Gewichtszunahme: mögliche Ursachen und Selbsthilfemaßnahmen im Überblick
Übergewicht ist ein leidiges Thema, mit dem viele Menschen Zeit ihres Lebens zu kämpfen haben. In den meisten Fällen wird eine unerwünschte Gewichtszunahme durch Bewegungsmangel und übermäßiges oder falsches Essen verursacht. Manchmal steckt jedoch auch eine Krankheit dahinter, die behandelt werden sollte.
Wodurch kann eine Gewichtszunahme verursacht werden?
1. Bewegungsarmer Lebensstil
Ein Mangel an Bewegung zählt zu den häufigsten Auslösern für eine unerwünschte Gewichtszunahme. Wer selbst kurze Strecken mit dem Auto zurücklegt, bei der Arbeit einer sitzenden Tätigkeit nachgeht und seine Freizeit vorzugsweise auf dem Sofa verbringt, wird schnell an Gewicht zulegen – vor allem dann, wenn zusätzlich sehr fett- und kalorienreich gegessen wird.
2. Übermäßiges oder falsches Essen
Eine gesunde, ausgewogene Ernährung ist die beste Vorbeugung gegen eine unerwünschte Gewichtszunahme. Die Realität vieler Menschen sieht leider anders aus: Sie ernähren sich vorzugsweise von Fertiggerichten und Fastfood und greifen zwischendurch gerne zu Schokoriegeln, Chips und Kuchen. Eine Gewichtszunahme lässt da in der Regel nicht lange auf sich warten.
3. Einnahme von Medikamenten
Bestimmte Arzneimittel können zu einer Gewichtszunahme führen, allen voran:
- Kortison
- Antidepressiva
- Insulin
- hormonelle Verhütungsmittel (Anti-Baby-Pille)
4. Hormonelle Veränderungen
Vor allem in den Wechseljahren legen Frauen trotz gleichbleibender Ernährungsweise ein paar Pfund zu. Auch kurz vor der Periode kommt es häufig zu einer Gewichtszunahme – hierbei handelt es sich jedoch um harmlose Wassereinlagerungen, die während oder nach der Menstruation vom Körper wieder ausgeschieden werden.
5. Ödeme
Neben der monatlichen Regelblutung der Frau gehen auch verschiedene Erkrankungen mit Wassereinlagerungen einher. Dies gilt beispielsweise für diverse Herzkrankheiten, die zu geschwollenen Füßen oder Beinen führen. Betroffene erhalten Diuretika, das heißt Wasser ausschwemmende Medikamente. Eine Leberzirrhose führt zu Wasseransammlungen im Bauch (Bauchwassersucht), aber auch Nierenerkrankungen (Nierenentzündung, Niereninsuffizienz) und sogar Allergien können Wassereinlagerungen zur Folge haben.
6. Schilddrüsenunterfunktion
Wenn sich Ihre Ernährungsgewohnheiten nicht geändert haben, Sie womöglich unter Appetitmangel leiden und dennoch an Gewicht zunehmen, könnte eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) vorliegen. Die Schilddrüse produziert in diesem Fall zu wenig Schilddrüsenhormone (Thyroxin und Trijodthyronin), wodurch sich der Stoffwechsel verlangsamt. Mögliche Begleitsymptome einer Schilddrüsenunterfunktion sind: depressive Verstimmungen, Hauttrockenheit, Konzentrationsschwäche und bei Frauen Schwankungen des monatlichen Zyklus.
7. Cushing-Syndrom
Beim Cushing-Syndrom produziert die Nebennierenrinde zu viele Steroidhormone. Betroffene weisen oft wenig Muskelmasse, dünne Arme und Beine und ein auffallend rundes Gesicht (‚Mondgesicht‘) auf. Außerdem neigen sie zu erhöhtem Blutdruck.
8. Sport
Es mag paradox klingen, dennoch gilt: Wer neu mit regelmäßigem Sport beginnt, legt häufig an Gewicht zu. Das liegt daran, dass der Körper zunehmend Muskelmasse aufbaut – und Muskeln sind schwerer als Fett.
9. Gewichtszunahme als Alterserscheinung
Mit dem Alter verlangsamt sich der Stoffwechsel, weshalb viele Menschen mit den Jahren immer dicker werden. Es ist jedoch möglich, mithilfe einer gesunden, fett- und kalorienarmen Ernährung sowie viel Bewegung vorzubeugen, um auch in reiferen Jahren kein Übergewicht zu entwickeln.
Wie viele Kalorien benötigt der Mensch pro Tag?
