Gelenkschmerzen: Ursachen, Diagnose, Therapieformen
Gelenkschmerzen sind ein sehr häufiges Symptom: In der Altersklasse ab 45 Jahren klagen über 40 Prozent über regelmäßige Schmerzen in den Gelenken, vor allem über Knie- und Hüftschmerzen. Einen Überblick über mögliche Ursachen für Gelenkschmerzen sowie über moderne Behandlungsmethoden und Selbsthilfemaßnahmen erhalten Sie nachfolgend.
Gelenkschmerzen und mögliche Begleitsymptome
Gelenkschmerzen sind sehr unangenehm und können die Bewegungsfähigkeit stark einschränken. Der Schmerz kann dabei unterschiedliche Ausprägungen annehmen und von den Betroffenen als dumpf, reißend oder ziehend wahrgenommen werden. Dazu kommen oftmals weitere Symptome wie Schwellungen oder lokale Erwärmungen. Nimmt der Betroffene aufgrund der Gelenkschmerzen eine Schonhaltung ein, werden andere Gelenke übermäßig belastet, sodass ein wahrer Teufelskreis entsteht. Umso wichtiger ist es daher, rechtzeitig einen Arzt aufzusuchen, damit dieser eine Diagnose stellen und eine geeignete Therapie einleiten kann.
Gelenkschmerz ist nicht gleich Gelenkschmerz
Mediziner teilen Gelenkschmerzen in drei Gruppen ein. Akute Gelenkschmerzen treten plötzlich auf, beispielsweise infolge einer Verletzung, und klingen innerhalb von drei bis 14 Tagen vollständig wieder ab. Bei einem subakuten Krankheitsverlauf ist mit einer Erkrankungsdauer von 14 bis 30 Tagen zu rechnen. Bei chronischen Gelenkschmerzen fällt es den Betroffenen schwer, exakt zu benennen, wann ihre Beschwerden anfingen. Stattdessen entwickeln sich die Schmerzen schleichend über mehrere Wochen oder Monate hinweg. Oftmals treten chronische Gelenkschmerzen auch schubartig auf, das heißt, zwischen den Schmerzschüben kommt es immer wieder zu symptomfreien Phasen. Eine weitere Unterteilung berücksichtigt vor allem die Anzahl der Gelenke, die schmerzhaft verändert sind:
- monoartikuläre Gelenkschmerzen: nur ein Gelenk ist betroffen
- oligoartikuläre Gelenkschmerzen: zwei bis vier Gelenke sind betroffen
- polyartikuläre Gelenkschmerzen: mehr als vier Gelenke sind betroffen
Gelenkschmerzen treten besonders häufig an den großen Gelenken im Körper auf – also an den Knie-, Hüft- und Sprunggelenken. Des Weiteren klagen viele Patienten über Gelenkschmerzen in den Hand- und Fingergelenken, den Ellenbogen und Schultern sowie in den Zehengrundgelenken.
Was sind die häufigsten Ursachen für Gelenkschmerzen?
Die Liste der möglichen Ursachen für Gelenkschmerzen ist lang und reicht von Gelenkverschleiß über akute Gelenkentzündungen bis hin zu Verletzungen.
Folgende Krankheiten werden im Zusammenhang mit Gelenkschmerzen am häufigsten diagnostiziert:
1. Gelenkverschleiß (Arthrose)
Bei Arthrose handelt es sich um eine Abnutzungserscheinung, die an allen Gelenken auftreten kann. Die Knie und die Hüfte sind jedoch besonders gefährdet, weil sie Tag für Tag hohen Belastungen ausgesetzt sind. Durch die Abnutzung wird die Knorpelschicht an den Gelenkflächen zunehmend zerstört. In der Folge kommt es zu Knochenveränderungen, die die Beweglichkeit des Gelenks beeinträchtigen. Das Risiko für Entzündungen, die mit Schmerzen und Schwellungen einhergehen, steigt deutlich an. Arthrose entsteht oft infolge einer langjährigen Überbelastung der Gelenke – etwa durch Übergewicht oder dauerhafte Fehlbelastungen beim Sport. Darüber hinaus kann Gelenkverschleiß als Spätfolge eines Unfalls auftreten oder durch eine angeborene Fehlform der Gelenke begünstigt werden.
