Mit Sicherheit hatte sie jeder schon einmal: eine belegte Zunge. Doch wodurch entsteht der Zungenbelag und wie kann er beseitigt werden? Welche Ursachen und Behandlungen möglich sind, zeigen wir im Folgenden auf.
Erklärung: Was ist eine belegte Zunge?
Eine gesunde, saubere Zunge ist rosig und fühlt sich aufgrund der sogenannten Papillen – also der Geschmacksknospen – nur leicht rau an. Im Normalfall ist das jedoch kaum spürbar, da ein dünner Film aus Speichel für eine nahezu glatte Oberfläche sorgt.
Ist die Zunge belegt, verändern sich jedoch Optik und Oberfläche. Der Belag kann verschiedene Farbtöne aufweisen. Darunter:
- weißlich
- gelblich
- grau
- braun
- schwarz
Die Zunge kann sich zudem pelzig und rau anfühlen, brennen und anschwellen oder Risse aufweisen.
Was sind mögliche Symptome einer belegten Zunge?
Welche Symptome auftreten, ist abhängig von der jeweiligen Ursache. Ein Belag ist in jedem Fall gegeben. Weiterhin sind aber auch die folgenden Beschwerden und Begleiterscheinungen möglich:
- Mundgeruch: Aufgrund der Zusammensetzung des Belags kann es zu einer unangenehmen Geruchsentwicklung kommen. Betroffenen Personen fällt dieser oftmals nicht direkt selbst auf. Das gilt vor allem dann, wenn der Zungenbelag schon länger vorhanden ist. Sofern ein Belag auf der Zunge vorhanden ist, sollte jedoch automatisch davon ausgegangen werden, dass sich der Geruch der Mundhöhle und des Atems – sowohl beim Sprechen als auch beim Atmen – negativ verändert hat.
- schlechter oder veränderter Geschmack: Aufgrund des Belags kann der Geschmack von Speisen und Getränken verfälscht werden. Das ist zum einen darauf zurückzuführen, dass der Zungenbelag selbst einen Geschmack aufweist. Zum anderen werden die Geschmacksknospen bedeckt. Aromen werden daher anders wahrgenommen als mit einer sauberen, gesunden Zunge ohne Ablagerungen.
- Brennen: Abhängig von der Ursache und der Zusammensetzung des Belags, kann die Zunge gereizt sein und es können sich Schwachstellen in dem körpereigenen Schutz entwickeln. Vor allem bei dem Verzehr von potenziell reizenden Lebensmitteln oder Getränken kann daher ein Brennen oder ein brennender Schmerz auftreten.
- Empfindlichkeit: Scharfe oder sehr saure Speisen können bereits bei einer gesunden Zunge Beschwerden hervorrufen. Liegt eine Beeinträchtigung durch krankhaften Zungenbelag vor, kann die Sensibilität zusätzlich erhöht werden. Bereits eine geringe Schärfe, Kohlensäure oder andere reizende Substanzen können erhebliche Schmerzen hervorrufen.
- Risse: Risse in der Zunge können aufgrund der erblichen Veranlagung vorliegen, aber auch durch krankhaften Belag entstehen. Sind diese stark ausgeprägt, ist die Bezeichnung in der medizinischen Fachsprache „Landkarten-Zunge“. Entstehen Risse durch Krankheit oder sind diese bereits vorhanden, ist ebenfalls eine erhöhte Sensibilität gegen reizende Stoffe gegeben. Alkohol, scharfe Zahncreme oder Mundwasser, stark gewürzte Speisen, Getränke mit Kohlensäure oder besonders saure Früchte können intensive Schmerzen hervorrufen.
- Entzündungen und Infektionen: Wenn bereits kleinere Schwachstellen im körpereigenen Schutz bestehen, können reizende Stoffe aber auch Keime, wie Viren, Bakterien und Pilze einfacher eindringen. Die möglichen Folgen sind Infektionen und Entzündungen. Schwellungen, Rötungen, Schmerzen, Hitzeentwicklung, Brennen sowie eitrige Beläge sind mögliche Folgen.
- Verlängerung der Papillen: Die Geschmacksknospen können sich verlängern und dadurch sowohl optisch als auch im Empfinden regelrecht wie Haare auf der Zunge wirken. Das ist zwar unangenehm, in der Regel jedoch gesundheitlich unbedenklich.
Woraus besteht Zungenbelag?