Der Brennwert eines Lebensmittels wird in Kilokalorien (kcal) oder Kilojoule (kj) angegeben. Wie hoch der tägliche Kalorienbedarf eines Menschen ist, ist jedoch individuell verschieden und hängt von diversen Faktoren ab:
- vom Alter
- vom Geschlecht
- von der Körpergröße
- vom körperlichen Aktivitätsgrad
Der durchschnittliche Kalorienbedarf einer Frau beträgt 1900 bis 2400 Kilokalorien täglich. Da Männer in der Regel mehr Muskelmasse besitzen, ist ihr Kalorienbedarf mit 2400 bis 3100 Kilokalorien täglich etwas höher. Außerdem steigt der Kalorienbedarf durch körperlich sehr anstrengende Arbeiten und Sport stark an. Wer jedoch mehr Kalorien zu sich nimmt, als er benötigt, legt zwangsläufig an Gewicht zu.
Mit welchen Risiken ist eine Gewichtszunahme verbunden?
Führt eine Gewichtszunahme zu Übergewicht oder sogar zu Adipositas (Fettleibigkeit), hat dies negative Auswirkungen auf den gesamten Körper. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Arteriosklerose steigt deutlich an, ebenso das Risiko für Typ-2-Diabetes. Personen mit Übergewicht leiden außerdem verstärkt unter Kurzatmigkeit und Schlafapnoe, das heißt unter Atemaussetzern im Schlaf. Des Weiteren ist jedes Kilo Übergewicht eine immense Belastung für die Gelenke, allen voran für die Knie- und Hüftgelenke. Übergewichtige neigen daher zu Arthrose, die die Lebensqualität stark einschränken kann. Im schlimmsten Fall macht der Gelenkverschleiß einen Gelenkersatz durch eine Prothese erforderlich. Des Weiteren haben Übergewichtige ein erhöhtes Risiko für:
- Erkrankungen der Gallenblase
- Fettstoffwechselstörungen
- Gicht
- koronare Herzkrankheiten
- Rückenschmerzen
- bestimmte Krebserkrankungen
Gewichtszunahme als Folge psychischer Störungen
Eine Gewichtszunahme ist häufig eine Folge psychischer Störungen. Vor allem die Esssucht führt dazu, dass Betroffene nicht mehr in der Lage sind, maßvoll zu essen, und zwangsläufig immer dicker werden. Auch Suchtkrankheiten, vor allem Alkoholsucht, gehen mit einer Gewichtszunahme einher, insbesondere bei Frauen. Ein weiterer Risikofaktor für eine unerwünschte Gewichtszunahme ist Stress: Bei dem einen führt er zu Appetitlosigkeit, beim anderen zu Heißhungerattacken, die das Gewicht immer weiter in die Höhe treiben. Nicht zuletzt ist gesteigerter Appetit und die damit einhergehende Gewichtszunahme häufiges Begleitsymptom einer Depression, ebenso wie Antriebslosigkeit und Traurigkeit bis hin zu Suizidgedanken.
Selbsthilfemaßnahmen
1. Ein Ernährungstagebuch führen
Wenn Sie unter einer Gewichtszunahme leiden, für die es keine körperliche Ursache gibt, sollten Sie in erster Linie Ihre Ernährungsgewohnheiten unter die Lupe nehmen. Ein Ernährungstagebuch kann Ihnen dabei behilflich sein. Schreiben Sie täglich auf, was Sie wann und in welcher Menge gegessen haben. Am besten notieren Sie auch, warum Sie gegessen haben – hatten Sie tatsächlich Hunger, oder haben Sie lediglich aus Langeweile, Frust oder Stress zum Schokoriegel oder Käsebrötchen gegriffen? Ein sorgfältig geführtes Ernährungstagebuch deckt kleine und große Ernährungssünden auf und kann auch für den behandelnden Arzt oder Ernährungsberater sehr aufschlussreich sein. Sobald Sie wissen, wo es hapert, können Sie Ihre Ernährungsgewohnheiten Schritt für Schritt ändern. Integrieren Sie mehr Obst, Gemüse und Vollkornprodukte in Ihren Speiseplan und verzichten Sie weitgehend auf Süßigkeiten und sehr fetthaltige Speisen. Darüber hinaus ist es ratsam, sich mehr zu bewegen, um den Kalorienbedarf des Körpers zu erhöhen.
2. Ernährungsumstellung und Bewegung
Eine Ernährungsumstellung, kombiniert mit Sport, ist der beste und erfolgversprechendste Weg zur Vermeidung einer Gewichtszunahme beziehungsweise zur Reduktion von Übergewicht. Doch Vorsicht: Crash-Diäten, die einen hohen Gewichtsverlust innerhalb kurzer Zeit versprechen, sollten Sie unbedingt meiden. Selbst dann, wenn Sie Ihr Wunschgewicht auf diesem Weg erreichen, kommt es nach der Rückkehr zu alten Ernährungsgewohnheiten auch schnell wieder zur Gewichtszunahme. Dieses Phänomen ist auch unter dem Namen ‚Jojo-Effekt‘ bekannt.
