Im Normalfall lassen bestimmte Speisen uns das Wasser im Mund zusammenlaufen oder wir denken schon vor dem Mittagessen daran, was wir später gerne essen möchten. Wer unter Appetitlosigkeit leidet, hat diese Empfindungen jedoch nicht. In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie über Appetilosigkeit wissen müssen.
Definition von Inappetenz: Was ist Appetitlosigkeit?
Zunächst einmal muss Appetitlosigkeit von fehlendem Hunger, einem Völlegefühl und anderen Beschwerden, die unmittelbar nach dem Essen auftreten können, abgegrenzt werden.
Auch sollte zwischenVeränderungen des Apptits und Geschmacks oder seltsamen Gelüsten und einer typischen Appetitlosigkeit unterschieden werden. Wer an Appetlosigkeit leidet, dem fehlen sowohl das Bedürfnis als auch der Genuss am Essen, sodass sich Betroffene oft zu jedem Bissen zwingen müssen. Hunger kann nach wie vor bestehen, das ist meist aber nur anfangs der Fall. Denn hält die Appetitlosigkeit längere Zeit an, nimmt für gewöhnlich auch der Hunger ab. Das Essen wird zur Pflicht, was wiederum zu einer Abneigung gegen (bestimmte) Nahrungsmittel führen kann.
Wann ist ein veränderter Appetit „normal“?
Wer hingegen bisher gerne Süßes oder Fleisch gegessen hat und darauf plötzlich keinen Appetit mehr hat oder sogar eine Abneigung dagegen entwickelt, kann aber durchaus noch Appetit auf andere Speisen haben. Im Falle einer Schwangerchaft, aber auch bei älteren Menschen können sich zudem seltsame beziehungsweise ungewohnte Gelüste entwickeln. Solange hierbei noch ausreichend Nährstoffe und Kalorien aufgenommen werden, ist das jedoch kein Grund zur Sorge.
Ursachen von Appetilosigkeit
Andauernde Appetitlosigkeit kann viele Ursachen haben: Von Stress über Hormonelle Störungen bis hin zu ernsthaften Erkrankungen sind zahlreiche Auslöser möglich. Oft ist es schwierig, herauszufinden, welche konkrete Ursache sich tatsächlich hinter dem fehlenden Appetit verbirgt. Weitere Faktoren, die zu Appetitlosigkeit führen können sind Alkohol- oder Drogenkonsum oder die Einnahme bestimmter Medikamente wie z.B. Psychopharmaka und Chemotherapeutika. Darüber hinaus kann Appetilosigkeit als eine Begleiterscheinung folgender Krankheiten auftreten:
- Abhängigkeit und / oder Suchterkrankungen
- Autoimmunerkrankungen
- Demenz
- Depressionen
- entzündliche Magen-Darm-Erkrankungen
- Essstörungen, wie Magersucht (Anorexia nervosa)
- Herzkrankheiten
- Infekte
- Krebserkrankungen
- Nierenversagen
- Parasitenbefall, zum Beispiel mit Bandwürmern
- Störungen des Stoffwechsels und Stoffwechselerkrankungen
- Störungen im Verdauungstrakt, wie etwa eine Verengung der Speiseröhre
- Vergiftungen
Selbstmedikation: Was können sie selbst gegen Appetitlosigkeit tun?
Die einfachste Möglichkeit, selbst etwas gegen die Appetitlosigkeit zu unternehmen und die Lust auf Essen wieder zu steigern sind Appetitanreger: Diese pflanzlichen Mittel enthalten Bitterstoffe, die in der richtigen Dosierung eine anregende Wirkung auf den Appetit haben. Allerdings müssen die Mittel dafür korrekt dosiert werden, denn in zu großer Menge können sie den Appetit sogar hemmen. Erhältlich sind die Mittel als Tropfen, Saft und Tee. Vielen Menschen schlägt beispielsweise Stress auf den Magen und sie haben in belastenden Phasen nicht nur keinen Appetit, sondern vergessen sogar zu essen. Sobald der Stress überstanden ist, ist jedoch auch der Appetit wieder da. Stressreduzierende Maßnahmen können sich in solchen Fällen ebenfalls positiv auf den Appetit auswirken.
Wann muss ich mit Appetitlosigkeit zum Arzt?
Eine ärztliche Abklärung ist immer dann angeraten, wenn:
- ein ungewollter Gewichtsverlust stattgefunden hat (Ausnahme: Magersucht!)
