Vielen Menschen schlägt Stress buchstäblich auf den Magen. Grund dafür ist die enge Vernetzung zwischen Gehirn und Magen-Darm-Trakt – das sogenannte „Bauchhirn“. Ständiger Ärger, Ängste, Zeitdruck im Job und private Sorgen bringen die empfindlichen Verdauungsorgane aus ihrem Gleichgewicht. Die Folgen sind häufig krampfartige Magenschmerzen, Übelkeit, Sodbrennen und eine Reihe weiterer Verdauungsbeschwerden.
Wie kommt es bei Stress zu Magenschmerzen?
Vielleicht kennen Sie die Situation: Sie erreicht eine schlechte Nachricht oder Sie haben ein Konflikt mit einem Familienmitglied oder Vorgesetzten. Sofort macht sich ein flaues Gefühl in Ihrem Bauch breit, das sich zu einem unangenehmen Drücken oder Krampfen entwickelt. Möglicherweise verspüren Sie den Drang, zur Toilette gehen zu müssen, oder haben sogar das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Der Grund für diese Reaktion des Körpers ist in der engen Verbindung zwischen Gehirn und Magen-Darm-Trakt zu finden. Denn in Magen und Darm befinden sich Millionen von Nervenzellen, die in Stresssituationen blitzschnell Signale von und zum Gehirn weiterleiten. So auch bei akuten Angstsituationen, Stress und Ärger.
Ein Beispiel: Sie leiden unter starker Flugangst. Beim Anblick des Flugzeugs, das Sie besteigen sollen, versetzt Ihr Gehirn Ihren Körper in Alarmbereitschaft. Vom Gehirn über den Verdauungstrakt werden die Nebennieren angewiesen, Cortisol auszuschütten. Das Stresshormon sorgt dafür, dass sich Atmung und Herzschlag beschleunigen und Sie bereit sind, vor der vermeintlichen Gefahr zu flüchten. In diesem Zustand spielt die Verdauung für den Körper eine untergeordnete Rolle. Deshalb wird das Blut aus dem Magen-Darm-Trakt abgezogen und zum Herz sowie in die Gliedmaßen gepumpt. Der unterversorgte Magen kann nun die Speisen nicht mehr richtig verarbeiten. Durch nervöse Nervenreize kann es zum schnellen Abtransport von Nahrung kommen. Das führt bei einigen Menschen zu Symptomen wie Bauchschmerzen, Übelkeit und/oder Durchfall. Die Funktion dieses Kreislaufs ist bei Ärger und Angst sowie beruflichem oder familiärem Stress ähnlich.
Bei anhaltender Belastung kann der Körper so empfindlich auf Stress reagieren, dass die Beschwerden dauerhaft oder schon bei kleinen Auslösern auftreten. Besonders, wenn Sie generell einen empfindlichen Magen und Darm haben. Es gibt aber noch weitere Auswirkungen von Stress, die zu Beschwerden im Bauch wie Magenschmerzen führen können.
Stress und die empfindliche Magenschleimhaut
Bei Stress sprudeln die Stresshormone durch die Blutbahn. Einige davon wirken sich auf die Produktion von Magensäure aus. Sie wird in stressigen Situationen, bei Angst und Depressionen angekurbelt, was zu Sodbrennen führt. Zusammen mit einer eher ungesunden Ernährung und dem Genuss von magenreizenden Stoffen wie Kaffee, Zigaretten und Alkohol kann das auf lange Sicht die Magenschleimhaut angreifen. Die Folge ist eine akute oder chronische Magenschleimhautentzündung (Gastritis), die zu Magenschmerzen, Übelkeit, saurem Aufstoßen und weiteren Beschwerden führen kann. Bleibt die Entzündung unbehandelt, kann sich aus ihr ein Magengeschwür entwickeln.
Bei Symptomen für Sodbrennen oder einer Magenschleimhautentzündung wie brennende oder drückende Schmerzen im Oberbauch unter hinter dem Brustbein, sowie saurem Aufstoßen und Übelkeit, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Er kann durch eine Magenspiegelung die Ursache ergründen und Ihnen Medikamente verordnen, die die Magensäureproduktion reduzieren. Dabei handelt es sich in der Regel um sogenannte Protonenpumpenhemmer, die über einen bestimmten Zeitraum täglich eingenommen werden. In dieser Zeit hat die Magenschleimhaut die Möglichkeit, sich zu regenerieren.
Neben einer symptomatischen Behandlung der Auswirkungen ist bei stressbedingten Magenschmerzen und Verdauungsbeschwerden die Beseitigung ihrer Ursache von großer Bedeutung.
Was gegen stressbedingte Magenschmerzen hilft
Die wichtigste Maßnahme, um Ihre stressbedingten Beschwerden in den Griff zu bekommen, ist den auslösenden Stress abzuschalten oder zumindest drastisch zu reduzieren. Das hört sich zunächst einfacher an, als es ist. Und gerade in der heutigen schnelllebigen Zeit ist es schwierig, Stress im Job oder in der Familie abzubauen. Sie sollten es dennoch versuchen und sich gegebenenfalls Ihrem Arzt anvertrauen und/oder einen Psychologen aufsuchen.
Oft helfen schon kleine Änderungen im Alltag, um sich selbst zu entlasten und den Stress zu reduzieren. Eine gute und wirksame Möglichkeit bietet Sport. Im Fitnessstudio oder beim Laufen lässt sich effektiv Stress abbauen. Nach dem Auspowern fühlen Sie sich ausgeglichener und sind langfristig stärker, um Angriffe von außen gar nicht erst an sich heranzulassen. Ebenfalls wirksam gegen Angst und Stress sind Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung oder Yoga. Und ganz wichtig: Gönnen Sie sich regelmäßig Auszeiten, in denen Sie alles um sich herum ausblenden, zur Ruhe kommen und sich nur um sich kümmern.
Neben vermehrter körperlicher Aktivität spielt eine ausgewogene Ernährung eine wichtige Rolle bei der Vermeidung von Magen-Darm-Beschwerden durch Stress. Greifen Sie seltener zu Fast Food, verzichten Sie auf sehr spätes Essen und vermeiden Sie Alkohol und Zigaretten. Essen Sie stattdessen viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte und sichern Sie so die Zufuhr von Ballaststoffen und Vitaminen. Das stärkt Ihre Abwehrkräfte und macht Sie resistenter gegen Stress.
Manchmal lässt sich eine medikamentöse Unterstützung bei akuten Magenbeschwerden nicht vermeiden. Neben pflanzlichen Mitteln wie Kräutertees gibt es eine Reihe von Produkten, mit denen Sie Stressphasen für Ihren Bauch überbrücken können. Verzichten Sie, wenn möglich, auf eine Selbstmedikation, besonders, wenn die Beschwerden längere Zeit anhalten. Sprechen Sie stattdessen mit Ihrem Arzt. Er kann Ihnen konkrete Empfehlungen aussprechen und geeignete Präparate verschreiben.
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