Egal ob Sie neue Kontaktlinsen benötigen, es im Kampf gegen Ihre Migräne mit traditioneller chinesischer Medizin versuchen möchten oder ihnen Ihr Arzt zu einer zusätzlichen Krebsvorsorgeuntersuchung rät: Längst nicht alle Gesundheitsleistungen werden von der gesetzlichen Krankenkasse erstattet. Zudem sind auch viele Medikamente zuzahlungspflichtig. Abhilfe versprechen private Krankenzusatzversicherungen. Neben Versicherungen für stationäre Aufenthalte, wie z.B. die Krankenhauszusatzversicherung oder die Krankenhaustagegeldversicherung, besteht auch im ambulanten Bereich die Möglichkeit, Zusatzversicherungen abzuschließen und sich so vor den gesetzlichen Zuzahlungen zu schützen. In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie zum Thema ambulaten Zusatzversicherungen wissen sollten.
Was bringen ambulante Zusatzversicherungen?
Viele Gesundheitsleistungen werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht- oder nur teilweise bezahlt. Im ambulanten Bereich betrifft dies unter anderem
- Alternative Heilmethoden
- Sehhilfen
- Impfungen
- sowie bestimmte, ergänzende Vorsorgeuntersuchungen
Während die gesetzliche Krankenversicherung die Kosten für eine Brille bis 2003 bezuschusst oder gar komplett übernommen hat, erhalten Sie einen Zuschuss aktuell nur noch dann, wenn Ihre Sehleistung mit Sehhilfe weniger als 30 % beträgt. Als Kontaktlinsenträger müssen Sie außerdem nachweisen, dass Sie aus gesundheitlichen Gründen auf Ihre Linsen angewiesen sind. Darüber hinaus gibt es eine Reihe an Krebsvorsorgeuntersuchungen, die zwar medizinisch sinnvoll sind, häufig aber nur als Privatleistung angeboten werden. Gleiches gilt auch für Impfungen, obwohl einige Kassen die Kosten hierfür freiwillig übernehmen. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn Sie einer bestimmten Risikogruppe angehören (wie beispielsweise bei der Grippeimpfung). Da Heilpraktiker nur selten über eine Kassenzulassung verfügen, müssen gesetzlich Versicherte auch alternative Behandlungsmethoden für gewöhnlich aus eigener Tasche bezahlen. Die Kosten für Medikamente und Hilfsmittel (wie z.B. Gehhilfen) werden zwar von den meisten gesetzlichen Krankenversicherungen erstattet, jedoch müssen Sie auch hierbei einen Teil der Kosten selbst tragen. Mit einer ambulanten Zusatzversicherung können Sie sich gegen diese Zuzahlungen absichern. Darüber hinaus übernehmen ambulante Zusatzversicherungen die Leistungen, die von Ihrer GKV nicht bezahlt werden.
Für wen lohnt sich eine ambulante Zusatzversicherung?
Wer gesetzlich versichert ist, aber häufig private oder inviduelle Gesundheitsleistungen (iGel) in Anspruch nehmen, kann der Abschluss einer passenden Zusatzversicherung durchaus sinnvoll sein. Um herauszufinden, ob sich eine private Zusatzversicherung für Sie lohnt sollten Sie sich überlegen, von welchen Zusatzleistungen Sie tatsächlich profitieren könnten:
- Sind Sie oft beim Heilpraktiker oder greifen besonders gerne auf alternative Heilungsmethoden (wie z.B. homöopathische Mittel) zurück?
- Haben Sie starke Augenprobleme und sind auf (teils kostenspielige) Sehhilfen angewiesen?
- Fahren Sie oft ins Ausland und müssen die anfallenden Reiseimpfungen jedes Mal selbst bezahlen?
- Vorsorge: Sind Sie familiär vorbelastet und haben daher ein erhöhtes Risiko für bestimmte Erkrankungen? (z.B. Krebs)
Diese Fragen können Ihnen dabei helfen, herauszufinden, ob und für welche Leistungen sich der Abschluss einer ambulanten Zusatzversicherung rentieren könnte.
