Atemnot: Auslöser, Diagnose, Behandlung
Wenn Ihnen regelmäßig die Luft wegbleibt und Sie trotz verstärkter Atmung das Gefühl haben, nicht genug Sauerstoff zu bekommen, leiden Sie unter Dyspnoe (Luftnot, Atemnot). Die Ursachen für dieses Krankheitsbild sind vielfältig und müssen nicht unbedingt in den Atemwegen liegen. Nützliche Informationen rund um mögliche Auslöser für Atemnot sowie über gängige Diagnose- und Therapieverfahren erhalten Sie hier.
Wie äußert sich Atemnot?
Ein gesunder Mensch kommt auf rund 15 bis 20 Atemzüge pro Minute. Bei Atemnot steigt die Atemfrequenz rapide an, und die Atemzüge werden zugleich immer flacher. Lässt sich die Atemnot nicht schnell lindern, kommt es zum Teufelskreis: Der Betroffene reagiert mit Panik, welche die Luftnot weiter verstärkt. Mögliche Begleitsymptome von Dyspnoe sind beispielsweise Herzrasen, Husten, Schmerzen in der Brust und Schwindel.
Ärzte unterscheiden zwischen akuter und chronischer Atemnot. Für akute Atemnot liegt in der Regel ein konkreter Auslöser vor, beispielsweise eine allergische Reaktion, ein Fremdkörper in der Luftröhre oder ein Herzinfarkt. Chronische Atemnot ist außerdem eine häufige Begleiterscheinung von Herzinsuffizienz oder COPD. Die verschiedenen Formen von Atemnot werden zudem in folgende Gruppen eingeteilt:
- Orthopnoe: Atemnot tritt hauptsächlich im flachen Liegen auf
- Trepopnoe: Atemnot tritt hauptsächlich beim Liegen auf der linken Seite auf
- Platypnoe: Atemnot tritt hauptsächlich bei gerader Körperhaltung auf
- Sprechdyspnoe: der Sprechfluss ist durch die Atemnot eingeschränkt
Mögliche Ursachen für Atemnot
Die Ursachen für Atemnot liegen meist in den Atemwegen oder im Herzen. Darüber hinaus kann es jedoch durch viele weitere Auslöser zu Dyspnoe kommen. Einen Überblick geben wir Ihnen nachfolgend.
1. Störungen/Erkrankungen der Atemwege
Akute Luftnot entsteht beispielsweise durch einen eingeatmeten Fremdkörper in der Luftröhre oder in den Bronchien. Dies kann auch Erbrochenes sein, welches die Atemwege verstopft. Schwellen die Schleimhäute plötzlich stark an, etwa aufgrund einer allergischen Reaktion oder nach Einnahme eines Medikaments, spricht der Mediziner von einem Angioödem. Da die Atemwege schlimmstenfalls vollständig zuschwellen können, sollte bei Verdacht auf ein Angioödem sicherheitshalber der Notarzt gerufen werden. Gleiches gilt bei einer Kehldeckelentzündung – einer bakteriellen Entzündung des Kehldeckels, die mit Atemnot, verstärktem Speichelfluss und Fieber einhergeht.
Ein besonders häufiger Auslöser von Atemnot ist Asthma bronchiale. Es handelt sich hierbei um eine chronische Atemwegserkrankung, bei der sich die Atemwege vorübergehend durch Allergene, Pollen, Stress, Anstrengung oder Kälte verengen. Auch bei COPD, der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung, kommt es zu einer Verengung der Atemwege. Diese schreitet jedoch chronisch voran und ist von Dauer. Die Hauptursache für COPD ist Rauchen.
Eine weitere mögliche Ursache für Atemnot sind Atemwegsinfektionen. Bei Pseudokrupp, auch Krupp-Syndrom genannt, liegt eine Infektion durch Viren vor. Die Schleimhaut in den oberen Atemwegen schwillt an, es kommt zu pfeifenden Atemgeräuschen und zu bellendem Husten. Diphtherie (‚echter Krupp‚) wird hingegen durch Bakterien verursacht – dank Impfungen ist diese schwerwiegende Form der Atemwegsinfektion jedoch heutzutage sehr selten.
Bei Atemnot kommen noch viele weitere Ursachen infrage, unter anderem:
- Lähmung der Stimmbänder, etwa durch eine Nervenverletzung
- Lungenemphysem
- Lungenentzündung
- Lungenembolie
- Lungenfibrose
Auch Mukoviszidose (eine erbliche Stoffwechselkrankheit, bei der sich zähflüssige Drüsensekrete bilden) und Lungenödeme (Wasser in der Lunge) gehen meist mit Dyspnoe einher.
