Bauchschmerzen: Symptomatik, Arten und Ursachen
Bauchschmerzen können sich auf verschiedene Arten äußern und auf zahlreiche unterschiedliche Beschwerden hinweisen. Es handelt sich um ein unspezifisches Symptom, hinter dem eine Vielzahl von Ursachen stehen kann. Oftmals ist die Ursache nicht besorgniserregend, doch können Bauchschmerzen auch auf Funktionsstörungen oder Erkrankungen, auf Infektionen oder Geschwüre hinweisen. Daher ist es wichtig, die Bauschmerzen richtig zu lokalisieren und einzuschätzen.
Bauchschmerzen: Definition und Überblick
Bauchschmerzen sind grundsätzlich als Alarmsignale zu verstehen, die Rückschluss auf verschiedene Störungen des Körpers geben können. Der Bauchraum erstreckt sich etwa von den unteren Rippen bis zu den Leisten. Der Bauchraum beinhaltet zahlreiche Organe, darunter den Magen, den Darm, die Leber und die Bauchspeicheldrüse. Auch Milz, Harnblase und Nieren gehören im weiteren Sinne zum Bauchraum. Der medizinische Fachbegriff für den Bauch lautet Abdomen, weshalb auch von Abdominalbeschwerden oder abdominalem Schmerz die Rede ist.
Bauchschmerz liegt in verschiedenartigen Ausprägungen vor. Sie können etwa den Oberbauch, den Unterbauch oder diffus den gesamten Bauchraum betreffen. Bauchschmerzen können auch in umliegende Bereiche ausstrahlen, so etwa in den Rücken oder den Unterleib. Ebenso können Bauchschmerzen wandern und ihre Ausprägung und Intensität verändern. Von chronischen Bauchschmerzen ist die Rede, wenn sich die Symptome über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten immer wieder bemerkbar machen.
Bauchschmerzen sind ein sehr häufiges Symptom. Dies hängt damit zusammen, dass auch Erkrankungen oder Funktionsstörungen anderer Organe sich in Ihrer Wahrnehmung im Bauchbereich bemerkbar machen können. Auch Organe wie Herz oder Lunge können zu Bauchschmerzen führen. Psychische Belastungen wie Stress gehören ebenfalls zu den Ursachen.
Symptome: Wie äußern sich Bauchschmerzen?
Das Spektrum der Schmerzen im Bauchbereich ist groß. Bauchschmerzen können beispielsweise krampfartig oder kolikartig auftreten. Sie können dumpf, ziehend oder stechend ausfallen. Ebenso lassen sie sich in einigen Fällen lokalisieren (rechts, links oder mittig), während sie in anderen Fällen diffus auftreten. Die Schmerzen können im Oberbauch oder Unterbauch oder im gesamten Bauchbereich auftreten. Auch die Zeitdauer der Schmerzen oder die Frequenz ihrer Wiederkehr kann stark variieren. Die Vielfalt der Schmerzen ist ebenso groß wie die möglichen Ursachen.
Grundsätzlich zu unterscheiden sind akute und chronische Bauchschmerzen. Von akutem Schmerz ist die Rede, wenn sich der Schmerz plötzlich und deutlich bemerkbar macht. Im Falle länger anhaltender oder periodisch wiederkehrender Schmerzen sprechen Ärzte von chronischem Bauchschmerz. Typischerweise sind chronische Schmerzen weniger intensiv als akuter Schmerz.
Bauchschmerzen treten selten als einzelnes Symptom auf. Oftmals werden sie begleitet von Übelkeit und Erbrechen. Auch Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Blähungen oder Verstopfung sind häufige Begleitsymptome. Ebenso können Bauchschmerzen von Sodbrennen begleitet sein. Bei Begleiterscheinungen wie einer harten Bauchdecke, Blutungen oder Fieber können ernsthafte Ursachen vorliegen.
Mögliche Ursachen Für Bauchschmerzen
Schmerzen im Oberbauch
Die Vielfalt der möglichen Ursachen lässt sich eingrenzen, wenn die Bauchschmerzen genauer lokalisiert werden.
Treten die Schmerzen vorrangig im Oberbauch auf, so kommen die dort befindlichen Organe als Ursache in Frage. Zum Oberbauch gehören in erster Linie:
- Magen
- Leber (rechtsseitig)
- Gallenblase (Unterseite der Leber)
- Zwölffingerdarm
- Bauchspeicheldrüse (mittig hinter Magen)
- Milz (links hinter Magen)
Eine häufige Ursache für Schmerzen im Oberbauch ist das Sodbrennen oder die Refluxkrankheit. Dieses macht sich durch brennende Schmerzen bemerkbar, die hinter dem Brustbein aufstoßen. Sie können bis zum Hals reichen. Eines der Symptome ist saures Aufstoßen. Die Schleimhaut der Speiseröhre kommt hierbei wiederholt mit Magensäure in Kontakt. Dies geht mit weiteren Schmerzen einher. Häufig kommt es nach fettreichen, üppigen Mahlzeiten zu Sodbrennen.
