Schlafstörungen bei Kindern – wenn die Nacht zum Albtraum wird
Schlafstörungen bei Kindern. Schlaf ist gerade bei Kindern im Wachstum von essenzieller Bedeutung für eine uneingeschränkte körperliche und psychische Entwicklung. Umso wichtiger ist es, dass Sie eventuelle Schlafstörungen Ihres Kindes frühzeitig erkennen und behandeln können. Denn meist reichen schon minimale Faktoren aus, um das Schlafverhalten Ihres Kindes positiv zu beeinflussen.
Arten von Schlafstörungen bei Kindern
Ein- und Durchschlafstörungen
Ein- und Durchschlafstörungen sind die häufigsten Schlafstörungen bei Kindern. Sie können Sie erkennen, wenn Ihr Kind über den Zeitraum eines Monats mindestens 3-Mal wöchentlich zu kurz oder zu schlecht schläft.
Nachtschreck
Beim Nachtschreck fängt Ihr Kind meist um Mitternacht panisch an zu schreien, schlägt um sich, die Pupillen sind geweitet und der Atem geht schnell. Was für die Eltern als regelrechter Albtraum wirkt, ist jedoch keine gefährliche Erscheinung. Meist beruhigen sich die Kinder nach einiger Zeit von alleine wieder, fallen zurück in den Schlaf und erinnern sich am nächsten Tag an nichts mehr.
Schlafwandeln
Wenn Ihr Kind sich plötzlich aufsetzt oder gar aufsteht und durch die Wohnung läuft, kann das nicht nur für Sie als Eltern sehr erschreckend sein, sondern auch gefährlich für Ihr Kind. Schlafwandeln beginnt häufig im ersten Drittel der Nacht aus der Tiefschlafphase heraus. Ihr Kind ist dann desorientiert und nur schwer zu wecken. Wie beim Nachtschreck fehlt meist die Erinnerung an den nächtlichen Ausflug am nächsten Morgen.
Bettnässen
Wenn Ihr Kind nachts ins Bett macht, hat das häufig nicht mit mangelnder Hygiene oder Faulheit zu tun. Doch meist sind Sorgen unbegründet. Fast jedes dritte Kind bis zu einem Alter von fünf Jahren macht ab und an nachts ins Bett. Es ist erst dann eine Störung, wenn das Problem auch nach dem fünften Lebensjahr weiter anhält oder zu einer Regelmäßigkeit wird.
Woher kommen Schlafstörungen?
Ihr Kind ist sensibel. Es befindet sich mitten im Wachstum und beginnt gerade die Welt Schritt für Schritt zu verstehen und lernt jeden Tag unheimlich viel Neues. Ein erholsamer Schlaf ist dabei ein wertvolles Gut für Ihr Kind. Im Schlaf tankt es nicht nur Kraft für den nächsten, aufregenden Tag, sondern verarbeitet auch all die neuen Erlebnisse und Informationen.
Vor allem kleine Kinder bis ins Schulalter brauchen ein stabiles, ruhiges Umfeld vor dem zu Bett gehen. Schlafstörungen sind nicht selten Ursache unverarbeiteter, psychischer Konflikte. Probleme in der familiären Umgebung, Unsicherheit oder Veränderungen, die für Sie marginal scheinen, können für Ihr Kind großen, nervlichen Stress bedeuten, der zu Schlafstörungen führen kann. Auch eine falsche Ernährung kann Schlafstörungen auslösen. Der Konsum von zu vielen zuckerhaltigen Lebensmitteln kann beispielsweise den Blutdruck Ihres Kindes unnötig in die Höhe schießen lassen und ihm das Einschlafen erschweren. Auch aufregende Aktivitäten bis kurz vor dem Zubettgehen sind nicht förderlich. Kinder brauchen in der Regel viel länger als Erwachsene, um Stress abzubauen und sich zu beruhigen.
Psychische Belastungen sind die häufigsten Ursachen für eine unruhige Nacht. Doch eine sogenannte Insomnie kann auch organische Ursachen haben. Um diese abzuklären, ist es dringend ratsam einen Arzt aufzusuchen, vor allem, wenn Ihr Kind vermehrt unter Tagesschläfrigkeit leidet. Auch Unverträglichkeiten, Allergien oder eine hirnorganische Ursache, können Schlafstörungen auslösen. Sollten die Probleme über einen längeren Zeitraum anhalten, sollten Sie ein persönliches Gespräch bei Ihrem Kinderarzt suchen.