2. Gelenkentzündung (Arthritis)
Eine Gelenkentzündung (Fachbegriff Arthritis) kann akut auftreten oder einen chronischen Verlauf nehmen. Besonders weit verbreitet ist die rheumatoide Arthritis, allgemein unter dem Begriff Rheuma bekannt. Ist nur ein Gelenk betroffen, liegt eine Monoarthritis vor. Sofern mehrere Gelenke entzündlich verändert sind, spricht der Mediziner von einer Polyarthritis. Gelenkentzündungen gehen nicht nur mit starken Schmerzen, sondern auch mit Schwellungen, Überwärmung, Rötungen und einer stark eingeschränkten Beweglichkeit einher. Auch Gelenkergüsse (Flüssigkeit im Gelenk) und Gelenkempyeme (Eiter im Gelenk) sind nicht selten.
3. Bakterielle Gelenkentzündung
Gelangen Bakterien über das Blut zum Gelenk, kann es zu einer bakteriellen Gelenkentzündung kommen. Auch durch Verletzungen, operative Eingriffe in Gelenknähe und Injektionen ins Gelenk werden bakterielle Gelenkentzündungen begünstigt. Der Betroffene leidet unter starken Gelenkschmerzen, die mit Schwellungen, Rötungen und eventuell Fieber einhergehen. Eine bakterielle Gelenkentzündung wird mit Antibiotika behandelt. Diese werden oftmals im Zuge eines Krankenhausaufenthalts über eine Infusion direkt in den Blutkreislauf gebracht, um den Wirkeintritt zu beschleunigen. Zusätzlich können regelmäßige Gelenkspülungen erforderlich sein.
4. Verletzungen
Ob beim Sport oder bei der Hausarbeit: Im Alltag kommt es immer wieder zu Unfällen, bei denen die Gelenke in Mitleidenschaft gezogen werden. Typische Gelenkverletzungen sind Prellungen, Stauchungen und Verrenkungen. Auch Knochenbrüche mit Gelenkbeteiligung sind möglich und müssen sofort ärztlich versorgt werden. Bei Gelenkverletzungen sollte die sogenannte PECH-Regel angewandt werden:
P: Pause (verletztes Gelenk ruhigstellen)
E: Eis (Kühlen)
C: Compression (Anlegen eines Kompressionsverbandes)
H: Hochlagerung (zur Entlastung und Blutstillung)
5. Schleimbeutelentzündungen (Bursitis)
Bei den Schleimbeuteln handelt es sich um einen mit Gelenkflüssigkeit gefüllten Hohlraum. An intensiv belasteten Stellen zwischen Knochen und weichem Gewebe dient dieser Hohlraum als Polsterung und Schutzschicht, auch im Bereich der Gelenke. Durch eine Reizung (etwa durch Überbelastung oder durch eine Verletzung) können sich die Schleimbeutel schmerzhaft entzünden. Das Ellenbogengelenk, die Schulter, Knie und Hüfte sind besonders gefährdet.
6. Gelenkschmerzen, die mit einer Infektion einhergehen
Manchmal sind Gelenkschmerzen eine Begleiterscheinung einer Infektionskrankheit – beispielsweise bei Röteln, Mumps, Windpocken, Grippe, Scharlach und Hepatitis. Auch im Zuge chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen wie Morbus Crohn kann es zu Gelenkschmerzen kommen.
7. Psoriasis-Arthritis
Psoriasis, gemeinhin als Schuppenflechte bekannt, ist eine entzündliche Hauterkrankung. Die Symptome sind jedoch nicht immer auf die Haut beschränkt: In vielen Fällen treten zusätzlich Gelenkentzündungen auf, die den Hautveränderungen sogar vorausgehen können. Diese Entzündungen betreffen meist die Finger- oder Zehengelenke oder die Wirbelsäule.
Behandlung von Gelenkschmerzen
Wann zum Arzt?