2. Störungen/Erkrankungen des Herzens
Die Ursache für Dyspnoe muss nicht zwangsläufig in der Lunge oder in den Atemwegen liegen. Auch bei Herzproblemen gilt Atemnot als typisches Symptom. Dies gilt zum Beispiel für Herzinsuffizienz (Herzschwäche), Herzmuskelentzündungen und verschiedene Herzklappenerkrankungen. Treten zusätzlich zur Luftnot Schmerzen und Druckgefühle im Brustkorb auf, könnte es sich um einen Herzinfarkt handeln.
3. Wodurch kann Atemnot noch verursacht werden?
Atemnot ist ein sehr häufiges Symptom, das nicht nur bei Atemwegs– und Herzkrankheiten auftritt, sondern beispielsweise auch als Begleiterscheinung bei einem Mangel an Eisen oder Vitamin B12. Auch verschiedene neuromuskuläre Erkrankungen, Verletzungen des Brustkorbs, eine Zwerchfell-Lähmung und Skoliose (seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule) können mit Atemnot einhergehen. Einige Personen leiden vor allem bei Stress zur Hyperventilation. Hierbei handelt es sich um eine ungewöhnlich tiefe und/oder schnelle Atmung, verbunden mit dem Gefühl von Luftnot. Frauen sind von Hyperventilation häufiger betroffen als Männer. Nicht zuletzt kann Atemnot im Zusammenhang mit Depressionen und Angststörungen auftreten. Mediziner sprechen in diesem Fall von einer psychogenen Dyspnoe.
Wann zum Arzt?
Atemnot sollte immer zum Anlass genommen werden, einen Arzt aufzusuchen. Vereinbaren Sie einen Termin beim Hausarzt, damit dieser Sie gründlich untersuchen kann. Sofern erforderlich, wird er Sie an einen Spezialisten überweisen – beispielsweise an einen Lungenfacharzt, Kardiologen oder Orthopäden.
Kommt es zusätzlich zur Luftnot zu weiteren schwerwiegenden Symptomen, etwa zu Schmerzen in der Brust, blauen Lippen oder blasser Haut, rufen Sie am besten sofort den Rettungsdienst (112).
Welche Untersuchungen werden bei Atemnot durchgeführt?
Eine gründliche Anamnese (Aufnahme der Krankengeschichte) ist bei sämtlichen Symptomen von großer Bedeutung, so auch bei Atemnot. Der Arzt wird Ihnen daher zunächst einige Fragen stellen, zum Beispiel:
- Seit wann leiden Sie unter Atemnot und wie häufig tritt sie auf?
- Tritt die Dyspnoe vorrangig in bestimmten Situationen auf, beispielsweise nur in Ruhe oder nur bei körperlicher Aktivität?
- Ist die Atemnot abhängig von bestimmten Tageszeiten?
- Ist die Atemnot abhängig von bestimmten Körperlagen?
- Leiden Sie unter weiteren Beschwerden?
- Haben Sie Vorerkrankungen?
- Nehmen Sie Medikamente? Wenn ja, welche?
Der Schwergrad der Dyspnoe wird mithilfe der Borg-Skala eingeschätzt – entweder von Ihnen selbst (mittels eines Fragebogens) oder vom Arzt. Die Skala reicht von 0 (keine Atemnot) bis 10 (maximale Atemnot).
Anschließend hört der Arzt Ihre Lunge und das Herz mithilfe eines Stethoskops ab. Auch eine Blutuntersuchung wird meist routinemäßig angeordnet. Je nach Ergebnis der Untersuchung stehen weitere Diagnoseverfahren an, beispielsweise ein Lungenfunktionstest, eine Lungenspiegelung oder bildgebende Verfahren wie Röntgen, CT oder MRT.
Wie wird Atemnot therapiert?
Die Therapie der Atemnot richtet sich immer nach der Ursache. Bakterielle Infekte werden mit Antibiotika behandelt, während bei Pseudokrupp vorrangig kortisonhaltige Präparate und Schleimlöser zum Einsatz kommen. Hat der Arzt Asthma diagnostiziert, erhalten Sie bronchienerweiternde Mittel, die auch bei einem akuten Asthmaanfall schnell für Linderung sorgen.
Erste-Hilfe-Tipps bei Atemnot
Wenn Sie unter akuter Atemnot leiden, gilt vor allem: Ruhe bewahren! Insbesondere dann, wenn die Dyspnoe psychisch bedingt ist, kann dies bereits dazu beitragen, dass sich die Atmung langsam wieder normalisiert. Am besten nehmen Sie den sogenannten Kutschersitz ein: Setzen Sie sich mit aufrechtem Oberkörper hin und legen Sie Ihre Hände auf die Oberschenkel. Die Arme sind dabei leicht gebeugt. In dieser Position unterstützen bestimmte Muskelgruppen die Atmung mechanisch, was bei Atemnot ebenfalls helfen kann. Falls möglich, setzen Sie sich frischer, kühler Luft aus, denn dies wirkt ebenfalls förderlich auf die Atmung – unter anderem, weil kühle Luft mehr Sauerstoff enthält. Asthmatiker sollten auch unterwegs immer ihr Asthmaspray griffbereit haben, um bei Bedarf schnell handeln zu können. Chronisch Lungenkranke erhalten für den Notfall häufig eine Sauerstoffflasche. Lassen Sie sich in deren Gebrauch gut einweisen, um Dyspnoe im Notfall schnell lindern zu können.