Eine der häufigsten Formen von Zungenbelag besteht aus einigen einfachen Komponenten:
- Nahrungsreste
- Zellen
- Bakterien und deren Ausscheidungen
- weitere aufgenommene Substanzen, wie beispielsweise Nikotin, Lebensmittelfarbstoffe, Rückstände von Medikamenten und natürlich färbende Stoffe aus Früchten
Dieser an sich harmlose Belag auf der Zunge entsteht, wenn die Rückstände von Essen oder Getränken längere Zeit im Mund verbleiben und somit eine ideale Nahrungsquelle für Bakterien darstellen. Die Bakterien verdauen die Speisereste und scheiden ihrerseits Substanzen aus, die sowohl Zähnen als auch Zahnfleisch und der Zunge Schäden zufügen können.
Woraus der jeweilige Belag besteht, ist jedoch wiederum abhängig von der Ursache. Handelt es sich beispielsweise um eine Pilzinfektion oder die Nebenwirkung einer medikamentösen Behandlung, können Nahrungsrückstände und Bakterien nahezu nicht vorhanden sein. Dafür machen die Keime und abgestorbene oder veränderte Zellen einen deutlich größeren Anteil des Belags aus.
Hinweis: Woraus der Belag besteht, kann bei der Diagnose der Ursache daher auch ein wertvoller Anhaltspunkt sein. Wird ein Abstrich untersucht, lassen sich die Möglichkeiten der Auslöser häufig deutlich eingrenzen.
Zungenbelag: Ursachen und mögliche Krankheiten
Eine belegte Zunge kann zahlreiche Ursachen haben. Zu diesen möglichen Auslösern gehören unter anderem:
- falsche Hygiene: Sowohl übertriebene als auch mangelnde Hygiene kann dafür sorgen, dass sich Beläge bilden. Regelmäßiges Zähneputzen allein reicht nicht aus, um Speisereste vollständig zu entfernen. Auch die Zahnzwischenräume und die Zunge sollten gereinigt werden. Durch Zahnseide und das Putzen beziehungsweise Abschaben der Zunge werden Bakterien und Rückstände gründlicher entfernt und das Risiko für die Entstehung von Belägen sinkt.
- Zigaretten und Alkohol: Sowohl Nikotin als auch Alkohol haben gleich mehrere potenziell negative Auswirkungen auf die Mundflora, auf Zunge, Zahnfleisch und Zähne. Sie können die Schleimhäute austrocknen, Zähne und Zahnfleisch angreifen und die Gefahr für Infektionen erhöhen. Hierdurch werden Beläge begünstigt. Zudem können färbende Substanzen aus dem Nikotin aber auch intensiv gefärbter Alkohol, wie beispielsweise Rotwein, den Zungenbelag farblich bedenklich erscheinen lassen. Gelbliche bis braune oder sogar schwarze Töne sind möglich.
- einseitige Ernährung: Eine ballaststoffarme, stärke- oder sehr zuckerhaltige Ernährung ermöglicht es den Bakterien im Mund sich schnell auszubreiten. Denn sie bietet ihnen eine ideale Nahrungsgrundlage. Wer hingegen ballaststoffreiche und wasserreiche Lebensmittel, wie Gemüse und Obst mit Schale, Vollkornprodukte, Nüsse, Samen, Kerne und Salate auf den Speiseplan setzt, wirkt bereits durch den Abrieb beim Kauen dem Zungenbelag entgegen. Zudem bieten die zuckerarmen Lebensmittel eine schlechtere Grundlage für die Bakterien.
- zu geringe Flüssigkeitszufuhr: Die meisten Bakterien, die sich für eine belegte Zunge oftmals verantwortlich zeigen, finden sich am sogenannten Zungengrund. Auch eine Zahnbürste reicht nicht bis an diese Stelle. Durch häufiges Trinken und Schlucken können die Keime jedoch zumindest zu einem Teil weggespült werden. Wasser und ungesüßter Tee sind dafür gut geeignet. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr hat weiterhin zwei Vorteile, die sich positiv auf die Mundgesundheit auswirken können. Sie unterstützt die Schleimhäute in ihrer natürlichen Abwehrfunktion und ist entscheidend für die Speichelbildung. Kann ausreichend Speichel gebildet werden, wirkt dieser ebenfalls als körpereigene „Spülung“ für die Zunge.