Klingen Gelenkschmerzen innerhalb weniger Tage nicht selbstständig ab oder treten sie immer wieder auf, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Gleiches gilt, wenn die Beweglichkeit des Gelenks stark eingeschränkt ist, die Schmerzen auf andere Gelenke übergreifen oder wenn als Begleitsymptom Fieber hinzukommt. Der Hausarzt kann erster Ansprechpartner sein – bei Bedarf wird er Sie an einen Facharzt (beispielsweise an einen Orthopäden oder Rheumatologen) überweisen.
Welche Untersuchungsmethoden kommen bei Gelenkschmerzen zum Einsatz?
Zu Beginn der Untersuchung steht immer eine ausführliche Anamnese. Der Arzt wird Ihnen Fragen stellen, die Sie möglichst exakt beantworten sollten. Wann sind die Schmerzen erstmals aufgetreten? In welchem Zusammenhang? Haben Sie zusätzlich zu den Gelenkschmerzen weitere Symptome? Anschließend tastet der Arzt das betroffene Gelenk ab und testet dessen Beweglichkeit. Bei Bedarf ordnet er eine Röntgenuntersuchung oder eine Sonografie (Ultraschalluntersuchung) an. Bei Verdacht auf eine bakterielle Gelenkentzündung ist eine Blutuntersuchung angeraten, während bei Verdacht auf Psoriasis-Arthritis ein Hautarzt hinzugezogen werden sollte.
Welche Selbsthilfemaßnahmen sind bei Gelenkschmerzen sinnvoll?
Bei akuten Gelenkschmerzen können Sie zunächst versuchen, diese eigenständig zu lindern. Greifen Sie beispielsweise zu rezeptfreien Schmerzmitteln wie Ibuprofen oder verwenden Sie eine schmerzstillende und entzündungshemmende Schmerzsalbe. Zusätzlich können Sie das betroffene Gelenk kühlen oder wärmen – je nachdem, was besser hilft. Bei einer akuten Gelenkentzündung mit Schwellungen und lokaler Überwärmung wird meist Kälte als besonders wohltuend empfunden. Patienten mit Arthrose, die aktuell nicht unter einem akuten Krankheitsschub leiden, greifen vorzugsweise zu einer Wärmepackung.
Welche Hausmittel können bei Gelenkschmerzen helfen?
Bei einer akuten Gelenkentzündung ist es empfehlenswert, das betroffene Gelenk ruhigzustellen und möglichst entspannt zu lagern. Zur Schmerzlinderung haben sich kühlende Umschläge und Quarkwickel ebenso bewährt wie Salben mit den pflanzlichen Wirkstoffen Arnika, Pfefferminze, Weidenrinde, Eukalyptus oder Rosmarin.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Wie Gelenkschmerzen konkret behandelt werden, hängt in erster Linie von der Schmerzursache ab. Arthrose kann beispielsweise nicht geheilt werden – es ist jedoch möglich, die Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Dies geschieht in der Regel mithilfe von Schmerzmitteln, Entzündungshemmern sowie durch individuell angepasste Bewegung und Physiotherapie. Auch die Reduzierung von Übergewicht nimmt bei der Behandlung von Arthrose einen hohen Stellenwert ein. Ist der Gelenkverschleiß so stark ausgeprägt, dass konventionelle Therapiemaßnahmen keinen Erfolg mehr zeigen, kommt ein Gelenkersatz in Form einer Prothese infrage.
Gelenkschmerzen vorbeugen: 5 Tipps
Mit einigen einfachen Maßnahmen und Verhaltensregeln können Sie Gelenkschmerzen effektiv vorbeugen. Hier die besten Tipps im Überblick.