3. Gesunde Fette bevorzugen
Versteckte Fette in Wurst, Käse und Schokolade führen schnell zu einer unerwünschten Gewichtszunahme. Auch bei Milchprodukten gilt: Bevorzugen Sie die fettarme Alternative, also beispielsweise Milch statt Sahne und Magerquark anstelle von Crème fraîche. Wenn Sie fettarmen Joghurt kaufen, achten Sie jedoch unbedingt auf den Zuckergehalt, denn viele Hersteller ersetzen Fette durch Zucker, um den Geschmack zu verbessern. Gänzlich verzichten sollten Sie auf Fett jedoch nicht, denn hochwertige Fette sind für wichtige Stoffwechselvorgänge unerlässlich. Dies gilt insbesondere für mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die den Cholesterinspiegel im Zaum halten und sich ganz allgemein positiv auf unsere Gesundheit auswirken.
4. Richtlinien einhalten
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, bei der täglichen Ernährung folgende Richtlinien einzuhalten:
- Kohlenhydrate (Brot, Kartoffeln, Nudeln etc.): 30 Prozent
- Gemüse und Salat: 25 Prozent
- Milch/Milchprodukte (Joghurt, Käse, Quark etc.): 20 Prozent
- Obst: 15 Prozent
- Fleisch, Wurst, Fisch: 8 Prozent
- Fette und Öle: 2 Prozent
Wenn Sie diese Richtlinien so gut wie möglich berücksichtigen, haben Sie gute Chancen, eine unerwünschte Gewichtszunahme zu vermeiden.
5. Richtig trinken
Süße Limonaden und Säfte sind sehr kalorienreich und können somit eine Gewichtszunahme begünstigen. Experten empfehlen daher, vorrangig Wasser oder ungesüßten Tee zu trinken, um das Kalorienkonto nicht zu belasten. Auch die Trinkmenge ist wichtig: Der Körper benötigt rund 1,5 bis zwei Liter Flüssigkeit täglich, damit Stoffwechsel und Kreislauf auf Touren bleiben und überschüssige Fette schnell ausgeschieden werden.
Wann zum Arzt?
Wenn es für Ihre Gewichtszunahme keine offensichtliche Erklärung gibt, sich Ihr Essverhalten und Ihr Bewegungslevel also nicht geändert haben, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Gleiches gilt, wenn Sie trotz angemessener Ernährung weiter zunehmen oder Übergewicht nicht reduzieren können. In diesem Fall liegt häufig eine Schilddrüsenunterfunktion vor. Außerdem sollten Sie die Gewichtszunahme ärztlich abklären lassen, wenn Sie zusätzlich unter weiteren Symptomen leiden, beispielsweise unter:
- Schwellungen, Ödemen (dicke Beine, dicker Bauch)
- Kurzatmigkeit
- Antriebslosigkeit
- Luftnot
- Appetitlosigkeit
Was macht der Arzt?
Wenn Sie mit dem Symptom Gewichtszunahme einen Arzt aufsuchen, wird er zunächst ein ausführliches Patientengespräch (Anamnese) durchführen. Beispielhafte Fragen hier im Überblick:
- Wie viele Kilos haben Sie in welchem Zeitraum zugenommen?
- Leiden Sie unter weiteren Beschwerden?
- Nehmen Sie Medikamente ein?
- Haben Sie Ihre Ernährung umgestellt?
- Hat sich Ihr Aktivitätsgrad verändert?
- Leiden Sie unter Vorerkrankungen?
Es folgt eine körperliche Untersuchung, um die Körpergröße, das Körpergewicht und eventuell den Body-Mass-Index (BMI) zu ermitteln. Der BMI kann einen groben Anhaltspunkt dafür liefern, ob Übergewicht vorliegt und – falls ja – in welchem Ausmaß. So wird der BMI berechnet:
Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch Körpergröße (in Metern) zum Quadrat
Beispiel: Sie wiegen 70 Kilogramm bei einer Körpergröße von 168 Zentimetern. Ihr BMI beträgt also: 70 / 2,8224 = 24.
Ein BMI zwischen 18,5 und 25 gilt als normal, allerdings müssen bei der Beurteilung von Übergewicht weitere Faktoren berücksichtigt werden – beispielsweise das Geschlecht, das Alter und der körperliche Anteil an Muskelmasse.
Im Zuge der körperlichen Untersuchung wird der Arzt auch das Herz und die Lunge abhören und eventuell den Bauchraum abtasten. Außerdem wird er eine Blutuntersuchung anordnen, um den Blutzuckerspiegel, den Blutfettwert, die Schilddrüsenhormone sowie die Leber- und Nierenwerte zu bestimmen. Mithilfe einer Sonografie (Ultraschall) kann er die Leber, die Bauchspeicheldrüse und die Verdauungsorgane untersuchen und selbst minimale Wasseransammlungen im Bauchraum ausfindig machen. Bei Verdacht auf eine Herzerkrankung wird ein EKG (Elektrokardiogramm) durchgeführt. Eventuell ist auch die Überweisung an einen Facharzt erforderlich – beispielsweise an einen Ernährungswissenschaftler, einen Gastroenterologen (Magen-Darm-Spezialist) oder an einen Endokrinologen, der auf das Hormonsystem spezialisiert ist.
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