- die Appetitlosigkeit länger als zwei Wochen anhält
- andere Symptome, wie Schmerzen oder Fieber auftreten
Sinnvoll ist ein Arztbesuch auch dann, wenn die Appetitlosigkeit immer wieder auftritt oder keine erkennbare Ursache hat.
Wie wird Appetitlosigkeit diagnostiziert?
Wenn die Appetitlosigkeit längere Zeit anhält und sogar schon zu einem Gewichtsverlust geführt hat oder andere Probleme bestehen, ist ein Arztbesuch angeraten. Bei diesem wird zunächst eine Anamnese durchgeführt, d.h. der Arzt stellt dem Patienten Fragen zu dessen Lebensweise, zum Konsum von Genussmitteln, zur Ernährung und zum Vorhandensein von weiteren Beschwerden, wie Schmerzen, Fieber, Übelkeit oder sonstige Störungen des Verdauungstraktes. Aber auch Veränderungen der Lebensweise, Stressbelastungen oder Vorerkrankungen werden erfasst. Im Anschluss an die Anamnese erfolgt eine erste körperliche Untersuchung. Weitere Untersuchungen können Bluttests beziehungsweise Laboruntersuchungen, bildgebende Verfahren aber auch Endoskopien sein.
Wie kann Appetitlosigkeit behandelt werden?
Die Behandlung der Appetitlosigkeit ist natürlich abhängig von der jeweiligen Ursache. Gegebenenfalls muss zunächst die Ursache therapiert werden, bei einer Magenschleimhautentzündung kann der Einsatz von Antibiotika sowie Magensäurehemmern angeraten sein. In anderen Fällen, beispielsweise bei einer Unverträglichkeit, reicht hingegen eine Ernährungsberatung aus. Häufig werden Nahrungszusätze und Injektionen verabreicht, um Mangelerscheinungen auszugleichen oder diesen vorzubeugen. Da sich die Therapie aber generell individuell gestaltet, kann hierauf keine pauschale Antwort gegeben werden.
Mögliche Folgen der Appetitlosigkeit
Auch wenn Appetitlosigkeit zunächst harmlos erscheinen mag, kann sie doch einige schwerwiegende Folgen haben. Zu diesen gehören unter anderem:
- Gewichtsverlust (bis hin zu Untergewicht) Muskelabbau, Leistungsabfall und Schwäche
- Mangelerscheinungen: Wer zu wenig oder teilweise sogar tagelang nichts isst, kann die erforderliche Menge an wichtigen Mikronährstoffen, wie Vitaminen und Mineralstoffen, nicht mehr aufnehmen. Hierdurch kann es zu Mangelerscheinungen kommen (z.B. eingerissene Mundwinkel, schlechtheilende Wunden, Haarausfall, Veränderungen der Haut, Müdigkeit oder eine Schwächung des Immunsystems).
- Reizungen und Erkrankungen des Magens: Ohne regelmäßige Nahrungszufuhr kann es leichter zu Reizungen und Erkrankungen des Magens kommen. Beispielsweise durch Stress, Kaffee, säurehaltige Getränke oder andere belastende Einflüsse. Auch ein geschwächtes Immunsystem kann Infektionen und andere Erkrankungen begünstigen
- Völliger Verlust des Appetits und Hungergefühls: Wer längere Zeit keinen Appetit mehr hat und daher auch nicht oder nur wenig isst, kann allmählich auch das Hungergefühl verlieren oder sogar eine Abneigung gegen Essen entwickeln. Hierbei besteht dann nicht mehr nur Appetitlosigkeit, sondern Essen wird regelrecht mit Ekel und Abneigung verbunden. Dies geschieht unter anderem auch bei Magersucht. Appetit und Hunger dann wieder anzuregen und langsam zurück zu einem normalen Essverhalten zu finden, kann längere Zeit in Anspruch nehmen und erfordert ein hohes Maß an Willensstärke und professioneller Hilfe.
Appetitlosigkeit bei Kindern
Bei Kindern ist es ganz normal, dass sie hin und wieder weniger Appetit haben oder sich eine Zeit lang am liebsten nur von Schokoladencreme ernähren würden. Solange die Kinder gesund und vital sind, gerne spielen und sich gesund entwickeln, besteht dabei kein Grund zur Sorge. Essen kann immer wieder in kleinen Mengen angeboten werden, die Kinder sollten jedoch nicht zum Essen gezwungen werden.
