Es kratzt im Hals, das Schlucken verursacht Beschwerden, bisweilen tut zusätzlich das Sprechen weh: Geschätzt zwei- bis dreimal pro Jahr leiden Erwachsene an Halsschmerzen, 30 Prozent aller Deutschen sind zum Mindesten einmal jährlich betroffen. In Kinderarztpraxen sind Schmerzen im Hals-Rachen-Raum einer der häufigsten Konsultationsanlässe. Bis zu 13-mal im Jahr sind Kinder an Halsentzündungen erkrankt.
Symptome und Ursachen von Halsschmerzen
Halsschmerzen zählen zu den Erkrankungen der Atemwege. In den meisten Fällen liegt den Beschwerden ein banaler grippaler Infekt, eine Erkältung zugrunde. Überwiegend sind es Rhino-Viren, welche eine Entzündung der oberen Luftwege auslösen. Sie lassen die Schleimhaut im Hals- und Rachenraum anschwellen und verursachen eine charakteristische Rötung und die erwähnten Beschwerden.
In Abhängigkeit von der vorwiegend betroffenen Halsregion unterscheiden Ärzte zwischen einer Rachenentzündung (Pharyngitis), einer Entzündung der Mandeln (Tonsillitis) und einer Kehlkopf- sowie Stimmbandentzündung (Laryngitis). Die Übertragung von Erkältungsviren erfolgt durch Tröpfcheninfektion beim Sprechen, Husten und Niesen.
Halsschmerzen können ferner durch schwerwiegende Erkrankungen hervorgerufen werden: Grippe, Scharlach, Pfeiffersches Drüsenfieber, Mumps, eitrige Mandelentzündungen, Abszess, Pseudokrupp, Diphtherie, Kehldeckel- und Schilddrüsenentzündungen sind ernst zu nehmende Krankheiten.
Echte Grippe / Influenza
Die Infektion mit dem „echten“ Grippevirus tritt unvermittelt ein. Betroffene fühlen sich von einer Minute auf die andere ausgesprochen schlecht. Hohes Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen sowie starke Halsschmerzen und Husten stellen die Hauptsymptome dar.
Akute Rachenentzündung (Pharyngitis)
Eine Pharyngitis wird durch Viren ausgelöst. Zu den Halsschmerzen gesellt sich in vielen Fällen Mundgeruch. Selten kann sich eine bakterielle Superinfektion entwickeln, im Verlauf derer sich Bakterien – vornehmlich Streptokokken – auf die Virusinfektion „draufsetzen“.
Akute Mandelentzündungen (Angina tonsillaris, Tonsillitis)
Die Entzündung ist durch Viren verursacht. Der viralen Infektion folgt eine Ansteckung mit Bakterien. Die Halsschmerzen strahlen zum Ohr hin aus, es besteht hohes Fieber und ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl.
Abszessbildung
Ein Abszess ist eine mögliche Komplikation im Fall von Mandel- und Rachenentzündungen. Die lokale Entzündung hat sich in das umliegende Bindegewebe ausgebreitet, die Eiteransammlung abgekapselt. Eine solche Komplikation erfordert einen ärztlichen, stationären Eingriff. In den überwiegenden Fällen treten Mandelabszesse im Erwachsenenalter, zwischen 20 und 40 Jahren auf.
Kehlkopf- und Stimmbandentzündung (Laryngitis)
Halsschmerzen, Heiserkeit bis hin zum vollständigen Stimmverlust kennzeichnen die Laryngitis. Viren, übermäßige Beanspruchung der Stimme, trockene Luft und Rauchen sind die Hauptauslöser für Kehlkopf- und Stimmbandentzündungen. Die Schonung der Stimme stellt die wichtigste Erste-Hilfe-Maßnahme dar.
Pseudokrupp und Echter Krupp (Diphtherie)
Pseudokrupp ist eine akute Laryngitis, in deren Folge sich vor allem die Weichteile unterhalb der Stimmlippen entzünden und stark anschwellen. Auslöser für eine Erkrankung an Pseudokrupp sind vorrangig Parainfluenza-Viren (50 %), Influenza-, Rhino-, RS-, Adeno- sowie Masern-Viren. Tröpfchen- und Schmierinfektion sind die Hauptübertragungswege. Gehäuft sind Säuglinge und Kinder zwischen dem 6. Lebensmonat und dem 5. Lebensjahr betroffen, ihr Kehlkopf ist noch eng und kann schneller zuschwellen. Erwachsene erkranken selten an Pseudokrupp.
Die Diphtherie – synonym „Echter Krupp“ genannt – manifestiert sich oftmals in den Krankheitszeichen einer Kehlkopf- oder Mandelentzündung. Es handelt sich um eine gefährliche Infektionskrankheit, die durch das Bakterium „Corynebacterium diphtheria“ induziert wird. In Deutschland besteht ein hoher Impfschutz, in Osteuropa treten kontinuierlich neue Diphtheriefälle auf. Auffrischimpfungen sind aufgrund dessen wichtig.
