Innere Unruhe: wodurch sie ausgelöst und wie Sie sie bekämpfen
Wir alle leiden hin und wieder unter innerer Unruhe – sei es aufgrund einer anstehenden Prüfung oder nach dem übermäßigen Genuss von Kaffee. Auch durch die Einnahme von Medikamenten, durch Drogenmissbrauch sowie durch diverse Krankheiten kann es zu innerer Unruhe kommen. Einen Überblick über die häufigsten Ursachen, Diagnoseverfahren und Therapiemöglichkeiten erhalten Sie in folgendem Ratgeber.
Innere Unruhe als Symptom
Nicht zur Ruhe kommen, sich allgemein unwohl fühlen, nicht entspannen können: All das weist auf innere Unruhe hin. Den Betroffenen fällt es schwer, ruhig sitzen zu bleiben und sich zu konzentrieren. Stattdessen stehen sie immer wieder auf und laufen umher. Auf ihre Mitmenschen reagieren sie oftmals abweisend: Sie sind dünnhäutig und schnell genervt, was mitunter sogar in Aggressionen ausufern kann. Viele Menschen leiden zusätzlich zu innerer Unruhe unter einem Hang zum Grübeln (‚Gedankenkarussell‘) und unter schlechten Träumen.
Dazu können körperliche Begleitsymptome kommen, beispielsweise:
- Herzrasen
- Übelkeit
- Schlafstörungen
- Kopfschmerzen
- Schweißausbrüche
- Zittern
- Beklemmungsgefühle
Wodurch kann innere Unruhe verursacht werden?
Innere Unruhe kann sowohl psychische als auch physische Ursachen haben. Einen Überblick über die häufigsten Auslöser innerer Anspannung und Unruhe erhalten Sie nachfolgend.
1. Übermäßiger Konsum bestimmter Genussmittel
Koffein bringt den Kreislauf in Schwung und kann – maßvoll dosiert – gegen Müdigkeitsattacken helfen. Für die meisten Menschen gehört eine gelegentliche Tasse Kaffee daher zu ihrem Alltag ganz einfach dazu. Ein zu hoher Koffeingenuss kann jedoch zu innerer Unruhe, Konzentrationsschwierigkeiten und Nervosität führen. Ähnliches gilt für Nikotin: Zwar empfinden Raucher den Genuss einer Zigarette als entspannend – zu viel Nikotin hat allerdings einen gegenteiligen Effekt. Bei Alkohol tritt innere Unruhe hingegen vorrangig als Entzugssymptom auf, meist gepaart mit einer Angstneigung, depressiven Verstimmungen und Zittern.
Besonders fatal ist der Missbrauch von Drogen. Halluzinogene führen anfangs zu innerer Unruhe, später zusätzlich zu Sinnestäuschungen. Cannabis beruhigt, kann aber ebenfalls das Gegenteil bewirken.
2. Medikamente
Wenn Sie Medikamente einnehmen und immer wieder unter innerer Unruhe leiden, sollten Sie zunächst die Packungsbeilage zurate ziehen. Wird innere Unruhe als Nebenwirkung aufgeführt, sprechen Sie mit Ihrem Arzt – eventuell besteht die Möglichkeit, die Dosis zu verringern oder ein anderes Präparat zu verwenden. Vor allem Antidepressiva, das Asthmamedikament Theophyllin und bestimmte Medikamente gegen Parkinson (zum Beispiel Amantadin) führen in vielen Fällen zu innerer Unruhe. Auch nach dem Absetzen von Schlaf- und Beruhigungsmitteln (Benzodiazepine) tritt dieses Symptom gehäuft auf.
3. Vegetative Dystonie
Bei der vegetativen Dystonie handelt es sich um eine psychovegetative Störung. Betroffene leiden unter Symptomen, für die es keine organische Ursache gibt. Diese Form der psychischen Störung geht mit innerer Unruhe sowie mit weiteren Symptomen einher, beispielsweise mit Schlafstörungen, Kopf- und/oder Herzschmerzen, Nervosität, Verstimmungen, niedrigem Blutdruck oder Schwindel. Damit sich die vegetative Dystonie nicht zu einer Angststörung oder Depression entwickelt, sollten Sie frühzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
4. Unterzucker (Hypoglykämie) oder Überzucker (Hyperglykämie)
Ein zu niedriger Blutzucker tritt besonders häufig bei Patienten mit Typ-II-Diabetes auf – beispielsweise, wenn sie zu viel Insulin gespritzt oder zu wenig gegessen haben. Die sogenannte Hypoglykämie kann sich auf verschiedene Weise bemerkbar machen – unter anderem durch innere Unruhe, Herzrasen, Zitteranfälle und Schweißausbrüche. Auch Verwirrtheit und Bewusstseinsstörungen sind typisch für eine Unterzuckerung. Es sollten sofort Gegenmaßnahmen ergriffen werden, damit der Blutzuckerspiegel rasch wieder ansteigt. Am besten nehmen Sie etwas Traubenzucker ein oder trinken eine zuckerhaltige Limonade (keine Limonade, die lediglich Süßstoff enthält). Sollte sich der Blutzuckerspiegel auf diese Weise nicht unter Kontrolle bringen lassen, ist es ratsam, den Rettungsdienst zu rufen.