Wann zum Arzt?
Kommen weitere Beschwerden wie Fieber, Schmerzen, Durchfall oder Übelkeit hinzu, sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen. Neben vorrübergehenden Infekten können sich die Ursachen auch in Störungen im Verdauungstrakt, in Blockaden oder anderen Erkrankungen finden.
Ein Arzt sollte auch dann aufgesucht werden, wenn:
- die Appetitlosigkeit längere Zeit anhält
- Gewichtsverlust auftritt oder das Gewicht über längere Zeit stagniert
- auch Süßigkeiten verweigert werden
- auffällige Müdigkeit und Schwäche auftreten
- das Kind blass wird
- Das Interesse an bisher beliebten Spielen und Unternehmungen verloren geht
Ursachen für Appetitlosigkeit bei Kindern
Bei größeren Kindern können auch die schulischen Leistungen leiden. Die Ursachen für länger bestehende Appetitlosigkeit sollten daher in jedem Fall möglichst schnell abgeklärt werden. Dabei sollte auch die Psyche nicht vernachlässigt werden. Probleme in der Schule oder im Kindergarten, die Ankunft eines neuen Geschwisterkindes oder Stress innerhalb der Familie können Kindern den Appetit verderben. Manche Kinder benötigen zudem ein großes Maß an Zuwendung und Kuscheleinheiten, um sich sicher und geborgen zu fühlen. Bekommen sie dieses nicht, fällt auch das Essen schwer.
So sollten Eltern auf die Appetilosigkeit ihrer Kinder reagieren
- Fragen stellen: Fragt man die Kinder direkt nach Problemen oder Wünschen, fühlen sie sich ernstgenommen und können sich öffnen. Sind sie es bisher noch nicht gewöhnt, direkt gefragt zu werden, kann es allerdings einige Zeit dauern bis sie den Mut haben über Probleme zu sprechen. Es hilft also, vorsichtig immer wieder nachzufragen.
- Die Kinder bei der Vorbereitung des Essens miteinbeziehen: Ob es das Schneiden von Gemüse und Obst, das Belegen von Broten oder Backen und Kochen ist – wenn Kinder in der Küche mithelfen und mitentscheiden dürfen, schmeckt das Essen gleich doppelt so gut. Vor allem bei Kleinkindern können sich Vorlieben und Geschmäcker rasch ändern. Haben sie jedoch bei der Zubereitung mitgeholfen, lassen sich Wünsche und Vorlieben bereits vor dem Essen klären.
- Bewegung macht hungrig: Vor allem Bewegung an der frischen Luft kann Hunger und Appetit fördern
- Kleine Portionen anbieten: Besser als ein vollgeladener Teller sind kleine Portionen. Diese überfordern Kinder weniger, auch wenn sie durch Nachschlag letztendlich auf die gleiche Essensmenge kommen.
Vorbeugende Maßnahmen gegen Appetitlosigkeit
In einigen Fällen kann die Appetitlosigkeit immer wieder auftreten oder sogar dauerhaft bestehen, beispielsweise bei der Einnahme von Medikamenten sowie Demenz im Alter. Hinzu kommen Erkrankungen, wie beispielsweise Verengungen in der Speiseröhre, bei denen durch den wiederholten Schmerz beim Schlucken wortwörtlich der eigentlich bestehende „Appetit vergeht“. Selbst wenn das Problem behoben wurde, kann nach wie vor eine gewisse Abneigung gegen Essen bestehen. Hier kann es sinnvoll sein, der Appetitlosigkeit vor jeder Mahlzeit vorzubeugen. Die folgenden Maßnahmen können dabei helfen:
- Bitterstoffe: Pflanzliche Bitterstoffe, wie beispielsweise aus Angelikawurzel, Benediktenkraut, Chinarinde, Condurango-Rinde, Enzianwurzel, Pomeranzenschale, Schafgarbenkraut, Tausendgüldenkraut und Wermutkraut, können den Appetit anregen. Allerdings sollte darauf geachtet, dass sie nicht in zu großen Mengen aufgenommen werden. Ideal sind sie in flüssigen Darreichungsformen, z.B. als Saft, Tropfen oder Tee.