Im Falle von Gallensteinen können Bauchschmerzen verschiedenartig stark auftreten. Dies hängt von der Größe und der Lage der Steine ab. In schlimmeren Fällen kommt es zu Gallenkoliken mit plötzlich auftretenden starken Oberbauchschmerzen. Diese können bis in den Rücken und in die Schulter ausstrahlen. Begleitet wird dies oft von Schüttelfrost und Fieber.
Liegt die Ursache in einem Geschwür (Ulcus ventriculi), dann sind mittige oder linksseitige starke Oberbauchschmerzen typisch. Sie treten insbesondere direkt nach einer Mahlzeit auf und lassen im Verlaufe der Zeit nach. Nach der nächsten Mahlzeit treten sie erneut auf.
Handelt es sich um einen Reizmagen, so treten Symptome oft unabhängig vom Essen auf. Es handelt sich um Verdauungsbeschwerden, die sich meist als Krämpfe äußern. Auch Völlegefühl und Appetitlosigkeit sind hier häufige Begleiterscheinungen.
Im Falle einer Gastritis (Magenschleimhautentzündung) treten typischerweise Schmerzen im Oberbauch auf, die ebenso von Appetitlosigkeit und Völlegefühl sowie von Sodbrennen und Erbrechen begleitet sein können. Auch häufiges Aufstoßen und Mundgeruch sind typische Symptome.
Liegt ein Zwölffingerdarmgeschwür oder Ulcus duodeni vor, tritt charakteristischerweise ein Nüchternschmerz auf. Kennzeichnend ist, dass dieser erst einige Stunden nach dem Essen oder nachts auftritt. Der Schmerz im Oberbauch zeigt sich hierbei plötzlich. Die Aufnahme von Nahrung kann hier Linderung verschaffen.
Erkrankungen oder Schädigungen der Leber können ebenso zu Schmerzen im Oberbauch führen. Typisch sind Druckschmerzen direkt im Bereich der Leber, das heißt unter dem rechten Rippenbogen. Auch krampfartige Schmerzen im Oberbauch sind typisch. Handelt es sich um eine Leberzirrhose oder eine Hepatitis, so ist die Lokalisierung der Schmerzen schwieriger. Im Falle von Leberschäden können Gelbsucht sowie Abgeschlagenheit und Leistungsabfall als Begleitsymptome auftreten.
Stoffwechseerkrankungen der Gruppe Porphyrie können ebenfalls zu Bauchschmerzen führen. Bei diesen Erkrankungen ist der Aufbau des roten Blutfarbstoffes beeinträchtigt. In diesem Prozess entstehen stattdessen giftige Zwischenprodukte. Diese können die Leber schädigen, was bei Ihnen als Betroffenem schubartige, krampfartige Schmerzen im Oberbauch auslösen kann.
Pankreatitis: wenn Sie unter einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse leiden, kann dies mit starken und kolikartig auftretenden Schmerzen einhergehen. Diese verlaufen meist gürtelartig um den gesamten Oberbauch. Diese Erkrankungen werden oftmals begleitet von Symptomen wie Übelkeit und Völlegefühl. Entzündungen der Bauchspeicheldrüse sind ebenfalls oft begleitet von Fieber und Gelbsucht.
Liegt ein Tumor in einem der Organe des Bauchraums vor, so können diese ein Druckgefühl im Oberbauch auslösen. Insbesondere Magenkrebs und Leberkrebs gehen mit solchen Schmerzen einher. Bei Krebs treten zahlreiche weitere Symptome auf, darunter Gewichtsverlust und Abgeschlagenheit.
Erkrankungen benachbarter Organe wie Herz oder Lunge können ebenso zu verschiedenen Schmerzen im Oberbauch äußern. Eine Angina pectoris (Brustenge) oder ein Herzinfarkt führt neben den Brustschmerzen auch zu deutlichen Bauchschmerzen. Bei Herzproblemen sind Atemnot und Kurzatmigkeit weitere Symptome. Diese sind ernst zu nehmen und erfordern sofortiges Handeln. Bei Erkrankungen oder einer Entzündung der Lunge führt die Nähe des Organs zum Brustkorb ebenso zu Oberbauchschmerzen.
Auch orthopädische Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule können in den Oberbauch ausstrahlen. Eine Fraktur der Wirbelsäule oder eine Blockade der Brustwirbel kann zu Schmerzen im Bauchraum führen.
