Eingerissene Mundwinkel können ausgesprochen schmerzhaft sein und heilen nur langsam, da es beim Sprechen, Lachen, Gähnen und Zähneputzen immer wieder zum Aufbrechen der empfindlichen Haut kommt. Worin die möglichen Ursachen liegen und wie eingerissene Mundwinkel behandelt werden können, zeigt der folgende Ratgeber.
Definition: Was sind eingerissene Mundwinkel?
Eingerissene Mundwinkel werden in der Fachsprache unterschiedlich bezeichnet. Zu den gängigsten Begriffen gehören:
- Cheilitis angularis
- Mundwinkelrhagaden
- Perleche
In jedem Fall handelt es sich dabei um aufgesprungene Lippenhaut, direkt in den Mundwinkeln. Die Lippenhaut ist sehr empfindlich, da sie weder über Talgdrüsen noch über Schweißdrüsen verfügt und zudem stark beansprucht wird. Sprechen, Essen, mit der Zunge über die Lippen fahren – bei jedweder Mimik wird die Haut bewegt. Hinzu kommen Sonnenstrahlung, trockene Luft in Räumen durch Heizung und Klimaanlagen, reizende Substanzen, wie beispielsweise Zahncreme, Mundwasser aber auch saure oder scharfe Speisen.
All diese Einflüsse können dafür sorgen, dass die Mundwinkel immer wieder einreissen oder die Heilung sehr lange Zeit in Anspruch nimmt.
Welche Symptome treten bei eingerissenen Mundwinkeln auf?
Auch wenn eingerissene Mundwinkel nach einem banalen Problem klingen, können sie immense Beschwerden erzeugen. Zu den typischen Symptomen gehören unter anderem:
- Risse, in der Fachsprache auch als Rhagaden bezeichnet
- Blutungen
- Bildung von Wundschorf und Verkrustungen
- Schmerzen, vor allem bei Bewegungen des Mundes
- Brennen
- Juckreiz
- erneutes Einreissen
- Rötungen
- Schwellungen
- Entzündungen
- Wärmeentwicklung
Welche Ursachen und mögliche Krankheiten können hinter eingerissenen Mundwinkeln stecken?
Die Ursachen beziehungsweise Auslöser für eingerissene Mundwinkel können vielfältig sein. Mögliche Gründe sind:
- unzureichende Pflege der Lippenhaut
- zu trockene Luft
- Mangelzustände beziehungsweise Mangelernährung
- mangelhafte Pflege von Zahnfleisch und Zähnen
- Infektionen, wie Erkältungen oder Grippe
- geringe Flüssigkeitszufuhr
- manuelle Reizungen, beispielsweise durch Zahnspangen, Zahnersatz oder Abziehen der Lippenhaut
Auch starke oder übermäßige Mimik kann dazu führen, dass die empfindliche Haut in den Mundwinkeln aufreisst oder aufplatzt. Das gilt vor allem dann, wenn die Haut sehr trocken oder bereits gereizt ist.
Was kann ich selbst tun?: Erste-Hilfe und Sofort-Tipps bei eingerissenen Mundwinkeln
Sind die Mundwinkel bereits eingerissen und vielleicht sogar entzündet, können Sie selbst einige Maßnahmen durchführen, um die Heilung zu beschleunigen und die Beschwerden zu lindern. Dazu gehören:
- Cremen und Salben: Lippenpflegestifte aber auch Wund- und Heilsalben fungieren zum einen als Schutzschicht auf den Rissen. Zum anderen enthalten sie Wirkstoffe, die die Wundheilung beschleunigen, die Haut geschmeidiger und elastischer halten und somit ein weiteres Einreissen verhindern können. Hierdurch wirken sie lindernd auf Schmerzen, können die Heilungsdauer verkürzen und auch unangenehmes bis schmerzhaftes Brennen verringern.
- Honig: Imkerhonig und vor allem Manukahonig wirkt desinfizierend und förderlich auf die Wundheilung. Eine kleine Menge reicht aus, da der Honig durch die Hautwärme schmilzt und abtropfen kann. Pro Mundwinkel sollte daher nur eine Messerspitze aufgetragen werden.
- Flüssigkeitszufuhr und Luftfeuchtigkeit: Viel zu trinken und die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen schont die Haut und die Schleimhäute. Die körpereigene Abwehr kann besser funktionieren und die Versorgung wird beschleunigt. Auch hierdurch kann der Heilungsprozess kürzer ausfallen. Zudem kann verhindert werden, dass die Haut noch stärker einreisst.
- Mimik: Wenn die Mundwinkel eingerissen sind, kann es bereits schmerzen zu sprechen, zu essen oder zu trinken. Auch Lachen, Gähnen und Zähneputzen können Beschwerden bereiten und die Risse noch zusätzlich vergrößern.
