um eine benigne, also eine gutartige Veränderung. Da die Vorsteherdrüse jedoch die Harnröhre umschließt, sorgt die Vergrößerung für eine allmähliche Verengung der Harnröhre. Hierdurch fällt das Wasserlassen schwieriger, der Urinstrahl wird dünner und auch der Druck beim Wasserlassen nimmt ab. Dadurch kann es schwieriger werden, die Harnblase beim Wasserlassen vollständig zu entleeren. Das kann wiederum dazu führen, dass die Toilette häufiger und auch nachts aufgesucht werden muss.
Ein ähnliches Symptom spricht auf für Prostatakrebs. Allerdings sitzen die Tumore in der Regel auf der äußeren Oberfläche der Vorsteherdrüse. Hierdurch wird erst allmählich und deutlich später als bei einer vergrößerten Prostata, da das krankhaft veränderte Gewebe von außen nach innen wächst und so erst später Druck aufbaut. Allein an den Problemen beim Wasserlassen kann also noch keine Diagnose gestellt werden. Zu den weiteren Symptomen gehören unter anderem:
- Blut im Urin oder der Samenflüssigkeit
- Schmerzen in der Prostata
- Schmerzen bei der Ejakulation
- ein schwacher, dünner oder unterbrochener Harnfluss
- Schwierigkeiten beim Urinieren, vor allem zu Beginn des Wasserlassens
- starke Schmerzen im unteren Rücken, in Becken, Hüften oder Oberschenkeln
- Harnverhaltung, also die Unfähigkeit Wasser zu lassen
- vermehrter Harndrang, auch nachts
- das Gefühl, die Blase nicht vollständig leeren zu können
- verminderter Samenerguss
- weniger starke Erektion bis hin zur Impotenz
Da die Anzeichen und Symptome auch auf Probleme im Bereich der Blase, des Rückens und Potenzprobleme anderer Ursache hinweisen können, sollte in jedem Fall bei ihrem Auftreten eine schnelle und umfassende Aufklärung erfolgen. Geeignete Anlaufstellen hierfür sind Hausarzt, Urologe aber gegebenenfalls auch ein Orthopäde zum Ausschluss von Problemen am Bewegungsapparat – wie beispielsweise eingeklemmte Nerven oder Probleme im Bereich der Lendenwirbel oder Bandscheiben.
Krebsstadien und Krankheitsverlauf bei Prostatakrebs
Der Ablauf bei Prostatakrebs gestaltet sich ähnlich wie bei anderen Krebsarten. Zunächst verändern sich Zellen krankhaft, sie entarten und werden zu Krebszellen. Im Anfangsstadium sind die veränderten Zellen auf das Gewebe der Prostata beschränkt. Mit der Zeit wachsen die Tumore jedoch und breiten sich immer weiter aus, solange sie nicht behandelt werden.
Zunächst erfolgt eine Ausbreitung auf umliegendes Gewebe, wie beispielsweise Blase und Harnröhre. Aber auch die Lymphknoten des Beckens können betroffen sein. Über das Lymphsystem und über die Blutbahn können sich die Krebszellen im Anschluss weiter ausbreiten. Am häufigsten betroffen sind unter anderem:
- Knochen, wie im Becken, in der Wirbelsäule und den Rippen
- Leber
- Lunge
Wurde die Erkrankung frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt, stehen die Heilungschancen gut. Bei Prostatakrebs ohne Metastasen oder eine Ausbreitung auf die Lymphknoten sowie frühzeitiger Therapie liegt die Überlebensrate in den ersten fünf Jahren bei 93 Prozent. Je weiter die Erkrankung fortschreitet und je mehr sich der Krebs ausbreiten konnte, um so schwieriger werden Therapie und Heilung jedoch. Dennoch kann eine Behandlung erfolgen, um die weitere Ausbreitung und das Fortschreiten des Krebses zu verhindern sowie die Prostataschmerzen zu reduzieren und somit die Lebensqualität hoch zu halten.
Bei der Einteilung der Krebsstadien wird die TNM-Klassifizierung genutzt. Die Abkürzung steht für:
T – Tumor. Gemeint ist hiermit die Größe des Tumors. Ist er klein und noch lokalbegrenzt, stehen die Heilungschancen in der Regel gut.
N-Lymphknoten (engl. Nodes). Hier wird unterschieden, ob die Lymphknoten bereits ebenfalls befallen sind oder ob der Tumor sich bisher nur in der Prostata findet.
M-Metastasen. Unterschieden wird in dieser Kategorie, ob es bereits Metastasen gibt oder der Tumor nur im Gewebe der Vorsteherdrüse liegt.
Eine mögliche Einteilung eines Tumors könnte demnach T1-2 N0 M0 lauten. In diesem Fall handelt es sich um ein kleines Prostatakarzinom, das weder die Lymphknoten befallen noch Metastasen gebildet hat. Die Bezeichnung T3-4 N0 M0 steht ebenfalls für einen Tumor, der noch lokal begrenzt ist und nicht metastasiert ist. Er befindet sich jedoch aufgrund seines fortgeschrittenen Wachstums bereits in einem anderen Stadium. Die Stadien werden wie folgt unterteilt:
Stadium I: T1-2a N0 M0
Stadium II: T2b-c N0 M0
Stadium III: T3 N0 M0
Stadium IV: T4 N0 M0 oder T1-4 N1 M0 oder T1-4 N0-1 M1.