Atemnot vorbeugen
Wenn Sie zu Atemnot neigen, können Sie einiges tun, um akuten Anfällen effektiv vorzubeugen. Eine gesunde Lebensweise ist dabei das A und O. Worauf es konkret ankommt, können Sie hier nachlesen.
1. Ernähren Sie sich gesund und ausgewogen!
Mithilfe einer gesunden und ausgewogenen Ernährung können Sie Ihren Gesundheitszustand ganz allgemein verbessern. Ihr ganzer Körper profitiert, wenn Sie viel frisches Obst und Gemüse sowie hochwertige Vollkornprodukte in Ihren Speiseplan integrieren und auf fettige Speisen, Süßigkeiten und Fertiggerichte weitgehend verzichten. Vor allem bei Herzkrankheiten sowie bei Asthma und COPD ist es zudem ausgesprochen wichtig, Übergewicht zu vermeiden beziehungsweise zu reduzieren. Denn: Überschüssige Pfunde belasten den Kreislauf und somit auch das Herz und die Lungen. Indem Sie Normalgewicht erreichen und halten, können Sie also auch die Häufigkeit und Intensität von Atemnot deutlich verringern.
2. Treiben Sie moderaten Sport!
Sport stärkt das Immunsystem, kurbelt die Durchblutung an und wirkt ausgleichend auf die Seele. Vor allem dann, wenn Ihre Dyspnoe nicht psychisch bedingt ist, sondern ihr eine körperliche Erkrankung zugrunde liegt, sollten Sie jedoch nur moderaten, individuell angepassten Sport treiben. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber, welche Sportarten in welcher Intensität für Sie geeignet sind. Eventuell ist es zusätzlich sinnvoll, einen Sportarzt aufzusuchen, damit dieser mit Ihnen gemeinsam einen individuellen Trainingsplan erstellt. Vor allem dann, wenn Ihre Atemnot vorrangig in Belastungssituationen auftritt, sollten Sie vorsichtig sein und nur nach Rücksprache mit Ihrem Arzt Sport treiben. Alternativ können Sie auch mehr Bewegung in Ihren Alltag integrieren, um Ihre Kondition zu verbessern. Ausgedehnte Spaziergänge an der frischen Luft und der regelmäßige Verzicht auf das Auto wirken förderlich für die Gesundheit und können das Risiko für Atemnot langfristig reduzieren.
3. Hören Sie mit dem Rauchen auf!
Rauchen zählt zu den häufigsten Ursachen für die chronische Lungenkrankheit COPD. Diese Krankheit ist nicht heilbar, Ihr Fortschreiten lässt sich jedoch verlangsamen. Der wichtigste Schritt besteht darin, mit dem Rauchen aufzuhören. Auch dann, wenn Sie unter Asthma oder einer Herzkrankheit leiden, stellt der Nikotinkonsum eine unnötige Belastung für Ihren Körper dar. Gelingt Ihnen die Entwöhnung nicht selbstständig, sprechen Sie mit Ihrem Arzt, damit er Sie bei Ihrem Vorhaben unterstützt. Wenn Sie mit dem Rauchen aufhören, profitieren Sie in vielerlei Hinsicht: Sie können wieder frei durchatmen, Ihr Geschmacks- und Geruchssinn verbessert sich und Sie reduzieren das Risiko für verschiedene Erkrankungen, unter anderem für Krebs, COPD und Asthma. Ganz nebenbei schont der Nikotinverzicht Ihren Geldbeutel.
4. Sorgen Sie für ausreichend Entspannung!
Sie leiden vor allem in Stresssituationen unter Atemnot? Dann ist es wichtig, dass Sie in Ihrem Alltag für ausreichend Entspannung sorgen. Nehmen Sie sich regelmäßig eine Auszeit, in der Sie sich in einem Buch vertiefen, Musik hören oder ganz einfach mal nichts tun können. Zusätzlich kann es hilfreich sein, Entspannungstechniken zu erlernen – beispielsweise Autogenes Training oder Muskelentspannung nach Jacobson. Auch Yoga hat sich bei der Stressbewältigung bewährt. Sollten diese Selbsthilfemaßnahmen nichts bewirken, sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die Möglichkeit, eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen.
Bildnachweise
Beitragsbild: © coltsfan / Pixabay