Stimmungsschwankungen: Ursachen, Diagnose, Therapie
Selbst psychisch vollkommen gesunde Menschen leiden hin und wieder unter Stimmungsschwankungen: Mal sind sie fröhlich und zuversichtlich, nur wenig später traurig und niedergeschlagen. Stimmungsschwankungen können jedoch auch eine krankhafte Form annehmen. Wodurch sie verursacht werden und welche Therapieformen infrage kommen, können Interessierte hier nachlesen.
Stimmungsschwankungen: Beschreibung
Experten unterscheiden zwischen verschiedenen Formen von Stimmungsschwankungen: der physiologischen und der pathologischen Form. Physiologische Stimmungsschwankungen umschreiben das, was wir alle hin und wieder erleben – sei es während der Pubertät, wenn die Hormone verrücktspielen, oder ganz einfach, weil Stress und emotionale Belastungen uns über den Kopf wachsen. Frauen haben vor allem während der Periode und in der Schwangerschaft mit hormonell bedingten physiologischen Stimmungsschwankungen zu kämpfen.
Zu den pathologischen Stimmungsschwankungen zählen schnell wechselnde Stimmungslagen, die im Zuge einer Drogen-, Alkohol- oder Medikamentensucht auftreten sowie Stimmungslagen, die mit einer bipolaren Störung einhergehen.
Wodurch werden Stimmungsschwankungen verursacht?
Die Liste der möglichen Ursachen für Stimmungsschwankungen ist sehr umfangreich. Einen Überblick über die häufigsten Auslöser erhalten Sie nachfolgend.
1. Hormonelle Schwankungen
Wer unter hormonellen Schwankungen leidet, ist nicht mehr Herr über seine Gefühlslage. Die Stimmung wechselt innerhalb kurzer Zeit vom Positiven ins Negative, was auch für Angehörige und Freunde schnell zur Herausforderung werden kann. Situationen, in denen das Hormonsystem durcheinandergerät, sind beispielsweise:
- die Pubertät
- PMS (Prämenstruelles Syndrom)
- Schwangerschaft
- Wechseljahre
2. Nährstoffmangel
Stimmungsschwankungen müssen nicht immer hormonell bedingt sein. Stattdessen können sie auch durch einen Mangel an bestimmten Nährstoffen ausgelöst werden. Dies gilt vor allem für Magnesiummangel, der nicht nur die Stimmung beeinflusst, sondern auch zu Nervosität, Kopfschmerzen, Wadenkrämpfen, Herzrasen und langfristig sogar zu Depressionen führen kann. Ein Mangel an Natrium geht hingegen vorrangig mit Kreislaufstörungen und einem niedrigen Blutdruck einher. Die Stimmungsschwankungen treten hier also nur als Begleitsymptom auf.
3. Migräne
Migräne kann den Alltag der Betroffenen stark beeinträchtigen. Vor allem in der Prodromalphase einer Schmerzattacke, die einige Stunden oder sogar bereits Tage vor den Kopfschmerzen beginnt, kommt es zu Beschwerden wie Stimmungsschwankungen, innerer Unruhe, übermäßigem Durst, Schlafstörungen, Verdauungsbeschwerden und Konzentrationsschwäche.
4. Borderline-Störung
Zu den ernsteren Ursachen für Stimmungsschwankungen zählt die Borderline-Störung. Es handelt sich hierbei um eine stark ausgeprägte Persönlichkeitsstörung, die oft schon in der frühen Jugend beginnt. Betroffene können ihre Emotionen nicht regulieren und reagieren häufig mit unvorhersagbaren Änderungen der Stimmungslage.
5. Manisch-depressive Erkrankung
Patienten mit einer manisch-depressiven Erkrankung, die auch unter dem Namen biopolare affektive Störung bekannt ist, leiden unter extremen Stimmungsschwankungen. In den manischen Phasen sind die Betroffenen überglücklich und strotzen vor Lebenslust, die jedoch immer wieder durch stark depressive Phasen unterbrochen wird.
6. Weitere mögliche Ursachen
Neben den bereits genannten Ursachen für Stimmungsschwankungen können auch folgende Erkrankungen mit Schwankungen der Stimmungslage einhergehen:
- Demenz
- Multiple Sklerose (MS)
- Parkinson
- Leberzirrhose
Stimmungsschwankungen bei Schwangeren und jungen Müttern: was hilft?
Vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel leiden viele schwangere Frauen unter Stimmungsschwankungen. Das ist nicht ungewöhnlich, denn neben der Hormonumstellung geht eine Schwangerschaft immer auch mit einer gewissen psychischen Belastung einher. Sobald das Kind auf der Welt ist, steigt das Risiko für Stimmungsschwankungen noch einmal an. Vor allem der sogenannte ‚Babyblues‘ kommt relativ häufig vor: Die junge Mutter ist niedergeschlagen, neigt zum Weinen, hat Schlafstörungen und nur wenig Appetit. Der ‚Babyblues‘ ist in der Regel harmlos und klingt nach kurzer Zeit von selbst wieder ab. Mediziner betrachten ihn als normale Reaktion einer Frau auf die zahlreichen Veränderungen durch die neue Mutterrolle.
In einigen Fällen entwickelt sich der ‚Babyblues‘ zu einer postpartalen Depression, auch unter dem Namen Wochenbettdepression bekannt. Junge Mütter verlieren innerhalb der ersten drei Lebensmonate ihres Babys das Interesse am Nachwuchs, sind anhaltend traurig, leiden unter Stimmungsschwankungen und fühlen sich wertlos. Als Ursache wird eine Kombination aus Schlafmangel, Erschöpfung und psychischen Störungen (bei der Mutter oder innerhalb ihrer Familie) vermutet.
Des Weiteren treten Stimmungsschwankungen auch im Zuge einer postpartalen Psychose auf. Hierbei handelt es sich um eine sehr schwere Form einer psychischen Störung, die im Anschluss einer Entbindung auftritt. Sie entwickelt sich meist innerhalb weniger Tage nach der Geburt. Frauen leiden nicht nur unter stark ausgeprägten Stimmungsschwankungen, sondern auch unter Unruhe, Überdrehtheit und sogar zu Wahnvorstellungen.
Wann zum Arzt?
Gelegentliche Stimmungsschwankungen sind vollkommen normal und kein Grund zur Sorge. Dies gilt insbesondere dann, wenn eine Erklärung auf der Hand liegt – beispielsweise, weil der berufliche Alltag aktuell sehr stressig ist oder ein Umzug ansteht. Leiden Sie häufiger unter unerklärlichen Wechseln der Stimmungslage oder halten die Beschwerden länger an, sollten Sie jedoch einen Arzt aufsuchen. Gleiches gilt, wenn weitere körperliche oder psychische Symptome hinzukommen. Jugendliche in der Pubertät, bei denen zusätzlich zu den Stimmungsschwankungen Aggressivität, Traurigkeit oder Essstörungen auftreten, sollten ebenfalls einem Arzt vorgestellt werden.
Stimmungsschwankungen: Wie stellt der Arzt eine Diagnose?
Es genügt nicht, Ihren Arzt über Ihre Stimmungsschwankungen zu informieren. Um eine sichere Diagnose zu stellen, muss er mehr über Sie und Ihre Lebensumstände wissen. Im Zuge einer ausführlichen Anamnese wird er Sie beispielsweise fragen, seit wann die Symptome bestehen, ob Ihnen weitere Veränderungen aufgefallen sind und ob es in letzter Zeit einschneidende Erlebnisse gab – beispielsweise eine Trennung, einen Jobwechsel/Jobverlust oder den Tod eines nahen Angehörigen.
Anschließend wird der Arzt eine körperliche Routineuntersuchung durchführen. Er hört Ihr Herz und Ihre Lunge ab, misst Ihren Blutdruck und überprüft, ob die Lymphknoten geschwollen sind. Die körperliche Untersuchung ist auch bei psychischen Beschwerden unerlässlich, denn auch diese können ihre Ursache in körperlichen Erkrankungen haben. Auch eine Blutuntersuchung ist daher in den meisten Fällen unverzichtbar, denn sie kann beispielsweise Hinweise auf einen Nährstoffmangel oder auf eine Leberzirrhose geben.
Hegt der behandelnde Arzt einen Verdacht auf eine neurologische Erkrankung (Demenz, Multiple Sklerose, Parkinson, Migräne), erfolgen neurologische Untersuchungen und/oder die Überweisung an einen Neurologen. Im Zuge des neurologischen Check-ups können auch bildgebende Verfahren wie die Computertomografie (CT) oder die Magnetresonanztomografie (MRT) zum Einsatz kommen.
Wie werden Stimmungsschwankungen therapiert?
Die Therapie von Stimmungsschwankungen hängt in erster Linie von der gestellten Diagnose ab. Liegt den Stimmungsschwankungen eine körperliche Krankheit zugrunde, konzentriert sich der Arzt auf deren Behandlung. Sobald eine geeignete Therapie eingeleitet wurde, lassen oftmals auch die Stimmungsschwankungen rasch nach.