Mögliche Behandlungen, Therapie und Heilungschancen bei Prostatakrebs
Die möglichen Therapien bei Prostatakrebs richten sich nach dem Stadium der Erkrankung. Generell stehen aber die folgenden Behandlungsformen zur Verfügung:
- radikale Prostatektomie, das heißt die komplette Entfernung der Vorsteherdrüse
- partielle Entfernung der Prostata
- Strahlentherapie
- Brachytherapie
- Lymphadenektomie
- Chemotherapie
- hormonablative Therapie
In der Regel werden die Prostata komplett oder das befallene Gewebe chirurgisch entfernt. Bei einem kleineren Tumor können gegebenenfalls Nerven und Reste des Gewebes erhalten bleiben. In anderen Fällen müssen sie vollständig entfernt werden, was mit einem Verlust der Erektionsfähigkeit einhergeht. Sofern möglich wird daher mittlerweile angestrebt, eine partielle Prostatektomie durchzuführen und somit die Funktion zu erhalten.
In Kombination mit dem chirurgischen Eingriff können zudem Chemotherapie und Strahlentherapie erfolgen, Hormone eingesetzt werden oder eine interne Strahlentherapie durchgeführt werden. Die Behandlung wird in jedem Fall auf die jeweilige Krebsart und den Zustand des Patienten abgestimmt, um bestmögliche Therapieerfolge erzeugen zu können.
Kann Prostatakrebs vorgebeugt werden?
Es ist nicht in jedem Fall möglich, dem Prostatakrebs vorzubeugen. Gerade im Falle der erblichen Veranlagung kann das Vorbeugen nur bedingt erfolgen. Es ist aber durchaus möglich, das Risiko für den Krebs zu verringern. Dafür sollten die folgenden Faktoren berücksichtigt werden:
1.Auf das Rauchen verzichten:
Als einer der Hauptfaktoren für Prostatakrebs sollte auf den Nikotinkonsum und Passivrauchen verzichtet werden. Hierdurch lässt sich die Gefahr für Entartungen der Zellen erheblich reduzieren – nicht nur in Bezug auf Prostatakrebs, sondern unter anderem auch für Lungen und Blasenkrebs sowie andere Krebsarten.
2.Alkohol nur in Maßen genießen:
Alkohol schwächt den Körper auf mehreren Ebenen und kann das Krebsrisiko ebenfalls erhöhen. Dadurch kann es bei einem häufigen oder übermäßigen Konsum zu mehreren gesundheitlichen Einschränkungen kommen.
3.Ausgewogen ernähren:
Die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle für die Gesundheit. Ein gesunder Körper ist weniger anfällig für verschiedene Krankheiten, darunter auch Krebs.
4.Ausreichend schlafen und entspannen:
Stress und Schlafmangel können auf Dauer zahlreiche negative Einflüsse auf die Gesundheit haben. Darunter ein ansteigendes Risiko für Herzinfarkte, Veränderungen des Gehirns und Nervensystems sowie ein geschwächtes Immunsystem. Der Körper kann jedoch auch insgesamt anfälliger für Krankheiten und Entartungen werden. Daher gehört die Vermeidung von Stress oder zumindest ein entsprechender Ausgleich ebenso zur Krebsvorbeugung.
5.Frühzeitige und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen:
Durch frühzeitige Untersuchungen können Veränderungen bereits in Anfangsstadien erkannt und behandelt werden. Zudem ist die frühzeitige Erkennung entscheidend für einen hohen Behandlungserfolg. Denn je eher der Prostatakrebs erkannt wird und je schneller die Therapie erfolgt, umso besser stehen die Heilungschancen.
Hilfe bei Prostatakrebs für Betroffene und Angehörige
Prostatakrebs stellt nicht nur eine körperliche Belastung für die Betroffenen dar. Auch die Psyche der Patienten selbst und der Angehörigen kann in Mitleidenschaft gezogen werden. Bereits die Diagnose ist für viele Betroffene ein schwerer Schlag. Die Entscheidung für eine Therapie mit entsprechenden Konsequenzen und Nebenwirkungen aber auch im Falle eines unheilbaren Prostatakrebses kommen hierzu weitere Herausforderungen und Belastungen.
Daher ist es sinnvoll, entsprechende Hilfe in Anspruch zu nehmen. Zur Verfügung stehen Einzeltherapien, Gruppentherapien und Selbsthilfegruppen – ebenso für die Betroffenen selbst wie für die Angehörigen krebskranker Menschen. Passende Anlaufstellen finden sich bei den behandelnden Ärzten, im Krankenhaus aber auch bei der Deutschen Krebshilfe und der Deutschen Krebsgesellschaft. Wer sich über die Möglichkeiten näher informieren möchte, kann verschiedene Formen von Hilfe vor Ort zudem Online recherchieren.
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Beitragsbild: © Khunatorn / Adobe Stock
Quellen
https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/prostatakrebs.html
http://uroweb.org/guideline/prostate-cancer/
https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/prostatakrebs/ursachen-und-risikofaktoren.html
https://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/prostatakrebs/psa-test-frueherkennung.php
https://www.prostatakrebs-bps.de/medizinisches/aufsaetze/287-ein-beispielhafter-krankheitsverlauf
https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/prostatakrebs/therapie/erkrankungsverlauf.html
https://www.prostata.de/prostatakrebs/was-ist-pca/stadien-und-prognose-des-prostatakarzinoms
https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Leitlinien/Prostata_5_0/LL_Prostatakarzinom_Langversion_5.1.pdf