Was kostet eine ambulante Zusatzversicherung?
Die Preise der einzelnen Versicherungen und Tarife können stark variieren. So kann eine ambulante Zusatzversicherungen für einen 30-Jährigen zwischen 15 und 40 Euro kosten.
Der Beitragssatz hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab. Neben dem gewünschten Leistungsumfang hat auch Ihr Gesundheitszustand zum Vertragsabschluss einen erheblichen Einfluss auf den Preis. Wie bei den meisten Versicherungen werden auch private Zusatzversicherungen mit zunehmendem Alter teurer. Zu guter Letzt ergibt sich der Preis auch daraus, ob Sie mehrere einzelne Versicherungen abschließen oder sich direkt für ein Komplettpaket entscheiden.
Was leistet eine ambulante Zusatzversicherung?
Je nach Tarif enthält eine ambulante Krankenzusatzversicherung folgende Leistungen:
- Alternativmedizin: Generell werden nur wenige alternative Therapieverfahren von der gesetzlichen Krankenkasse bezuschusst. Behandlungen beim Heilpraktiker müssen Sie in der Regel komplett selbst bezahlen. Die meisten ambulanten Zusatzversicherungen übernehmen einen vorher festgelegten Prozentsatz der Heilpraktikerkosten (zwischen 60 und 100 %), sofern diese im Gebürenverzeichnis für Heilpraktiker (GebüH) oder im Hufeland-Verzeichnis gelistet sind. Der Höchstbetrag beläuft sich bei den meisten Versicheren auf 1000 bis 2000 Euro pro Jahr.
- Sehhilfen: Zuschüsse erhalten Sie auch bei Brillen, Kontaktlinsen, wobei die Versicherung etwa alle 2-3 Jahre zwischen 100 und 400 Euro der Kosten übernimmt. Einige Versicherungen bezuschussen sogar korriegiernde Laseberhandlungen (Lasik-Operationen).
- Bei zuzahlungspflichtigen Arzneimitteln übernehmen viele ambulante Versicherungen den Eigenanteil. Gleiches gitl auch für medizinische Hilfmittel wie z.B. Gehhilfen oder Sauerstoffgeräte.
Worauf muss ich beim Abschluss einer ambulante Zusatzversicherung achten?
Achten Sie, wenn Sie die einzelnen Versicherungstarife vergleichen, nicht nur auf den monatlichen Versicherungsbeitrag. Berücksichtigen sollten Sie auch, wie hoch der jährliche Maximalbetrag ausfällt, der von der Versicherung erstattet wird, beispielsweise bei Heilpraktikerbehandlungen oder Brillenversicherungen. Überprüfen Sie außerdem, welche der aufgeführten Einzelleistungen Sie tatsächlich benötigen und welche womöglich überflüssig sind.
Einzelversicherung oder Komplettpaket
Zwar erfolgt die Versicherung bei den meisten Anbietern nach dem Baukastenprinzip, d.h. als Kunde haben Sie die Möglichkeit, Ihr Versicherungspaket ganz individuell nach Ihrem eigenen Bedarf zusammenzustellen. Viele ambulante Zusatzversicherungen bieten aber auch Komplettpakete, bestehend aus mehreren Einzelleistungen, an. Da Sie hierbei aber oft für Leistungen bezahlen, die Sie gar nicht unbedingt benötigen, sollten Sie stattdessen lieber einzelne Versicherungen abschließen.
Wartezeit
In der der Regel müssen Sie etwa 3 Monate, also ein Quartal warten, bevor Sie die Leistungen der privaten Zusatzversicherung in Anspruch nehmen können. Diese Wartezeit können Sie jedoch umgehen, indem Sie einen Vertrag über Ihre gesetzliche Krankenversicherung abschließen. Allerdings ist dann meist eine genauer Gesundheitsprüfung (Stichwort: Vorerkrankungen) erforderlich.
