Nahezu jeder Mensch leidet im Laufe seines Lebens mindestens einmal an Magenschmerzen. Die möglichen Ursachen dafür sind vielfältig und reichen von zu üppigen Mahlzeiten über Nahrungsmittelunverträglichkeiten bis hin zu organischen Erkrankungen des Magen-Darm-Apparats. Treten die Beschwerden jedoch öfter als dreimal pro Monat auf, sprechen Mediziner von chronischen Magenschmerzen. Eine eingehende Untersuchung durch einen Gastroenterologen ist dann angezeigt. Nur so lässt sich der Auslöser der Schmerzen herausfinden und eine geeignete Behandlung einleiten, die Sie von den Beschwerden befreit.
Was sind chronische Magenschmerzen?
Als chronische Magenschmerzen werden alle Bauchbeschwerden bezeichnet, die in regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen und mindestens dreimal pro Monat auftreten. Die Schmerzen können sich bohrend, krampfartig, stechend oder ziehend äußern, mit dem Ausführen von Aktivitäten oder dem Verzehr bestimmter Lebensmittel verbunden sein, oder ohne erkennbare Ursache plötzlich auftreten. Sie können alleine auftreten oder von weiteren Symptomen begleitet werden. Zu diesen zählen unter anderem
- Appetitlosigkeit,
- Bauchgeräusche,
- Blähungen,
- Durchfall,
- Sodbrennen,
- Völlegefühl und
- Übelkeit mit oder ohne Erbrechen.
Die weiteren Symptome geben dem Arzt – zusammen mit der Angabe, wann die Beschwerden auftreten -, einen wichtigen Hinweis auf die mögliche Ursache der chronischen Magenschmerzen. Auf dieser Basis kann der Mediziner Tests durchführen oder weitere Untersuchungen veranlassen, um eine sichere Diagnose zu stellen.
Mögliche Ursachen für chronische Magenschmerzen
Falsche Ernährung, Reizmagen, Stress, Unverträglichkeiten: Wiederkehrende Magenschmerzen können viele verschiedene Ursachen haben. Oft geben die Situationen, in beziehungsweise nach denen die Schmerzen auftreten, einen ersten Hinweis auf den Auslöser. Es kann auch helfen, Buch über die Bauchschmerzen zu führen. Durch Aufschreiben, was Sie an den Tagen gegessen haben und wie Sie sich körperlich und psychisch gefühlt haben, kommen Sie der Ursache oft näher.
Magenschleimhautentzündung
Eine Entzündung der Magenschleimhaut (Gastritis) kann durch Stress, Reflux oder Unverträglichkeiten entstehen und akut oder chronisch verlaufen. Plötzliche Schmerzen, die mit Blähungen, Magendruck, Sodbrennen, Übelkeit und/oder Völlegefühl einhergehen, lassen einen akuten Entzündungsvorgang vermuten. Dieser wird oft durch Stresssituationen, den Verzehr von scharfen Lebensmitteln, dem Konsum von viel Alkohol und Kaffee sowie Nikotin oder Verletzungen der Magenschleimhaut ausgelöst. Auch Medikamente wie Acetylsalicylsäure (ASS) können zu einer Reizung der Magenschleimhautentzündung führen.
Bei wiederkehrenden Magenschmerzen, die sich über mehrere Wochen und Monate erstrecken, ist eine chronische Magenschleimhautentzündung wahrscheinlicher. Sie wird häufig von dem Bakterium Heliobacter pylori ausgelöst und ruft neben Schmerzen eine Reihe weiterer Symptome, wie zum Beispiel Appetitlosigkeit, anhaltende Übelkeit mit oder ohne Erbrechen und/oder Völlegefühl hervor.
Ob eine akute oder chronische Magenschleimhautentzündung vorliegt, kann ein Arzt in der Regel nur mithilfe einer Magenspiegelung herausfinden. Ist die Diagnose gesichert, zielt die Behandlung darauf ab, Reizstoffe zu reduzieren, dadurch die Produktion von Magensäure zu verringern und so den Magen zu schonen. Bei einer Infektion mit Heliobacter plyori besteht der erste Schritt in einer Eradikationstherapie mit einer Kombination aus verschiedenen Antibiotika. Durch sie wird das Bakterium in den meisten Fällen zuverlässig beseitigt. Anschließend wird die Behandlung wie bei der akuten Gastritis fortgesetzt.