- Einnahme von Medikamenten: Verschiedene Medikamente können für einen trockenen Mund sorgen und auch die Entstehung von Zungenbelägen begünstigen. Besteht nicht die Möglichkeit, ein anderes Mittel einzunehmen oder ist eine dauerhafte Anwendung erforderlich, können eine gesteigerte Trinkmenge, das Lutschen von sauren Bonbons oder spezielle befeuchtende Sprays Abhilfe schaffen.
- Pilzinfektionen: In einigen Fällen sind die Beläge auf der Zunge nicht auf Bakterien und deren Ausscheidungen zurückzuführen, sondern auf eine Pilzinfektion. In der Regel handelt es sich dabei um Mundsoor – eine Infektion mit Hefepilzen. Diese zeigt sich oftmals an den Innenseiten der Wangen und den Lippen, kann aber ebenso auf die Zunge übergehen. Auffällig ist, dass beim vorsichtigen Entfernen der Beläge blutige oberflächliche Wunden sichtbar werden.
- organische Probleme: Abhängig von Farbe und Beschaffenheit des Belags auf der Zunge, können daraus auch Rückschlüsse auf verschiedene organische Probleme gezogen werden. Beispielsweise tritt bei einer Funktionseinschränkung der Milz unter anderem ein grauer Zungenbelag auf.
- Mangelzustände: Ebenso wie bei organischen Beschwerden können auch Mangelzustände, wie zum Beispiel ein Eisenmangel oder daraus resultierende Blutarmut für vermehrte Ablagerungen sorgen.
- Mundwasser: Es erscheint widersprüchlich, dass ausgerechnet Mundwasser und Mundspülungen – die die Mundhygiene verbessern sollen – für Beläge und Verfärbungen verantwortlich sein können. Bei bestimmten Wirkstoffen trifft dies bei einer zu langen Anwendung jedoch zu. Oftmals handelt es sich dabei um Chlorhexidin, dass länger als vorgeschrieben zum Einsatz kommt und braune bis schwarze Zungenbeläge oder sogar Verfärbungen der Zungenoberfläche erzeugen kann.
- ausbleibende Untersuchungen: Wer regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt oder Zahnarzt nicht wahrnimmt, riskiert damit gleich mehrere Gefahren. Krankheiten und bestehende Probleme werden nicht rechtzeitig erkannt und dementsprechend auch nicht frühzeitig behandelt. Beschwerden können sich daher zunächst unbemerkt verschlimmern und intensivieren, wodurch sich die notwendige Therapie deutlich schwieriger und langwieriger gestalten kann.
Was kann ich selbst gegen Zungenbelag unternehmen?
Erste-Hilfe-Maßnahmen und Sofort-Tipps bei belegter Zunge sind einfach umzusetzen aber nur dann wirksam, wenn es sich um einfache und harmlose Ursachen handelt. Dabei handelt es sich um:
- Zunge putzen: Die Zunge mit einem Zungenschaber oder einer Zahnbürste zu reinigen entfernt einen großen Teil des Belags. Gerade bei den hinteren Abschnitten der Zunge ist jedoch etwas Gewöhnung erforderlich, da ein Würgereiz ausgelöst werden kann. Bei regelmäßiger und vorsichtiger Durchführung lässt sich dieser allerdings vermeiden.
- Gurgeln: Mit Salzwasser zu gurgeln tötet Bakterien ab und sorgt für eine Befeuchtung der Schleimhäute. Ein Teelöffel Salz auf ein Glas (200 Milliliter) lauwarmes Wasser reicht bereits aus, um dem Zungenbelag entgegen zu wirken.
- viel trinken: Eine weitere Erste-Hilfe-Maßnahme gegen Belag auf der Zunge ist es, nach der Reinigung und dem Gurgeln die Trinkmenge zu erhöhen. Speisereste und Bakterien werden durch das Trinken weggespült und die Schleimhäute mit Feuchtigkeit versorgt.
Belegte Zunge: Welche vorbeugenden Maßnahmen sind sinnvoll?
Es ist nicht in jedem Fall möglich, einer belegten Zunge vorzubeugen. Mit einigen einfachen Mitteln und Maßnahmen kann das Risiko dafür jedoch verringert werden. Zu diesen gehören unter anderem:
- Hygiene: Die Zähne zu putzen ist eine Selbstverständlichkeit und gehört zum Alltag. Die Zunge wird dabei jedoch häufig vernachlässigt. Dabei sitzen gerade auf ihr beziehungsweise zwischen den Papillen große Mengen an Bakterien und auch Speisereste können sich hier ablagern. Sie sollte daher ebenso gründlich wie die Zähne gebürstet oder aber mit einem speziellen Zungenschaber gereinigt werden.