Schmerzen im Unterbauch
Von Unterbauchschmerzen ist die Rede, wenn die Symptome vorrangig unterhalb des Bauchnabels auftreten. Oftmals gehen solche Beschwerden vom Darm aus. Jedoch können auch Funktionsstörungen oder Erkrankungen des Harntraktes verantwortlich sein. Bei Frauen können Schmerzen im Unterbauch auch gynäkologische Ursachen haben.
Ein entzündeter Blinddarm (Appendizitis) ist typischerweise gekennzeichnet von plötzlichen und starken Bauchschmerzen im Bereich des Nabels. Im weiteren Verlauf ziehen diese Schmerzen oftmals weiter in den rechten Unterbauch. Der Schmerz kann sich beim Gehen oder auch beim Husten verstärken. Bei einer Blinddarmentzündung ist die Bauchdecke besonders druckempfindlich sowie angespannt. Begleitsymptome der Appendizitis sind häufig Übelkeit, Erbrechen sowie Fieber.
Im Falle einer entzündlichen Darmerkrankung (Colitis ulcerosa) wie etwa Morbus Crohn treten krampfartige Bauchschmerzen auf. Speziell Morbus Crohn ist gekennzeichnet von Krämpfen in der unteren rechten Seite des Bauches. Begleitet wird dies meist von Fieber, Durchfällen sowie Gewichtsverlust.
Auch Nierensteine oder Nierenbeckenentzündungen sind Ursachen für Schmerzen im Unterbauch. Es handelt sich meist um kolikartige Schmerzen, die gelegentlich in den Rücken oder in die Flanken ausstrahlen können. Je nach Stärke des Schmerzes sind auch in diesem Fall Übelkeit und Erbrechen häufig.
Im Falle von Harnwegsinfekten sind Unterbauchschmerzen ebenfalls ein häufiges Symptom. Hierbei sind die Beschwerden im Unterbauch selbst eher dumpf. Handelt es sich um eine Blasenentzündung, äußern sich die Schmerzen krampfartig. Ähnlich äußert sich eine Entzündung der Prostata (Prostatitis). Die Schmerzen im Unterbauch können hierbei ebenso bis in den Rücken ausstrahlen. Dies wird oftmals begleitet von Druckgefühl oder Schmerz im Bereich des Damms sowie Beschwerden beim Wasserlassen.
Besonders bei Männern können Leistenbrüche auftreten. Hierbei durchbricht der Darm den Leistenkanal. Ein wesentliches Symptom ist ein starker, ziehender Schmerz in der Leiste. Hierbei ist eine Schwellung im Leistenbereich tastbar oder sichtbar.
Bei Frauen können gynäkologische Probleme zu Schmerzen im Unterbauch führen. Bei Menstruationsbeschwerden strahlen die Schmerzen meist in den Unterbauch aus. Auch Erkrankungen wie Entzündungen des Eileiters oder eine Endometriose sind eine mögliche Ursache für Unterbauchschmerzen.
Schmerzen im gesamten Bauch
In vielen Fällen ist es nicht möglich, Bauchschmerzen exakt im Oberbauch oder Unterbauch zu lokalisieren. Sie breiten sich in einigen Fällen über den gesamten Bauchraum aus. Eine häufige Ursache sind Verdauungsbeschwerden wie etwa eine Verstopfung. Aber auch Infekte und Erkrankungen kommen als Ursache in Frage.
Eine Infektion des Magen-Darm-Trakts kann zu Bauchkrämpfen führen, die sich über den gesamten Bauchraum erstrecken. Typische Symptome sind Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Ähnliche Symptome treten bei einer leichten Nahrungsmittelvergiftung auf.
Auch eine Bauchfellentzündung oder Peritonitis kann zu unspezifischen Bauchschmerzen führen. Die Bauchfellentzündung stellt einen akuten Notfall dar, der einer sofortigen Behandlung bedarf. Sie ist oft das Resultat eines Darmverschlusses (Illeus), einer Blinddarmentzündung oder eines Magengeschwürs.
Bei einem Darminfarkt (Mesenterialinfarkt) kommt es zu besonders heftigen, stichartigen Bauchschmerzen. Diese werden begleitet durch Erbrechen und Durchfall. Problematisch hierbei ist das Nachlassen der Symptome nach einigen Stunden. In diesem Fall können Darmabschnitte bereits abgestorben sein, da sie keine Sauerstoffversorgung mehr haben. Dies kann in schweren Fällen zu Kreislaufproblemen führen. Daher ist auch hier sofortiges Handeln erforderlich.
