Urin gegen Nagelpilz ist ein häufig empfohlenes Hausmittel, jedoch mit unterschiedlichen Erfahrungen. Die einen meinen damit endlich ein wirksames Mittel gefunden zu haben, um die Nagelpilzinfektion zu bekämpfen. Die anderen bemerken keine Verbesserung. Wissenschaftliche Nachweise für die Wirksamkeit des Urins bei Nagelpilzinfektionen gibt es nicht. Dafür ist im Urin aber eine Substanz enthalten, die sich bei der Therapie von Nagelpilz durchaus bewährt hat.
Urin als Hausmittel gegen Nagelpilz
Nach dem Durchspülen der Harnröhre, im sogenannten Mittelstrahl, ist Urin steril und soll antimikrobiell wirken. Er wird also als natürliches Desinfektionsmittel verwendet.
Bei Nagelpilz können die betroffenen Nägel in Eigenurin gebadet werden, Kompressen können damit getränkt und um die betreffenden Bereiche gewickelt oder der Urin kann in die Nägel einmassiert werden. Im Prinzip kann jeder Eigenurin verwendet werden. Es wird aber häufig empfohlen, den Morgenurin einzusetzen. Dieser ist sehr konzentriert und soll daher wirksamer sein.
Wichtig ist in jedem Fall, die Harnröhre zunächst für einige wenige Sekunden durchzuspülen. Denn in dieser können sich Keime befinden. Es sollte daher erst ein wenig Urin abgesetzt und der Mittelstrahl aufgefangen werden.
Neben der desinfizierenden Wirkung wird Urin auch aufgrund einer anderen Eigenschaft als Hausmittel gegen Nagelpilz empfohlen: Der enthaltene Harnstoff kann verhornte Haut und Nägel aufweichen. Das kann bei Nagelpilz aus zwei Gründen sinnvoll sein.
Harnstoff zum Aufweichen und als Feuchtigkeitspflege
Harnstoff, medizinisch auch als Urea bekannt, wird zum Aufweichen von verhornter Haut und Nägel verwendet, damit andere Wirkstoffe besser und tiefer einziehen können. Das kann bei Nagelpilz sinnvoll sein, um die Erreger auch in tieferen Nagelschichten zu bekämpfen und eine Ausbreitung zu verhindern.
Da Urea Feuchtigkeit binden kann, wird es auch bei der Feuchtigkeitspflege eingesetzt. So kann verhindert werden, dass Haut und Nägel austrocknen, rissig und spröde werden. Bei einer Nagelpilzinfektion ist das von Vorteil, da umliegende Bereiche gepflegt und geschützt werden. Das Risiko für Schmierinfektionen kann hierdurch gesenkt werden. Zudem bleibt die Haut geschmeidig und elastisch, was wiederum die Gefahr von Verletzungen verringert.
Nagel abtragen durch Harnstoff
Hochkonzentrierter Harnstoff wird bei stark verdickten Nägeln dazu verwendet, die Nagelplatte schichtweise aufzuweichen und so schonend abtragen zu können. Dazu wird Urea auf den betreffenden Nagel aufgetragen und unter einem Verband für mehrere Stunden bis hin zu einem Tag einwirken gelassen. Mit einem Spatel wird die aufgeweichte Hornschicht vorsichtig abgetragen. Im Anschluss wird ein Antimykotikum aufgebracht, das die Erreger des Nagelpilzes bekämpft. Hierdurch kann zum einen der Druck verringert werden, der durch verdickte Nägel entsteht. Zum anderen kann die äußerliche Behandlung dadurch effizienter gestaltet werden.
Gefahren durch die Eigenurin-Therapie
Die Wirksamkeit von Urin gegen Nagelpilz ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Dafür können von dem Eigenurin jedoch durchaus Gefahren ausgehen.
Diese bestehen unter anderem aus möglichen Infektionen und einer verzögerten Behandlung.
Bei gesunden Menschen ist der Urin oder zumindest der Mittelstrahl steril. Liegt aber eine unerkannte Infektion vor oder ist der Urin aufgrund anderer Ursachen verändert, können durch ihn zusätzliche Erreger auf Haut und Nägel gelangen. Da diese bereits durch die Pilzinfektion geschwächt und angegriffen sind, können weitere Keime leichter eindringen und Entzündungen auslösen.
Wer sich auf die Behandlung durch den Eigenurin verlässt, kann dadurch eine medizinische und nachweislich wirksame Therapie verzögern. Je länger diese ausbleibt, umso stärker kann sich die Pilzinfektion im betroffenen Nagel ausbreiten oder auf andere Nägel übergehen. Die Behandlung wird dadurch schwieriger und langwieriger. Daher sollte sich niemand auf die Eigenurin-Therapie verlassen und bei Verdacht auf Nagelpilz umgehend einen Arzt aufsuchen.
Harnstoff statt Urin
Anstelle von Urin können spezielle Nagelpilz-Mittel und Pflegeprodukte mit Harnstoff beziehungsweise Urea verwendet werden. Diese bringen gleich mehrere Vorteile mit sich:
- Kontrollierte Qualität:
Bei Cremes, Salben und Lotionen ist nicht zu befürchten, dass Bakterien oder sonstige Keime enthalten sind. Das Risiko für Entzündungen ist also anders als beim Urin nicht gegeben. - Gesicherte Wirkstoff-Konzentration:
Der Harnstoffgehalt in Urin schwankt von Person zu Person und von Tag zu Tag. Mittel mit Urea weisen hingegen eine gesicherte Konzentration auf. - Kein unangenehmer Geruch:
Viele Menschen werden von der Urin-Therapie abgehalten, da sie zum einen mit Uringeruch verbunden ist und zum anderen Ekel dagegen besteht. Bei Produkten mit Urea sind diese Probleme nicht gegeben.
Auch höhere Konzentration von Urea sollten jedoch nicht ohne ärztlichen Rat angewendet werden. In jedem Fall ist eine abgesicherte Diagnose und eine abgestimmte Therapie wichtig für eine erfolgreiche Behandlung.
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