Bleiben sämtliche Untersuchungen ohne Befund, sind die Stimmungsschwankungen psychisch bedingt. Sofern der Patient dies möchte, erhält er eine Überweisung an einen Psychotherapeuten oder Psychiater.
Stimmungsschwankungen effektiv vorbeugen
Bei leichteren, harmlosen Fällen von Stimmungsschwankungen können Sie selbst einiges tun, um sich schon bald wieder wohlzufühlen und dem Alltag gelassener entgegenzublicken.
5 Tipps zur Vorbeugung von Stimmungsschwankungen:
Tipp 1: Stimmungsschwankungen mit Heilpflanzen lindern
Heilpflanzen wie Baldrian, Lavendel und Melisse helfen nicht nur bei leichten depressiven Verstimmungen, sie können auch Stimmungsschwankungen effektiv lindern. Dies gilt auch dann, wenn die Stimmungsschwankungen im Zuge der Menstruation, der Wechseljahre oder im Rahmen einer Schwangerschaft auftreten. Auch ein Vitamin-B6-Präparat kann in diesem Fall hilfreich sein. Viele Gynäkologen empfehlen, das Präparat einige Tage vor der Menstruationsblutung einzunehmen, um die Symptome des Prämenstruellen Syndroms zu lindern.
Tipp 2: Ernährungsumstellung
Eine ausgewogene Ernährung wirkt sich positiv auf Körper und Seele aus. Wenn Sie häufig unter Stimmungsschwankungen oder ganz allgemein unter einer labilen Psyche leiden, kann es also hilfreich sein, den Speiseplan zu überdenken. Ernähren Sie sich möglichst vitamin- und mineralstoffreich und legen Sie Wert auf eine ausreichende Zufuhr von Ballaststoffen. Denn: Ballaststoffe tragen zur Darmgesundheit bei, und eine starke Darmflora fördert nachweislich die emotionale Stabilität. Vor allem Vollkornprodukte wie Vollkornbrot, Vollkornreis und Vollkornnudeln sind reich an hochwertigen Ballaststoffen. Mindestens ebenso wichtig sind mehrfach ungesättigte Fettsäuren, wie sie beispielsweise in Nüssen und Fisch enthalten sind. Süßigkeiten sind zwar nicht verboten, sollten aber nur gelegentlich verzehrt werden. Denn: Schokolade, Kekse und Co. enthalten einfache Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel stark ansteigen und ebenso schnell wieder sinken lassen. Besser sind komplexe Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel über einen längeren Zeitraum stabil halten. Vor allem Gemüse, Kartoffeln und Getreide sind reich an komplexen Kohlenhydraten.
Tipp 3: mehr Bewegung in den Alltag integrieren
Sport stärkt das Herz-Kreislauf-System, trägt zur Gesundheit des gesamten Bewegungsapparats bei und stabilisiert und fördert unser seelisches Wohlbefinden. Am besten suchen Sie sich eine Sportart, die Sie mit Freude betreiben und bei der Sie den Alltag vergessen können. Stimmungsschwankungen können auf diese Weise gar nicht erst entstehen. Vor allem Ausdauersportarten wie Joggen, Radfahren und Schwimmen haben sich bei der Bekämpfung von Stimmungsschwankungen, aber auch von depressiven Verstimmungen bewährt. Wenn Sie keinen Sport treiben möchten, integrieren Sie mehr Bewegung in Ihren Alltag: Gehen Sie regelmäßig spazieren, lassen Sie das Auto hin und wieder mal stehen und benutzen Sie die Treppe statt des Aufzugs.
Tipp 4: Entspannungsmethoden erlernen
Entspannung ist unerlässlich, wenn Sie Stimmungsschwankungen zuverlässig vorbeugen oder entgegenwirken möchten. Ob Yoga oder Tai Chi: Es gibt viele Möglichkeiten, dem Alltag zu entfliehen und die eigene seelische Widerstandskraft zu stärken. Auch kreative Hobbys, die es Ihnen ermöglichen, alles um Sie herum zu vergessen, sind eine einfache Möglichkeit, Stimmungsschwankungen zu vermeiden oder ihre Häufigkeit zu reduzieren.
Tipp 5: soziale Kontakte pflegen
Einsamkeit erhöht das Risiko für Stimmungsschwankungen. Daher gilt: Bauen Sie sich ein soziales Netz auf und pflegen Sie Kontakt zu Menschen, die Ihnen wichtig sind und Ihnen in schwierigen Situationen zur Seite stehen. Gute Möglichkeiten, um neue Kontakte zu knüpfen, bestehen beispielsweise in Vereinen oder durch ehrenamtliche Tätigkeiten.
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