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung wirkt sich nicht nur positiv auf eingerissene Mundwinkel aus – die generelle Gesundheit profitiert davon. Speziell bei eingerissener beziehungsweise aufgesprungener Lippenhaut oder Rissen in den Mundwinkeln kann ein Mangelzustand vorliegen, der durch eine abwechslungsreiche, vitamin- und mineralstoffhaltige Ernährung ausgeglichen und somit behoben werden kann. Allerdings ist das nur dann der Fall, wenn der Mangelzustand nicht stark ausgeprägt ist. Gegebenenfalls müssen hochdosierte Ergänzungsmittel zum Einsatz kommen, die Einnahme ist allerdings erst nach einer ärztlichen Untersuchung angeraten und sinnvoll.
- Hygiene: Um Infektionen und Entzündungserscheinungen zu vermeiden, sollten die Wunden sauber gehalten werden. Hierzu empfiehlt sich das vorsichtige Abtupfen mit einer dreiprozentigen Wasserstoffperoxid oder verdünnter Kamillentinktur. Auch Salzwasser kann verwendet werden, um Keime abzutöten.
- Finger weg: Auch wenn es schwer fällt, sollte der Wundschorf nicht mit den Fingern beziehungsweise den Fingernägeln abgehoben oder abgekratzt werden. Ebenso ist es zu vermeiden, die Wunden immer wieder mit den Fingern oder der Zunge zu befühlen. Stört der Wundschorf sehr, kann er vorsichtig mit einer lauwarmen Salzwasser-Lösung aufgeweicht und die Risse im Anschluss mit Wundsalbe versorgt werden.
- reizende Substanzen vermeiden: Scharfe und saure Speisen und Getränke, Rauchen und Alkohol können die Wunden in den Mundwinkeln reizen, Schmerzen auslösen und die Heilung verzögern. Solange die Risse nicht abgeheilt sind ist es also sinnvoll, auf derlei schädliche Einflüsse zu verzichten.
Helfen diese Mittel und Maßnahmen nicht, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Das ist auch dann angeraten, wenn weitere Symptome vorliegen.
Wann muss ich mit eingerissenen Mundwinkeln zum Arzt?
Es mag zunächst übertrieben erscheinen, aufgrund von eingerissenen Mundwinkeln einen Arzt aufzusuchen. In einigen Fällen ist dies aber nicht nur sinnvoll, sondern dringend angeraten. Denn die an sich kleinen Verletzungen sind nicht immer harmlos. Sie können ebenso auf Mangelzustände hinweisen, eine Nebenwirkung von Medikamenten sein oder Rückschlüsse auf Krankheiten erlauben.
Ein Arztbesuch ist daher angeraten, wenn:
- eingerissene Mundwinkel häufiger auftreten
- trotz entsprechender Maßnahmen keine Heilung stattfindet
- weitere Beschwerden auftreten, wie Juckreiz, Brennen, starke Schmerzen oder Fieber
- die Risse stark ausgeprägt sind
- Eiter oder anderer Ausfluss auftritt
- die Lippen ebenfalls aufgesprungen sind
- im Mundraum ebenfalls Entzündungen vorhanden sind
- Haut und Schleimhäute Veränderungen aufweisen
- weitere Symptome auf einen Mangel hinweisen, wie beispielsweise Blässe, Haarausfall, trockene Haut, Antriebslosigkeit, Müdigkeit oder häufige Infektionen
In diesen Fällen ist es sinnvoll, ein Blutbild erstellen zu lassen und dadurch Entzündungswerte und eventuell bestehende Mangelzustände zu diagnostizieren und gezielt ausgleichen zu können.
Vorbeugende Maßnahmen: Wie lassen sich eingerissene Mundwinkel vermeiden?
Eingerissenen Mundwinkeln kann vergleichsweise einfach vorgebeugt werden. Wichtig sind die folgenden Punkte:
- ausgewogene Ernährung: Eine abwechslungsreiche Ernährung ist wichtig für die Versorgung des Körpers. Ein gesunder Organismus kann sich zudem besser gegen potenzielle Krankheitserreger wehren und bereits vorhandene Wunden und Infektionen können schneller heilen. Gemüse, Obst, Vollkornprodukte sowie Nüsse, Samen und Kerne sollten daher regelmäßig auf dem Speiseplan stehen.