Wie erkenne ich eine Schlafstörung bei meinem Kind?
Jedes Kind schläft Mal nicht ein, wacht nachts auf oder hat einen Albtraum. Das ist völlig normal und sollte Sie nicht beunruhigen. Treten die Beschwerden jedoch über den Zeitraum von einem Monat hinweg mehr als 3-Mal die Woche auf, kann man von einer Schlafstörung sprechen.
Neben den offensichtlichen Anzeichen wie Ein- und Durchschlafproblemen gibt es jedoch noch weitere Symptome, die auf eine Schlafstörung hinweisen können.
Beobachten Sie das Verhalten Ihres Kindes am Tag sehr genau. Verhält es sich anders als normal? Ist es besonders weinerlich, anhänglich oder unkonzentriert? Auch vermehrter Bewegungsdrang wie wildes Toben oder die Unfähigkeit still sitzen zu können, bis hin zu hyperaktivem Verhalten können ein Anzeichen für eine Schlafstörung sein.
Wacht Ihr Kind nachts schreiend auf und befindet sich anschließend in einer Art Trance, in der es um sich schlägt und Sie es kaum ansprechen oder beruhigen können, handelt es sich in der Regel um einen sogenannten „Nachtschreck“. Diese Form von Schlafstörung haben vor allem Kinder während der Einschulungszeit, doch auch jüngere Kinder im Kindergarten- oder Vorschulalter können betroffen sein.
Wie kann ich Schlafstörungen behandeln?
Bleiben Sie ruhig. Wenn Sie selbst unruhig, nervös oder sogar gereizt sind, können Sie von Ihrem Kind keine gesunde Nachtruhe erwarten. Die gute Nachricht ist, dass Schlafstörungen meist schon durch kleine Veränderungen gut behandelt werden können und keine ungewöhnliche Erscheinung bei Kindern sind.
Die richtige Umgebung
Achten Sie darauf, dass Ihr Kind ruhig und ungestört schlafen kann. Die Umgebung sollte möglichst dunkel sein. Bei Angst im Dunkeln kann ein kleines Nachtlicht Abhilfe schaffen. Eine stille, ungestörte Atmosphäre ist die Grundvoraussetzung für einen gesunden Schlaf. Vor allem Schlafwandeln kann durch Licht oder Geräusche ausgelöst werden. Gerade für Kinder, die dazu neigen, nachts aufzustehen, ist es wichtig, alle Störfaktoren zu vermeiden.
Feste Zeiten und Rituale
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – von Kindesalter an. Feste Schlafenszeiten sind wichtig. Nicht nur für einen gesunden Schlaf-wach-Rhythmus Ihres Kindes, sondern auch für Sie als Elternteil. Für Ihr Kind sind Sie den ganzen Tag abrufbar, eine Pause am Abend dürfen Sie sich gönnen – und Ihr Kind profitiert davon. Schlafenszeiten sollten an jedem Tag gleich sein und konsequent eingehalten werden. Nur so kann sich ein Rhythmus einstellen.
Legen Sie Rituale fest.
Ein ritualisierter Ablauf gibt Ihrem Kind Sicherheit. Gemeinsames Zähneputzen, ein ruhiges Spiel spielen, lesen Sie ihm jeden Abend im Bett eine Geschichte vor, oder machen Sie ein Hörspiel an, ein gemeinsames Gebet oder ein Gutenacht-Lied können auch zu den Ritualen gehören. Welches Ritual Sie sich aussuchen, hängt von Ihnen als Eltern ab und ist zweitrangig. Wichtig ist jedoch, dass Sie jeden Abend denselben Ablauf zur selben Zeit haben und dass es etwas Beruhigendes und nichts Aufputschendes ist. Kuscheln Sie mit Ihrem Kind ausgiebig vor dem Schlafengehen. So kann es noch ein Mal „Nähe tanken“ und geht mit einem guten Gefühl ins Bett. Mit den regelmäßigen Bettzeiten und schönen Einschlaf-Ritualen lassen sich zum Glück die meisten Schlafprobleme leicht wieder in den Griff kriegen.
