Mittlerweile kommen bei Magenschmerzen hauptsächlich Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) zum Einsatz. Tatsächlich steigt die Zahl der Verschreibungen dieser Medikamente seit 25 Jahren stetig an. PPI hemmen spezielle Pumpen in der Magenschleimhaut, die für die Produktion der Magensäure notwendig sind. Durch die geringere Menge an Säure werden die Magenschmerzen verringert. Die korrekte Anwendung von PPI kann die Produktion der Magensäure um etwa 90 % reduzieren.
Wirkungsmechanismus von PPI gegen Magenschmerzen
Eine Reduktion der Säureproduktion ist die empfohlene Behandlung bei der Refluxkrankheit, Sodbrennen, Magenentzündung (Gastritis) und bei Geschwüren des Magens oder Zwölffingerdarms.
Die Magenschleimhaut setzt sich vor allem aus drei Zelltypen, namentlich Haupt-, Neben- und Belegzellen, zusammen. Die Produktion der Magensäure gehört zu den Aufgaben der Belegzellen. Hierfür besitzen ihre Zellmembranen energiebetriebene Pumpen, die je ein Proton aus der Zelle heraus und ein Kalium-Ion ins Zellinnere befördern. Die Magensäure besteht aus Protonen und Chlorid-Ionen.
Die Protonenpumpen-Inhibitoren wirken nicht direkt nach der Einnahme. Sie müssen erst über den Verdauungstrakt ins Blut aufgenommen werden und gelangen von dort in die Belegzellen. In den Belegzellen nehmen sie ihre aktive Form an und blockieren die Protonen-Pumpen. Die Pumpen bleiben fortan funktionsunfähig und es dauert etwa zwei bis drei Tage, bis neue Pumpen hergestellt worden sind.
Substanzen der PPI
Der erste PPI auf dem Markt war Omeprazol, dessen Halbwertszeit 40 Minuten beträgt und das in der Leber durch das Enzym CYP2C19 abgebaut wird. Eine abgewandelte Form des Omeprazols ist das Esomeprazol, das sich unter anderem in Neben- und Wechselwirkungen von seiner Ursprungssubstanz unterscheidet und zusätzlich eine stärkere Wirkung aufweist. Daher muss Esomeprazol in vergleichsweise geringerer Dosis eingenommen werden. Darüber hinaus heilten durch Reflux (Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre) entstandene Verletzungen in der EXPO-Studie schneller, wenn 40 mg Esomeprazol statt 40 mg Pantoprazol eingenommen wurden. Pantoprazol ist ein weiterer Protonenpumpenhemmer, der häufig eingesetzt wird.
Lansoprazol wird vor allem bei häufigem Sodbrennen verschrieben und ist dann ein- bis zweimal täglich eine halbe Stunde vor dem Essen einzunehmen. Der PPI Rabeprazol ist sehr säureempfindlich und würde von der Magensäure zerstört werden, weshalb der Wirkstoff in magensäureresistenten Filmtabletten verpackt wird.
Nebenwirkungen von PPI bei Magenschmerzen
Zu den häufigsten Nebenwirkungen, die etwa ein Zehntel der Anwender betreffen, gehören Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Bauchschmerzen, Völlegefühl und Übelkeit. Gelegentlich treten Schwindelgefühle oder Kopfschmerzen auf. Selten sind Ausschläge und eine akute Entzündung des Nierengewebes. Zudem kommt es als Körperreaktion auf die verringerte Säureproduktion zu einem Anstieg des Hormons Gastrin. Gastrin regt seinerseits die Säureproduktion an.
Bei längerfristiger Anwendung von PPI werden eine verminderte Magnesium-Konzentration im Blut sowie eine Verringerung der Knochendichte mit Erhöhung des Risikos für Knochenbrüche diskutiert. Selten können Sehstörungen auftreten, wenn PPI bei schwerkranken Patienten direkt in die Vene verabreicht werden.
