Fersenschmerzen (medizinisch: Tarsalgie) zählen zu den häufigsten Beschwerdebildern in der Orthopädie. Kennzeichnend sind bohrende, drückende oder stechende Schmerzen in der Fußsohle beim Auftreten und das Gehen zur Tortur machen. Betroffen sind neben älteren Personen vor allem Menschen mit Übergewicht und aktive Sportler. Die Auslöser der Beschwerden sind sehr unterschiedlich. Entsprechend vielfältig sind auch die Therapien, die bei Fersenschmerzen zum Einsatz kommen. Nachfolgend stellen wir Ihnen die häufigsten Ursachen und deren Behandlungsmöglichkeiten vor, und geben Ihnen Tipps, wie Sie Schmerzen in der Ferse selbst behandeln und effektiv vorbeugen können.
Was sind Fersenschmerzen?
Als Fersenschmerzen gelten mehr oder weniger starke Schmerzempfindungen, die beim Gehen und Stehen, aber auch in Ruhe auftreten können, und in der Ferse lokalisiert sind. Häufig betroffen sind Menschen mit Berufen, die langes Gehen oder Stehen erfordern, wie zum Beispiel Pfleger, Kellner oder Verkäufer. Aber auch (Freizeit-)Sportler klagen häufig über Fersenschmerzen. Zu den typischen Patienten in orthopädischen Praxen zählen unter anderem Jogger, Marathonläufer und Wanderer. Aber auch andere Sportler, die ihre Füße starken Belastungen aussetzen, sind anfällig für Hackenschmerzen.
Abhängig von ihrem Auslöser werden die Schmerzen von Betroffenen als bohrend, drückend oder stechend empfunden. Einige Patienten beschreiben die Fersenschmerzen auch als brennend. Gelegentlich strahlen sie bis ins Bein oder in den gesamten Fuß aus. Bei vielen Betroffenen kommt es zu einem verstärkten Schmerzempfinden nach dem morgendlichen Aufstehen, das jedoch häufig nach einer kurzen „Einlaufphase“ zurückgeht oder vollständig verschwindet. Unangenehm ist für viele Betroffene auch das Barfußlaufen. Hier verstärkt der harte Untergrund die Schmerzen, während gedämpfte Schuhe mit oder ohne spezielle Einlagen die Symptomatik abmildern.
Welche Ursachen stecken hinter Fersenschmerzen?
Für Fersenschmerzen kommen von Entzündungen bis zu Überlastungen zahlreiche Ursachen infrage. Am häufigsten sind jedoch die folgenden drei Erkrankungen Auslöser für Schmerzen in der Hacke:
- Achillodynie
- Fersensporn
- Plantarfasziitis
Achillodynie – krankhafte Veränderung der Achillessehne
Kommt es nach ungewohnt starker körperlicher Belastung oder Fehlbelastung zu Schmerzen im Bereich der Achillessehne, spricht der Orthopäde von einer Achillodynie. Dabei kann es sich um eine Reizung des Achillessehnenansatzes am Fersenbein oder eine Entzündung der Achillessehne handeln. Charakteristisch für die Achillodynie sind Schmerzen, die etwas oberhalb der Ferse beim Gehen und in Ruhe auftreten. Weitere Symptome können sein:
- Druckschmerzempfindlichkeit der Achillessehne
- gerötete und erwärmte Haut im Bereich der Achillessehne
- knirschendes Geräusch der Sehne beim Bewegen des Fußes (Krepitationszeichen)
- sichtbare Verdickung der Achillessehne
Zu Beginn der Achillodynie treten die Beschwerden meist nur kurz (am Tag nach der großen Belastung) auf und gehen anschließend vollständig zurück. In fortgeschrittenen Stadien kommt es häufig schon nach geringer Belastung zu Schmerzen, die sich nur nach längerer Schonung bessern. Schreitet die Achillodynie noch weiter voran, bessern sich die Beschwerden auch nach längeren Pausen nicht mehr und treten schon bei geringer Belastung des Fußes aus. Um dies zu verhindern, und das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten, ist eine frühzeitige Behandlung wichtig.
Behandlung der Achillodynie
Je nach Ursache und Ausmaß der Schädigung stellt zunächst die Schonung und gegebenenfalls das Kühlen der Achillessehne die wirksamste Maßnahme der Therapie dar. Vom Arzt verschriebene Schmerzmittel wie Paracetamol, Ibuprofen oder Diclofenac ermöglichen Ihnen einen weitestgehend normalen Alltag. Sportliche Aktivitäten oder die auslösende Belastung sollten Sie erst wieder aufnehmen, wenn die Achillodynie vollständig abgeheilt ist. Führt die konservative Behandlung nicht zum gewünschten Erfolg, ist möglicherweise eine Operation angezeigt, bei der unter anderem geschädigtes Gewebe entfernt wird.