Reizmagen
Chronische Magenschmerzen können ihren Ursprung auch in einem Reizmagen (funktioneller Dyspepsie) haben. Dieser bezeichnet wiederkehrende Bauchbeschwerden, die auch Schmerzen beinhalten können, für die es jedoch keine organische Ursache gibt. Es handelt sich somit um eine Ausschlussdiagnose, die erst dann gestellt werden kann, nachdem organische Erkrankungen durch eine sorgfältige Diagnostik ausgeschlossen werden konnten.
Viele Betroffene eines Reizmagens leiden nach psychischen Belastungen oder der Einnahme von Mahlzeiten unter Beschwerden, die drückende, krampfartige oder stechende Schmerzen und weitere Symptome wie
- Appetitlosigkeit,
- Blähungen,
- Durchfall,
- Sodbrennen und
- Übelkeit
umfassen können. Sie werden je nach Form des Reizmagens durch eine zu schnelle oder zu langsame Magenbewegung hervorgerufen. Wurde ein Reizmagen diagnostiziert, erfolgt die Behandlung rein symptomatisch und durch Anpassung der Essgewohnheiten. Oft hilft es bereits, wenn Sie drei große gegen mehrere kleine Mahlzeiten ersetzen, um die Beschwerden zu lindern oder ganz verschwinden zu lassen. Auf magenreizende Stoffe wie Alkohol, Kaffee oder Nikotin sollten Sie verzichten.
Unverträglichkeiten
Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Fructose- oder Laktoseintoleranz können angeboren oder erworben sein und bleiben oft lange Zeit unentdeckt. Sie können theoretisch in jedem Alter auftreten und milde bis sehr starke Magen-Darm-Beschwerden hervorrufen. Häufig treten neben Magenschmerzen weitere Symptome wie Blähungen, Durchfall und Völlegefühl auf, die in der Regel unmittelbar oder kurze Zeit nach dem Verzehr von Lebensmitteln mit Fructose oder Laktose auftreten.
Bemerken Sie bei sich wiederkehrende Beschwerden nach dem Essen bestimmter Lebensmittel, sollten Sie einen Gastroenterologen aufsuchen. Durch spezielle Testverfahren kann er feststellen, ob bei Ihnen eine Unverträglichkeit gegen Frucht- und/oder Milchzucker vorliegt. Auch Überempfindlichkeiten gegen Gluten und Histamin lassen sich auf diese Weise ausschließen oder als Ursache für die chronischen Schmerzen festmachen.
Die Behandlung erfolgt auch hier symptomatisch. Das Wichtigste ist jedoch der konsequente Verzicht auf Lebensmittel, die den auslösenden Stoff enthalten und die Beschwerden bei Ihnen hervorrufen. Schon kurz darauf sollten Sie sich besser fühlen und nicht mehr unter chronischen Magenschmerzen leiden.
Tipp: Bei einer erworbenen Fructoseintoleranz kann in einigen Fällen nach einer strengen Diät wieder Fruchtzucker vertragen werden. Generell sollten Sie Ihre persönliche Grenze austesten, ab der die Beschwerden auftreten. Dadurch müssen Sie nicht zwangsläufig auf Obst und Gemüse verzichten.
Ursache unklar?
Leiden Sie unter chronischen Magenschmerzen, finden sich aber in keiner der genannten Erkrankungen wieder? Auch dann oder gerade deshalb sollten Sie einen Arzt aufsuchen und mit ihm über Ihre Probleme sprechen. Denn neben einer Reihe harmloser Ursachen gibt es auch ernsthafte Erkrankungen, die mit wiederkehrenden Bauchschmerzen einhergehen können. Besonders, wenn Sie zusätzlich unter anhaltender Appetitlosigkeit und einem unerklärlichen Gewichtsverlust leiden, dürfen Sie keine Zeit verlieren. Denn auch Krebserkrankungen des Magens, der Speiseröhre und des Darms können die genannten Symptome auslösen. Ein schnellstmöglicher Behandlungsbeginn kann dann lebensrettend sein.
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