Ebenso wie die Hypoglykämie geht auch ein zu hoher Blutzucker (Hyperglykämie) häufig mit innerer Unruhe einher. Bevor Sie zu Traubenzucker greifen, sollten Sie also unbedingt Ihren Blutzuckerspiegel messen, um anschließend richtig handeln zu können.
5. Niedriger Blutdruck (Hypotonie) oder Bluthochdruck (Hypertonie)
Vor allem junge Frauen leiden häufig unter einem niedrigen Blutdruck, Hypotonie genannt. Hierbei handelt es sich um keine Krankheit – im Gegenteil: Menschen mit niedrigem Blutdruck haben eine höhere Lebenserwartung, weil ihr Herz und ihre Blutgefäße weniger stark strapaziert werden. Lediglich dann, wenn der niedrige Blutdruck zu Symptomen führt, die den Alltag stark beeinträchtigen, sollte die Hypotonie behandelt werden. Folgende Beschwerden können neben innerer Unruhe bei niedrigem Blutdruck auftreten:
- Kreislaufstörungen
- allgemeine Leistungsschwäche
- Müdigkeit
- Konzentrationsschwäche
- Kopfschmerzen
- Tinnitus (Ohrgeräusche)
- Schlafstörungen
- Schwindel
- kalte Hände/Füße
Auch ein unbehandelter Bluthochdruck kann bei den Betroffenen innere Unruhe auslösen. Wenn Sie herausfinden möchten, wie hoch Ihr Blutdruck im Schnitt ist, können Sie selbstständig Messungen mit einem Blutdruckmessgerät aus der Apotheke oder dem Drogeriemarkt vornehmen.
6. Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
Innere Unruhe, einhergehend mit Herzrasen und Schlaflosigkeit, zählt zu den häufigsten Merkmalen einer Schilddrüsenüberfunktion. Betroffene leiden außerdem unter Durchfall und einer unbeabsichtigten Gewichtsabnahme. Weitere mögliche Symptome sind Bluthochdruck, Zittern (vor allem der Finger) und vermehrtes Schwitzen. Eine Schilddrüsenüberfunktion muss medikamentös behandelt werden. Sobald die Schilddrüsenwerte gut eingestellt sind, lassen auch die Beschwerden in der Regel rasch nach.
7. Herzneurose
Herzjagen, Herzstolpern und vermehrtes Herzklopfen, für das sich keine organische Ursache finden lässt, werden vom Mediziner als funktionelle Herzbeschwerden oder auch als Herzneurose bezeichnet. Typisch für diese psychosomatische Erkrankung sind innere Unruhe und Beklemmungsgefühle im Brustkorb.
8. Depression
Manchmal ist innere Unruhe auch ein Anzeichen für eine tiefer gehende psychische Erkrankung, beispielsweise für eine (beginnende) Depression. Auch scheinbar harmlose Unruhegefühle sollten daher keinesfalls ignoriert werden – halten sie länger an oder kehren sie immer wieder, sollten Sie das Gespräch mit einem Arzt suchen. Der Hausarzt kann erster Ansprechpartner sein. Bei Verdacht auf eine Depression wird er Sie an einen Facharzt weiterleiten, beispielsweise an einen Psychotherapeuten.
9. Weitere mögliche Ursachen
Neben den bereits genannten Erkrankungen und Störungen gibt es viele weitere mögliche Ursachen für innere Unruhe, unter anderem:
- die Wechseljahre (Klimakterium)
- akute Stresssituation (Umzug, Prüfung, Trennung, Tod eines nahen Angehörigen)
- Migräne
- Durchblutungsstörung des Gehirns
Des Weiteren gibt es psychische Störungen, die mit einer krankhaften Unruhe und Hyperaktivität einhergehen. Die bekannteste dieser Störungen ist die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivität-Störung (ADHS). Diese tritt nicht nur im Kindes- und Jugendalter auf, sondern auch bei Erwachsenen – hier äußert sie sich eher durch innere als durch körperliche Unruhe.