Kehldeckelentzündung / Epiglottitis
Die Epiglottitis tritt vorwiegend bei Kindern zwischen zwei und sechs Jahren auf, vereinzelt trifft es Erwachsene. Im Gegensatz zu einer erkältungsbedingten Laryngitis sind Bakterien der Auslöser für diese Krankheit. Die Erreger sind Haemophilus influenzae, Streptokokken, Staphylokokken und Pneumokokken. Die Infektion ruft eine starke Schwellung des Kehldeckels (Epiglottis) hervor, die zu Atemnot und schlimmstenfalls zum Ersticken führen kann.
Pfeiffersches Drüsenfieber (Mononukleose)
Die Mononukleose wird durch das Epstein-Barr-Virus hervorgerufen. Eine populäre Bezeichnung ist „Kusskrankheit“, weil sich das Virus durch Tröpfcheninfektion, zum Beispiel beim Küssen, ausbreitet. Das Pfeiffersche Drüsenfieber geht mit den typischen Krankheitszeichen einer akuten Mandelentzündung einher.
Scharlach
Scharlach zählt zu den Kinderkrankheiten und kann auch bei Erwachsenen auftreten. Streptokokken und ein von ihnen abgesondertes Gift lösen die Infektionskrankheit aus. Typische Symptome sind Halsschmerzen, hohes Fieber, geschwollene, belegte Mandeln, ein tiefroter Gaumen mit glänzend roter Zunge (Himbeer-/Erdbeerzunge) und Hautausschlag. Es ist möglich, mehrmals im Leben an Scharlach zu erkranken.
Mumps
Mumps bezeichnet eine virale Speicheldrüsenentzündung, die vorwiegend im Kindesalter auftritt. 50 % der Patienten weisen schmerzhaft geschwollene Ohrspeicheldrüsen, Kopf- und Halsschmerzen auf. Fieber ist möglich. Die restlichen Betroffenen durchlaufen die Krankheit symptomfrei.
Schilddrüsenentzündung
Schluckbeschwerden und Engegefühl im Hals, Räusperzwang, Heiserkeit und eine belegte Stimme sind potenzielle Hinweise auf eine entzündete Schilddrüse.
Chronische Halsschmerzen können in verbogenen Nasenscheidewänden und Nasenpolypen begründet sein. Eine Überbeanspruchung der Stimme, Rauch, Chemikalien, Staub und trockene Luft provozieren bei manchen Personen Halsweh.
Auch Allergien manifestieren sich in einigen Fällen in Halsschmerzen.
Zu welchem Zeitpunkt sollten Sie zum Arzt gehen?
Harmlose Erkältungen lassen sich im Regelfall ohne ärztliche Hilfe auskurieren. Mit bewährten Hausmitteln und frei verkäuflichen Medikamenten klingen die Halsschmerzen nach einigen Tagen ab. Sie sollten dringend einen Arzt aufsuchen, falls eines, gegebenenfalls mehrere der folgenden Symptome auftreten:
- Die Schmerzen sind extrem stark.
- Sie bekommen unzureichend Luft.
- Sie haben hohes Fieber und Ihr Allgemeinbefinden ist schlecht.
- Die Symptome treten unvermittelt und extrem heftig auf.
- Sie haben gerötete, angeschwollene Mandeln, die mit einem Belag überzogen sind.
- Die Halsschmerzen sind einseitig übermäßig stark und führen zu drastischen Schluckbeschwerden. Die Sprache ist kloßig und es besteht eine Kiefersperre.
- Die Lymphknoten am Hals sind spürbar angeschwollen.
- Sie leiden zusätzlich an Bauchschmerzen und Übelkeit.
Ihr Arzt ist in der Lage, den Schweregrad der Erkrankung richtig einzuschätzen.
Halsschmerzen- mit welchen Maßnahmen können Sie selbst zur Heilung beitragen?
Im Fall von grippalen Infekten und anderen Entzündungen im Hals-Rachen-Raum sind Ruhe und körperliche Schonung wichtig, um das Immunsystem zu regenerieren. In der Apotheke erhalten Sie schmerzstillende, entzündungshemmende und fiebersenkende Arzneien. Diese Präparate helfen, die Schmerzen im Hals sowie die typischen Erkältungssymptome wie Kopf- und Gliederschmerzen zu lindern. Wichtig ist, die Schleimhaut im Rachenraum zu befeuchten. Das gelingt durch Lutschen von Pastillen, Gurgeln und ausreichendes Trinken. Eine Trinkmenge von 2 Liter Wasser, alternativ Tee pro Tag fördert das Ausschwemmen der Krankheitserreger. Sprays und Gurgellösungen mit desinfizierenden, entzündungshemmenden und lokal betäubenden Inhaltsstoffen verschaffen kurzfristig Linderung und können den Heilungsprozess unterstützen. Wärme kurbelt die Durchblutung an, weshalb es ratsam ist, den Hals warm zu halten.