Kostenübernahme bei Heilpraktikerbehandlungen
Bedenken Sie vor dem Abschluss einer Heilpraktikerversicherung, dass sich die Versicherer bei der Abrechnungen stets an der, teils stark veralteten, Gebührenordnung für Heilpraktiker orientieren, die eigentlichen Behandlungskosten in der Praxis aber oft deutlich höher ausfallen können. Diesen Teil der Kosten müssen Sie dann trotz Versicherung aus eigener Tasche bezahlen.
Tarife mit oder ohne Altersrückstellungen
Tarfie ohne so genannte Altersrückstellungen sind anfangs wesentlich günstiger. Langfristig gesehen kann sich ein Vertrag mit Alterrückstellungen aber durchaus lohnen.
So steigt der monatliche Beitragssatz von Krankenzusatzversicherungen ohne Altersrückstellungen mit zunehmendem Lebensalter immer weiter an, während Sie durch die Altersrückstellungen von weitgehend stabilen Beiträgen, auch im hohen Alter, profitieren.
Alter und Gesundheitszustand
Sowohl ein hohes Alter als auch Vorerkrankungen sind Faktoren, die den monatlichen Versicherungsbeitrag in die Höhe treiben. Aus diesem Grund ist eine Gesundheitsprüfung vor Vertragsabschluss bei fast allen Versicherungen Pflicht. Seien Sie hiebei auf jeden Fall ehrlich, da es sonst passieren kann, dass Ihre Versicherung später nicht zahlt oder Ihnen der Vertrag gekündigkt wird. Einige Versicherungen haben zu dem Altersbegrenzungen eingeführt. So dürfen Sie bei manchen Versicherern bei Vertragsabschluss nicht älter als 65 Jahre sein.
Keine Familienversicherungen
Anders als in der GKV, wo Kinder bis zu einem bestimmten Lebensalter kostenfrei mitversichert sind, gilt eine private Zusatzversicherung immer nur für eine Person. Ihre Kinder oder Lebensgefährten sind also nicht automatisch mitversichert. Bei Bedarf muss für sie eine zusätzliche Versicherung abgeschlossen werden.
(Weitere) Spartipps
- Viele gesetzliche Krankenversicherungen kooperieren mit privaten Versicherungsdienstleistern, sodass Sie ambulante Zusatzversicherungen auch direkt über Ihre Krankenkasse abschließen können. Hierbei können Sie je nach Versicherung und gewähltem Tarif bis zu 10 Prozent sparen. Jedoch sind diese Tarife nicht zwangsläufig besser oder günstiger.
- Darüber hinaus bieten einige Krankenkassen auch spezielle Tarife an, bei denen Sie auch für alternative Therapieverfahren hohe Zuschüsse bekommen. Unter Umständen kann sich, statt dem Abschluss einer privaten Zusatzversicherung also auch der Wechsel zu einer anderen gesetzlichen Krankenversicherung lohnen.
- Gerade bei Brillen und Kontaktlinsen sollten Sie überlegen, ob Sie statt einer Versicherung nicht auch einen festen Betrag pro Monat zurücklegen können (z.B. auf ein Sparkonto). Dieses Geld steht Ihnen dann beim nächsten Brillenkauf zur Verfügung.
- Sollten Sie sich dennoch für eine Versicherung entscheiden, können Sie auch eine spezielle Brillenversicherung abschließen, die nicht nur die Kosten für neue Sehhilfen übernimmt, sondern auch bei Beschädigungen oder Verlust der Brille einspringt.
Bildnachweis
Beitragsbild: © ckstockphoto / Pixabay
Quellen
https://www.check24.de/krankenzusatzversicherung/ambulante-zusatzversicherung/
https://www.finanztip.de/krankenzusatzversicherung/ambulante-zusatzversicherung/
https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/gesundheit-pflege/krankenversicherung/zusatzversicherungen-zur-gesetzlichen-krankenversicherung-10425
https://www.krankenversicherung-vergleich.de/magazin/sehhilfen-gkv-zusatzversicherung/
https://www.finanzen.de/news/zusatzversicherungen-auf-dem-pruefstand-wo-stimmen-preis-und-leistung