Was Betroffene tun können: Selbstmedikation und Hausmittel
Nicht alle Arten von Bauchschmerzen erfordern gleich einen Arztbesuch. Handelt es sich um unproblematisch Ursachen wie ein zu üppiges Essen oder eine leichte Magenverstimmung, ist eine Selbstmedikation ausreichend. In manchen Fällen genügen bereits Hausmittel.
Tees aus Kamille, Fenchel oder Anis können beruhigend wirken. Insbesondere, wenn Blähungen die Ursache sind, verschaffen solche Tees oft Linderung. Ingwer kann bei Verdauungsproblemen ebenso lindernd wirken.
Nach üppigen Speisen haben Artischocken in Form von Tabletten oder Saft eine vorbeugende Wirkung gegen Magendrücken. Liegen Krämpfe vor, lassen sich diese mit einem warmem Kirschkernkissen oder einer Wärmflasche lösen oder lindern.
Liegt ein Magen-Darm-Infekt vor, verliert der Körper häufig viel Flüssigkeit, Salz und andere Mineralstoffe. Grund hierfür sind Durchfall und Erbrechen. Hier hilft eine Lösung aus Wasser, Salz und Zucker. Solche Lösungen finden Sie in der Apotheke oder können Sie auch selbst herstellen. Die Mischung gleicht die entstandenen Verluste wieder aus.
Oft sind Bauchschmerzen psychisch bedingt und wurzeln in einem hektischen Lebensstil oder in akutem Stress. Hier kann bereits etwas Entspannung und hinreichend Schlaf genügen, um die Symptome zu lindern.
Hinweise zur Ersten Hilfe im Notfall
Während Bauchschmerzen in den meisten Fällen harmlos sind, kann es in anderen Fällen zu einer Notfallsituation kommen. Erste Hilfe ist angezeigt, wenn Sie ernsthafte Erkrankungen oder Störungen hinter den Bauchschmerzen vermuten. Treten die Schmerzen ohne erkennbare Ursache auf, sind Sie besonders stark oder verstärken sie sich innerhalb eines kurzen Zeitraums und werden sie von weiteren Symptomen begleitet? Meist kommt es begleitend bei Betroffenen zu einer Verschlechterung des Allgemeinzustands, die sich etwa in Übelkeit, Erbrechen oder Kreislaufproblemen bemerkbar macht.
Handelt es sich um einen Notfall, beispielsweise ein akutes Abdomen, so ist erste Hilfe zu leisten. Rufen Sie in diesem Falle einen Notarzt. Betroffene sollten in einer angemessenen Lage liegen, beispielsweise auf der Seite mit angezogenen Beinen. Klagen betroffene über Atemnot, sollten Sie den Oberkörper aufrichten. Es empfiehlt sich, Betroffenen zunächst nichts zu essen oder zu trinken zu geben, bis der Notarzt eintrifft.
Außerdem sollten Sie die Atmung und das Bewusstsein des Betroffenen regelmäßig kontrollieren. Sie sollten Betroffene so lange nicht verlassen und sie so lange beruhigen, bis ärztliche Hilfe eintrifft.
Gefährliche Bauchschmerzen: Wann liegt ein Notfall vor
Grundsätzlich sollten Sie ungewöhnliche Bauchschmerzen ernst nehmen, wenn diese sich anders als üblich äußern. Beginnen die Bauchschmerzen plötzlich und heftig und werden sie im weiteren Verlauf schlimmer, sollten Sie dies als Alarmsignal werten. Wenn Betroffene eine liegende, gekrümmte Position einnehmen, ist dies ein Hinweis auf außergewöhnlich starke Schmerzen. Auf jeden Fall sollten Sie einen Notarzt konsultieren, wenn die Bauchschmerzen begleitet werden von starkem Erbrechen, insbesondere beim Erbrechen von Blut oder Stuhl.
Auch ein blutiger Stuhl oder blutiger Urin sind ernst zu nehmende Begleitsymptome. Das gleiche gilt bei Stuhlverhalt oder Urinverhalt. Ein auffallend harter, aufgeblähter Bauch („Abwehrspannung“) kann ebenso Anlass zur Sorge geben. Zusätzliche Symptome wie Schockzustände, kalter Schweiß oder Ohnmacht in Zusammenhang mit Bauchschmerzen sind ebenfalls ein Fall für den Notarzt.
Bildnachweise
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Quellen:
https://www.anaesthesisten-im-netz.de/schmerzmedizin/haeufige-schmerzarten/magen-und-bauchschmerzen/
https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/bauchschmerzen/ursachen-von-bauchschmerzen.html
https://link.springer.com/article/10.1007/s00063-012-0172-4
https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/gastrointestinale-erkrankungen/symptome-bei-st%C3%B6rungen-des-gastrointestinaltrakts/chronische-und-rezidivierende-bauchschmerzen