Fersensporn – schmerzhafter Auswuchs
Ein Fersensporn ist ein knöcherner Auswuchs, der sich am Fersenbein bilden kann. Er ist häufig die Folge einer jahrelangen Überbelastung des Fußes durch Sport oder Übergewicht. Dadurch entstehen im Fersenbein mikroskopisch kleine Risse, die wiederum Entzündungen auslösen. Um die betroffenen Stellen zu schützen, reagiert der Körper, indem er hier Kalk ablagert. Dieser führt mit den Jahren zur Ausbildung eines oft nur wenige Millimeter großen Fersensporns.
Unterschiede gibt es bei der Lokalisation, an welcher der Fersensporn auftritt: Er kann sich am Ansatz der Achillessehne befinden (kranialer Fersensporn) oder unter dem Fuß liegen (plantarer Fersensporn). Der plantare Fersensporn kommt mit Abstand am häufigsten vor und betrifft vor allem Menschen zwischen 40 und 60 Jahren. Typisch für einen Fersensporn sind brennende oder stechende Schmerzen beim Auftreten, die morgens und/oder nach Ruhepausen auftreten und mit der Zeit nachlassen können. Bleibt der Fersensporn unbehandelt, können die Beschwerden chronisch werden und permanent (auch in Ruhe) Schmerzen verursachen. Eine frühzeitige Behandlung ist deshalb wichtig, um das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten.
Behandlung des Fersensporns
Die Behandlung eines Fersensporns besteht ebenfalls primär aus dem Schonen des betroffenen Fußes und dem Vermeiden des Auslösers der Beschwerden. Gilt Übergewicht als Ursache, sollten Sie versuchen, dies im Rahmen schonender sportlicher Betätigung und einer Diät zu reduzieren. Auch orthopädische Schuheinlagen und physiotherapeutische Therapiemaßnahmen können bei der Behandlung des Fersensporns zum Erfolg führen. Achten Sie zudem auf Ihr Schuhwerk: Dämpfende Sohlen verringern die Belastung des Fußes und mindern somit auch die Schmerzen in der Ferse.
Plantarfasziitis – Schmerzen von der Fußsohle bis zur Ferse
Die sogenannte Plantarfaszie erstreckt sich vom Fersenbein bis zu den Zehen und sorgt dafür, dass sich die Belastung beim Auftreten auf den gesamten Fuß verteilt. Bei einer Plantarfasziitis ist die Plantarfaszie in Folge einer massiven oder anhaltenden Überbelastung gereizt oder entzündet. Eine solche Überbelastung tritt meistens bei Personen auf, die an ihrem Arbeitsplatz viel gehen oder stehen, und bei Sportlern (insbesondere Langstreckenläufern und Sprungsportlern). Meistens tritt eine Plantarfasziitis ab einem Alter von 40 Jahren auf, wobei Frauen doppelt so häufig betroffen sind wie Männer.
Zu den Hauptsymptomen der Plantarfasziitis gehören Fersenschmerzen, die sich vor allem auf der Vorderseite des Fersenbeins bemerkbar machen. In einem frühen Erkrankungsstadium tritt der Schmerz nur bei Druck oder Belastung auf, später auch im Ruhezustand. Dann sind die Beschwerden morgens (direkt nach dem Aufstehen) und abends am stärksten. Viele Betroffene versuchen, um die Schmerzen zu vermeiden, nur noch mit den Zehenspitzen oder auf der Außenseite der Fußsohle aufzutreten, was weitere orthopädische Probleme nach sich ziehen kann. Deshalb sollte eine Plantarfasziitis frühzeitig behandelt werden.
Behandlung der Plantarfasziitis
Zur akuten Linderung der Schmerzen sollten Sie den Fuß entlasten, hochlagern und kühlen. Bei Bedarf können Sie entzündungshemmende Schmerzmittel einnehmen. Mittelfristig sind spezielle Dehnübungen sinnvoll, welche die Fuß- und Wadenmuskulatur stärken. Mehrmals täglich durchgeführt, entlasten sie die Plantarfaszie und zeigen gute Erfolge bei der Linderung der Schmerzen. Sind die Schmerzen bereits chronisch, sollten Sie die Ferse permanent mit guten Schuhwerk (Einlagen) unterstützen und Gehen oder Laufen auf harten Böden vermeiden, um die Füße zu entlasten.
Bei manchen Patienten kann eine spezielle Schiene helfen, die über einen längeren Zeitraum nachts getragen wird, um den Fuß zu strecken und die Plantarfaszie zu dehnen. Auch die Physiotherapie kann mit ihren Behandlungsmethoden (zum Beispiel Stoßwellentherapie) zur Heilung beitragen. Übergewichtige Patienten sollten Körpergewicht reduzieren, um die Belastung des Fußes weiter zu verringern. Wenn die genannten konservativen Behandlungsmethoden über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten (besser: zwölf Monaten) keinen Erfolg zeigen, kann eine operative Behandlung in Erwägung gezogen werden.
Weitere mögliche Ursachen für Fersenschmerzen:
- Achillessehnenriss
- Haglund-Ferse (Sonderform des Fersensporns)
- Morbus Bechterew
- Schleimbeutelentzündung (Bursitis)
- Tarsaltunnelsyndrom
Gibt es Hausmittel bei Fersenschmerzen?