- Pflege: Die Pflege der empfindlichen Lippenhaut kann von außen und von innen erfolgen. Lippenpflegestifte und -salben bilden einen Schutzfilm und können das Risiko für eingerissene Mundwinkel reduzieren, wenn sie auch in den Mundwinkeln aufgetragen werden. Ideal sind Produkte auf natürlicher Basis, wie Bienenwachs, Panthenol und Mandelöl. Derartige Produkte halten die Haut elastischer und geschmeidiger. Da sie sich beim Essen, Trinken und Sprechen jedoch vergleichsweise schnell abtragen, sollten sie regelmäßig zum Einsatz kommen. Für die Pflege von innen empfehlen sich die bereits erwähnten gesunden Nahrungsmittel sowie hochwertige Öle und der Ausgleich von Mangelzuständen.
- Luftfeuchtigkeit: Trockene Luft in Räumen, beispielsweise durch Heizungen oder Klimaanlagen, wirkt sich negativ auf Haut und Schleimhäute aus. Regelmäßiges Lüften kann die Luftfeuchtigkeit erhöhen. Ist dies nicht möglich oder nicht ausreichend, können Zimmerpflanzen, Luftbefeuchter, Zimmerspringbrunnen oder aufgestellte Schalen mit Wasser Abhilfe schaffen.
- Gewohnheiten ändern: Immer wieder zum Befeuchten über die Lippen lecken? Abstehende Haut mit den Fingernägeln abziehen? Rauchen oder gedankenverloren an den Lippen kratzen? Oftmals sind diese Gewohnheiten bereits so fest verankert, dass sie kaum noch bewusst wahrgenommen werden. Allerdings wird die sensible Haut dadurch nicht nur gestresst, sondern es werden auch immer wieder Keime aufgebracht und Verletzungen erzeugt. Wer sich dabei ertappt, sollte Alternativen finden. Lippenpflege auftragen und etwas trinken anstatt mit der Zunge zum Befeuchten über die Lippen zu fahren kann bereits helfen. Bei trockener, abgestorbener Haut sollte nicht gezupft oder gezogen werden, denn hierdurch können Wunden entstehen. Besser ist das vorsichtige Abreiben mit einer weichen, sauberen Bürste.
- Flüssigkeitszufuhr erhöhen: Da der Lippenhaut sowohl Schweiß- aus auch Talgdrüsen fehlen, ist sich nur schlecht gegen äußere Einflüsse geschützt. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr kann jedoch dafür sorgen, dass die Lippen förmlich von innen aufgepolstert werden, Endprodukte des Stoffwechsels schneller abtransportiert werden können und die Versorgung und Durchblutung gesteigert wird.
- regelmäßige Untersuchungen: Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt und Hausarzt können Probleme, wie beispielsweise Mangelzustände frühzeitig aufzeigen und lassen sich daher schneller und einfacher therapieren.
- Hygiene: Rückstände von Essen und Getränken können sich in den Mundwinkeln ansammeln und hier für mehrere Stunden reizend wirken. Das gilt nicht nur für besonders scharfe oder saure Speisen. Nach dem Essen sollte der Mund daher leicht abgewaschen werden. Eine gute Mundhygiene durch Zähneputzen, reinigen der Zunge und der Zahnzwischenräume sowie gurgeln kann zudem die Keimbelastung gering gehalten werden. Hierdurch wird die Haut geschont und das Risiko für Entzündungen sinkt.
- Durchblutung anregen: Gut durchblutete Lippenhaut wird besser versorgt. Das gilt sowohl für Sauerstoff als auch für Nährstoffe. Zudem werden Abbauprodukte schneller aus den Zellen transportiert. Die Durchblutung lässt sich durch einfache Mittel und Maßnahmen anregen. So reicht es beispielsweise aus, sie sanft mit den Fingern zu massieren oder mit einer weichen Bürste vorsichtig in kreisenden Bewegungen abzubürsten. Geeignet für die zweite Variante sind unter anderem Kosmetikbürsten oder aber Kinderzahnbürsten. Der Vorteil der Bürsten ist es, dass abgestorbene Hautschuppen und abstehende Hautfetzen schonend entfernt werden. Das Gleiche gilt für eventuelle Rückstände von Speisen und Getränken. Weitere angenehme Nebeneffekte sind es, dass die Lippen glatter und durch die Massage auch rosiger und praller erscheinen.
Bildnachweise
Beitragsbild: © Giulia Marotta / Pixabay
Quellen:
https://www.healthline.com/health/angular-cheilitis#causes
https://www.webmd.com/oral-health/angular-cheilitis#1
https://www.dermatologyadvisor.com/home/decision-support-in-medicine/dermatology/angular-cheilitis-perleche-angular-stomatitis-cheilosis/
Devani, Alim. and Benjamin Barankin. „Answer: Can you identify this condition?.“ Canadian Family Physician vol. 53,6 (2007): 1022-1023.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1949217