1. Ausreichend Bewegung
Bewegung optimiert die Versorgung des Gelenkknorpels mit Gelenkflüssigkeit und wichtigen Nährstoffen. Wer zu Gelenkbeschwerden neigt oder unter Arthrose leidet, sollte jedoch vorrangig gelenkfreundliche Sportarten wie Radfahren, Schwimmen und Wassergymnastik auswählen. Joggen auf hartem Asphalt kann Gelenkschmerzen auslösen oder verschlimmern, weshalb das Walken auf weichem Waldboden zu bevorzugen ist. Auch Sportarten mit abrupten Richtungswechseln (Squash, Tennis, Fußball) sind für Personen mit Gelenkbeschwerden nicht geeignet. Wichtig: Wärmen Sie sich vor dem Sport gut auf, um Verletzungen vorzubeugen. Neben Ausdauertraining sollte auch Krafttraining in den Trainingsplan integriert werden. Denn: Moderater Kraftport stärkt die Muskeln, die wiederum die Gelenke schützen und stützen.
2. Gesunde Ernährung
Eine gesunde, ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung kann ebenfalls dazu beitragen, dass die Gelenke geschmeidig und belastbar bleiben. Vitamin E, welches vor allem in Pflanzenölen enthalten ist, fördert die Produktion von Gelenkschmiere, während Vitamin D den Gelenkknorpel schützt. Ballaststoffreiche Lebensmittel senken Entzündungsmarker im Blut und fördern zugleich eine gesunde Darmflora, die sich positiv auf das Immunsystem auswirkt.
Fatal ist hingegen eine übermäßige Aufnahme der Omega-6-Fettsäure Arachidonsäure, denn diese fördert nachweislich Entzündungen. Arachidonsäure ist beispielsweise in fettem Schweinefleisch, Rindfleisch, Leberwurst, Schmalz, Thunfisch und Eidotter enthalten. Ernährungsexperten empfehlen, täglich nicht mehr als 50 Milligramm der schädlichen Säure aufzunehmen. Zum Vergleich: 25 Gramm Leberwurst enthalten bereits 100 Gramm Arachidonsäure.
Als wichtigste Gegenspieler der entzündungsfördernden Arachidonsäure gelten Omega-3-Fettsäuren, die beispielsweise in Raps- und Olivenöl sowie in fettem Fisch und Nüssen enthalten sind. Omega-3-Fettsäuren heben die schädliche Wirkung der Arachidonsäure auf und tragen auf diese Weise indirekt zu gesunden Gelenken bei.
3. Gelenkfreundlicher Alltag
Fehlhaltungen begünstigen Gelenkschmerzen. Wenn Sie jeden Tag stundenlang am PC arbeiten, achten Sie also unbedingt auf eine gelenkfreundliche, rückenschondende Haltung und vermeiden Sie langes Sitzen in einer Position. Stehen Sie regelmäßig auf, gehen Sie umher und integrieren Sie kleine Sportübungen in Ihren Arbeitsalltag. Auch einseitige Belastungen, wie sie etwa beim Tragen von Einkaufstaschen auftreten, sind zu vermeiden.
4. Übergewicht vermeiden oder abbauen
Jedes Kilogramm Übergewicht belastet die Gelenke und begünstigt deren vorzeitigen Verschleiß. Vor allem in den Knie- und Hüftgelenken kommt es zu Arthrose, wenn sie über viele Jahre ein zu hohes Gewicht tragen müssen. Übergewicht ist daher unbedingt zu vermeiden, um die Gelenke zu schonen. Wenn Sie bereits übergewichtig sind, versuchen Sie, mithilfe von moderater Bewegung und einer angepassten Ernährung abzunehmen. Sollte Ihnen das nicht eigenständig gelingen, suchen Sie Ihren Hausarzt auf, damit dieser körperliche Ursachen (beispielsweise eine Schilddrüsenerkrankung) für das Übergewicht ausschließen kann.
5. Für Stressausgleich sorgen
Anhaltender Stress beeinträchtigt den gesamten Körper, so auch die Gelenke. So weisen Studien darauf hin, dass seelische Belastungen Gelenkschmerzen fördern oder verstärken. Es ist daher ratsam, regelmäßig für Stressausgleich zu sorgen, zum Beispiel mithilfe von Entspannungstechniken. Ob Muskelrelaxation nach Jacobsen, autogenes Training oder Yoga: Es gibt viele Möglichkeiten, dem Alltag zu entfliehen und Körper und Seele auf diese Weise eine Auszeit zu gönnen.
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