- Genussmittel: Tee, Kaffee, Alkohol, Cola und andere Genussmittel wie Zigaretten haben durch den Zuckergehalt, Gerbstoffe und färbende Substanzen sowie andere Bestandteile einen negativen Einfluss, wenn sie häufig oder im Übermaß konsumiert werden. Vor allem Alkohol und Zigaretten sollten daher gemieden werden.
- Flüssigkeitszufuhr: Wer über den Tag verteilt immer wieder ein Glas Wasser trinkt, leistet damit einen wertvollen Beitrag zur eigenen Gesundheit. Bakterien werden dadurch regelmäßig von der Zunge beziehungsweise aus dem Mundraum gespült und können sich somit weniger ausbreiten. Schleimhäute und Haut werden mit Flüssigkeit versorgt, wodurch sie ihrer Funktion nachkommen können. Stoffwechsel-Endprodukte können schneller ausgeschieden werden. Flüssigkeitsverluste, beispielsweise durch Schwitzen oder trockene Luft durch Heizungen beziehungsweise Klimaanlagen, können ausgeglichen werden. All das trägt dazu bei, dass Körper und Immunsystem geschont und gestärkt werden, was wiederum einen positiven Effekt auf die Ausbreitung von Bakterien haben und die Gefahr für einen Befall mit Pilzen verringern kann.
- regelmäßige Untersuchungen und Reinigungen: Zweimal jährlich sollte ein Besuch bei einem Zahnarzt auf dem Programm stehen. Die Kontrolle und eine professionelle Zahnreinigung können zum einen dabei helfen, Zungenbelägen vorzubeugen. Zum anderen helfen sie dabei, eventuell bestehende Probleme frühzeitig zu erkennen und entsprechend behandeln zu können.
- ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene, gesunde und abwechslungsreiche Ernährung bringt gleich mehrere Vorzüge mit sich. Die Vitamine, Mineralien, Ballaststoffe und Makronährstoffe, namentlich Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate aus möglichst frischen und unverarbeiteten Lebensmitteln sind entscheidend für die normale Funktion des Körpers, darunter auch die körpereigene Abwehr von Krankheitserregern wie Bakterien oder Pilzen. Hinzu kommt bei frischen und gesunden Lebensmitteln noch, dass Schalen von Obst und Gemüse Ballaststoffe enthalten, harte Schalen, Rinden von Brot und Brötchen erfordern längeres und gründlicheres Kauen. Hierdurch wird zum einen der Speichelfluss angeregt und zum anderen ein Abrieb an Zähnen und Zunge bewirkt. Schleimhäute und Zahnschmelz werden davon nicht beschädigt, Ablagerungen können jedoch ähnlich wie beim Zähneputzen entfernt werden. Das Ergebnis ist natürlich nicht annähernd so gründlich wie bei dem Zähneputzen, eine geringe Menge wird aber dennoch entfernt. Aus diesem Grund ist es auch nicht sinnvoll, essbare Schalen von Obst und Gemüse zu entfernen oder die Rinde vom Brot abzuschneiden.
- Speichelfluss anregen: Ein trockener Mund fühlt sich nicht nur unangenehm an, sondern kann auch die Schleimhäute in Mitleidenschaft ziehen und Risse begünstigen. Hierdurch können Keime einfacher eindringen, was wiederum Beläge und Infektionen begünstigt.
Wann muss ich mit einer belegten Zunge zum Arzt?
Ein Besuch bei Zahnarzt oder Hals-Nasen-Ohren-Arzt ist immer dann angeraten wenn:
- Schmerzen, Brennen oder eine erhöhte Empfindlichkeit auftreten
- der Zungenbelag eine unklare Ursache hat und immer wieder auftritt
- sich der Belag auf der Zunge nicht entfernen lässt oder Wunden darunter sichtbar werden
- ein unangenehmer Geruch oder Geschmack auftreten
- Verfärbungen sichtbar sind, obwohl auf färbende Substanzen verzichtet wurde
- weitere Symptome bestehen, wie beispielsweise Fieber, Schwäche, Blässe oder Verdauungsstörungen
Bildnachweise
Beitragsbild: © 1045373 / Pixabay
Quellen:
https://www.mayoclinic.org/symptoms/white-tongue/basics/causes/sym-20050676
https://www.your.md/condition/coated-tongue
https://www.dentalone-md.com/blog/learn-the-causes-of-a-coated-tongue/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30224610/
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/16451515/