Dampfinhalationen bewirken, dass sich festsitzender Schleim in Nase und Nebenhöhlen besser löst. Die Dampfinhalation ist im Fall einer Kehlkopfentzündung hilfreich. Sind die Beschwerden innerhalb von drei bis vier Tagen nicht abgeklungen, vielmehr heftiger geworden, sollten Sie zum Arzt gehen. Besteht ein eitriger, bakterieller Infekt sind Lutschtabletten nicht ausreichend. Im Rahmen einer körperlichen Untersuchung sind bakterielle Infektionen nicht in allen Fällen zuverlässig von viral bedingten Entzündungen zu unterscheiden. Ihr Arzt wird gegebenenfalls einen Abstrich machen und Ihnen notfalls ein Antibiotikum verschreiben.
Welche Haus- und Naturheilmittel eignen sich zur Bekämpfung von Halsschmerzen?
Halswickel sind ein traditionelles Hausmittel, um die Beschwerden einzudämmen. Zweierlei Methoden haben sich bewährt:
- Tragen Sie Quark, Zitrone wahlweise zerstampfte warme Kartoffeln auf den erkrankten Bereich auf. Fixieren Sie diese, indem Sie einen Schal um Ihren Hals wickeln.
- Tauchen Sie einen halsbreiten Stoffstreifen (z. B. ein gefaltetes Geschirrtuch) in heißes, wahlweise kaltes Wasser und wickeln Sie diesen um den Hals. Darüber schlingen Sie noch einen Wollschal.
Das Anlegen von Halswickeln empfiehlt sich vor allem über Nacht.
Seit Jahrhunderten verwendet die Volksmedizin Salvia officinalis L. (Salbei) und Origanum vulgare L. (Dost), um Halsschmerzen zu behandeln. Moderne Studien untermauern die Wirksamkeit dieser Heilkräuter. So nennt beispielsweise die europäische Arzneimittelbehörde im Rahmen der möglichen Indikationen für die Anwendung von Salbei Entzündungen in Mund- und Rachenraum. Flüssiger Salbeiextrakt, in Form von Spray verabreicht, war in der Lage, Halsschmerzen zu reduzieren. Für ein Salbei-Echinacea-Spray konnte ein gleichwertiger Effekt wie bei einem Lidocain-Chlorhexidin-Spray aufgezeigt werden. Eine Studie, die im April 2018 durchgeführt wurde, belegt die antibakterielle Aktivität von ätherischem Salbei- und Origanum-Öl gegen eitererregende Streptokokken.
Das Heilkräuter Standardwerk von Apotheker M. Pahlow (Das große Buch der Heilpflanzen) rät im Fall von Entzündungen im Rachenraum zum Gurgeln mit Salbei-Tee. Zur Herstellung eines solchen Tees übergießen Sie 1 Teelöffel Salbeiblätter mit 250 ml heißem Wasser und lassen den Aufguss 10 Minuten lang ausziehen.
Empfehlenswert ist eine Teemischung aus Salbei, Kamille und Dost zu gleichen Teilen.
Wie können Sie Halsschmerzen vorbeugen?
Sorgen Sie vor allen Dingen im Winter und in der Übergangszeit für gut gelüftete Räume. Heizungsluft trocknet die Schleimhäute aus und macht sie anfällig für das Eindringen von Krankheitserregern. Unternehmen Sie ausgedehnte Spaziergänge an der frischen Luft. Fahren Sie lieber mit dem Fahrrad, schützen Sie Ihren Hals mit einem Tuch, wahlweise mit einem Schal. Sorgen Sie für eine ausgewogene, vitalstoffreiche Ernährung. Zwiebeln, sofern gemocht und vertragen, wirken vorbeugend gegen Grippe, Schnupfen und Halsentzündungen.
Bildnachweise
Beitragsbild: © Orawan / Adobe Stock
Quellen:
https://www.hno-aerzte-im-netz.de
https://www.uniklinik-freiburg.de/presse/publikationen/im-fokus/hals-nasen-ohrenheilkunde-dem-kratzen-im-hals-richtig-begegnen.html
https://www.uniklinik-freiburg.de/fileadmin/mediapool/08_institute/rechtsmedizin/pdf/Buewo_Chrubasik_Erkaeltung.pdf
https://www.ema.europa.eu/en/documents/herbal-monograph/final-european-union-herbal-monograph-salvia-officinalis-l-folium-revision-1_en.pdf
www.naturafoundation.net/monografie/Salvia_officinalis_extract.html
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0882401017310847?via%3Dihub
Das große Buch der Heilpflanzen, Apotheker M. Pahlow