Wer Fersenschmerzen ohne Medikamente oder andere konservative Behandlungsmethoden behandeln möchte, kann es mit einem von diesen Hausmitteln versuchen:
Kältekompressen: Entzündungsbedingte Schwellungen der Ferse können Sie mit Eispackungen in den Griff bekommen. Legen Sie passende Kompressen auf die schmerzenden Stellen – so oft Sie möchten.
Apfelessig: Wegen seiner entzündungshemmenden und antibakteriellen Wirkung kann Apfelessig entzündungsbedingte Schmerzen lindern. Wenden Sie den Essig als Fußbad (Füße 5 bis 10 Minuten in eine kleine Wanne mit warmem Wasser und einer halben Tasse Apfelessig stellen) oder als Fußwickel (Tuch mit Wasser-Essig-Mischung tränken) an.
Backpulver: Sind die Schmerzen Folge eines Fersensporns, könnte Backpulver helfen. Dieses löst Kalziumablagerungen auf, die den knöchernen Fortsatz entstehen lassen. Rühren Sie dazu etwa einen halben Teelöffel Backpulver mit etwas Wasser an, bis eine breiige Masse entsteht. Streichen Sie damit den Fersensporn ein und lassen Sie alles, mit einem Wickel bedeckt, einige Zeit einwirken.
Murmeltiersalbe: Salbe mit Murmeltierfett gilt als natürliche Alternative zu Kortison und wird traditionell zur Linderung von Muskel- und Gelenkbeschwerden eingesetzt. Murmeltierfett enthält viele Vitamine und wenig Wasser. Die Salbe ist in der Apotheke erhältlich.
Fußmassage: Für viele Patienten mag es sich komisch anhören, weil Druck in der Regel die Schmerzen verstärkt. Doch eine sanfte Fußmassage hat den Effekt, die Durchblutung im Fuß anzuregen und dadurch die Schmerzen zu lindern.
Darüber hinaus können auch Reizstromtherapie, Magnetfeldtherapie oder Akupunktur zur Linderung von Fersenschmerzen eingesetzt werden. Diese Verfahren und auch die oben genannten Hausmittel können die Beschwerden lindern und Schmerzen reduzieren. Die Ursache der Schmerzen beseitigen sie jedoch nicht.
Wie kann ich Fersenschmerzen vorbeugen?
Eine der effektivsten Möglichkeiten Fersenschmerzen vorzubeugen, ist, auf das richtige Schuhwerk zu achten. Dieses sollte sowohl in der Breite und Länge als auch von der Sohle her zu Ihrem Fuß passen. Achten Sie besonders auf eine gute Dämpfung der Ferse und tragen Sie orthopädische Einlagen, wenn Sie unter einem bekannten Senkfuß, Plattfuß, Knickfuß oder Spreizfuß leiden.
Eine weitere vorbeugende Maßnahme ist das Gewicht zu reduzieren. Gegen einige „Wohlfühlpfunde“ ist meist nichts einzuwenden. Wenn das Gewicht jedoch zu einer Belastung für den Körper wird, sollten Sie frühzeitig handeln, um Spätfolgen zu vermeiden. Wenn Sie Schwierigkeiten bei der Gewichtsabnahme haben, kann Ihnen ein Diät- beziehungsweise Ernährungsberater helfen, die überflüssigen Pfunde auf gesunde Weise loszuwerden.
Wichtig: Gehen Sie Sport stets langsam an! Nach einer längeren Trainingspause oder vollkommen untrainiert sollten Sie vorsichtig beginnen und sich nach und nach steigern. So können sich Ihre Gelenke und Sehnen an die ungewohnte Belastung gewöhnen.
Wann sollte ich einen Arzt aufsuchen?
Fersenschmerzen erlebt nahezu jeder Mensch im Laufe seines Lebens. Meist verschwinden sie jedoch genauso schnell, wie sie gekommen sind. Wenn die Schmerzen über mehrere Tage bestehen bleiben, sehr stark sind oder bei bestimmten Belastungen immer wieder zurückkehren, sollten Sie zur Abklärung Ihrer Beschwerden möglichst zeitnah einen Arzt aufsuchen. Nur er kann andere Ursachen für die Schmerzen ausschließen und Sie zur eingehenden Diagnostik mit Weiterbehandlung an einen Orthopäden überweisen.
Bildnachweise
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Quellen:
https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/orthopaedische-erkrankungen/wenn-jeder-schritt-schmerzt-hilfe-bei-fersensporn-2018646
https://www.der-fuss.de/44-anatomie/1065-fersenschmerz-ursachen-und-therapie
https://www.bauerfeind.de/de/themen/bewegung-gesundheit/fersenschmerz/fersenschmerz-beim-auftreten.html
https://gelenk-doktor.de/sprung-gelenk/achillodynie/symptome-und-ursachen-der-achillodynie
https://gelenk-klinik.de/fuss/fersenschmerz-fersensporn-plantarsehne.html
https://www.avogel.ch/de/ihre-gesundheit/gesundheitsthemen/fersensporn-was-hilft.php#toc