- Saures macht Appetit: Vielen Menschen läuft allein bei dem Gedanken an eine safte, reife Zitrone das Wasser im Mund zusammen. Denn sauer oder auch sauer-bittere Stoffe haben einen appetitanregenden Effekt. Ein Spritzer Zitronensaft in Wasser oder Grapefruitsaft vor dem Essen können daher ebenfalls helfen, der Appetitlosigkeit vorzubeugen.

Saures macht Appetit
- „Das Auge isst mit“: ansprechendes Anrichten und leckere Düfte sind sinnvoll, um die Appetitlosigkeit gar nicht erst aufkommen zu lassen.
- Lüften: Alte Essengerüche lassen wohl jedem den Appetit vergehen, erst recht, wenn man gerade keinen Appetit hat. Daher sollten Küche, Esszimmer und die Wohnung gut gelüftet werden.
- Mehrere kleine Mahlzeiten: Wenn der Appetit ohnehin gering ist, ist ein unangenehm voller Magen nicht förderlich für das Wohlbefinden und den Appetit auf die nächste Mahlzeit. Daher ist es besser, fünf bis sechs kleinere Portionen zu sich zu nehmen. Es kann für einige Menschen auch hilfreich sein, kleine Zwischenmahlzeiten in Reichweite zu haben. Beispielsweise ein Teller mit mundgerecht geschnittenem Obst und Gemüse, kleine Käsewürfel oder Knabberzeug.
- Kräftiges Würzen: Gewürze und Kräuter regen den Appetit ebenfalls an. Bei mangelndem Appetit kann kräftiges oder aromatisches Würzen daher sinnvoll sein.
- Bewegung an der frischen Luft: Frische Luft und Bewegung im Allgemeinen macht hungrig und kann den Appetit anregen. Daher ist es bei Appetitlosigkeit sinnvoll, täglich und am besten vor den Mahlzeiten einen Spaziergang einzulegen.
- Gemeinsames Kochen: Einmal hier einen Bissen probieren, einmal da einen Löffel voll testen – (gemeinsames) Kochen kann nicht nur entspannen und Spaß machen, sondern auch dem Appetitverlust vorbeugen.

Geimsames Kochen steigert den Appetit
- Essen trotz Appeitlosigkeit: „Der Appetit kommt beim Essen“ lautet eine alte Redewendung, die sich in manchen Fällen durchaus bewahrheiten kann. Auch wenn gerade kein Appetit vorhanden ist, sollten ein paar Bissen gegessen werden.
- Immer wieder andere Speisen probieren: Im Alter lässt der Appetit unweigerlich nach und der Geschmack verändert sich. Daher sollten hin und wieder andere Speisen getestet werden. Auch stärkeres Würzen, seltsame Kombinationen oder Zucker auf herzhaften Gerichten kann sich dazu eignen, Appetit und Geschmack zu erhöhen beziehungsweise Appetitlosigkeit vorzubeugen.
- Keine Mahlzeiten auslassen: Auch wenn der Appetit gerade fehlt, sollten ein paar Bissen gegessen werden. Denn wer immer wieder Mahlzeiten auslässt, lernt, den Hunger zu übergehen. Hunger wiederum kann ebenfalls Appetlosigkeit begünstigen.
- Feste Essenszeiten einplanen: Feste Zeiten für Frühstück, Mittag, Abendessen und Zwischenmahlzeiten „konditionieren“ den Körper regelrecht darauf, zu diesen Zeiten Hunger zu haben. Wer Hunger hat, hat auch schneller Appetit.
- Entspannungstechniken erlernen: Da vielen Menschen Stress auf den Magen schlägt, können Entspannungstechniken wie autogenes Training, Yoga, progressive Muskelrelaxation und Meditation helfen, den Appetit auch in stressigen Phasen zu erhalten.
Wer sich darüber ausgewogen ernährt, ausreichend bewegt, auf genug Schlaf und Entspannung achtet sowie auf Alkohol und Nikotin verzichtet kann außerdem das Risiko für andere Erkrankungen senken, die unter Umständen Appetlosgikeit auslösen.
Bildnachweise
Beitragsbild: © Teodor Lazarev / Adobe Stock
Saures macht Appetit: Pixabay
Gemeinsam Kochen: Pixabay
Quellen
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-322007/keine-lust-auf-essen/
https://www.apotheken-umschau.de/appetitlosigkeit
https://www.palliativstuetzpunkt-kh.de/pflegetipps/appetitlosigkeit
https://www.stada.de/service-gesundheit/stadapedia-lexikon/a/appetitlosigkeit.html
https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/appetitlosigkeit/