Monster bekämpfen
Leidet Ihr Kind unter Albträumen oder Ängsten ist es wichtig, diese ernst zu nehmen. Fragen Sie Ihr Kind, was es geträumt hat und versichern Sie ihm, dass es nur ein Traum war. Um schlechte Träume zu verarbeiten, kann es helfen, die Geschehnisse zu malen und danach über das Bild zu sprechen. Nutzen Sie die Fantasie Ihres Kindes und basteln mit ihm zusammen einen Traumfänger, der Monster verjagt, oder machen Sie einen Teddybären zum Superhelden.
Umgebung sichern
Leidet Ihr Kind unter dem Nachtschreck oder dem Schlafwandeln, bleibt Ihnen meist nichts anderes übrig, als das Haus oder die Wohnung sicher zu machen und selbst ruhig zu bleiben. Besonders Treppen sind eine gefährliche Falle für herumlaufende Nachtwandler. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind sich nicht stößt oder stolpert oder dass es sich bei dem wilden Umherschlagen eines Nachtschrecks nicht verletzt oder gar aus dem Bett fällt. In den meisten Fällen ist es nicht ratsam das Licht anzumachen oder zu versuchen das Kind zu wecken. Nach einigen Minuten sollte Ihr Kind von alleine wieder zurück in einen ruhigen Schlaf fallen.
Hausmittel
Die Wirkung von Hausmitteln ist nur in wenigen Fällen wissenschaftlich belegt, dennoch hilft meistens schon der psychologische Effekt, um Ihr Kind besser einschlafen zu lassen. Versuchen Sie es mit einer Tasse warmer Milch. Ist dazu noch eine Erkältung im Anmarsch kann auch ein Löffel Honig darin helfen.
Beruhigungstees mit Lavendel, Hopfen, Melisse oder Passionsblume helfen sogar manchem Erwachsenen, abends zu entspannen. All diese Pflanzen haben eine beruhigende, schlaffördernde Wirkung. Die Tees können Sie selbst mischen oder sich in der Apotheke individuell zusammenstellen lassen. Natürlich können Sie auch auf ein fertiges Präparat zurückgreifen.
Medikamentöse Behandlung
Inzwischen werden von vielen Herstellern unterschiedliche, meist homöopathische oder pflanzliche Medikamente angeboten, die beim Entspannen und Beruhigen und demnach auch beim Schlafen helfen können. Diese Präparate werden in Form von Globulis, Tabletten oder Tropfen angeboten.
Schlafstörungen vorbeugen
Schlafstörungen können Sie vermeiden, in dem Sie Ihrem Kind frühzeitig das Einschlafen beibringen. Eine ruhige Schlafatmosphäre und abendliche Rituale sind nicht erst sinnvoll, wenn bereits ein Problem vorliegt, sondern können helfen sie gar nicht erst entstehen zu lassen. Halten Sie Schlafenszeiten konsequent ein, schenken Sie Ihrem Kind Ruhe und Sicherheit und überlegen Sie sich einen immer gleichbleibenden Ablauf für jeden Abend. So stellen Sie von Anfang an eine erholsame Nachtruhe ohne Unterbrechungen sicher!
Fazit
Schlafstörungen lassen sich mit einem festen Rhythmus und Ritualen nicht nur gut behandeln, sondern auch vorbeugen. In manchen Lebenssituationen, wie bei Veränderungen z. B. einer Trennung, einem Umzug oder der Einschulung, ist Ihr Kind besonders sensibel und anfällig für Schlafstörungen. Bis zu einem gewissen Grad ist ein unruhigerer Schlaf in diesen Phasen normal, jedoch sollten Sie sicherstellen, dass sich daraus keine Angewohnheit entwickelt. Sprechen Sie mit Ihrem Kind tagsüber über Sorgen und Ängste und geben Sie ihm die Sicherheit und Nähe, die es braucht.
Sollten die Schlafstörungen anhalten und keine Besserung durch konsequentes Einhalten der Zeiten und Rituale oder der anderen Behandlungsmöglichkeiten eintreten, sollten Sie sich persönlich bei einem Arzt beraten lassen.
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