Bei Langzeitanwendung sollten alle zwei Jahre die Vitamin-B12-Reserven kontrolliert werden. Damit Vitamin B12 aus der Nahrung freigesetzt werden kann, ist die Salzsäure des Magens notwendig.
Zudem sind je nach Substanz spezielle Nebenwirkungen zu beachten: Omeprazol sollte beispielsweise nicht zugleich mit dem Blutgerinnungshemmer Clopidogrel eingenommen werden. Das Enzym CYP2C19, das Omeprazol abbaut, ist nämlich für die Aktivierung des Clopidogrels zuständig. Bei gleichzeitiger Einnahme kann es passieren, dass nicht genug Clopidogrel aktiviert wird und die erwünschte Blutverdünnung nicht erreicht wird. Bei der Substanz Esomeprazol ist bekannt, dass die Medikamentenspiegel von Citalopram, Imipramin und Diazepam im Blut erhöht sein können.
Bei älteren Menschen werden häufiger Infektionskrankheiten wie Lungenentzündungen beobachtet, die auf ein erleichtertes Eindringen von Krankheitserregern zurückgeführt werden. Es besteht die Vermutung, dass weniger Bakterien abgetötet werden, wenn die Menge an Magensäure vermindert ist.
Gegenanzeigen: Dann dürfen PPI bei Magenschmerzen nicht angewendet werden
Bei einer bekannten Überempfindlichkeit auf den Wirkstoff oder Bestandteile des Präparates sollten PPI nicht angewendet werden. Außerdem sollten Protonenpumpen-Hemmer nicht zusammen mit Medikamenten aufgenommen werden, für deren regelrechte Aufnahme oder Funktion ein saures Milieu im Magen notwendig ist.
Des Weiteren ist davon abzuraten, bestimmte antivirale Mittel wie Atazanavir, Antibiotika wie Clarithromycin, Antihistaminika wie Terfenadin oder Astemizol, Antikonvulsiva wie Carbamazepin sowie Prokinetika wie Cisaprid mit der Einnahme von PPI zu kombinieren.
Alternative Medikamente zu Protonenpumpen-Inhibitoren
Antihistaminika
Bei Unverträglichkeit oder Vorliegen von Gegenanzeigen, die eine Behandlung mit PPI ausschließen, können H2-Antihistaminika (auch: H2-Rezeptor-Antagonisten) wie Ranitidin angewendet werden. Ranitidin konkurriert mit Histamin um den H2-Rezeptor. Wird der H2-Rezeptor von Histamin aktiviert, erhöht sich Sekretion von Magensäure. Wenn der H2-Rezeptor jedoch von Ranitidin blockiert wird, findet keine Aktivierung statt. Ranitidin kann die Säureproduktion um etwa die Hälfte reduzieren. Das H2-Antihistaminikum ist nicht die erste Wahl zur Behandlung von Magenschmerzen, weil es einerseits schwächer wirkt als PPI und es andererseits nach einer Einnahmedauer von ein bis zwei Wochen zu einer gewissen Toleranz kommen kann. Eine Toleranz führt zur verringerten Wirkung bei Beibehaltung derselben Dosis.
Antacida
Zur schnellen Linderung können auch Antacida eingenommen werden. Darunter fallen Substanzen, die Magensäure abpuffern können. Zum Einsatz kommen basische Salze von Aluminium, Calcium und Magnesium: Aluminiumhydroxid, Calciumcarbonat und Magnesiumhydroxid. Aluminiumhydroxid kann zu Verstopfung führen, was durch die Kombination mit dem abführend wirkenden Magnesiumhydroxid aufgehoben werden kann. Die Kombination ist auch darum günstig, da so vom schnellen Wirkungseintritt des Magnesiumhydroxids und der langen Wirkung des Aluminiumhydroxids profitiert werden kann. Bei der Anwendung von Aluminiumhydroxid ist Vorsicht geboten, da sich die Substanz im Körper ansammelt und dann den Knochenstoffwechsel stört sowie die Entwicklung einer Demenz begünstigt.
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