Selbsthilfemaßnahmen bei innerer Unruhe
Wenn Sie aktiv gegen akute innere Unruhe vorgehen möchten, ist es empfehlenswert, einfache Entspannungstechniken zu erlernen. Besonders die progressive Muskelentspannung nach Jacobson und das autogene Training haben sich bei der Bekämpfung von Nervosität, Anspannung und Unruhe bewährt. Die besten Ergebnisse erzielen Sie, wenn Sie die Techniken täglich anwenden. Viele Entspannungs- und Atemübungen eignen sich jedoch auch, um sie bei Bedarf einfach in den Alltag zu integrieren.
Darüber hinaus ist ein Beruhigungstee hervorragend geeignet, um innere Unruhe auf unkomplizierte Weise zu bekämpfen. Trinken Sie täglich zwei bis drei Tassen Baldrian- oder Passionsblumentee, den Sie bei Bedarf mit ein wenig Honig süßen können. Auch pflanzliche Präparate mit den genannten Inhaltsstoffen haben sich bei Unruhezuständen bewährt.
Ebenfalls sehr entspannend, vor allem in der kalten Jahreszeit, ist ein warmes Vollbad, dem Sie ein wenig Baldrian, Hopfen oder Lavendel hinzugefügt haben. Entsprechende Extrakte und Lösungen erhalten Sie in der Apotheke. Wichtig: Die Badetemperatur sollte bei maximal 37 bis 38 Grad Celsius liegen. Die optimale Badedauer beträgt rund 15 Minuten. Danach wickeln Sie sich am besten in eine warme Decke ein und ruhen sich ein wenig aus. Lediglich dann, wenn Sie einen schwachen Kreislauf haben oder gerade erst eine üppige Mahlzeit zu sich genommen haben, sollten Sie auf Vollbäder besser verzichten.
Weitere Maßnahmen, die Ihre innere Unruhe effektiv lindern können, sind:
- ein Spaziergang an der frischen Luft
- gezielte Ablenkung (ein Buch lesen, Musik hören, einem Hobby nachgehen)
- Kontakt zu Mitmenschen
- Sport
Wann sollte bei innerer Unruhe ein Arzt aufgesucht werden?
Hält die innere Unruhe über einen längeren Zeitraum an, befällt Sie sie immer wieder oder leiden Sie zusätzlich unter weiteren (körperlichen oder seelischen) Beschwerden, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Gleiches gilt, wenn die oben genannten Selbsthilfemaßnahmen keine oder nicht die erwünschte Wirkung zeigen. Nach einem ausführlichen Gespräch wird der Arzt eine körperliche Routineuntersuchung durchführen, in deren Verlauf er auch Ihren Blutdruck misst. Bleibt die Untersuchung ergebnislos, ist ein Bluttest angeraten. Die weitere Vorgehensweise hängt dann von den Ergebnissen dieses Bluttests ab. So kann der behandelnde Arzt eine Computertomografie oder eine Sonografie anordnen, falls er den Verdacht hegt, dass Sie unter einer Schilddrüsenüberfunktion leiden. Eventuell bittet er Sie auch, einen Fragebogen auszufüllen, um Hinweise auf eine Depression oder eine psychische Störung zu erhalten.
Immer die Ruhe bewahren: Tipps zur Vorbeugung
Mit einigen einfachen Maßnahmen können Sie dazu beitragen, dass innere Unruhe gar nicht erst aufkommt. Zu den wirkungsvollsten Methoden zählt regelmäßiger Sport. Vor allem Ausdauersport wie Joggen, Radfahren, Schwimmen und Walken wirkt nachweislich ausgleichend auf die Seele.
Achten Sie außerdem auf eine gesunde Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse, ausreichend Ballaststoffen und fettarmen Milchprodukten. Fertigprodukte, Fastfood und Süßigkeiten sollten hingegen nur hin und wieder auf Ihrem Speiseplan stehen: Diese Lebensmittel können die Darmflora durcheinander bringen, und eine gestörte Darmgesundheit wirkt sich oftmals auch negativ auf das eigene körperliche und seelische Wohlbefinden aus.
Nicht zuletzt gilt: Achten Sie auf eine gesunde Balance zwischen Anspannung und Entspannung, damit Ihnen Ihr Alltag nicht über den Kopf wächst. Lernen Sie, auch mal ‚Nein‘ zu sagen und gönnen Sie sich regelmäßig Pausen. Sobald Sie merken, dass innere Unruhe entsteht, halten Sie bewusst inne, atmen Sie tief durch und versuchen Sie, sich mit schönen Dingen abzulenken.
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